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Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde (Gelesen 30444 mal)

Lebendiger Boden, natürliche Düngemittel und fruchtbare Mulchwirtschaft
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Dietmar
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Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

Dietmar »

Ich glaube es gelesen zu haben und zwar in irgendeinem aktuellen Papier der Bundesregierung zu Umweltschutz und Klimawandel, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt die Verwendung von Torf für die Herstellung von Blumenerde bzw. Pflanzsubstraten verboten werden soll. Das Papier hat jedoch noch keine Gesetzeskraft, ist nur Strategiepapier.

Ich bitte, die Formulierung, "ich glaube es gelesen zu haben", zu verzeihen, denn ich lese täglich viele Dokumente und da fällt die Zuordnung zu einem konkreten Papier nicht leicht und alles noch einmal zu lesen, um die Quelle zu finden, dafür reicht meine Zeit nicht.

Falls dieses Verbot kommen sollte, hätte das gravierende Auswirkungen auf die Herstellung von Pflanzsubstraten, da bei den meisten gegenwärtig Torf die mit Abstand häufigste und manchmal alleinige Komponente ist. Ich bin da mit meiner umfangreichen Kompostwirtschaft gut aufgestellt. Ich kaufe schon seit Jahren nur noch torffreie Blumenerde. Eigentlich hätte ich genug Kompost, aber für Anwendungen für Blumentöpfe im Haus ist der eigene Kompost nicht geeignet, insbesondere deshalb, weil man sich diverse Viecher ins Haus holt. Dann müsste ich mir doch einen Erdedämpfer kaufen. Die sind leider nicht nur teuer, sondern müssen auch irgendwo gelagert werden und bei letzterem hätte ich Probleme.
sonnenschein
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Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

sonnenschein » Antwort #1 am:

Das würde ich sehr begrüßen!!
Wir sind seit Jahren überzeugt torffrei in Betrieb und natürlich Hausgarten. Hat natürlich auch Nachteile, unsere Rosencontainer sind zu schwer zum Verschicken, klarer Wettbewerbsnachteil ;).
Ich hoffe nur, daß, wenn es so ist, es nicht in Kraft tritt nachdem das letzte Moor verschwunden ist....
Es wird immer wieder Frühling
bristlecone

Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

bristlecone » Antwort #2 am:

Kein Verbot von torfhaltigen Substraten

"Hobbygärtner werden auch künftig weiter torfhaltige Substrate beim Gärtnern einsetzen können. Ein Verbot dieser Substrate lehnt die Bundesregierung ab. Dies geht aus einer Antwort (18/7197) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (18/6927) zum Schutz der Moore hervor. Demnach stünden die Wirtschaftsbeteiligten in der Verantwortung, zunehmend "torfreduzierte Substrate" in diesem Bereich anzubieten. Auch im Erwerbsgartenbau könne "derzeit und auf absehbare Zeit" nicht auf Torf verzichtet werden."

Business as usual.
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Dietmar
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Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

Dietmar » Antwort #3 am:

Das kannte ich noch nicht. Da ist die Bundesregierung wieder zurück gerudert, weil eine Lobby aufgeschrien hat. Auf die Freiwilligkeit der Wirtschaft zu setzen, hat fast nie funktioniert.

Ich würde so ein Verbot begrüßen, denn es gibt vernünftige Alternativen. Nur dürfte man den Torf nicht schlagartig verbieten, sondern müsste gesetzlich verankern, dass jedes Jahr der Anteil in der Blumenerde verringert wird. Dann hat die Wirtschaft genug Zeit, sich darauf einzustellen.

Nur mit Freiwilligkeit geht es nicht. Dann gäbe es z.B. in Autos heute noch nicht serienmäßig Sicherheitsgute, Airbags und Katalysatoren. Der Staat muss die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen.

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Staudo
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Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

Staudo » Antwort #4 am:

Auch beim Thema Torf ist viel Weltanschauung dabei.
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Gartenplaner
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Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

Gartenplaner » Antwort #5 am:

Ich finde nicht, daß da viel Weltanschauung drin steckt.
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Dietmar
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Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

Dietmar » Antwort #6 am:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Auch beim Thema Torf ist viel Weltanschauung dabei.


Auch bei den Grünen ist viel Weltanschauung und das meiste davon ist schlichtweg Unfug. Aber das Verdienst der Grünen ist es, Politik und Gesellschaft sensibel für Umweltprobleme gemacht zu haben.

Natürlich ist auch beim Torf Weltanschauung dabei und das geht auch gar nicht anders, weil nicht jeder ins Baltikum fahren kann, um sich die Folgen des Torfabbaus selbst anzusehen und sich damit ein eigenes Urteil bilden zu können. Ich war zweimal mit dem Wohnmobil im Baltikum und habe die Mondlandschaften gesehen, die nach dem Torfabbau zurück bleiben. Eine Wiederaufforstung ist schwer möglich, da der Boden unter dem Torf sehr unfruchtbar ist.

Torf gehört zu den Rohstoffen, die nur sehr begrenzt verfügbar sind und welche in überschaubaren Zeiträumen nicht nachwachsen und es ist einfach vernünftig, solche nicht nachwachsenden Rohstoffe sehr sorgsam zu verwenden, denn weg ist weg für immer.

Der Torf in den Pflanzsubstraten in den Gartenmärkten kommt zum überwiegenden Teil aus dem Baltikum, z.B. Lettland. Die ehemaligen Abbaugebiete sind jetzt quadratkilometergroße Wüsten und dabei hat ein nennenswerter Abbau erst vor wenigen Jahren begonnen.
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Staudo
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Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

Staudo » Antwort #7 am:

Hier gibt es Fakten. Diese Seite wurde übrigens von der Torfindustrie erstellt.
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Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

Gartenplaner » Antwort #8 am:

Womit wir dann doch bei der Weltanschauung wären ;D
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Staudo
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Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

Staudo » Antwort #9 am:

Auf der Seite sind Zahlen aufgeführt. Die sollten in etwa stimmen. Ansonsten wären die Macher der Seite angreifbar.
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Junebug
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Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

Junebug » Antwort #10 am:

Dürfte ich da mal ganz unweltanschaulich was fragen? Letzten Samstag bei Diamants ging es am Rande auch um torffreie Erden; Frau Diamant meinte, man müsse dann sein Gießverhalten anpassen, hat das aber nicht ausgeführt und ich habe vergessen, noch mal nachzufragen, inwiefern.

Ich hatte jetzt erst einmal torffreie Erde aus dem GC, weil die da prominent angeboten wurde. Die schien mir sehr leicht und fluffig und beim Gießen rauschte meist die braune Brühe so durch, fand ich jetzt nicht so doll ... Sonnenschein, Deine klingt aber völlig anders, wenn sie zu schwer zum Versenden ist. Worauf müsste man da achten?
erhama

Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

erhama » Antwort #11 am:

Und wie lange dauert es, bis die abgebauten Torfschichten wieder aufgebaut sind?

Soviel ich weiß, kommt es doch auf den Humusgehalt und den Gehalt an Ton-Humus-Komplexen in den Erden an (darüber hinaus noch ph-Wert etc), um das Haltevermögen an Wasser und Nährstoffen zu beeinflussen? Humus ist aber nicht gleichbedeutend mit Torf.

Es gibt bereits torffreie Erden, sind diese denn weniger für den Gartenbau geeignet? Gibt es direkte, belastbare Vergleiche? Oder ist das Festhalten an torfhaltiger Erde nur eine Version von "Das wurde schon immer so gemacht"?
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lerchenzorn
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Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

lerchenzorn » Antwort #12 am:

@ Junebug
Die Kokosfaser-Erden müssen gleichmäßiger gegossen werden. Sie sind nach meinem Eindruck nicht so quell- und speicherfähig wie Torf-Erden.
(ein paar Wochen lang kleine Fliegen hat man meist auch darin)
Mit Lehmanteil wird das wahrscheinlich besser (und schwerer).

@Dietmar
Dietmar hat geschrieben: 8. Sep 2016, 16:35 ... Eine Wiederaufforstung ist schwer möglich, da der Boden unter dem Torf sehr unfruchtbar ist. ... [/quote]

Warum sollte man dort aufforsten. Das würde alles nur schlimmer machen. Eine Wiedervernässung und ein erneutes Ingangsetzen des Torf- und Moorwachstums ist sicher das sinnvollste. Ich weiß nicht, ob im Baltikum in diese Richtung gedacht und gehandelt wird.

[quote author=Erhama link=topic=59456.msg2718686#msg2718686 date=1473361321]
... Oder ist das Festhalten an torfhaltiger Erde nur eine Version von "Das wurde schon immer so gemacht"? ...

Ganz sicher nicht. Torf hat leider noch immer unübertroffen gute Eigenschaften. Es gibt nicht überall Lehm und ausreichend Kompost, um vergleichbar strukturstabile und speicherfähige Topf- und Kübelerde zu mischen.
Ich bin kein Freund des Torfabbaus und versuche, Torf im eigenen Garten so weit wie möglich zu vermeiden. Manchaml ist es aber schwierig.
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Staudo
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Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

Staudo » Antwort #13 am:

Torffreie Erden sind im Gartenbau möglich, aber schwieriger in der Handhabung. Torf ist biologisch nahezu tot und reines Trägermaterial. Damit sind torfhaltige Erden sehr gut einstellbar und steuerbar. Die Rohstoffe für torffreie Erden sind wesentlich unberechenbarer. Wir hatten auch schon mal probeweise eine Fuhre Topfsubstrat mit Kompostanteil. Dieses Substrat fing auf dem Haufen an zu kochen und zu verpilzen. Außerdem fehlen für einen nennenswerten Torfersatz angeblich die Materialmengen.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
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Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde

b-hoernchen » Antwort #14 am:

Prinzipiell ist Sphagnum (Weisstorf) doch auch ein nachwachsender Rohstoff. Gibt es irgendeine Untersuchung darüber, wieviel Sphagnum aus den Tümpeln "ausgetorfter" Moore durch Bewirtschaftung sich Jahr für Jahr gewinnen ließe?

Nebenbei: Die Wiesen hier vom Dorfrand bis zu den Wäldern auf (echtem) Moorgrund waren ursprünglich auch mal Moor. Torfauflage noch ca. 2 bis 3 Meter auf Seeton, Tendenz fallend, weil durch Entwässerung (Urbarmachung) der Grundwasserspiegel gesenkt wurde. In einigen Jahrhunderten (Jahrzehnten?) wird der Torf verschwunden sein, ohne dass er irgendjemandem Nutzen gebracht hätte. Das betrifft etliche Quadratkilometer Wiesen in moornahen Bereichen. Dazu kommen noch die von Entwässerungsgräben durchzogenen Waldgebiete auf Moorgrund... .
Cum tacent, consentiunt.

Audiatur et altera pars!
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