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Gartenarchitektur 60erJahre (Gelesen 17924 mal)
Gartenarchitektur 60erJahre
Ich brauche Infos zur Gartenarchitektur der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Welche Pflanzen und Gestaltungselemente wurden verwendet? Was waren typische Kriterien, was durfte in keinem Garten dieser Zeit fehlen?Beispiele: Waschbetonplatten, Schieferplatten, Juniperusarten, etc.Welche Träume (Arkadien) wurden dort geträumt?Ich freue mich über zahlreiche Anregungen. LG Arkadier 

Re:Gartenarchitektur 60erJahre
Herzlich willkommen im Forum! :)Wofür brauchst du denn diese Informationen, Arkadier? Waschbeton stimmt schon mal. Daran erinnere ich mich auch noch. Dazu Koniferen, Rhododendren, Jägerzaun. ;)LG Silvia
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
Re:Gartenarchitektur 60erJahre
Als wir 1960 (ich war neun) ins neugebaute Haus umzogen, hatten wir dort eine Stützmauer aus Waschbeton gegen den Hang zur Garageneinfahrt, Gehwegplatten ebenfalls aus Waschbeton, einen Jägerzaun, Rasen, eine Gruppe aus drei neugepflanzten Birken, eine Forsythie, im Frühling ein paar lila, blaue und gelbe Krokusse. Das wars, in einem Vorgarten von geschätzt 12 bis 15 m Tiefe...Ich habe diese leeren, sterilen Gärten der 60er als Kind nie gemocht.Als ich 18 war und endlich raus von zuhause, sah es immer noch so aus. Nur die Birken wuchsen inzwischen in den Himmel. Die gefielen mir.Auch von mir willkommen, Arkadier.
Re:Gartenarchitektur 60erJahre
Waren damals nicht auch die Rosenbeete mit einer einzigen Sorte bepflanzt und nach ein paar Jahren voller Krankheiten und Läusen so modern? Diese Monokultur hatte ja der Königin der Blumen für einige Zeit den Ruf eingetragen, sie nur mit viel Gift halten zu können.LG Lisl
Re:Gartenarchitektur 60erJahre
Wir hatten keine Rosen. In der Nachbarschaft Teehybriden, wie ich heute weiß. Auch die fand ich spakelig und schrecklich. Das Haupt"pflege"mittel war Paral-Spray.
- Nova Liz †
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Re:Gartenarchitektur 60erJahre
Ich erinnere mich noch mit Gruseln an den Garten einer Tante,die in den 60zigern in das neugebaute Häuschen ins Grüne zog!Der Garten war sehr steril und ohne Seele!Der Vorgarten bestand aus zwei gleichen Rasenquadraten in dem jedes sich einschleichende Gänseblümchen schnell rausgerupft wurde .Der schnurgerade Weg zur Haustür bestand aus Waschbetonplatten,deren Ränder ein 50cm.breites Beet zierte,welches im Frühjahr mit blauen und gelben Stiefmütterchen bepflanzt wurden,immer farblich im Wechsel(sieht man manchmal heute noch) und abstandsmäßig akurat austariert :oIm Sommer standen hier knallrote einjährige,aufrechte Salvien.Auf diese Salvien bin ich bis heute allergisch!Es wurde viel mit Unkrautvernichter geaast.Damals hatten diese Mittel es aber richtig in sich!(E 605)!!!Romantischer Wildwuchs war verpönt,es wurde auf Sauberkeit und Reihenabstand geachtet.Wichtig waren leuchtende Farben in, zb. salmorange Teehybriden.Ordentlicher gesitteter Wuchs war wichtiger als Duft!Ich erinnere mich noch an eine Freilandyukka,die an der Hausecke des Onkels ganzer Stolz war!Soviel erstmal zum Vorgarten der 60ziger!Vlg.Nova Liz
Re:Gartenarchitektur 60erJahre
Hallo,der umfängliche Garten meiner Großmutter (50000 qm) entstand in dieser Zeit. Ich halte ihn für äußerst repräsentativ. Falls nötig, kann ich Dir ein paar Bilder scannen, die sind sehr aufschlußreich.Gestalterische Elemente aus den Sixties: Teppichstange (dann kam die hohe Zeit der Vorwerk-Vertreter...), Sonnenschirm rotgrundig mit weißen Punkten, Springbrunnen (nierenförmiges Becken) mit Fontäne.Fast immer dabei: Ein Pottgarten (man hat sich gerne noch selbst versorgt, der Krieg war ja noch nicht so lange her).Blumenmäßig: Rosen-Monokultur, Heidegarten, Steingärten. Agaven in Asbest-Kübeln. Dahlien.Sehr aufschlußreich sind folgende "Time-Life"-Bände- Rosen 1970- Sommerblumen 1971- Ziersträucher 1972- Stauden 1972 das gesamte Bildmaterial darin ist ein historischer Garten-Zeitspiegel der 60er JahreGruß,Corinna
Re:Gartenarchitektur 60erJahre
Vielen dank für die freundliche AufnahmeIch soll möchte eine Arbeit über eine Parkanlage aus den 60ern schreiben. Dazu fehlt mir aber der garetngeschichtliche Hintergrund. Meine Literatur endet durchwegs bei den Gärten der Neuzeit, d.h. den Volksgärten und Parkanlagen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Nach dem ersten Weltkrieg ist PAUSE, Bauhausarchitektur findet sich nur mehr eben bei der Architektur aber in keinem Gartenbuch mehr. (Hier wurde die Gartentüre dem Beton geöffnet – oder?) Kennt hir jemand noch (verfügbare) Literatur? ???Der Jägerzaun war aber eher in den 70ern bis frühen 80ern ein Muß. Früher eher nur selten, waren/wurden da nicht die Drahtgittter und Streckmetallgitter modern?Ich denke auch die Gärten der 60er hatten bzw. haben ihre Seele, auch wenn sie ein etwas anderses Bild hat, der Traum vom Paradies wurde auch hier geträumt, wenn, auch zugegeben, vielleicht ein wenig steriler. Wer weiß hierzu mehr? ::)Geordnete Rosenbeete – ja richtig, daran erinnere ich mich jetzt. Und dazu die schrecklichen Stahlrohrkonstruktionen auf den Kinderspielplätzen.Aber gab es damals so richtige Gartenarchitektur – oder wurde hir mehr auf die Häuser geachtet und der Garten war halt einfach nettes „drumherum“?Grüße Arkadier
Re:Gartenarchitektur 60erJahre
Diese Dinger aus diagonal gegeneinander vernagelten Halbrundhölzern (Scherengitter) heißen doch Jägerzaun, oder?Die waren in unserer Neubausiedlung obligat, und viele der früher als wir gebaut habenden Nachbarn hatten sie schon deutlich vor 1960.Ich hab' gestern abend natürlich mal rumgegoogelt. Mit "Gartenarchitektur" und "sechziger" hast du knapp 10 Einträge, "Gärten" und "sechziger" bringen schon gut 9000 Einträge. Die würd' ich jetzt mit "Waschbeton" weiter ausfiltern, mach ich aber nicht
...

Re:Gartenarchitektur 60erJahre
Gartenkultur der 60er: Zum Beispiel die Gartenarchitekten Otto Valentien und Adolf Haag. Vom ersten habe ich sogar noch ein Buch. Wirkliche Juniperus und Cotoneaster-Orgie! Aber damals hatte man trotz beginnenden Wirtschaftsboom vorläufig keinen Sinn für tiefergehende gärtnerische Dinge.Das mühsam vom Munde abgesparte Häuschen ließ keine großen Sprünge für die Außengestaltung mehr zu, da waren dann die Gärtner auf den Plan gerufen und “ erfanden“ die einfallslosen Rasen/Hecken/Koniferen-Gestaltung, die höchstens einmal durch eine Potentilla und Cotoneaster-Orgie abgewandelt wurde! Diese Entwicklung hielt bis in die späten 70erJahre an, zumindest auf dem Lande.
- riesenweib
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Re:Gartenarchitektur 60erJahre
eventuell eine ergänzung zum thema, und daher das suchen vom buch in einer bibliothek wert:ich habe gerade vom schwager das buch: Der moderne Garten, Jane Brown, Ulmer Verlag, 2002 ausgeborgt. sie befasst sich vornehmlich mit gärten der Moderne, offensichtlich eines der seltenen bücher zum thema.da gibts ein kapitel über den garten nach dem zweiten weltkrieg ("eine zweite blütezeit"), v.a. über die entwicklung in UK und Dänemark.genauer vorgestellt werden die Villa Il Roseto in Florenz von Pietro Porcinai -der garten kommt mir 60er mässig vor-und das St. Cathrines College, Oxford, GB, Arne Jacobson. beide aus anfang bis mitte der 60er jahre.offensichtlich waren auch geschorene hecken aus laubsträuchern mit verschiedenen laubfarben hip.lg, brigitte
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Re:Gartenarchitektur 60erJahre
Ich weiss nicht, ob meine Erinnerungen da repräsentativ sind. Der Garten meiner Eltern war ordentlich ausgerichtet: Schnurgerade Beete, ebensolche Wege, gerade Hof-/Terrassenflächen. Alles schön rechtwinklig, gerade, und "ordentlich"; Rasenkantensteine, Beetkantensteine, Rechteckbeete, Mäuerchen, gemauerte Torpfeiler. Jägerzaun oder Hecke, mit Schnurmaß ausgerichtet. Im Rasen viereckige Beete mit Floribundas oder Dahlien. Sicher gab es noch andere Blumen, an die ich mich aber nicht mehr erinnere, die Floribundas blieben mir in Erinnerung, weil ich nicht, obwohl sie so niedrig/mickerig waren, drüberhüpfen durfte. Obstbäume in Reihen. Kein Baum ohne Nutzwert. Spalierobst an allen zugänglichen Wänden. Eine Vorgartenpergola mit 6x6-Balken und rechteckigen Reitern kam, glaube ich, erst Anfang der 70er hinzu. Ein großer Nutzgarten, alles ordentlich in Reihen. Große Teppichstange, Wäscheleinen, soweit Platz war. Meine Plastikmickymaus als Vogelscheuche in den Erdbeeren (grosser "Spass" meines Opas zu meinem Leidwesen). An Farben erinnere ich mich nicht, das dürften aber die Modefarben jener Zeit gewesen sein - in jeder neuen Saison lagen die Kataloge der hipsten Versender bei uns herum, und die knalligsten Farben waren besonders spannend.Der Garten war nicht unbeseelt. Der Stil ist immer der Zeitgeschichte unterworfen. Meine Eltern und Großeltern haben ihn geliebt, gehegt und gepflegt, Unkraut war Zeichen von Vernachlässigung. Wildkräuter wurden nicht anerkannt, egal was Gärtner Pötschke dazu sagte ("das" Nachschlagewerk jener Zeit - vielleicht wars auch ihr einziges erschwingliches Gartenbuch). Ihr Garten jener Zeit war vorrangig Nutzgarten im Sinne von Versorgung mit Nahrung, Platz (z.B. für die Wäsche); für's Auge wurde der Vorgarten zweitrangig angehübscht mit Blühendem. Schließlich war der Vorgarten das Tor zum Wohnzimmer.Mein ererbter "Gärtner Pötschke" (1964) schlägt Lattenzäune zur Einfriedung vor (durchaus schon nach dem Jägerzaunprinzip, aber noch selbstgebaut). Die ersten 144 Seiten sind mit Grundlagen zur Bodenbearbeitung, Nutzpflanzen und -anbau incl. Rezepten gefüllt. Dann folgen 30 Seiten über Zimmer- und Balkonpflanzen. Danach: "Die Rose im Ziergarten". Das, glaube ich, spiegelt sehr genau jene Zeit wider: wer konnte es sich leisten, einen Garten nur der Schönheit wegen zu halten? Kaum einer, würde ich vermuten, und wenn, dann "die Königin der Blumen". Nach 2 Seiten Rosen gehts über in die Obstabteilung, 20 Seiten. Dann, immerhin, 60 Seiten Verzeichnis von Sommerblumen. Zum Schluß 30 Seiten über das Gartenjahr und anstehende Arbeiten. Eine Gesamtgartenplanung oder -gestaltung ist überhaupt nicht erwähnt, soweit ich jetzt sehen konnte, wenn man die Gestaltung von Nutzflächen ausnimmt.Viel Spass an dem Thema wünsch ich. Bei Bedarf such ich mal nach alten Fotos.LG Barbara
- riesenweib
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Re:Gartenarchitektur 60erJahre
gute idee Sarzine, mit den "seitenaufwand" für die gartenthemen beim Gärtner Pötschke. in Anton Eipeldauers 1000 Gartenfragen (ist das ösi-äquivalent zum Pötschke) ist die gewichtung ähnlich (meine ausgabe ist 4. auflage aus dem jahr 1964)allgemeine gartenfragen (werkzeug, wege, unkraut, wasser, dünger) 36 seitenfragen die den gemüsebau betreffen 60 seitenobstbaufragen 160 seitenziergartenfragen 76 seitenkrankheiten schädlinge DDT
54 seiten Elly Petersens praktisches gartenlexikon ebenfalls aus 1964, rein alphabetisch gegliedert, zeigt dass es auch damals gartenfreaks gegeben haben muss. pflanzenauswahl war sehr vielseitig heute noch aktuell. giftelt auch heftig.lg, brigitte

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Re:Gartenarchitektur 60erJahre
Neulich habe ich eine ältere Auflage von Anton Eipeldauer in einem Antiquariat ergattern können. Diese Frage- und Antwortgeschichterln sind sogar super, ich war begeistert. In welchem neueren Buch hat man das schon? Ich kannte das Buch nur vom Hörensagen.
- thomas
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Für die Freiheit des Spottes.
Re:Gartenarchitektur 60erJahre
Hallo,zu dem sehr interessanten Thema fallen mir die "Bundesgartenschauen" ein. Rasen: Betreten verboten. Geschwungene Blumenrabatte gerne mit Monobepflanzung. Wege mit Platten gelegt, aber keine geraden Raender, sondern mutwillig/locker verspringend (zumindest fruehe 60er).Wasserbecken, Teiche. Gondel- und Schmalspurbahnen.Auch Exotisches> mit asiatischen Anklaengen, zum Beispiel.Dazwischen auch gerne Kunst: spaet-evangelischer Expressionismus nenne ich den Stil dieser Zeit immer gerne, aber es gab auch viel Naturalistisches ...Ich kann von hier aus wegen der Verbindung schlecht googlen, aber ich wuerds mal mit den Begriffen "gartenschau" "bundes-gartenschau" "bundesgartenschau" versuchen.Sixties-GruesseThomas
Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.