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Entscheidungshilfe für Apfelsorten am Plattensee (Gelesen 2718 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Apfelgarten
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Entscheidungshilfe für Apfelsorten am Plattensee

Apfelgarten »

Hallo liebe Forenmitglieder. Ich heiße Jan und bin ziemlicher Neuling, was Obst angeht, habe aber meine Freude an Apfelbäumen entdeckt und lese seitdem eifrig alles zum Thema. Ich habe einen GArten mit kleinem Ferienhaus in Ungarn, Südwesten des Plattensees. Weinbaugebiet mit kalten Wintern und sehr heißen und oft trockenen Sommermonaten (also südlich-kontinental). Meine Vorhaben ist nun, zusätzlich zu meinen bisherigen paar Bäumen ein 1000 m2 Grundstück mit Apfelbäumen zu bepflanzen, um Speiseäpfel, Most und auch Apfelchips zum Spaß herzustellen. Habe nun nach einem halben Jahr Wissen anlesen und einigen Gesprächen mit Bekannten etwa 20 verschiedene alte und eher robuste Sorten und Unterlagen ins Auge gefasst und würde mich sehr freuen, wenn einige Forenmitglieder ihre Meinung zu meinem Plan äußern würden, ob das sinnvoll und realistisch ist.Ich wollte einige Frühäpfel pflanzen (wegen meiner Anwesenheit im August/September, da bayerische Schulferien). Also Starks Earliest, Schöner von Bath, Discovery, roter Astrachan, böhmischer Rosenapfel. Gerlinde, Georg Cave. Diese Frühäpfel vor allem für Apfelchips und Saft.Alkmene, Biesterfelder Renette, Batullenapfel, Gewürzluiken, Topaz, Piros, Rubinola, Ananasrenette, Kanadarenette, Edelborsdorfer, Danziger Kantapfel, Große Kasseler Renette, Ilzer Rosenapfel, Brettacher, Glockenapfel, Königlicher Kurztiel, Geflammter Kardinal, Purpurroter Cousinot. Hierbei Mostäpfel eher auf Sämling/Halbstamm, Tafeläpfel auf MM106 und MM111. Bei der Unterlage bin ich zwischen Halbstamm (wegen des Rasenmähens und des doch recht lehmigen Bodens) auf Sämling oder auf MM106 (das ist in Ungarn dort die beliebteste trockenheitsresistente Unterlage, wird aber nicht sehr groß) oder MM111 hin und her gerissen. Oder A2, das auch recht trockenheitsresistent und stark wachsend ist? Für Tipps zu den Sorten, ob sie dort klimatisch passen, Meinungen und kritische Anregungen bin ich sehr dankbar - nur her damit! Die örtliche >Baumschule dort kennt nur die klassischen Bäume - mir kommt es so vor, als wenn die Ungarn ihre alten Sorten vor lauter Delicious vergessen haben ;-)Liebe Grüße Jan
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cydorian
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Re:Entscheidungshilfe für Apfelsorten am Plattensee

cydorian » Antwort #1 am:

Ob diese Sorten dort wachsen, weiss ich nicht. Sinnvoll wäre auf jeden Fall, erst einmal in Ungarn nach dort bewährten Sorten zu suchen. Ansatzpunkte dazu findest du z.B. unter http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin ... raly.pdfIn Österreich wirst du im klimatisch ähnlichen Burgenland sicherlich Sorten finden, die auch am Plattensee was werden.
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Apfelgarten
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Re:Entscheidungshilfe für Apfelsorten am Plattensee

Apfelgarten » Antwort #2 am:

Hallo Cydorian, danke für die Links, die ich allerdings schon vor einiger Zeit gegoogelt hatte. Aus denen habe ich auch den Batullenapfel entnommen, und den Husveti Rosmaring, den ich tatsächlich dort in einer Baumschule fand. Die anderen habe ich aber nirgends finden können, und die dortigen Baumschulen wollen mit den alten Sorten eher nicht arbeiten (nur der Seniorbesitzer hatte eine Haussorte als Halbstamm veredelt, da habe ich die letzte, die er vor seinem Tod veredelt hatte, erstehen können). Seine Tochter kannte nicht mal den Namen des Apfels, sie setzt auch PI- Sorten, und Florina , Idared, Gala und so. Welche Unterlage ist denn empfehlenswert?Der Tipp mit dem Burgenland ist hervorragend, das war auch meine Idee. Habe auf der Seite Ache-noah.at, die einen Sortenfinder online haben, die meisten der von mir aufgeführten Sorten empfohlen bekommen. Würde mich freuen, wenn mir zu diesen jemand seine Erfahrungen schreiben kann.
Rieke
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Re:Entscheidungshilfe für Apfelsorten am Plattensee

Rieke » Antwort #3 am:

Kanadarenette haben wir im Garten, leider kenne ich die Unterlage nicht. Die Früchte sind sehr lecker, eine aromatische Renette. Der Baum alterniert nicht, hat für seine Größe einen guten Ertrag, ist aber (leider) kein Massenträger. Mit dem Berliner Klima, den kalten Wintern und den manchmal recht heißen Sommern, kommt der Baum zurecht. Über die Lagerfähigkeit kann ich nichts sagen, wir verbrauchen die Äpfel immer sehr schnell, weil sie so gut schmecken.
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Kuestenkaspar
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Re:Entscheidungshilfe für Apfelsorten am Plattensee

Kuestenkaspar » Antwort #4 am:

Hallo Jan,wie sieht es eigentlich mit den Wintertemperaturen am Balaton aus? Denen würde ich mehr Bedeutung zumessen als den Sommertemperaturen. Falls es zu richtigen Kahlfrösten kommt, hat sich als Unterlage der Sämling Antonowka bewährt. Aber der M111 hat auch seine Qulitäten.Da der Ertrag bei Hoch- bzw. Halbstämmen erst später einsetzt, wäre eine Lückenpflanzung mit Spindelbüschen interessant. Da gäbe es verschiedene Möglichkeiten. Du pflanzt eine Reihe Halb- bzw. Hochstämme. Die nächste Reihe wären Spindelbüsche. Die dritte Reihe wären wieder Halb- bzw. Hochstämme. Wenn nun die Halb- bzw. Hochstämme ihr Kronengerüst aufgebaut haben, dann haben die Spindelbüsche ihren Zenith erreicht und können gerodet werden.Eine andere Bepflanzungsvariante könnte ähnlich einem Schachbrettmuster gewählt werden. Für ein schwarzes Feld ein Halb- bzw. Hochstämme und für ein weißes Feld ein Spindelbusch.Weiterhin würde ich Dir nahelegen einen Veredlungslehrgang zu absolvieren. Dann könntest Du den einen oder anderen Baum, der sich als Flop entwickelt, selber umzuveredeln.Was das Rasenmähen angeht, würde ich mich wohl eher zurückhalten. Der Boden gerade auf trocknen Standorten sollte meiner Meinung nach gut beschattet sein. Wenn Rasen, dann nicht zu kurz mähen, sonst eher Wiesencharakter.Die Pflanzung der Bäume würde ich schon im Herbst vornehmen, also jetzt, damit ist ein Anwachsen der Bäume wahrscheinlicher als im Frühjahr. Falls Du erst im Frühjahr pflanzen willst, solltest Du eine Person vor Ort haben, die regelmäßig gießt und das über Wochen.Wie sieht es mit dem Wildtieren vor Ort aus. Hasen, Rehe und Schermäuse? MfGHenning
Die Hummel wiegt 4,8 Gramm,sie hat eine Flügelfläche von 1,45cm ² bei einem Flächenwinkel von 6 Grad. Nach den Gesetzen der Aerodynamik kann die Hummel nicht fliegen. Aber das weiß die Hummel nicht.
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Apfelgarten
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Re:Entscheidungshilfe für Apfelsorten am Plattensee

Apfelgarten » Antwort #5 am:

Hallo henning, danke für die Tipps. Habe noch mal das Klima recherchiert. Durchschnitt 10,8°C. Das Klimadiagramm gibt für Januar -1° und für Juli 21 °C her. Also müssten die Winter durchschnittlich so kalt sein wie ich das von München gewohnt bin. Die südliche Lage im Gradnetz sorgt dafür, dass es nicht ganz so frostig wird, Klassifikation Cfw.Das mit dem Schachbrettverlegemuster ist eine gute Idee. Das Grundstück ist ein 15 meter breiter und 75 m langer Streifen, auf dem der Vorbesitzer schon eine Längsreihe Bäume entlang des Zaunes gesetzt hat, vermutlich mit mm 106 als Unterlage und sehr eng gepflanzt (2 m zum Zaun und zwischen den Bäumen 3,5 m). Da müssten doch auf den freien zwölf Metern zwei Reihen daneben passen? Spindelbäume sind wohl zu sensibel, die Baumschulbesitzerin dort meinte, dass sie in der Region nichts Schwachwüchsigeres unter MM106 pflanzen würde. Aber es würde doch trotzdem Sinn machen, wenn ich die Sämlingshalbstamme im Wechsel mit den Bäumen anpflanze, die dann auf MM106 bzw MM 111 wachsen? Welche Abstände würdest du hier ansetzen, 5-7 m? Kennt jemand im Mittel oder süddeutschen Raum Baumschulen, die Apfelbäume auf MM111 veredelt ziehen/verkaufen? Habe bisher nur Versandbaumschulen mit diesen Unterlagen gefunden.Zu den Halbstämmen auf Sämling (die ich praktischer Weise recht nah in Niederbayern beziehen kann): In Ungarn habe ich einige Gärten gesehen, wo man die Halbstämme so geschnitten hat, dass der zentrale Trieb gekappt wurde und die Bäume gar nicht so große und hohe Kronen ausgebildet haben. Man konnte mit einer größeren Leiter relativ entspannt überall hin. Ist das realistisch, dass man die Halbstamm auf Sämling im Wachstum durch Schnitt etwas bändigen kann? Viele Fragen, Grüße Jan
Kuestenkaspar
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Re:Entscheidungshilfe für Apfelsorten am Plattensee

Kuestenkaspar » Antwort #6 am:

Hallo Jan,bei Äpfelbäumen die eine Sämlingsunterlage haben, egal ob als Halbstamm oder Hochstamm erzogen, ist es so das sie enorm groß werden können, Betonung auf können! Höhen von 8 Metern und mehr werden durchaus erreicht. Dementsprechend verhält sich der Kronendurchmesser des Baumes, womit Pflanzabstände im Bereich von 8,50 Metern sinnvoll sein könnten. Neben späten Ertragsbeginn (Jahre!) neigen diese Bäume zu Alternanz und einer späteren Abreife (kann eine Woche sein) der Früchte gegenüber Sortenunterlagen.Deine Frage "Ist das realistisch, dass man die Halbstamm auf Sämling im Wachstum durch Schnitt etwas bändigen kann" muß deutlich verneint werden. Der Baum will seine Größe erreichen, das Schneiden bringt ihn wieder in die vegetative Phase und er blüht nicht. Bäume mit Selektionsunterlagen wie MM106 bzw. MM 111 bleiben kleiner. Dementsprechend verhält sich der Kronendurchmesser.Den Abstand bei einer MM106 Pflanzung würde ich mit 4,50 Meter wählen.Den Abstand bei einer MM111 Pflanzung würde ich mit 5,50 Meter wählen.Ich würde würde innerhalb einer Reihe versuchen gleichstarke Unterlagen zu verwenden. Natürlich hat die Edelsorte auch einen Einfluß auf den Habitus des Baumes, doch hat die Unterlage den größeren Anteil.Bepflanzungsvorschläge (Kann kritisiert werden!)Variante 1:Mittelreihe auf dem Grundstück Sämlingsunterlagen 3,50 Meter Rand, dann 9 Bäume streng in Reihe, jeweils 8,50 Meter Abstand, Rest 3,50. Hier wäre eine Zwischenpflanzung von 8 Spindelbäumen in der Reihe sinnvoll.Außenreihe MM 106 4 Meter Rand, dann 16 Bäume streng in Reihe, jeweils 4,50 Meter Abstand, Rest 3,50.Variante 2:Mittelreihe auf dem Grundstück M111 2,50 Meter Rand, dann 14 Bäume streng in Reihe, jeweils 5,40 Meter Abstand, Rest 2,30.Außenreihe MM 106 4 Meter Rand, dann 16 Bäume streng in Reihe, jeweils 4,50 Meter Abstand, Rest 3,50.Variante 3:3 Reihen MM 106 versetzt:MM 106 4 Meter Rand, dann 16 Bäume streng in Reihe, jeweils 4,50 Meter Abstand, Rest 3,50.MM 106 2 Meter Rand, dann 16 Bäume streng in Reihe, jeweils 4,50 Meter Abstand, Rest 5,50.MM 106 4 Meter Rand, dann 16 Bäume streng in Reihe, jeweils 4,50 Meter Abstand, Rest 3,50.Der Reihenabstand wäre 2 Meter am Rand und 4 Meter in den Reihen.Diese andersaussehenden Bäumen könnten vermutlich eine Zwischenveredlung (Stammbildner) haben. Vielleicht sind die Bäume umveredelt worden?MfGHenning
Die Hummel wiegt 4,8 Gramm,sie hat eine Flügelfläche von 1,45cm ² bei einem Flächenwinkel von 6 Grad. Nach den Gesetzen der Aerodynamik kann die Hummel nicht fliegen. Aber das weiß die Hummel nicht.
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Apfelgarten
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Re:Entscheidungshilfe für Apfelsorten am Plattensee

Apfelgarten » Antwort #7 am:

Hallo Henning, danke für die genaue Ausarbeitung der drei Varianten einer Bepflanzung. Im Moment tendiere ich zur ersten Variante, also die großen Sämlinge in die Mittelreihe und den kleineren mm106 In der Endreihe davor. Die einzige Krux dabei besteht darin, dass die Nordreihe außen dann irgendwann in ein zwei Jahrzehnten wohl den Sämlingshalbstämmen beschattet wird. Hat jemand Erfahrung mit der Unterlage A2? Die soll von der Wachstumsstärke nicht ganz an den Sämling heranreichen und mit Trockenheit sehr gut zurechtkommen. Aber ob die sich nicht am warmen Klima stört? Schließlich stammt sie ja aus Schweden? Wäre das einen Versuch wert, die Mittelreihen-Bäume auf diesen statt Sämling zu pflanzen? Und gibt es hier Leser aus dem Burgenland, die mit manchen Apfelsorten besonders gute Erfahrungen gemacht haben und sie mir für das wärme Klima dort empfehlen können?
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