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Auswilderung Sperling (Gelesen 46234 mal)

Tiere beobachten, schützen und erkennen

Moderator: partisanengärtner

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fyvie
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Auswilderung Sperling

fyvie »

Zur Zeit komme ich kaum ins Forum, weil ich wieder Nachwuchs habe! Vor ca. 5 Wochen fand ich auf den heissen Terrassenplatten wie schon so oft ein kleines Vögelchen, noch fast nackt, das normalerweise durch den Sturz aus unserem Dachgebälk wie bisher zumindest dem Tod näher als dem Leben hätte sein müssen. Als ich es allerdings aufheben wollte, um es an anderer Stelle, wie schon öfters, zu erschlagen, damit es die Katzen nicht erst noch quälen, bevor es jämmerlich verendet, drehte sich das kleine Kerlchen um, sperrte den Schnabel weit auf und bettelte um Futter. Nach einem Sturz aus 5 Höhe!!!! So was von lebendig :oIch nahm es mit rein, zog es mit Spritze und Pinzette auf, was völlig unproblematisch war, so und jetzt stehe ich da und weiß nicht so recht weiter...Obwohl ich wohl wissend um das Problem der Prägung nie mit dem Kerlchen 'gekuschelt' habe, es nur versorgte und ihm halt einige Dinge beigebracht habe, wie Samen aus Wildblumen zupfen und solche Sachen, die sie sich ja auch erst von den Eltern abschauen müssen und die für die Selbständigkeit und Auswilderung sehr wichtig sind, ist er/sie jetzt enorm anhänglich.Was ich bisher gelesen habe, soll sich diese Prägung gerade bei Sperlingen so gut wie nicht mehr auflösen lassen, d.h. er bekäme nie eine richtige Beziehung zu seinen Artgenossen und würde immer auf den Menschen fixiert bleiben, was mich natürlich sehr betrübt und ich mich auch frage, wie dann wohl seine/unsere Zukunft aussieht...Hat vieleicht jemand auch schon mal einen Vogel aufgezogen und mag mir von seiner Erfahrung berichten?
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Tara
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Re:Auswilderung Sperling

Tara » Antwort #1 am:

Ich denke mir, daß die Prägung bereits stattgefunden hatte, als Du ihn gefunden hast. Ich habe zwar noch keine Vögel aufgezogen, aber schon öfter diesbezügliche Berichte gelesen. Ich vermute, daß sich die Anhänglichkeit mildert/verliert, wenn er erst einmal andere Vögel trifft.Finde ich übrigens klasse von Dir! :)
Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist. - Netzfund

*vermißt Waldschrat und Spatenpaulchen*
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SusesGarten
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Re:Auswilderung Sperling

SusesGarten » Antwort #2 am:

Hallo,ich würde nach eine Wildvogelhilfe suchen, die Auswilderungsvolieren haben. Dort lernen die Vögel unter Vögeln zu sein und Futter zu suchen, bevor sie in die Freiheit entlassen werden.Ich finde es toll, dass Du Dir die Mühe gemacht hast und der kleine Spatz nun ein richtiger Spatz geworden ist. Ich habe ewig keinen gesehen.Gruß, Susanne
Viele Grüße, Susanne
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marygold
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Re:Auswilderung Sperling

marygold » Antwort #3 am:

Wenn er denn nun mal auf Mensch geprägt ist, solltest du immer für ausreichende Fütterung und Wasserstelle sorgen. Und dich einfach über den kleinen Vogel freuen! Mit Garten ist ja für "Ausflug" gesorgt. Vielleicht sucht er ja nächsten Frühling zur Nistzeit den Anschluss an andere Spatzen.Ich habe allerdings noch nie einen kleinen Vogel aufgezogen.
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fyvie
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Re:Auswilderung Sperling

fyvie » Antwort #4 am:

Ich vermute, daß sich die Anhänglichkeit mildert/verliert, wenn er erst einmal andere Vögel trifft.
Das hatte ich auch gehofft, habe allerdings wenig Ermutigendes gelesen :-\Ich habe ihm schon eine Voliere vor das Küchenfenster gebaut, wo in den Wildrosen auch viele Spatzen sitzen, mit denen er jetzt schon mal 'Quatschen' kann, was er auch fleissig macht, trotzdem möchte er abends wieder gerne auf sein Lampenkabel in die Küche zum Schlafen...Dann hatte ich auch schon mit einem Sperlingszüchter in Wien Kontakt aufgenommen, um ihm eventuell einen Kumpel zu besorgen, weil mir das Herz bricht bei dem Gedanken ihn alleine, wie empfohlen, in Isolationshaft zu setzen (Spatzen sind sehr soziale Vögel, sie brüten ja sogar in Kolonien), habe aber von dem Gedanken vorerst mal wieder Abstand genommen, da dieser andere Vogel ja in einer riesigen Flugvoliere aufgewachsen ist und ihn erstmal wieder auf so kleinen Raum einsperren... :-XDanach habe ich zwei Vögel, die komplett von der Rolle sind!
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Cosmo Kramer
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Re:Auswilderung Sperling

Cosmo Kramer » Antwort #5 am:

Ich würde ihn ebenfalls behalten und ihm seinen Freiraum im Garten lassen. Wenn er Anschluss findet, ist es ok, wenn nicht, dann auch.....
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fyvie
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Re:Auswilderung Sperling

fyvie » Antwort #6 am:

Ich würde ihn ebenfalls behalten und ihm seinen Freiraum im Garten lassen. Wenn er Anschluss findet, ist es ok, wenn nicht, dann auch.....
Viel anderes wird mir auch nicht übrigbleiben, ich hoffe nur, dass es ihm nicht so ergeht wie dem Spatzen, der nach einem Jahr 'Auswilderung' immer noch rufend und suchend in der Gegend herumirrte und jede Schulter anflog...Der Gedanke, so ein Unglück verursacht zu haben, macht mich einfach traurig.Mit der Wildvogelhilfe hatte ich auch schon Kontakt, die meinten allerdings, es würde nichts bringen, ihn wegzugeben, eine Fehlprägung würde sich auch an anderer Stelle nicht besser auflösen, als hier bei mir.Es gibt wohl auch bei Spatzen anhänglichere und weniger anhängliche Typen.Irgendwie hoffe ich, dass es ein Weibchen ist, mit meinen anderen Tieren habe ich die Erfahrung gemacht, dass die irgendwie unabhängiger sind. Vielleicht war es nur Zufall, aber ich konnte es bei Pferd, Hund und Katz gleichermaßen beobachten
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marygold
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Re:Auswilderung Sperling

marygold » Antwort #7 am:

Die Alternative wäre doch nur der Tod gewesen. Insofern scheint mir sein Schicksal - Spatzengespräche aus der Wildrose und sicherer Schlafplatz auf dem Lampenkabel - doch recht gut zu sein.
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fyvie
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Re:Auswilderung Sperling

fyvie » Antwort #8 am:

Anbei noch ein Bild von Piepsi, als er noch mit seinem Turnbaum in der Küchenfensterlaibung vorlieb nehmen mußte.Mittlerweile hat er ja schon einen großen 'Baum' draussen in seiner 'Voliere'.Ich kann mir garnicht vorstellen, dass es irgendwo keine Spatzen mehr gibt, bei uns wuselt es draussen nur so, von Haus-wie von Feldsperlingen...(Bild ist leider etwas schlecht, ich wollte ihn nicht mit dem Blitz schrecken)
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Katrin
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Re:Auswilderung Sperling

Katrin » Antwort #9 am:

Der Gedanke, so ein Unglück verursacht zu haben, macht mich einfach traurig.
Ich glaube, ich kann gut verstehen, was du meinst. Aber so ist das leider immer, wenn man Verantwortung für ein Tier übernimmt (bei Haustieren ist das dann bei Krankheit/Tod ein großes Problem, man kann da nicht mehr die Natur entscheiden lassen, sondern muss selbst herhalten).Als du den kleinen Vogel gerettet hast, weil du ihn nicht wolltest sterben lassen, hast du jedenfalls in guter Absicht gehandelt und ich denke, nur das sollte zählen. So wie du es beschreibst, leidet der Sperling nicht und hat auch Kontakt zu Artgenossen. Es gibt viele Tiere, die das nicht haben und die für sie Verantwortlichen Menschen denken keine Sekunde darüber nach.Ich würde den Sperling einfach weiterhalten, so wie bisher und ihm alle erwünschten Freiheiten bieten. Vielleicht locken ihn doch einmal die Artgenossen oder seine Hormone... und er ergreift seine 2. Chance, die du ihm gegeben hast :) .
"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."

ich
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fyvie
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Re:Auswilderung Sperling

fyvie » Antwort #10 am:

Die Alternative wäre doch nur der Tod gewesen. Insofern scheint mir sein Schicksal - Spatzengespräche aus der Wildrose und sicherer Schlafplatz auf dem Lampenkabel - doch recht gut zu sein.
Ja, momentan ist es auch o.k. Nur im Winter (oder schon bei kühlerer Witterung) ist das Fenster zu, da gäbe es nur drinnen oder draussen leben, ich befürchte, dass dies einem zahmen Wildvogel so oder so schwer zu vermitteln ist.
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fyvie
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Re:Auswilderung Sperling

fyvie » Antwort #11 am:

Katrin, so wäre es mir auch am liebsten, aber wie in meinem vorherigen Post schon beschrieben, wird sich das ganz praktisch wohl nicht umsetzen lassen.Mein Problem ist nicht, für ein Tier mehr oder weniger (ich habe ja schon einige) verantwortlich zu sein und zu bleiben, sondern wie ihm ein so artgerecht wie mögliches Weiterleben zu bieten, eben weil ich mich dieser Verantwortung nicht entziehen möchte.Die einzig praktikable Möglichkeit wird wohl sein, ihm eine dauerhafte offene Aussenvoliere einzurichten.Ich denke, nur dann wird er (erstmal aus Not) Kontakt zu Artgenossen suchen.Dann ist aber nix mehr mit gemütlich drinnen am Lampenkabel schaukeln wenn's draussen stürmt oder friert...Wenn das nicht funktioniert, werde ich ihn wohl, wie mir von der Wildvogelhilfe in Aussicht gestellt, dauerhaft reinnehmen müssen. Gott bewahre, ein Vogel im Käfig war für mich immer der Inbegriff der (physischen) Unfreiheit.Irgendwie hoffe ich so darauf, dass, wenn ich ihn dann ganz freilasse, er fröhlich mit einem Pulk Kollegen abzwitschert und mich keines Blickes mehr würdigt, vielleicht sich noch ab und zu einen Leckerbissen abholt und gut ist es.Wahrscheinlich wird es anders sein, hoffentlich anders gut
agarökonom
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Re:Auswilderung Sperling

agarökonom » Antwort #12 am:

Ich hatte eine Amsel aufgezogen deren Auswilderung eher unproblematisch war . Sie hat sich noch einige Monate Futter abgeholt, die Abstände wurden aber immer größer und blieb dann irgendwann aus .
Nutztierarche
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fyvie
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Re:Auswilderung Sperling

fyvie » Antwort #13 am:

Genau so wünsche ich mir das :DZumindest für den Spatz. Ich hätte garnicht gedacht, wie sehr man sein Herz auch an so ein kleines Tierchen hängen kann, wenn man sich nur eine Weile damit beschäftigt.In Zukunft werde ich Vögel nochmal mit anderen Augen sehen, die Erfahrung, dass selbst so ein kleines, nicht domestiziertes Wildschwarmtier eine ganz eigene Persönlichkeit und Vorlieben, bzw, Abneigungen bezüglich Futter und Umgang hat, war mir bisher in dieser Offensichtlichkeit nicht bewußt.Ich bin sehr froh um diese Erfahrung und bereue keinen Tag, an dem ich im Stundenturnus Fliegen fing, bzw. anschließend verfütterte.Von der Wildvogelhilfe habe ich übrigends erfahren, dass Sperlinge und Krähen wohl die Vögel sind, bei denen es am schnellsten zu Fehlprägungen kommt, weil die einen wohl am geselligsten und die anderen am schlausten sind!Wobei ich mittlerweile glaube, dass auch Spatzen sehr schlau sind, dazu muß ich noch kurz etwas erzählen.Als er wieder mal auf meine Schulter flog, um nach Futter zu betteln und ich ihn (aus Abnabelungsgründen 8)) nicht beachtete, kletterte er flugs auf meine Brust, drehte sich um und bettelte mich Auge in Auge von unten herauf an...Man kann sich natürlich denken, was passierte, ich bin ja auch nur ein Mensch und kein promovierter Vogelpädagoge ::)
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fyvie
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Re:Auswilderung Sperling

fyvie » Antwort #14 am:

Hallo nochmal, agarökonom.Hatte vor lauter Spatz völlig übersehen, dass dies ja dein erster Eintrag hier war.Herzlich willkommen im Forum! :D
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