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Unkraut als Verdunstungsschutz? (Gelesen 4698 mal)

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Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR

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fars
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Unkraut als Verdunstungsschutz?

fars »

Unkraut (auch Wildkräuter, Beikräuter, spontane Begleitvegetation genannt) wachsen insbesondere in bestens aufbereiteten Beeten. Nicht aus Faulheit, sondern aus Nützlichkeitserwägungen spekuliere ich darüber, ob das Unkraut eher Bodenfeuchtigkeit bewahrend ist, also quasi eine Mulchfunktion erfüllt, oder dem Boden doch mehr Feuchtigkeit entzieht (und verdunstet) als wenn es gejätet worden wäre.Von optischen, ästhetischen Aspekten einmal abgesehen: Wie ist eure Meinung?
max.
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Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

max. » Antwort #1 am:

optimal wäre: jäten und liegenlassensuboptimal: nackter bodenkontraindiziert: unkraut fröhlich wachsen lassendas ist aber keine meinung, sondern altehrwürdige, tausendfach erprobte gärtnerweisheit.
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Danilo
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Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

Danilo » Antwort #2 am:

Ich habe tatsächlich die Erfahrung gemacht, daß die von der indivuellen Ruderalflora meines Gartens dicht bewachsenen Flächen definitiv ein Feuchtigkeitsplus einbringen. Nach meiner Beobachtung gleicht der Beschattungs- und Verdunstungschutz der Grünmasse den Wasserverbrauch des Bewuchses mehr als aus.Insbesondere hält sich hier Feuchtigkeit länger als in den auf meine Weise gemulchten und bepflanzten Staudenbeeten. Obwohl meine gesamte Gartenphilosophie an sich schon sehr bewusst auf den Wasserhaushalt ausgerichtet ist, bleiben die Ruderalflächen hydrologisch klar im Vorteil.Bis auf Arten, die ich aus irgendeinem Grund nicht dulden will, lasse ich daher die meisten Beikräuter in den Beeten gewähren. Diese Akzeptanzstrategie hatten wir hier ebenfalls schon diskutiert.Der Verdunstungs- und Verschlämmungsschutz ist für mich ein weiteres Pro-Argument für das Akzeptieren insbesondere der einjährigen Pioniervegetation. Wäre sie als Pflanzengesellschaft stabil genug, würde ich sie sogar ungestört lassen. Doch wie es sich gehört wird sie schnell von den einschlägigen ausdauernden Stickstoffzeigern verdrängt, die mir irgendwann dann doch lästig sind, daher überbrücken die Einjährigen zunächst nur die Zeitspanne, die die höheren Stauden brauchen, um selbige zu verdrängen, oder die ich benötige, um genug Material konkurrenzstarker Bodendecker nachzuziehen (Polygonum affine, Ajuga reptans, Geranium-Arten etc.). Das Prinzip bleibt ja immer das gleiche, nur daß ab hier der ästhetische Aspekt hinzukäme.
Zausel

Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

Zausel » Antwort #3 am:

Beobachtung (Sandboden, humos):
  • Beet ohne Beikräuter- Erde f...trocken
  • Beet gleich daneben, ungejätet: Boden "erdfeucht"
Vermutung: die Feuchtigkeit bleibt nicht nur durch die Beschattung im Boden, die Wurzeln halten das Wasser.
max.
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Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

max. » Antwort #4 am:

danilo,was mich ein wenig an deiner einschätzung zweifeln läßt, kommt eigentlich aus dem weinbau, sollte aber auf den gartenbereich anwendbar sein:es ist der von den weinbauämtern empfohlene umgang mit der bodenbegrünung. -bei nässeperioden wird empfohlen, den (spontanen oder gezielt eingebrachten) aufwuchs ungestört wachsen zu lassen, damit er den reben feuchtigkeit entzieht.-bei trockenheit soll er möglichst kurz gehalten werden, und gar- bei extremer dürre umgebrochen werden. dem entspricht auch, daß in trockenen weinbauregionengar kein unterwuchs zu sehen ist, in etwas niederschlagsreicheren jede zweite zweile begrünt ist und in feuchteren dauerbegrünung praktiziert wird.
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BuckarooBanzai
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Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

BuckarooBanzai » Antwort #5 am:

Fars wann kontrollierst du denn deine Flächen? Ich denke morgens sind die Flächen sicherlich feuchter weil sich auf der Vegetation ja Unmengen von Tau ansammelt. Ich bin auch der Meinung das Flächen die mit Unkraut bewachsen sind in den oberen Schichten feuchter sind. Vertrete aber die Meinung ,das der Vorteil größerer Feuchtigkeit, den Konkurrenzdruck der von den Wildkräutern erzeugt wird nicht aufwiegt. Zumindestens im Staudenbeet (aber das sollte ja eigentlich sowieso eine geschloßene Vegetation aufzeigen).
Erst muss sich der Gärtner mit dem Spaten mühen dann kann der Baum im Garten blühen.
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fars
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Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

fars » Antwort #6 am:

Nein, es geht nicht um ein Staudenbeet, da hier auch der Aspekt des Überwucherns und der "Unterdrückung" eine Rolle spielen würde. Meine Frage bezieht sich auf eine Beet mit Gehölzen. Präzise: Rhododendren.
Zausel

Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

Zausel » Antwort #7 am:

Bei den Rhododendren würde ich den Gundermann als Konkurrenz ansehen, ihn roden und unter den Büschen als Mulch benutzen. Der Teil, der wieder anwächst, wäre dann bei der nächsten Rodungsaktion dran, fars.
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fars
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Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

fars » Antwort #8 am:

Aber gerade der sieht doch so hübsch aus!
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leichtsein
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Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

leichtsein » Antwort #9 am:

Ich würde Gundermann nicht wirklich als Konkurrenz sehen, vielleicht noch in der Anwachsphase etwas "mulchen", aber sonst stehen lassen. Meine Beobachtung ist ebenfalls, dass die "Beikräuter" einen äußerst positiven Effekt haben, zum Beispiel auch, dass der Boden durch das bodennahe Mikroklima bis in die obersten Bodenschichten intensivst belebt und entsprechend "krümelig" durchlüftet ist (+ schnelle Umsetzung von zusätzlich anfallendem Mulch). In einem Schattenbeet mit Hostas, Cimicifuga, Rodgersia, Tiarella, Hepatica usw. stehen zusätzlich u.a. Glechoma, Ajuga, Geranium robertianum (finde ich wunderschön! gerade im Herbst!!) und alles entwickelt sich prächtig. Nur Epimedium x youngianum 'Niveum' ist ein bisschen zu klein und filigran um sich da zu behaupten. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich sonderlich negativ auf die Rhodos auswirken sollte.
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pearl
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Weinbauklima im Neckartal

Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

pearl » Antwort #10 am:

max! Einwand bezieht sich auf Pflanzen, die sehr nässeempfindlich sind. Genauso wie meine Bart-Iris. Da mache ich gerade unbeabsichtigt und aus Zeitmangel in zwei Quartieren, gut ein paar halbe kommen dazu, die Erfahrung, dass Gras offenbar nicht stört, wenn es eine bestimmte Höhe nicht überschreitet. Ein weiterer Aspekt ist die Regulierung des Wasserhaushalts. Gras zieht die Feuchtigkeitsüberschüsse ab und reguliert aber den Wasserhaushalt auf einem bestimmten level. Die Pflanzen faulen auf der einen Seite nicht und sind andererseits auch nicht vertrocknet mit diesen eingeschrumpelten Rhizomen.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

— Robert M. Sapolsky
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fars
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Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

fars » Antwort #11 am:

max' Begründung will mir nicht einleuchten.Weinreben (Vitis vinifera) sind Tiefwurzler. Sie schicken ihre Wurzeln sogar sehr tief hinab. Somit dürfte es den Weinstöcken ziemlich egal sein, ob in der Rebzeile Unkraut wächst. Die Winzer aber mögen einen anderen Grund haben, zu jäten. Der ausgebrachte Dünger zieht natürlich schneller in den Boden ein, wenn er nicht vom Unkraut behindert oder gar abgeschöpft wird. Zudem: Bei lockerem/aufgelockertem Boden dringen die Regenfälle schneller ins tiefere Erdreich.
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Staudo
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Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

Staudo » Antwort #12 am:

Ich halte bei den von mir gepflanzten Bäumen die Baumscheiben vollkommen bewuchsfrei, damit das bissel Regen, was im Sommer fällt, auch zu den Baumwurzeln vordringt. Unter Rasen ist der Boden teilweise selbst im Spätherbst noch knochentrocken. Die These, dass Unkraut ein Verdunstungsschutz ist, teile ich nicht.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
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fars
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Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

fars » Antwort #13 am:

Rasen = dichter Grasbewuchs ist tatsächlich eine "Wasserbremse" bzw. speichert durch den dichten Wurzelfilz das Regenwasser in der oberen Schicht.Unkraut ist in m. Augen und mit Bezug auf das Thema aber etwas anderes. Eine dichte Staudenbepflanzung schützt den Boden ja auch vor Austrocknung.
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Nahila
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Re:Unkraut als Verdunstungsschutz?

Nahila » Antwort #14 am:

Ich denke, es kommt auch sehr auf den Boden an. Ich musste mich an den feinen Sandboden im Sämlingsgarten erst gewöhnen, aber inzwischen gebe ich jeglicher Bodenbedeckung den Vorzug vor nackter Erde. Der Boden trocknet deutlich schneller aus, wenn er unbedeckt ist - ich hab einzwischen den Vergleich zu gemulchten Beeten (Rasenschnitt und Rindenmulch) und auch verunkrauteten und grüngedüngten Flächen. Im Gegenzug verschlammt nackter Boden bei kräftigem Gewitterregen (und was anderes gibt es hier im Sommer kaum) sofort und das Wasser rinnt überall hin, statt in den Boden einzuziehen und hinterher hat man dann allerschönsten Beton ::)
Ein Garten ist mehr als die Summe seiner Pflanzen.
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