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Gründung Gartenbaubetrieb (Gelesen 9060 mal)

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Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR

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bubble
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Gründung Gartenbaubetrieb

bubble »

Hallo,als Neuling in diesem Forum möchte ich mich erstmal kurz vorstellen.Ich heiße Martin bin Staudengärtner und arbeite z.Zt. in einem großen Gartencenter in Köln.Nun zu meiner Frage: Wie kann man Land pachten um darauf gewerbsmäßig Pflanzen (Stauden, Kräuter, Gemüse) anbauen? Reines Ackerland ist ja nur zur landwirtschaftlichen Urproduktion zugelassen und darf wohl auch nicht eingezäunt werden. Ich denke an eine Fläche von 0,5 bis 1 ha, auf welcher man zumindest Folientunnel errichten kann.
Käfermama

Re:Gründung Gartenbaubetrieb

Käfermama » Antwort #1 am:

Hallo Martin,ich bin auf einem kleinen Bauernhof aufgewachsen. Als mein Vater starb, hat meine Mutter die Ackerflächen an andere Bauern verpachtet, weil sie den Betrieb in der damaligen Größe alleine nicht bewirtschaften konnte.Wenn Du Pachtland sucht, dann frag doch einfach mal in der von Dir anvisierten Gegend die Bauern, ob jemand Land zur Pacht abgeben möchte oder weiß, wer das gerne möchte.Aus meiner Heimat weiß ich, dass viele Bauern, die ihren Betrieb aufgeben wollen, gegen wenig Geld ihr Land verpachten, um so sicherzustellen, dass das Gelände nicht verunkrautet und "in Schuss" gehalten wird.Ich drücke Dir die Daumen, dass Du Erfolg hast!
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SusesGarten
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Re:Gründung Gartenbaubetrieb

SusesGarten » Antwort #2 am:

Hallo Bubble,man darf auf dem Land ggf. einzäunen, wenn es sich bei dem, was man betreiben will, um ein priviligiertes Vorhaben handelt und einige andere Dinge gesichert sind. Man darf bei solchen Vorhaben in der Regel auch Betriebsgebäude und ggf. ein Betriebsleiterwohnhaus bauen. Welche Vorhaben priviligiert sind, steht in § 35 des Baugesetzbuches (BauGB). Priviligiert sind u.a. Vorhaben, die "einem Betrieb der gartenbaulichen Erzeugung" dienen. Also, Gärtnereien dürfen ihre Flächen, wenn das notwendig ist, einzäunen.Du solltest also in dem Bereich, in dem Du Flächen suchst, nach Pachtland suchen. Dabei solltest Du darauf achten, dass das Land irgendwie erschlossen ist, also mindestens einem Zugang von einem Wirtschaftsweg hat, und möglichst nicht in einem Landschaftsschutzgebiet, schon gar nicht in einem Naturschutzgebiet liegt und die Fläche möglichst im Flächennutzungsplan als Fläche für Gartenbaubetriebe ausgewiesen ist. Pachtflächen bei Landwirten können auch gehen. Mitunter hat aber die Landwirtschaftskammer etwas dagegen. Bei relativ kleinen Flächen sollte das aber egal sein.Du kannst eine Fläche alleine suchen, was mitunter nicht einfach ist, wenn man sich nicht auskennt. Du kannst Dich auch an die örtliche Wirtschaftsförderung wenden. Die sollten Beratungen für Existenzgründer haben. Die können auch bei dem ganzen formalen Kram, wenn was genehmigt oder angezeigt werden muss, helfen. Oftmals weiß man ja nicht, was man alles tun muss. Oder Du suchst gezielt nach einer aufgelassenen, alten Gärtnerei. Alte Gärtnereien gibts hier bei uns, am Niederrhein, gar nicht so selten. Wie das im Kölner Raum ist, weiß ich nicht.Gruß, Susanne
Viele Grüße, Susanne
Froschlöffel

Re:Gründung Gartenbaubetrieb

Froschlöffel » Antwort #3 am:

Hallo Martin,mache Dich über den jeweiligen Flächennutzungsplan schlau, der mögliche Nutzungen festlegt, man darf nicht überall alles machen.Manche Grundstücke kann man preiswert pachten, aber man darf dann nur eine begrenzte Infrastruktur aufbauen. Ich hatte mal einen Garten, da durfte man nicht einmal ein kleines Holzhäuschen draufstellen.
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Taques
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Re:Gründung Gartenbaubetrieb

Taques » Antwort #4 am:

Hallo Martin,diesen Gedanken hatte ich bis letztes Jahr auch, aber ganz ehrlich - vergiß es, es sei denn du hast Glück und kannst einen vorhandenen (eingezäunten) Betrieb übernehmen.Ich kann hier nur für Bayern sprechen, aber:- du darfst landwirtschaftliche Flächen nicht einzäunen und Folientunnel schon gar nicht errichten- oft wird sogar vorgegeben ob Grund als Wiese oder als Acker genutzt werden darf, also Vorsicht bei der Pacht!- ohne Zaun hast du meist Wildverbiß ohne Ende und die Leute klauen auch wie die Doofen (hier hat einer aufgegeben, weil bis zu 25% seiner Pflanzen - nicht nur die Ernte davon! - nachts geklaut wurde! - Du hast kaum Möglichkeiten Geräte, Maschinen, Kleinkram wie Blumentöpfe unterzubringen, da du weder eine Hütte noch einen Bauwagen aufstellen darfst- Wasserentnahme, selbst aus einem Pumpbrunnen oder aus einem Bach muß genehmigt werden und kostet Geld (glaube hier 150,- Euro pro Jahr).Alles andere ist nur erlaubt wenn man privilegiert ist und das ist nur möglich wenn es meine Haupteinnahmequelle ist (aber wie soll das beim Neustart eines Gartenbaubetriebs gehen???). Alternative du kaufst erst mal jede Menge Pflanzen kaufen und verkaufst sie gleich wieder, aber dann wird die Abgabe für die Handelskammer fällig, da keine Urproduktion mehr...Ich wollte Kräuter und Heilpflanzen, sowie alte Gemüsesorten züchten, bin jetzt aber auf einen Schrebergarten (ohne Auflagen) umgestiegen und werde von dort aus (ok auch nicht erlaubt, aber möglich) die Pflanzen züchten und im kleineren Stil auf regionalen Veranstaltungen verkaufen.Bei der EU nicht registrierte Gemüsesorten dürfen aber offiziell weder als Saatgut noch die Ernte davon gehandelt (und auch nicht verschenkt!!!) werden - es kann also zu einer Geldstrafe (wie vor kurzem in Frankreich) kommen... sowas wird nicht gern gesehen...Ich glaube Gartenbau "vom kleinen Mann" wird nicht gern gesehen, lieber riesige Produktionsflächen die mit Monsanto Saatgut bewirtschaftet werden.Solltest du eine Gesetzeslücke finden, ich bin immer daran interessiert!LGTaques (die mit der Bürokratie auf Kriegsfuß steht)
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bubble
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Re:Gründung Gartenbaubetrieb

bubble » Antwort #5 am:

Vielen Dank für die interessanten Antworten,@susesgarten: das mit der Wirtschaftsförderung werde ich auf jeden Fall versuchen, super Tip.@taques: ich werde dich auf dem laufenden halten wie es bei mir läuft, stehe ja noch ganz am Anfang.Weiß jemand denn was von alten bzw. aufgegebenen Gärtnereien in Köln?Und was ist Urproduktion? Das ziehen von Pflanzen generell oder der Anbau von Getreide, Kartoffeln & Co???beste Grüße, Martin
troll13
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Re:Gründung Gartenbaubetrieb

troll13 » Antwort #6 am:

Meines Wissens wird die Produktion von Stauden und anderen Zierpflanzen auch zur Urproduktion gezählt.Du kannst steuerlich auch als Gärtner steuerlich ein landwirtschaftlicher Betrieb sein. wenn Deine Einnahmen zum überwiegenden Teil aus eigener Produktion stammen.Die Idee mit der aufgegebenen Gärtnerei ist vielleicht nicht die schlechteste. Du musst jedoch bedenken, entweder ganz oder gar nicht.Wenn Du Deinen Betrieb anmeldest, hast Du ruckzuck die Landwirtschaftkammer, die Berufsgenossenschaft und die landwirtschaftliche Alterskasse und das Finanzamt am Hals.Da muss Deine Urproduktion im Nebenerwerb schon einiges abwerfen, damit es sich lohnt.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
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BuckarooBanzai
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Re:Gründung Gartenbaubetrieb

BuckarooBanzai » Antwort #7 am:

Sei mir nicht böse bubble aber wenn du solch Grundlegende Dinge nicht weisst dann würde ich mir das mit dem Selbstständig machen vorerst nocheinmal überlegen. Das geht sonst zu schnell nach hinten los.Mach doch erst einmal deinen Meister da werden dir die Grundlegenden Dinge der BEtriebswirtschaft, Buchhaltung usw was du zur Gründung eines Betriebes brauchst beigebogen. Dann kannst du mit deinem Meistertitel auch ein bisschen Werbung machen.
Erst muss sich der Gärtner mit dem Spaten mühen dann kann der Baum im Garten blühen.
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bubble
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Re:Gründung Gartenbaubetrieb

bubble » Antwort #8 am:

Hallo buckaroobanzai, eigentlich geht es mir nur um Ideen wie man an eine geeignete Fläche kommen könnte, um erstmal im Nebenerwerb klein anzufangen. Wie du bei meiner Unkenntniss zur 'Urproduktion' Rückschlüsse über betriebswirtschaftliche Defizite ziehen kannst ist mir rätselhaft. Aber vielen dank für alle anderen, konstruktiven Anregungen.beste Grüße, Martin
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Staudo
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Re:Gründung Gartenbaubetrieb

Staudo » Antwort #9 am:

Am ehesten wirst Du eine kleine, verwinkelte Fläche weitab vom Schuss bekommen. Guten Acker rückt kein Bauer raus. Ich würde exzessiv Wochenendausflüge machen und dabei vor allem auf verwilderte Grundstücke am Rand kleiner Dörfer achten.Ich habe drei Jahre gebraucht, bis ich ein zusagendes Grundstück für eine Staudengärtnerei erhielt und das auch nur, weil die Stadtverwaltung Zugriff auf eine sehr verwahrloste Fläche erhielt. Die Bauern, die ich fragte, lachten mich aus.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
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RosaRot
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Regenschatten Schattenregen Nordöstliches Harzvorland, Podsol, Regosol 7b 123m

Re:Gründung Gartenbaubetrieb

RosaRot » Antwort #10 am:

Unlängst wurde hier in der Gegend (Wegeleben, Sachsen-Anhalt) eine aufgelassene und schon verwahrloste Gärtnerei angeboten, mit Zetteln im Bioladen. Wie die Suche nach einem Bewirtschafter ausging weiß ich nicht. Gutes Land gibt es hier auch nicht so einfach, verwahrloste, auch große Grundstücke schon eher.
Viele Grüße von
RosaRot
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Gartenlady
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Re:Gründung Gartenbaubetrieb

Gartenlady » Antwort #11 am:

Was ist eigentlich aus Frau Schmiemanns Gelände in Köln geworden nachdem sie die Helleboruszucht an Peter Janke gegeben hat?
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