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Leittriebe anschneiden (Gelesen 9170 mal)

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Moderator: cydorian

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Dendrobiumglotzer

Leittriebe anschneiden

Dendrobiumglotzer »

Hallo!Warum schneidet man beim Obstbaumschnitt(Apfelbaum) die Leitäste, Leittriebe an?Was bewirkt das im späteren Wachstum?Wenn man einen Baum schneidet, was macht es für einen Unterschied, wenn man die Leitäste und Leittriebe nicht, oder doch anschneidet???Wie ist das Wachstum?Grus, DG
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Starking007
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Re:Leittriebe anschneiden

Starking007 » Antwort #1 am:

Probiers aus!Schneid jeden 2ten Leitast an, an einem anderen Baum machs anders.Klima- und Ertragseinfluus berücksichtigen.Dann siehst du und glaubst!Theoretisch ist das alles zu erklären, aber nicht leicht zu vermitteln.
Gruß Arthur
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uliginosa
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Re:Leittriebe anschneiden

uliginosa » Antwort #2 am:

Leittriebe werden angeschnitten um die Verzweigung zu fördern und damit sie schneller kräftiger werden.Die oberste Knospe hemmt den Austrieb der anderen Knospen = Apikaldominanz, wenn diese gebrochen ist, treiben mehr Knospen aus.Von den neuen Trieben wird ein neuer Leittrieb, der kräftigste, obere, mittlere ausgewählt und Konkurrenztriebe werden entfernt.
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
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ritax
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Re:Leittriebe anschneiden

ritax » Antwort #3 am:

... und wann macht man das, wenn ich mich da interessehalber einmischen darf?lg, rita
Wienerwald
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uliginosa
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Re:Leittriebe anschneiden

uliginosa » Antwort #4 am:

Jetzt im Frühjahr, wenn es keinen Frost hat.
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
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A-String
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Re:Leittriebe anschneiden

A-String » Antwort #5 am:

Die oberste Knospe hemmt den Austrieb der anderen Knospen = Apikaldominanz, wenn diese gebrochen ist, treiben mehr Knospen aus.
Aber geht dann nicht die Apikaldominanz auf die oberste Knospe nach dem Anschneiden über?Meines Erachtens ist ein wichtiger Grund für das Anschneiden, die Verzweigung dahingehend zu fördern, dass viele der verbliebenen Knospen möglichst stark austreiben. Würde man nicht anschneiden, hätte man vor allem Austriebe an wenigen Knospen weit oben, was zum Verkahlen des Astes führen und zudem verhindern würde, dass der Trieb sich verstärkt im Querschnitt vergrößert und damit stabilisiert.
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uliginosa
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Re:Leittriebe anschneiden

uliginosa » Antwort #6 am:

Wenn nicht angeschnitten wird, entstehen lange, dünne, instabile Gakeltriebe."Aber geht dann nicht die Apikaldominanz auf die oberste Knospe nach dem Anschneiden über?"Offensichtlich nicht, da viele austreiben. Ist oft zu sehen, wenn Sträucher oder Obstbäume einfach abgesäbelt werden: ganze Büschel neuer Triebe.Wenn an einer Verzweigung geschnitten wird, übernimmt die oberste Knospe des (vorherigen) Seitenasts und verhindert die Entstehung vieler Seitentriebe."Meines Erachtens ist ein wichtiger Grund für das Anschneiden, die Verzweigung dahingehend zu fördern, dass viele der verbliebenen Knospen möglichst stark austreiben. Würde man nicht anschneiden, hätte man vor allem Austriebe an wenigen Knospen weit oben, was zum Verkahlen des Astes führen und zudem verhindern würde, dass der Trieb sich verstärkt im Querschnitt vergrößert und damit stabilisiert."Hm, sag ich doch! (s.o.)
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
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A-String
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Re:Leittriebe anschneiden

A-String » Antwort #7 am:

Offensichtlich nicht, da viele austreiben.
So ganz offensichtlich ist das nicht unbedingt, da ja durch das Schneiden auch die Anzahl der Knospen verringert wird. Würde man nicht schneiden, aber viele Knospen ausbrechen, dann sollten eigentlich die verbliebenen trotz Apikaldominanz auch verstärkt austreiben. Was mir prinzipiell nicht ganz einleuchtet - woher "weiß" der Baum, dass die Apikaldominanz zunichte gemacht wurde?Edit: Hat sich geklärt, liegt am Hormon Auxin!Das mit der Verzweigung und dem Seitenast hab ich nicht ganz verstanden - heißt dass, das alle Seitenäste auch angeschniten werden müssen, wenn man eine gute Verzweigung erreichen möchte?
Floris
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Re:Leittriebe anschneiden

Floris » Antwort #8 am:

Leittriebe werden angeschnitten um die Verzweigung zu fördern und damit sie schneller kräftiger werden.
Da von den Trieben nur einer belassen wird, ist der Austrieb mehrerer Knospen hier wohl doch unerwünscht, es sei denn um aus mehreren Trieben den auszuwählen der am ehesten in die gewünschte Richtung zeigt.Ich sehe den Zweck darin, dass ein im zeitigen Frühjahr angeschnittener Trieb stärker wächst und damit kräftiger wird. Darauf kommt es bei der Leitasterziehung schließlich an. Wenn ich Seitenäste anschneide wird dort ebenfalls das Triebwachstum gefördert und damit die Blütenbildung gemindert, was nicht erwünscht ist.Das Entspitzen von Trieben um die Verzweigung zu fördern kenne ich nur aus der Spalierobsterziehung und dort auch nur im Sommer.Grüße Floris
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uliginosa
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Re:Leittriebe anschneiden

uliginosa » Antwort #9 am:

Schwieriges Thema, das aus diesem Grund hier wohl auch meist vermieden wird ... Obstbaumschnitt und -Erziehung macht bei uns GG - ich bin mehr interessierte Zeugin. 8) Aber ich versuchs noch mal.Generell muss man unterscheiden zwischen der Erziehung eines jungen Obstbaumes und dem Pflegeschnitt bei älteren Bäumen. Bei der Erz. geht es erst mal um den Aufbau einer stabilen gut verzweigten Krone. Deshalb soll mit dem Pflanzschnitt auch erstmal Verzweigung bewirkt werden. Auch am Leittrieb sollen seitliche Verzweigungen entstehen, entfernt werden aber ähnlich gerichtete, steil nach oben wachsende Konkurrenztriebe.Später wird dann v.a. ausgelichtet und nach innen wachsendes rausgenommen. A-String: "Das mit der Verzweigung und dem Seitenast hab ich nicht ganz verstanden - heißt das, dass alle Seitenäste auch angeschniten werden müssen, wenn man eine gute Verzweigung erreichen möchte?"Beim Erziehungsschnitt und in den ersten Jahren werden auch die Seitenäste angeschnitten. Was ich damit eigentlich gemeint habe, passt vielleicht nicht ganz zum thema: Wenn du einen Ast abschneidest und nicht willst, dass ganze Büschel neuer Triebe entstehen, musst du ihn ganz herausnehmen, also an einer Verzweigung (oder am Stamm) abschneiden. Die oberste Knopse der Verzweigung produziert dann Hormone, die den Austrieb der weiter unten liegenden Knospen hemmen.
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Re:Leittriebe anschneiden

cydorian » Antwort #10 am:

Schwieriges Thema, das aus diesem Grund hier wohl auch meist vermieden wird ...
Vieles lässt sich nicht generalisieren. Zum Beispiel schneide ich je nach Sorte anders. Berlepsch bekommt z.B. einen langen Fruchtholzanschnitt. Es gibt Sorten, die verzweigen schlecht, neigen zu sparrigem Wuchs. Dazu gehören viele Neuzüchtungen. Dort wird durch den unbedingt nötigen Anschnitt Verzweigung gefördert. Es gibt Sorten, die neigen zu früher Vergreisung - dort wird auch schon recht früh das Wachstum angeregt und dafür gesorgt, dass alte Äste auf junge Triebe abgeleitet werden können. Ist wichtig bei Sorten wie Goldparmäne.Oder auch die Position: Die Äste im unteren Bereich dürfen ruhig länger und erst wenig verzweigt sein. Erst einmal nicht anschneiden, aber dafür sorgen dass sie nicht zu früh abkippen.
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Re:Leittriebe anschneiden

frankste » Antwort #11 am:

Beim Anschneiden bitte das Ausbrechen der Knospen, die in nicht gewünschte Richtungen (innen) zeigen nicht vergessen. Beim Mittelleittrieb auch nach der obersten, die den fortsetzen soll, einige ausbrechen um die Entstehung von Konkurrenztrieben gleich auszuschließen - so muss man nicht später viel Zuwachs wegschneiden.
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Re:Leittriebe anschneiden

uliginosa » Antwort #12 am:

Hm, wir hatten es aber auch schon öfter, dass der Trieb aus der obersten Knospe nicht (richtig) kam, dann übernehmen Triebe aus den nächst unteren Knospen. Wenn die dann alle ausgebrochen sind? :o Cydorian: "Berlepsch bekommt z.B. einen langen Fruchtholzanschnitt."Was heißt das denn? Der Berlepsch wurde schon geschniten, mal gucken, ob GG das richtig gemacht hat. ;D
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Re:Leittriebe anschneiden

cydorian » Antwort #13 am:

Berlepsch bildet schon von sich aus gut verzweigte, breite Kronen. Man sollte stärkere Äste nicht mehr schneiden, dafür das Fruchtholz lang anschneiden. "Anschnitt" bedeutet immer, einen einjährigen Trieb einzukürzen, soviel ist oben ja schon klar geworden.Langer = starker Anschnitt, es wird weit geschnitten.Kurzer = schwacher Anschnitt, es wird kurz geschnitten.Je länger, desto stärker die Wuchsförderung. Man schneidet damit natürlich auch zukünftiges Fruchtholz weg.
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A-String
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Re:Leittriebe anschneiden

A-String » Antwort #14 am:

Hm, wir hatten es aber auch schon öfter, dass der Trieb aus der obersten Knospe nicht (richtig) kam, dann übernehmen Triebe aus den nächst unteren Knospen. Wenn die dann alle ausgebrochen sind?
Hatte ich noch nicht so oft - aber zur Sicherheit hatte ich immer eine Knospe in der gleichen Richtung belassen und den Trieb dann eben frühzeitig entfernt, wenn abzusehen war, dass der Spitzentrieb sich entwickelt.
Cydorian: "Berlepsch bekommt z.B. einen langen Fruchtholzanschnitt."Was heißt das denn?
Naja, solche Erkenntnisse entspringen vermutlich langjährigen Erfahrungen. Dabei wird cydorian wohl festgestellt haben, dass sich beim Anschneiden des Fruchtholzes der Sorte Berlepsch wenig senkrechte Triebe, aber viele Blütenknospen entwickeln, vermutlich verbunden mit der Erkenntnis, dass das Fruchtholz dieser Sorte eher einer Erneuerung bedarf als das anderer.Solche sortenspezifischen Schnittempfehlungen zeigen, dass der Obstbaumschnitt eine absolut nichttriviale Angelegenheit darstellt, zumindest wenn man versucht, wirklich das Optimum rauszuholen.
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