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Weinbau im Norden! (Gelesen 16714 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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kalle1
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Weinbau im Norden!

kalle1 »

HallO!Ich denke schon länger darüber nach, ein bischen Hobbyweinbau zu betreiben. Das Problem ist, ich wohne nicht in sonnenverwöhnten Teilen von Deutschland. Ich würde mich gerne in der Nähe der Ostsee, momentan aber im Hamburger Umland am Weinbau und auch Tafeltraubenanbau versuchen.Da ich mich nicht so in der Materie auskenne, versuche ich, hoffentlich mit reichlicher Hilfe aus diesem Forum, etwas Ordnung in die Sortendiversität zu bringen.Da es mitlerweile schon Weinbau in Dänemark, Schweden, Kanada, England, und eben auch in Lettland gibt, möchte ich einfach mal mein Glück versuchen. Als Traubensorten bis jetzt, habe ich folgendes gefunden:Rote Trauben:Lucie Kuhlmann, Léon Millot, Maréchal Foch (Sind alles drei Sorten "Geschwister" soweit ich weiß. Kennt jemand die Sorten?Oder deren Weine? Unterschiede?)Rondo....Castel (Nicht weiter etwas gefunden...)Bolero (Nicht weiter etwas gefunden)RegentWeiße Trauben:AuroreVidal Isabella (Nichts drüber gefunden....)Madeleine Angevine (...?)SiegerrebeHuxelrebePhoenixSolarisZalas Perle (...?)KernerOrionWelche Sorten reifen zuverlässig aus, sind wenn möglich Pilzwiederständler bzw. Pilztolerant und bringen genug Öchsle im hohen Norden? Welche Sorten gibt es aus Lettland und Russland, die für einen Versuch Wert wären hier im Norden Wein- bzw. Tafeltraubenanbau zu probieren. Zu Tafeltrauben allgemein habe ich noch nicht viel gesucht, welche Sorten würden sich da lohnen? Mitchurinski? Nero?Vanessa?Also ich freue mich über rege Beteiligung von Fachkundigen und Hobbywinzern und hoffe bis zum ende des Jahres ein größeren Überblick über die Möglichkeiten des Weinbaus im Norden zu erlangen.Soweit alles gute!Kalle
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July
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Re:Weinbau im Norden!

July » Antwort #1 am:

Hallo Kalle,ich habe Rondo hier im Norden (SH) seit Jahren an einer sonnigen Hauswand, sie trägt gut, aber die Trauben schmecken (mir) nicht besonders, sind doch recht säuerlich.Dann habe ich noch einige Trauben mehr (muss erstmal nach den Namen suchen). Eine Muskattraube trägt und schmeckt wunderbar.....hatte mal vor vielen Jahren welche bei Manfred Hans bestellt, der hat so gut beschrieben, für welche Regionen sie tauglich sind.LG July
trauben-freund
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Re:Weinbau im Norden!

trauben-freund » Antwort #2 am:

hallokeltertrauben kann ich die sorten nicht empfehlen, die du da aufgelistet hast, außer mit einschränkung foch und leon millot. an resistenten keltersorten wo ich wein schon verkostet habe kenn ich folgende:regent, cabertin, pinotin, solaris, johanniter, bronner, heliosdavon kann ich uneingeschränkt für dich nur solaris empfehlen, der rest ist recht spätreif. aus solaris lassen sich von spritzigen trockenen bis edelsüßen weinen alles machen, leicht aromatisch und stoffig. bei den roten sorten gibt es eine vielzahl an neuen interessanten sachen.......VB 91-26-04, Jura 25, Cab. Jura 5-02, cabernet cortis, reberger, monarch , prior und und unddas sind nur paar frühreife sorten! rondo ist nicht säuerlich,muss nur reif sein!kerner ist spät, huxel frostempfindlich usw.....gibt aber eine vielzahl an infos im netz, durchackern! wenn du zu 1-2 sorten wirklich fragen hast sag ich gern was zu (v.a. bei tafeltrauben) aber auf alle kann ich nicht eingehn die du da aufzählst
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Mediterraneus
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Re:Weinbau im Norden!

Mediterraneus » Antwort #3 am:

Was absolut solides bei den Tafeltrauben ist "Muscat bleu". Frühreif, frostfest (auch spätfrostfest, wie dieser Monat gezeigt hat) und sowas von lecker.Sie ist lockerbeerig, fault nicht und hat ein sehr langes Erntefenster (fängt bei mir Ende August an und dauert bis Ende Oktober. Die Früchte faulen auch dann nicht und sind grandios im Geschmack.Sie hat halt Kerne, aber die gehören bei Trauben einfach dazu (und sind sehr gesund).
LG aus dem südlichen Main-Viereck
Mediterraneus

Andere haben schließlich auch irgendeine Ahnung
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flammeri
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Re:Weinbau im Norden!

flammeri » Antwort #4 am:

Soweit ich mich erinnern kann, liefert Kristal recht gute Weine (evtl. mit Beimischung). Sehr frühreif, hohe Öchslegrade und Frosthärte bei etwa -29 Grad. Infos aus anderen Quellen, ich schaue noch mal bei den Bewertungen der Weinqualität rein und poste hier noch was.LG LisaPS. Rondo soll auch ganz gut sein. Ach, ich schreib nicht so viel rum, hier ein Ranking der Sorten aus Polen von 2010, evtl. mit etwas Vorsicht zu genießen, weil das Klima manchmal drüben besser ist als im Norden Deutschlands:http://www.winogrona.org/forum/odmiany/ ... eihenfolge: Tafeltrauben hell, dunkel, rosa, kernlos, Keltertraubendunkel, hell. Huxelrebe tatsächlich mit viel gutem Willen frosthart bis - 16 Grad, Ilczewskij Rannij ist je nach Jahr 2-4 Wochen vor Regent reif, wenig Säure, das man aber gut ausgleichen könnte, erreicht aber keine allzu hohen Öchslewerte...
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Starking007
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Im Nordosten Bayerns - kalt und Kalk.

Re:Weinbau im Norden!

Starking007 » Antwort #5 am:

Vorsicht!Mit dem Norden ist es so eine Sache............die wenigsten sibirischen Pflanzen sind bei uns winterhart!
Gruß Arthur
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flammeri
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Re:Weinbau im Norden!

flammeri » Antwort #6 am:

Siegerrebe ist eindeutig zu frostempfindlich und braucht Grundschutz gg. Krankheiten. Alles in allem nach der Lektüre aus dem polnischen Forum (kontinentales Klima!)mußt Du bei Dir rumprobieren. Rondo, Kristal, Ilczewskij Rannij wären einen Versuch wert, Marechal Foch ist frosthärter, aber ob der ausreift ??? Frühe frostharte Sorten kann ich Dir evtl. als Stecklinge mal schicken...Evtl. noch Phönix (platzt leicht) und Aurore (keine besonders gute Weinqualität) mal probieren. Madeleine eindeutig nicht frosthart genug...
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Fragaria
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Re:Weinbau im Norden!

Fragaria » Antwort #7 am:

Vorsicht! Mit dem Norden ist es so eine Sache............die wenigsten sibirischen Pflanzen sind bei uns winterhart!
Genau! Norden an sich besagt nämlich auch bei anderen Pflanzen so gut wie gar nichts. Nimm mal als Beispiel das natürliche Verbreitungsgebiet der Stechpalme Ilex aquifolium, die an sich von Vögeln überall ausgesät wird. Die sogenannte Darßschwelle bezeichnet eine Zone westlich der Ostseeinsel Rügen, wo man Ilex als Naturvorkommen findet; östlich davon aber nicht. Bei dieser immergrünen Pflanze ist überlebenswichtig, ob Frostlagen hin und wieder unterbrochen werden, damit die Blätter auch im Winterhalbjahr immer mal wieder mit Wasser versorgt werden können. Da ist monatelanger Frost am Stück kontraproduktiv.Für winterharte sommergrüne Pflanzen hingegen ist wichtig, dass sie sich auch bei atlantisch bedingten Temperaturkapriolen nicht so leicht aus der Winterruhe bringen lassen. Das ist bei sibirischen Winterharten fast nie der Fall, denn deren Programm besagt: Nach den ersten warmen Tagen beginnt garantiert der Sommer! Und wenn diese Sibirier dann in SH gepflanzt werden, geben sie garantiert vorzeitig ihre Winterruhe auf und sind dann extrem anfällig auch für moderate Kälteeinbrüche.Wenn Du also probeweise ein Sortiment von Kandidaten aufpflanzen willst, sollte Dein Selektionsprogramm die Forderung enthalten: Möglichst später Austrieb bei möglichst früher Fruchtreife. Vielleicht haben die Weinexperten Vorschläge zu dieser paradox klingenden Forderung ::) ???.
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flammeri
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Re:Weinbau im Norden!

flammeri » Antwort #8 am:

Wieso denn so kompliziert ::) Es gibt viele Sorten, die diese Anforderungen erfüllen, die aber recht hohen Anteil an Vitis Labruska haben, also geschmacklich gewöhnungsbedürftig. Die problematischen Reben mit hohem Anteil an Vitis amurensis, die früh starten, sind eh schwierig zu bekommen und auch mal einen Versuch wert. Man kann mit Mulchdecke den Start vieler Pflanzen hinauszögern, das gilt auch für Reben. Und in Hamburger Gegend haben wir mit Sicherheit nicht das problematischste Klima, da haben andere mit deutlich schwierigeren Bedingungen zu kämpfen (siehe mich mit 1600 mm Niederschlag und Winterfrost bis - 28 Grad und Spätfrösten bis Eisheiligen)...
mutabilis
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Re:Weinbau im Norden!

mutabilis » Antwort #9 am:

Hamburger Umland bin ich auch - wenn man frühe Sorten nimmt und für ein günstiges Kleinklima sorgt, ist das überhaupt kein Problem. Ich kenne so einige, die Reblauben oder -spaliere haben und immer gut ernten.Ob es aber für Wein ausreicht, weiss ich nicht. Hier hatte doch einer eine Versuchspflanzung im Alten Land, oder so?! Ich meine, mit Solaris?!
philippus
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Re:Weinbau im Norden!

philippus » Antwort #10 am:

Hallo,In Dänemark und sogar Schweden wird Wein angebaut. Ich würde mich einmal über den Weinbau in Dk und S und die dort angebauten Sorten schlau machen. Was dort geht, muss von den Wärmesummen her auch im Raum HH gehen.Hier ein Linkhttp://www.dansk-vin.dk/Und hier ein Zitat aus einem Spiegelartikel (Tynningö, Schweden):"Auf seinem Weinberg, den Erik eine "Insel auf der Insel" nennt, wachsen verschiedene weiße und rote Trauben, die direkt zwischen den wilden Erdbeeren stehen. Neben robusteren Rebsorten wie Müller-Thurgau gedeihen sogar solche, deren Anbau in diesen Breiten den Tatbestand der Pflanzenquälerei erfüllt. "Das ist Grenache Blanc, der zum Beispiel für Châteauneuf-du-Pape benutzt wird,""..http://www.spiegel.de/reise/europa/0,15 ... .htmlGrüße
andreasNB
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Re:Weinbau im Norden!

andreasNB » Antwort #11 am:

Gibt es in bzw. bei Hamburg keinen Winzer- oder Weinbauverein ?Habe es mir zwar schon öfters vorgenommen beim Burg Stargarder verein vorbeizuschauen (bei mir um die Ecke), aber irgendwie kam immer etwas dazwischen ::) Google spuckt mir z.B. folgende Links aus, wo Du für dein Projekt weitergehende Informationen bekommen könntest.http://www.sueddeutsche.de/leben/deutsc ... m?sms=3018
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kalle1
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Re:Weinbau im Norden!

kalle1 » Antwort #12 am:

Salút, ein herzliches Dankeschön an alle Jene, welche sich meinen Zeilen angenommen haben und mir mit Rat zur Seite standen. Leider war ich zwischenzeitlich nicht mit Internet verbunden, was das Antworten erst jetzt ermöglicht.@Trauben-Freund- Also weist du denn etwas zu den Unterschieden zu den Geschwisterklonen von Lucie Kuhlmann, Léon Millot, Maréchal Foch? Sind die vom Geschmack ähnlich? Öchslegrad?Die Frühen neuen Sorten die du aufgelistet hast, sind die einen Versuch Wert hier im Norden? Leider finde ich zu einigen keine Infos im netz:( (VB 91-26-04, Jura 25, reberger)@Mediterraneus- Muscat bleu ist abgespeichert und für den Versuchsanbau makiert;)@ flammeri- Gerne bin ich an Stecklingen interessiert. habe auch allerlei zum Tausch. Hast du eine Sortenliste von deinen Weinpflanzen? Das wäre natrülich sehr hilfreich. Rondo, Kristal, Ilczewskij Rannij werden auch probiert.Also werde ich wohl erstmal langsam ein bischen rumprobieren welche Sorten hier kommen könnten. Meine Liste nun:SolarisRondoKristalIlczewskij RannijMuscat bleuLéon Millot und Geschwister-Und die Vorschläge von Traubenfreund muss ich noch genauer recherchierenSeyval Blanc (?)Schönen Abend noch! (endlich ein bischen Regen)Kalle
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kalle1
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Re:Weinbau im Norden!

kalle1 » Antwort #13 am:

Danke auch an andreasNB... Sehr interessante Artikel, habe auch mal einen aus dem Hamburger Umland gelesen, welchen auch mutabilis erwähnte. Leider finde ich ihn nicht mehr:(Muss ich die Liste wohl um folgende Sorten erweitern:Regent Cabernet CortisRegent PhönixJohanniterFelicia MuscarisSchönen Abend!Kalle
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Vierzehn
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Re:Weinbau im Norden!

Vierzehn » Antwort #14 am:

Hallo Kalleich habe paar Sorten ausprobiert am Nordhang des Teuto, also mit noch weniger Sonnenstunden als an der Ostsee :(Als sehr sicher hat sich Solaris gezeigt, er wird sehr früh sehr süss (Ende August).Regent geht auch recht gut und sicher (ca. 3 Wo später). Verhält sich besser bei langem Anschnitt.Phönix reift vergleichbar mit Regent, aber nur bei reduziertem Behang (12-14 Trauben pro Stock) und langem Anschnitt.Muskat Blau verrieselt total, wenn er nicht an einer Südwand steht. Reift ca. 3-4 Wo nach Solaris, aber wie gesagt nur an Wand.Mitschurinski sieht sehr vielversprechend aus. Der Stock ist aber noch zu jung um Genaueres zu sagen.In osteuropäischen Foren wird viel über neue und alte Amurensis-Sorten diskutiert, die wohl sehr 'nordentauglich' sind. Bloss wie kommt man an die Stecklinge ?
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