Perfekter Rasen (Gelesen 11072 mal)

[Ulf]

Meine letztes Jahr angelegte Rasenfläche (etwa 100 m2) ist nun eine wahre Freude: Da ist nichts als Rasen, kaum ein Unkraut, alles schön dicht und grün. Natürlich befürchte ich, dass das nicht lange anhält, weil sich nicht weit weg eine Bauernwiese mit allen möglichen Unkräutern befindet. Ausserdem habe ich einen Nachbarn, für den Jäten ein Fremdwort zu sein scheint. Hat jemand Tipps, wie ich meinen geliebten englischen Rasen möglichst lange sauber halten kann?

[Hortulanus]

Der sog. Englische Rasen ist mitnichten unkrautfrei. Aber er ist unvergleichlich dicht dank des dortigen Klimas. Bei uns ist das allenfalls mit erheblichen Kunstdüngermengen zu erreichen. Unkrautfrei wird dein Rasen nur scheinbar bleiben. Auch das wird ohne Chemie nicht gelingen. Aber wenn du dicht gesät und die richtigen Rasensorten gewählt hast, werden nur wenige Unkräuter, die du per Hand beseitigen kannst, sichtbar werden. Die in der dichten Grasnarbe verschwinden stören dich eh nicht und dürfen bleiben.

[Re-Mark]

Nun gut, 'perfekt' lassen wir mal außen vor. Du willst einen schönen Rasen - das Rezept ist bekannt, wird aber nur selten konsequent angewendet:Regelmäßig mähen, düngen, gießen und vertikutieren. Hin und wieder einzelne Stellen von Hand korrigieren.Seit wir vor dem Winter nochmal düngen (mit einem 'Herbstrasendünger') werden viele Leute grün vor Neid, wenn sie den Rasen sehen. Aber nicht so grün wie der Rasen... ;DDas ist es wirklich: du mußt im (nicht zu frühen) Herbst nochmal düngen. Und im Frühjahr auch, im Sommer nochmal. Bei schnell wirkenden Düngern vielleicht auch öfter. Und einmal im Jahr vertikutieren. Falls doch einzelne Gänseblümchen und Löwenzahn auftreten, frühzeitig von Hand ausstechen.Wenn jetzt die Öko-Fraktion glaubt, ich würde mit der Pinzette über den Rasen gehen und ständig eingreifen, so muß ich sie enttäuschen. Der Rasen hat die letzten zwei Jahre sehr wenig Arbeit gemacht. Dünger ist schnell ausgebracht, Rasensprenger sind schnell aufgestellt und wässern die angrenzenden Beete gleich mit. Und wenn der Rasen immer gut versorgt ist haben Unkräuter wenig Chancen, da halten sich die zu entfernenden Gänseblümchen sehr im Rahmen.Ich weiß sehr wohl, daß es jetzt wieder einen Aufschrei geben wird, vonwegen Blumenwiese und Garten betonieren und grün streichen etc etc. Dazu kann ich nur sagen: alles schon x-mal durchgekaut. Ich habe mich früher auch lustig gemacht über Leute, die einen 'Golfrasen' wollten. Aber so ein richtiger Rasen hat schon seine Berechtigung: es läuft sich darauf einfach anders, als wenn die Fläche zur Hälfte von Gänseblümchen bewachsen ist. Und die menschliche Wahrnehmung ist nunmal auf Kontraste eingestellt. Wenn der Rasen gleichmäßig saftiggrün ist, dann kommen die Blumen in den angrenzenden Beeten einfach besser zur Geltung. Es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn das Auge zwischen der ruhigen grünen Fläche und den anderen Bereichen hin und her schweifen kann. Wer nicht beide Varianten über längere Zeit erlebt hat kann da nicht mitreden. Eine echte Blumenwiese (also nicht nur Gänseblümchen, Klee, Löwenzahn und vielleicht zwei, drei andere Arten) hat natürlich auch ihren Reiz, aber eine ganz andere Funktion, und ein vernachlässigter Rasen ist noch lange keine solche ökologisch wertvolle Blumenwiese, auch wenn das jeder behauptet, der nicht in der Lage ist das eine oder das andere (Rasen oder Blumenwiese) zu verwirklichen.

[karina04]

Mein Vater ist ein sogenannter Perfektionist und sein Heiligtum ist unter anderem der Rasen... Und unser Rasen sieht auch perfekt aus. Aber das geht nur, weil mein Vater 1. im Frühjahr ordentlich vertikutiert, 2. regelmäßig Kunstdünger einbringt, 3. sehr, sehr viel wässert und 4. dem aufgehenden Unkraut täglich zu Leibe rückt. Es steckt auf jeden Fall sehr viel Arbeit und Aufwand dahinter.

[Wolfgang]

Ich lechze nach grünem Rasen, aber da ich ein ambulantes Gewerbe betreibe, muss ich mein Begehren auf die Zeit verschieben, wenn ich nicht mehr schön genug zum Arbeiten bin.

[Monika]

Ulf, wie meine Vorredner schon erklärt haben, du musst einfach dran bleiben. Vertikutieren, düngen, wässern, regelmässig mähen und immer wieder Unkraut manuell ausstechen. Dann bleibt er auch so schön.Mir ist das zu viel Aufwand, ich vertikutiere zweimal im Jahr, dünge und mähe regelmässig, aber wässere eher selten. Unkraut wird ausgestochen, wenn es sich zu sehr ausbreitet, aber die Gänseblümchen stören mich nicht so sehr, auch wenn sie sich immer vor dem Rasenmäher ducken. Ich habe eine Kollegen, die hat den unkraut-freiesten Rasen, den ich jemals gesehen habe. Aber die hat es sich seit vielen Jahren zur edlen Aufgabe gemacht, jedes Unkräutchen akribisch auszustechen.@Wolfgang: bei welchem ambulanten Gewerbe muss man denn schön sein

[Re-Mark]

Ulf, wie meine Vorredner schon erklärt haben, du musst einfach dran bleiben. Vertikutieren, düngen, wässern, regelmässig mähen und immer wieder Unkraut manuell ausstechen. Dann bleibt er auch so schön.

Ich sollte vieleicht ergänzen, daß der Rasen bei uns flächenmäßig nur einen kleineren Teil des Gartens ausmacht. Mit drei Rasensprengern (bzw. ein Sprenger nacheinander an drei Stellen) kommt man aus, und das ist eigentlich nicht zuviel Arbeit. Ausstechaktionen mache ich vielleicht dreimal im Jahr, ob das zuwenig ist merke ich vielleicht erst in einigen Jahren...Wichtig ist halt, daß es den Gräsern gut geht und sie schön wachsen, dann hat Unkraut nicht viel Raum sich zu etablieren.

Mir ist das zu viel Aufwand, ich vertikutiere zweimal im Jahr, dünge und mähe regelmässig, aber wässere eher selten. Unkraut wird ausgestochen, wenn es sich zu sehr ausbreitet, aber die Gänseblümchen stören mich nicht so sehr, auch wenn sie sich immer vor dem Rasenmäher ducken.

Wie gesagt, ich habe eigentlich den Eindruck, daß wir nicht viel Arbeit in den Rasen stecken (im Vergleich zum Rest des Gartens...). Aber regelmäßig wässern muß schon sein, damit er dicht bleibt und schneller wächst als die Unkräuter.Gänseblümchen als solche stören mich eigentlich auch nicht, aber sie bilden sehr dichte flache Rosetten, die den Rasen unterdrücken. Und diese Flecken breiten sich immer mehr aus. Daher steche ich sie aus, wenn sie mir auffallen.

Ich habe eine Kollegen, die hat den unkraut-freiesten Rasen, den ich jemals gesehen habe. Aber die hat es sich seit vielen Jahren zur edlen Aufgabe gemacht, jedes Unkräutchen akribisch auszustechen.

Vielleicht sind bei uns Unkräuter zwischen den Gräsern, die mir nicht auffallen, weil sie keine dichten Bestände bilden. Aus normaler Augenhöhe schien mir unser Rasen jedenfalls ziemlich unkrautarm, auch ohne wöchentliches akribisches Ausstechen.Man kann es nicht oft genug betonen: Eine Düngung vor dem Winter wirkt Wunder. Rasengräser wachsen auch an milden Wintertagen weiter, und wenn sie nicht hungern müssen, dann sind sie wesentlich widerstandsfähiger. Weiß jetzt nicht, woraus der Dünger besteht, den ich dafür mal gekauft hatte. Er riecht jedenfalls sehr kräftig, erinnert mich irgendwie an Maggi. Allerdings ist der Preis für so einen Markendünger eine ziemliche Unverschämtheit, ich überlege noch, womit ich ihn ersetzen/strecken kann.

[Monika]

Das mit der Herbstdüngung werde ich auf jeden Fall dieses Jahr ausprobieren. Gesehen habe ich den Dünger schon mal. Momentan ist mein Rasen auch richtig toll grün - kein Wunder bei dem vielen Wasser, das er die letzte Zeit bekommen hat.

[riesenweib]

Ich lechze nach grünem Rasen, aber da ich ein ambulantes Gewerbe betreibe, muss ich mein Begehren auf die Zeit verschieben, wenn ich nicht mehr schön genug zum Arbeiten bin.

[Pimpinella]

Ich habe einen hübschen Rasen, der zur Hälfte aus saftig grünem Klee und zur anderen Hälfte aus Ampfer besteht. Zwischendrin wachsen ein paar Halme. Und ich dünge, mähe und vertikutiere brav, damit das alles so gut wächst.Nein, ich kann es gut verstehen, wenn einer einen schönen englischen Rasen will. Aber ein bisschen wie gegen Falten und graue Haare kämpfen ist es schon.

[riesenweib]

...auch wenn das jeder behauptet, der nicht in der Lage ist das eine oder das andere (Rasen oder Blumenwiese) zu verwirklichen...

so streng würde ich das nicht sehen - ich hab schon von leuten gehört, die in mitteleuropa nicht den aufwand für einen englischen rasen treiben wollen (aus welchen gründen immer), aber einfach regelmässig mähen was da ist, damit sie nicht durch eine hohe wiese staksen müssen (die ja mit dem vorhandenen pflanzenbestand nicht notwendigerweise eine "blumen"wiese werden müsste) lg, brigittep.s.: dieses darwin'sche experiment überlebt wer regelmässig köpfen aushält, u.a. eben gras und gänseblümchen

[Ulf]

Mit all diesen Pflegearbeiten steht mir ja dann recht viel Arbeit bevor. Ich würde mir meinen Traumrasen ja auch verdienen wollen, wäre da nicht dieser dunkelgrün angehauchte Nachbar, der einen Urwald sein Eigen nennt. Was da in den letzten Wochen an Unkrautsamen rübergeflogen ist, ist schlicht nicht mehr normal. Natürlich alle von Pflanzen, die ich unter keinen Umständen hier haben will. Der Herr ist uneinsichtig, schwafelt etwas von Artenreichtum und Bienenweide, aber all das interessiert mich nicht. Ich will einen sauberen Rasen.

[Re-Mark]

Mit all diesen Pflegearbeiten steht mir ja dann recht viel Arbeit bevor. Ich würde mir meinen Traumrasen ja auch verdienen wollen, wäre da nicht dieser dunkelgrün angehauchte Nachbar, der einen Urwald sein Eigen nennt. Was da in den letzten Wochen an Unkrautsamen rübergeflogen ist, ist schlicht nicht mehr normal.

Normal wären zur Zeit Löwenzahnsamen. Was soll denn noch angeflogen kommen?

Natürlich alle von Pflanzen, die ich unter keinen Umständen hier haben will. Der Herr ist uneinsichtig, schwafelt etwas von Artenreichtum und Bienenweide, aber all das interessiert mich nicht. Ich will einen sauberen Rasen.

Wir haben dir gesagt, wie man einen schönen Rasen bekommt. Deines Nachbarn Rasen hat damit erstmal wenig zu tun, Unkraut hin oder her.Sorry, aber entweder willst du nur provozieren, oder du hast noch einiges zu lernen. Irgendetwas sagt mir, daß wahrscheinlich ersteres zutrifft...

[bonsai]

Der Herr ist uneinsichtig, schwafelt etwas von Artenreichtum und Bienenweide, aber all das interessiert mich nicht. Ich will einen sauberen Rasen.

Bist Du da nicht genau so uneinsichtig? Was würdest Du machen, wenn die Unkrautsamen von einem unbewohnten Grundstück zu Dir kommen würden -Die Gemeinde verklagen, eine Samensperre erfinden- ? Vielleicht solltest Du mit Deinem Nachbarn nochmal in aller Ruhe reden, und versuchen, einen Kompromiss zu finden. Ansonsten bleibt Dir nur der großflächige Einsatz von Chemie - willst Du das wirklich? Viele GrüßeChristoph

[thomas]

Damit das hier nicht ausufert, sag ichs gleich: Der Nachbar bin ich! Der Herr Ulf ist ein durch und durch spiessiger Bürger, der mich dran hindern will, meinen naturnahen Garten weiterzupflegen. Den stören kleinste Flugsämchen in seinem sterilen Vorzeigegrün. Aber da geb ich kein Jota nach. Soll der seinen Vorgarten doch echt gleich teeren und grün streichen. Dass mir hier einige von euch indirekt beistehen, hat mich gefreut. Bedenklich aber doch, dass einem wie Ulf weiterhin (Über-)Düngung, Vertikulieren, regelmässiges Bewässern empfohlen wird. Falls die Aktion meines properen Alter Egos zu kurzem Nachdenken anregen konnte, ist das Ziel erreicht. Ulf wird sich aus seiner besonderen Perspektive weiterhin an der Diskussion beteiligen.