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Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen (Gelesen 10795 mal)

Einjährige, Zweijährige, mehrjährige Stauden, Farne, Gräser, Zwiebelpflanzen ...

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Querkopf
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Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

Querkopf »

Weil ich es, ähemm ;), schwierig finde, in diesem Thread mit seinem arg allgemein gehaltenen Frage-Ansatz zu praxistauglichen Einsichten zu kommen, beginne ich mal einen neuen Faden. Ziel: Erfahrungen – möglichst detaillierte! – zusammentragen über Erfolge und Misserfolge mit der Kultur von Stauden, deren Winterhärte bei uns grenzwertig ist. Fragen (immer auf konkrete Pflanzen bezogen):- Mit welchen "bedingt harten" Stauden habt ihr schon mal experimentiert? - Wie habt ihr die gepflanzt, was tut ihr, um diesen Stauden günstigere Wuchsbedingungen zu bieten, als sie in eurem Garten normalerweise existieren? - Welchen speziellen Winterschutz gebt ihr euren empfindlichen Stauden? - Zu welche Resultaten kommt ihr dabei? Ich fange mal an. Gartenbedingungen: WHZ 7b (an der Grenze zu 8a), Jahresniederschlag durchschnittlich 850mm mit hohen Spitzen im Januar und August, Frühjahr oft sehr trocken.Im Winter meist wenig Schnee, Kahlfröste. Schwerer Lehm, Unterboden lehmig-tonig, Oberboden teilweise (lehmig-)humos; langsamer Wasserabzug, jedoch keine Staunässe; Boden neutral bis leicht sauer, pH-Wert 6,5-7. Hanglage mit "Kaltluftsee" unten. Durch Gehölze sehr unterschiedliche Licht-Situationen. 1. AgapanthusPflanzplatz: sonniges, leicht erhöhtes Beet vor einer Hangstützmauer (weniger Nässegefahr, Schutz vor kaltem Wind, mehr Wärme durch Reflexion); Boden infolge langjähriger Aufbesserung humoser, lockerer, durchlässiger als anderswo. Winterschutz: Laubmulch, dickschichtig. Ergebnis: Zwei Pflanzen – sommergrüne Sorten, eine namenlose Hellblaue, eine Dunkelblaue, angeblich 'Midnight Star'– haben mehr als zehn Jahre sehr guten Zuwachs und reiche Blüte gezeigt. Die kalten, schneereichen Winter von 2009 bis 2011 haben sie nicht beeinträchtigt. Der Februar 2012 aber (2 Wochen harter Dauer-Kahlfrost nach mildem Januar) hat eine Pflanze verkleinert, die zweite gemeuchelt. 2. Iris confusa 'Martyn Rix'Pflanzplatz wie beim AgapanthusWinterschutz: Laubmulch, anfangs Komplett-Einschüttung, dann immer dünnere Schichten, inzwischen gar nix mehr Ergebnis: Die Pflanze wächst wie doof, auch harte Fröste können ihr nichts anhaben, sie blüht aber nicht (Blütenansätze werden bereits bei leichtem Frost zerstört, in der Literatur ist von -5°C die Rede, mancherorts sogar von -2°C). Komplett-Einschüttung hat nicht zu Blüten geführt, das immergrüne Laub jedoch geisterhaft bleich oder sogar faul werden lassen. Ausgepflanzt ist diese Iris bei uns nur eine – sehr raumgreifende! – Blattschmuckstaude; Blüten dürften nur unter Glas zu haben sein. Die Pflanze fliegt bei mir jetzt raus.3. KniphofiaPflanzplatz: abseitige "Da-fällt-sie-nicht-auf"-Beetecke ziemlich weit unten am Hang (die Pflanze war ein ungeliebtes Geschenk, ich konnte seinerzeit mit Knallorange nichts anfangen), relativ kühl, hell, aber absonnig, auf unverbessertem Lehmboden.Winterschutz: nix.Ergebnis: unkaputtbar, von Wintern (inklusive Februar 2012!), Lehmbatsch und Nässe absolut unbeeindruckt, hat binnen weniger Jahre einen Riesen-Blattschopf produziert, blüht allerdings nicht. Kriegt im Frühjahr einen sonnigeren Platz, besseren Boden und Extra-Futter, ich will mal Blüten sehen (inzwischen fällt mir zu Orange was ein ;)). 4. Roscoea cautleoidesPflanzplatz: absonnig, im Windschutz von Sträuchern, Boden mit Humus/ Kompost bzw. durch Mulchen verbessert. Winterschutz: Laubmulch, dickschichtig.Ergebnis: Die Pflanzen haben mehr als zehn Jahre problemlos überlebt; moderater Zuwachs, regelmäßige Blüte. Leichte Ausfälle (1/4 bis 1/3) nach dem Februar 2012. 5. Schizostylus coccinea 'Jennifer'Pflanzplatz: sonnig, Windschutz durch Sträucher, Wasserabzug/ Durchlässigkeit des Bodens verbessert durch großzügiges Einarbeiten von Sand. Winterschutz: Laubmulch, dickschichtig.Ergebnis: Ein paar Jahre lang zuverlässig wiederkehrend und blühend, auch nach kalten Wintern; moderater Zuwachs. Nach dem Februar 2012 leider verschwunden. Welche "grenzwertigen" oder empfindlichen Stauden habt ihr im Garten, und wie geht ihr's an?
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sarastro

Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

sarastro » Antwort #1 am:

Bis auf Kniphofia sind deine angeführten Arten bei uns unter 7 a überhaupt nicht zu gebrauchen, da nur in milden Gebieten durchkommend oder unter einer dicken Laubdecke. Iris confusa friert regelmäßig zurück. Schizostylis kam mir noch nie über die Runden! Aber auch bei Kniphofia muss man die Sorten differenzieren. Fackellilien mit viel K.-galpinii-Blut sind härter als allgemein angenommen, 'Royal Standard' und ähnliche ebenfalls. Crinum powellii wird immer als grenzwertig angesehen, die Hakenlilie ist bei uns vollkommen hart, vorausgesetzt, man pflanzt sie sehr tief. Agapanthus muss man hier differenziert betrachten, je nach Sorte sehr unterschiedlich hart. Nebenbei blühen einige Sorten hierzulande mäßig, hingegen im Osten Österreichs viel reicher. Liegt wohl an der Wärmemenge. Paeonia cambessedessii ist in mineralischem Boden absolut hart und blüht seit Jahren zuverlässig.Pelargonium quercetorum und P. endlicherianum sind auch bei uns vollkommen hart, aber auch nur in entsprechendem Umfeld und Boden.Anthirrhinum hispanicum ist hier ein Grenzfall, der immer wieder auswintert, aber wieder durchtreibt und sich regeneriert.
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Mediterraneus
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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

Mediterraneus » Antwort #2 am:

Nun - ich hab hier auch sehr durchlässigen Boden und bin trotz der Sommerwärme hier mit den Fackellilien bisher noch auf keinen grünen Zweig gekommen. Gesagt wird, daß man sie zusammenbinden soll, damit nicht zu viel Feuchtigkeit ins Zentrum eindringen kann. Das hat bei mir zwar dazu geführt, daß sie überlebt haben aber trotz Dünger und Bewässerung wollten sie nie blühen.Seltsamerweise tun sie das bei einer Freundin in fettem Lehm bei reichlich Niederschlägen - eigentlich sollten sie dort ertrinken/verfaulen. Anhäufeln würde ich mich nicht trauen - hier ist es im Winter zu feucht und sie würden drunter wohl wirklich verfaulen - vielleicht eher ein Reisig-Tipi drüber bauen?LG
Ich sagte oben bereits, dass man die Pflanzen nach ihren Bedürfnissen (Informationen über die Gattung einholen, wie wächst sie am Naturstandort) pflanzen sollte.Also, Kniphofia wächst in Südafrika, als Uferpflanze, in feuchten Wiesen. In Gebieten mit Sommerregen und Wintertrockenheit.Das sagt mir jetzt, dass es die Kniphofia feucht braucht (UFERpflanze), und zwar im Sommer (SOMMERREGENgebiet)Weiterhin, dass es in SüdAFRIKA wohl auch im Winter nicht ZU KALT wird.Weiterhin, dass es im Winter TROCKENer sein muss.Also: feucht und warm im Sommer, vor starkem Frost geschützt und trocken im Winter.Schau ich in meiner Staudengärtnerei nach bei Kniphofia, steht da:"FR 3 so WR" (Freiflächen, feucht, sonnig, Wasserrand)Meine Staudengärtnerei gibt keine Winterhärtezone an, wohl aber, dass Winterschutz angebracht ist. Also wenn ich mich dann weiter informiere, z.B. in meinem Staudenbuch, dann stehen die Kniphofien je nach Art und Sorte mit Winterhärtezone 7 bis 9 drin.Also mittlere winterliche Tiefsttemperaturen von bis -18 bei Zone 7, bis -12 bei Zone 8 und bis -7 bei Zone 9. Sprich, die meisten sind für Mitteleuropa nicht hart genug. Ich muss also die härtesten Fackellilien probieren, die in Zone 7 eingeordnet sind, z.B. "Alcazar".Also folglich:-härteste Sorten auswählen (geht nur durch ausprobieren)-sonnig, warm und im Sommer feucht-geschützt und trocken im WinterDas ist nicht unbedingt einfach hinzukriegen, da es bei uns im Winter einfach feucht ist und auch kalt, dagegen im Sommer zu trocken ist. Wird es jetzt etwas klarer, warum Kniphofia bei deiner Freundin besser gedeiht, als bei dir? ;)
Mediterraneus hat geschrieben:
lubuli hat geschrieben:tja und warum gedeiht meine knifophia am völlig falschen platz problemlos? sommertrocken, wintertrocken, magerer boden vor einer weissen wand, im sommer muss ich gelegentlich giessen. und blüht..
Das fällt dann unter die Rubrik "Ausprobieren" ;DMan empfahl wohl anfangs auch (so in den 90ern, als ich mit gärtnern so richtig anfing), die Fackellilien eher "steppig" und "mediterran" zu pflanzen. Zu Yucca und so. Einige scheinen damit auch gut klar zu kommen.Heute empfehlen die Gärtner eher die "Guteboden-mit- Wasser-Variante". Vielleicht liegt es auch daran, dass es mittlerweile sehr viele Hybriden gibt, an denen immer neue Wildarten Anteil haben.
Ich hol das gerade mal rüber.Ich hatte jahrelang die Kniphofia "Alcazar". Riesige Horste, 2 m hohe Blütenstiele, scheinbar unkaputtbar. Blühten von Juni bis zum Frost, ständig remontierend. Der Boden lehmig, schwer, mein sonnigster und wärmster Platz. Aber nicht furztrocken, im Winter nass.Das ging gut bis zu dem Kahlfrostfebruar. Im Frühjahr stank es in diesem Gartenbereich nach verfaulten Kartoffeln, beim nachgraben war der komplette Wurzelballen Matsch. Limitierender Faktor war der letztendlich der Frost gewesen, der Standort passte offensichtlich gut :-\
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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

Mediterraneus » Antwort #3 am:

Damit ihr ungefähr seht, von was ich rede
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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

Querkopf » Antwort #4 am:

... Pelargonium quercetorum und P. endlicherianum sind auch bei uns vollkommen hart, aber auch nur in entsprechendem Umfeld und Boden. ...
Könntest du da bitte genauer sagen, welches Umfeld und welcher Boden passt? Dann wird's für andere besser nachvollziehbar :). Und dadurch nützlicher :D. Zur Kniphofia: Leider weiß ich bei meiner die Sorte nicht. 'Alcazar' könnte sein, die Mutterpflanze bei Nachbars sieht recht ähnlich aus. Dass der Frost als solcher limitierender Faktor ist für "Grenzwertige", bezweifle ich: Wir hatten im Dezember 2009 minus 18, 19 Grad, das haben alle meine Sensibelchen klaglos weggesteckt - es lag ja Schnee obendrauf. Im Februar 2012, der auch Gehölze dahingerafft hat, war's anders: kein Schnee, vorher milde Wochen, und dann urplötzlich zwei Wochen Dauerfrost bis minus 15, 16 Grad. Ich denke, solch ein extremer Witterungsverlauf spielt eine größere Rolle als nur die Tiefsttemperatur allein.
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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

Mathilda1 » Antwort #5 am:

ich glaub allerdings schon, daß es bei frost eine "schmerzgrenze" gibt. das klima hier killt schon viele kandidaten(winternässe ist hier ja definitiv kein problem), bzw trau ich mich die ohnehin nicht mehr zu kaufen...an fackellilie hab ich übrigens die "safranvogel", zugelegt hätte sie immer gut. wenn der winter heuer so harmlos bleibt, hab ich sie nächstes jahr noch...
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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

paulw » Antwort #6 am:

Roscoea cautleyoides überwintert bei mir ohne jeglichen Schutz, genauso R. auriculata, humeana, tibetica, canschanensis.Bei R. cautleyoides Hatte ich mal Pflanzen im 30cm Tontopf draussen vergessen, die haben -20 überlebt.Bei R. purpurea hatte ich kein Glück mit holländischen Pflanzen, Herkünfte aus Nepal (von Crug Farms) scheinen deutlich härter zu sein, ebenso "Vinzent".Cautleya spicata decke ich mit Laub( 30 cm) und Plane ab, den letzten Winter haben sie aber auch ausserhalb überlebt.Hedichium densiflorum und H. spicatum bekommen die gleiche Behandlung.Stehen seit 2 Wintern (ohne Heuer).Für alle habe ich reichlich Leca Bruch und feinen RindenMULCH eingemischt.Meiner Meinung nach ist bei Asiaten die Drainage bzw. das Abhalten von zu viel Nässe im Winter wichtiger als die tatsächlichen Tiefstwerte.Ausserdem kursieren oft völlig falsche Angaben zur Frosthärte.In meinem Garten hat Fasciculaira bicolor - 17 unter Sonnenschutz(2-3 Hand Föhrennadeln und Tonscherben als Dach) mit geringen Blattschäden überstanden. Im KH überwinterte Pflanzen waren allerdings auch nicht schöner.Die wird immer wieder mit -5 --10°C angegeben.Steht übrigens jetzt seit 3 Jahren in der Trockenmauer.
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pearl
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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

pearl » Antwort #7 am:

Weil ich es, ähemm ;), schwierig finde, in diesem Thread ... Einsichten zu kommen, ...
;D versteh ich absolut! Allerdings gibt es auch mit diesem Ansatz ein Problem. Pflanzen können durch alles Mögliche geschädigt werden. Stress mit Nässe, Trockenheit, Unterernährung, Überdüngung, zu viel Sonne und zu wenig Sonne, zu viel Konkurrenz, falscher Boden, Schädlinge, Pilze, Parasiten, also Kulturfehler und falsche Standorte können die Selbstschutzfunktion reduzieren. Kommt dann noch Frost dazu, dann ist es ganz aus. Bei zu viel Stress dekompensieren die Pflanzen, das geht ihnen nicht anders als uns.Diese Zusammenhänge machen es quasi unmöglich irgendetwas zuverlässiges Allgemeingültiges über die Winterhärte von Pflanzen zu sagen. Es hilft alles nichts, die genaue Kenntnis der Ansprüche einer Spezies ist eine Grundbedingung für eine erfolgreiche Überwinterung. Überwinterungserfolge bei einer Spezies hängen immer von den Standortbedingungen ab, nicht nur von der Winterhärtezone der USDA. Nach meinem Eindruck sind Erfahrungsberichte verschiedener user hier im forum nicht vergleichbar. Angaben zu Lichtverhältnissen, Witterungsverlauf, Bodenqualität, Niederschlagsmenge, also zum Biom sind sehr ungewiss, da user sehr ungenaue Vorstellungen von den Termini haben können. Ein saurer Boden kann im einen Fall basenreich und fruchtbar sein und im anderen Fall aus Quarzsand bestehen und extrem nährstoffarm sein. Ein halb-schattiger Standort ist für den einen mit 3 Stunden Sonne am Tag gegeben und für den anderen ist das ein vollschattiger Standort. Für hemerocallis ist die Steiermark mediterran und für Mediterraneus ist die Steiermark sub-mediterran. Nach USDA ist die Winterhärte Z6 in Graz und Z7 in Deutschland und nach Oberdorfer ist die Steiermark ostalpin und Deutschland subatlantisch. Beides mit ein paar Ausnahmen für extreme Lagen. Koblenz mit Z8 und Buchen mit Z6. Wie schon viele Gärtner in dem genannten thread meinten, ist es also eine Erfahrungssache. Am praktischsten ist daher die Beobachtung der Vegetation in der Nachbarschaft. Hier in Heidelberg gibt es an südlichen Hausmauern riesige Rosmarin-Büsche, gewaltige Lavendel-Sträucher und in warmen städtischen Lagen wunderbare Viburnum tinus. Das ist ein deutliches Zeichen, dass es über einen längeren Zeitraum günstige Bedingungen für diese beiden mediterranen Pflanzen gegeben hat.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

Querkopf » Antwort #8 am:

...Diese Zusammenhänge machen es quasi unmöglich irgendetwas zuverlässiges Allgemeingültiges über die Winterhärte von Pflanzen zu sagen. ...
Das ist völlig klar, und darum geht es mir hier auch nicht (aber das weißt du ja eh ;)) - deshalb habe ich nach ganz konkreten Erfahrungen gefragt und selber mit möglichst präzisen Angaben begonnen.
...Nach meinem Eindruck sind Erfahrungsberichte verschiedener user hier im forum nicht vergleichbar. Angaben zu Lichtverhältnissen, Witterungsverlauf, Bodenqualität, Niederschlagsmenge, also zum Biom sind sehr ungewiss, da user sehr ungenaue Vorstellungen von den Termini haben können. ...
Mag schon sein, dass Subjektives, Missverstandenes oder gar Unverstandenes einfließt in Beschreibungen. Aber ich denke, das kann man aus der Art der Beschreibung erkennen. Wenn ich hie und da "gegen den Strich" lese, werden für mich auch Beobachtungen nützlich, die nicht im strengen Sinne "vergleichbar" formuliert sind.
pearl hat geschrieben:...Wie schon viele Gärtner in dem genannten thread meinten, ist es also eine Erfahrungssache. ...
Im Prinzip ja - aber ;D: Ich finde es hilfreich, zu erfahren, wie andere bestimmte Pflanzen kultivieren und ob sie dabei Treffer landen oder scheitern. Hilfreich deshalb, weil ich dadurch eine Idee kriege, welchen Aufwand ich eventuell treiben müsste für bestimmte Kulturen; so kann ich leichter entscheiden, ob mir genau diese bestimmte Pflanze das wert ist oder nicht. Beispiel: paulw beschreibt, dass er ins Substrat bestimmter Pflanzen Blähton en masse eingebuddelt hat. Das würde ich mir im Freiland nicht antun, aus verschiedenen Gründen; auf Kulturen, die nicht ohne auskommen, würde ich eher verzichten.
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pearl
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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

pearl » Antwort #9 am:

OT, denn dabei geht es ja um Gehölze:
... mir ist auch aufgefallen das zum Beispiel Stecklingsvermehrung bei Lavendel, Salbei, Thymian und bei den Barnsley Malven in den ersten ein bis drei Jahren die Winterhärte höher ist. Ältere oder alte Pflanzen fallen in ungünstigeren Wintern oft völlig aus doch ihre Stecklinge vom gleichen Klon sind von der gleichen Witterung daneben im gleichen Boden völlig unbeindruckt. ...
Ergänzend sei noch Rosmarin genannt. Dass bei diesen mediterranen Gewächsen die Frosthärte mit dem Alter der Pflanze nicht zu-, sondern merklich abnimmt, habe ich schon öfter gehört. Gab hier vor Jahren auch schon mal einen Thread dazu (den ich leider auf die Schnelle nicht finde).
diese Zwerg-Gehölze sind ein Beispiel für das oben geschriebene. In luftfeuchten Lagen, an schattigen Standorten und bei zu viel Bodenfeuchte und Nährstoffüberschuss kommt es bei allen an vollsonige und steinige Böden angepassten Arten zum Befall mit Pilzen. Unsere Böden sind reich an Mikroorganismen, die in Symbiosen oder vergesellschaftet mit Pflanzen leben. Mediterrane Zwerg-Gehölze sind darauf evolutionsbiologisch nicht vorbereitet und praktisch nicht angepasst.Kultiviert man sie in Substraten oder pflanzt sie an Standorte, die den heimatlichen entsprechen, also in Kübel mit einem Gemisch aus humusfreiem Lehm und Splitt oder an im Sommer 10 Stunden besonnte Hausmauern, dann werden Salbei, Lavendel und Rosmarin alte knorzige Gehölze mit Stammdurchmessern von 5 bis 10 cm. Voraussetzung ist ein lufttrockenes Klima in Regionen mit auch im Winter langer Sonnenscheindauer.
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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

Querkopf » Antwort #10 am:

OT, weil gehölzig (Rosmarin, Lavendel, Salbei, Thymian & Co.):
... Kultiviert man sie in Substraten oder pflanzt sie an Standorte, die den heimatlichen entsprechen, ... dann werden Salbei, Lavendel und Rosmarin alte knorzige Gehölze mit Stammdurchmessern von 5 bis 10 cm. Voraussetzung ist ein lufttrockenes Klima in Regionen mit auch im Winter langer Sonnenscheindauer.
Jein. Verfährt man so, wie du schreibst, hat man sehr gute Chancen auf Erfolg - keine Frage.Interessant wird's aber, wenn man die idealen Standorte und/ oder Substrate nicht zur Verfügung hat und die betreffenden Pflanzen trotzdem kultivieren möchte. Dann stellt sich die Frage, welche Kompromisse möglich sind. Was machen die Pflanzen mit, und zwar auf lange Sicht? Was geht nicht, was würde die Pflanzen zum bloßen Blumenstrauß mit Wurzeln degradieren? Lavendel z. B. toleriert eine ganze Menge; bei mir stehen etliche über 20 Jahre alte Sträuchlein, knorzig, fit und vital - im mitnichten humusfreien Lehm. Auch Salbei und Thymian machen allerhand mit. Rosmarin ist viel weniger duldsam ;)...(Ende OT) Zurück zu den Stauden: Mir geht es drum, die Grenzen auszuloten, mögliche Kompromisse zu finden. Und zugleich zu erkennen, wo eben kein Kompromiss möglich ist.
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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

Mediterraneus » Antwort #11 am:

Für hemerocallis ist die Steiermark mediterran und für Mediterraneus ist die Steiermark sub-mediterran. ..
Ogott, wann hab ich das denn behauptet :o :o :o
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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

Mediterraneus » Antwort #12 am:

Weil ich es, ähemm ;), schwierig finde, in diesem Thread ... Einsichten zu kommen, ...
;D versteh ich absolut!.....Diese Zusammenhänge machen es quasi unmöglich irgendetwas zuverlässiges Allgemeingültiges über die Winterhärte von Pflanzen zu sagen. Es hilft alles nichts, die genaue Kenntnis der Ansprüche einer Spezies ist eine Grundbedingung für eine erfolgreiche Überwinterung. Überwinterungserfolge bei einer Spezies hängen immer von den Standortbedingungen ab, nicht nur von der Winterhärtezone der USDA.
Gut, alles eine Frage der Flexibilität ;)Ich kam auch in dem anderen Thread klar ;) Dort hätte man nur die Dinge konkretisieren müssen und einfach spezielle Stauden ansprechen müssen, was ja ansatzweise auch erfolgt ist.Allerdings kann man nicht alles pauschal in einen Topf schmeißen, wie es hemerocallis gerne hätte.Und persönliche Anfeindungen haben da auch nix verloren, auch wenn jemandem z.B meine Nase nicht passt.Im übrigen stimme ich damit "Es hilft alles nichts, die genaue Kenntnis der Ansprüche einer Spezies ist eine Grundbedingung für eine erfolgreiche Überwinterung." voll überein. Weiß jetzt gerade nicht, ob ichs schon erwähnte 8)
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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

paulw » Antwort #13 am:

Also bevor die Steiermark zum 2. Griechenland wird muss ich dazu jezt auch mal meinen Senf geben:Von hochalpin im Norden auf 2000m über alpin bis zur Mitte, dazwischen inneralpine Talklimate mit einzelnen Wärme und Trockeninseln, im Süden Illyrisch beinflusst...So kenne ich das Land meiner Kindheit.(und gärtnerischer Anfänge).Mediteran und Submediteran ist ganz was anderes, egal was die Tourismuswerbung sagt.In Graz gibt es zwar eine Wärmeinsel am Schlossberg wo ZB. Jasminum beesianum und Sternbergia gedeihen, aber das ist in anderen Gegenden Mitteleuropas auch zu finden.Und wurde ich auf Braunerde gärtnen und nicht auf wasserdichtem! Tegel müsste ich auch nicht soviel Aufwand mit der Bodenverbesserung treiben.Natürlich könnte ich mich mit den Standartarten für dichte nasskalte Tonböden begnügen, aber das wäre mir zu fade.Ich versuche die "Winterhärte" so zu erklären: Pflanzen überstehen es recht gut wenn einer der Wachstumsfaktoren suboptimal ist, werden es aber zu Viele geht es irgendwann nicht mehr.Für die Meisten ist dann die Kälte schuld, das die Pflanze einfach ersoffen, erschöpft von zu wenig Sonne verhungert, im kalten Wind vertrocknet.. ist wäre eine zu komplizierte Erklärung für sie.Das Klima kann man halt nicht ändern.Wenn ich also die Drainage für Roscoea verbessere ist das nichts anderes als wenn ich einem Sempervivum nicht einen Standort am schattigen Teichrand aufzwinge.Ich finde den Ansatz gut mal nach erfolgreichen Kulturbedingungen zu fragen, auch wenn man damit noch kein reproduzierbares Erfolgsrezept zur Hand hat. Man kann doch mehr Info daraus ableiten als aus den Seiten der Händler und aus den meisten Büchern.Wenig kann man aus der Aussage frostempfindlich oder in geschützten Lagen hart ableiten, die ist zu subjektiv. Ein Gärtner in Inverewe Garden hat mir zB. weiszumachen versucht das Quercus zerris frostempfindlich ist.(die ist in Ostösterreich Waldbildend). Das es andere Gründe für den schlechten Wuchs an der Schottischen Westküste geben muss kam ihm nicht in den Sinn.Einen hab ich jetzt noch zum Thema:Iris Japonica: hat bei mir halbschattig, lehmig humos etliche Jahre überlebt und sich ausgebreitet, Blütenansätze sind aber auch in milderen Wintern (oder in der Folgenden Frühjahren) erfroren.
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Re:Experimente mit "bedingt winterharten" Stauden: Erfahrungen

pearl » Antwort #14 am:

Einen hab ich jetzt noch zum Thema:Iris Japonica: hat bei mir halbschattig, lehmig humos etliche Jahre überlebt und sich ausgebreitet, Blütenansätze sind aber auch in milderen Wintern (oder in der Folgenden Frühjahren) erfroren.
;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;Dmanche sortieren solche Pflanzen zu den winterharten, ich sortiere solche Pflanzen zu den auch nicht bedingt, sondern überhaupt nicht winterharten Pflanzen. ;D Unter gesunden Pflanzen und erfolgreicher Kultur verstehen einfach zu viele Leute sehr verschiedene Leidenszustände von Vegetation und sind darüber hinaus dazu bereit den Anblick zu tolerieren und nicht bereit den Platz zu räumen. Unterschiedlich definierte Termini auch in dieser Richtung sind ein weiterer Grund, warum der Austausch über dieses Thema enorm erschwert ist.
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