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Invasoren (Neophyten, invasive Arten) (Gelesen 14087 mal)
Invasoren (Neophyten, invasive Arten)
ich hab den thread-titel mal um den fuer gaertner gelaeufigeren begriff neophyten / invasive arten ergaenzt.
- Gänselieschen
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Re:Invasoren (Neophyten, invasive Arten)
Ich mag garnicht dran erinnert werden, mein Einwirken bei unserem Ordnungsamt, wegen des Knöterich ist bei einem Ortsbesichtigungstermin im Sande versackt. Habe nie wieder etwas gehört und es auch selbst nicht geschafft, irgendetwas zu machen. Reiße nur immer heraus, was bei mir im Garten hochkommt - und das wird natürlich immer mehr. So ein elendes Sch...zeug.L.G.
Re: Invasoren (Neophyten, invasive Arten)
Der Internethandel mit Pflanzen, die irgendwo in der Welt invasiv sind, ist gemäss einer Studie unerwartet gross und weitgehend unreguliert. 510 von 2625 im Internet angebotenen Pflanzen sind in irgendeiner Region invasiv, davon sind 35 als Top-Invasoren bekannt. (Primärquelle; Achtung Englisch und Spanisch)
Re: Invasoren (Neophyten, invasive Arten)
::)Dutzende Pflanzengattungen pauschal als invasiv einzustufen bringt doch nichts. Eichhornia z.B. ist in den Tropen invasiv und bei uns selbst im Gewächshaus nur schwer zu überwintern. Das sollte immer regional entschieden werden.
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Re: Invasoren (Neophyten, invasive Arten)
Offenbar wollen die Autoren drauf hinweisen, dass die Gefahr, dass potentiell Invasive in die falsche Region gelangen, mit dem globalen Internethandel gestiegen ist.
Re: Invasoren (Neophyten, invasive Arten)
Und dazu brauchen sie eine wissenschaftliche Untersuchung auf Englisch und Spanisch
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re: Invasoren (Neophyten, invasive Arten) - Prunus serotina
Aus Lerchenzorns Bericht:
Meine Frage dazu passt besser hier in diesen Thread. Also: Ich erinnere mich an Exkursionen zu Studienzeiten in Schleswig-Holstein, in denen Prunus serotina als eine der wenigen nichtheimischen Pflanzen bezeichnet wurde, die es schaffen würden, in auch nur schwach gestörte Bereiche einzudringen und sich dort zu etablieren.Weshalb wird die Art "gefürchtet"? Einfach weil sie sich auch in als naturnah angesehenen Bereichen etablieren kann, oder führt speziell ihr Vordringen dazu, dass andere Pflanzen(gesellschaften) verdrängt werden?Prunus serotina, der gefürchtete Neophyt, scheint hier der heimischen Tier- und Pflanzenwelt ein guter Schutzpatron zu sein.
Re: Invasoren (Neophyten, invasive Arten)
Bei uns wächst Prunus serotina überall und sät sich überall. Mein Vater hat vor 35 Jahren bei der Auffplanzung unserer Hauskoppel damals ein paar Exemplare gepflanzt und jetzt wandern die hier überall in der Gegend auf den Knicks.Verdrängen tun sie hier nichts und sie sind gutes Brennholz:) Prunus padus haben wir hier auch, wird oft von der Gespinstmotte befallen.....Ich esse die schwarzen Beeren bei Reife gerne und mag den leicht bitteren Geschmack.LG von July
- zwerggarten
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Re: Invasoren (Neophyten, invasive Arten) - Prunus serotina
hast du schon mal waldunterholz gesehen, das fast nur noch aus dem durchaus stark verschattenden prunus serotina besteht? ich schon. und vielleicht profitieren deutlich weniger wildlebende organismen von dem fast kirschlorbeerhässlichen mistzeug?als kind pflanzte ich das mal freiwillig in den waldgarten, mittlerweile rupfe ich jährlich -zig sämlinge und schneide die verbliebenen altpflanzen nach der blüte und vor irgendeiner fruchtreife zum sichtschutzbusch. was hier als gehölzsämling im wesentlichen nicht (noch) faulbaum oder eberesche ist, ist spätblühende traubenkirsche oder felsenbirne, die hat auch ein übles potential...... oder führt speziell ihr Vordringen dazu, dass andere Pflanzen(gesellschaften) verdrängt werden?
pro luto esse
moin
"(…) die abstrakten worte, deren sich doch die zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches urteil an den tag zu geben, zerfielen mir im munde wie modrige pilze." hugo von hofmannsthal – der brief des lord chandos
moin
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- lerchenzorn
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Re: Invasoren (Neophyten, invasive Arten)
Das Mondrauten-Wäldchen ist sicher ein Sonderfall. Die Ausgangssituation, für die Umgebung besondere Substrate und der mit etwa 50 Jahren doch immer noch "jugendliche" Standort zeigen hier auch ihre Wirkung. Was ich an der Späten Traubenkirsche in diesem Fall schätze, ist ihr rasant zerfallendes Laub - ein sehr gründlicher Unterschied zum Kirschlorbeer - und dass sie, im Unterschied zur Robinie, offenbar keine zusätzlichen Nährstoffe in den Standort hinein holt. Damit bleibt über Jahrzehnte ein sehr "frischer" Standort erhalten, der viele Lichtwaldarten ausdauern lässt.Es ist wie so oft eine Frage des Blickwinkels. Prunus serotina prägt in der Gegend über weite Strecken das Waldbild, weil sie kaum Licht zum Keimen und Aufwachsen benötigt. Forstliche Verjüngungsmaßnahmen werden damit zum Kraftakt. Die Buche und wenige andere Bäume sind dieser Konkurrenz gewachsen, andere Forstbaumarten haben erhebliche Probleme, darunter hoch zu kommen. Manche Förster möchten kaum zugeben, dass es ihre eigene Zunft war, die den Baum eingeschleppt hat, wohl in der Hoffnung, mit genau diesen günstigen Streueigenschaften die sauren Rohhumuspakete in den Nadelwaldböden in bessere Zustände zu versetzen (und vielleicht noch Furnierholz ernten zu können). Der Frust kam bald, als sich die Hoffnungen nicht wirklich erfüllten und die Konkurrenz zu den anderen Wirtschaftsbaumarten deutlich wurde. Den Fehltritt schieben manche heute gern den Imkern in die Schuhe.Ich kenne hier in der Gegend kaum eine heimische Pflanze, die explizit durch die Späte Traubenkirsche in einem populationswirksamen Ausmaß verdrängt wird. Die ganze bunt blühende Lichtwald- und Saumvegetation ist schon vor deren Ausbreitung unter den immer dichter schließenden Kronen der Forste und Wälder und in den ständig dicker werdenden Streudecken erstickt. Für die natürlichen Lebensräume und deren Artenzusammensetzung ist die Art also differenzierter zu bewerten und keineswegs nur zu verteufeln.Was zum Erhalt der landschaftstypischen Artenvielfalt in den Wäldern fehlt, ist die abbauende Dynamik. Es bräuchte Prozesse, die periodisch oder regelmäßig auf begrenzter Fläche (wenige Prozent der Waldlandschaft) den Wald und die Standorte in junge Sukzessionsstadien zurücksetzen.
Re: Invasoren (Neophyten, invasive Arten)
Kahlschläge, Panzermanöver, Waldbrände? Jetzt verstehe ich es auch besser, wieso mir ein junger Förster mal sagte, er finde es gar nicht so schlimm, wenn der Harvester den Waldboden stellenweise verwüste.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
- lerchenzorn
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Re: Invasoren (Neophyten, invasive Arten)
Kahlschlag reicht nicht, Panzer waren gut, aber (in jeder Hinsicht) zu teuer, Waldbrände sind klasse, aber auch zu teuer. (Harvester reicht auch nicht - der schafft keine Biotopgestaltung.)Das ist jetzt die Stelle für die Maoam-Frage.
Re: Invasoren (Neophyten, invasive Arten)
;DVielen Dank für deine Erläuterungen!Auch der Suche nach Infos war ich vorhin auf diese Seite gestoßen: Prunus serotina in BerlinDa scheint mir diese Gehölzart ein Sündenbock zu sein, der für Fehlentwicklungen herhalten muss, die ganz andere Ursachen haben.
Re: Invasoren (Neophyten, invasive Arten)
Manche Neophyten, wie z.B. der japanische Staudenknöterich, sind so aggressiv vital, dass aus jedem kleinen übersehenen Wurzelstückchen oder Zweigstückchen neue Pflanzen wachsen. Aus Großbritannien ist bekannt, dass die Wurzeln des japanischen Staudenknöterichs auch mal 8-15 m z.B. unter Fundamente hindurch wachsen, um auf der andere Hausseite wieder ans Tageslicht zu kommen.Bei solchen aggressiven Neophyten hilft keine mechanische Bekämpfung, ja diese trägt zur Verbreitung noch bei. In diesen seltenen Fällen hilft nur ein Totalherbizit zu sprühen, da dieses bis in die letzte Wurzelspitze wirkt.In manchen Bundesländern und Städten gibt es spezielle staatliche Stellen, wo man solche Neophyten melden kann. Dann kommt ein Trupp, um diesen den Garaus zu machen.