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Geschmack veredelter Apfelsorten (Gelesen 3384 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Bum666
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Geschmack veredelter Apfelsorten

Bum666 »

Hallo zusammen,

ich habe im Winter 2013-2014 einen Teil meiner alten Obstbäume (Apfel & Zwetschgen) durch Kopulation vermehrt. Sind auch zu 99% angegangen und jetzt bereits kleine Bäumchen. Unterlagen für die Äpfel sind Malus M25, für die Zwetschgen Prunus St. Julien Inra 2.

Aus Neugierde, bzw um scheller an Früchte zu kommen, habe ich mir einen jungen Apfelbaum (Jonagold) gekauft, zurückgeschnitten & ebenso veredelt. Dieser jene hat dieser Tage seinen ersten Apfel abgeworden.

Jetzt musste ich leider feststellen, dass der nicht so schmeckt wie das Original am bestimmt 100 Jahre alten Papa.
Was ist da los?

Ist der Baum noch zu jung? Dachte bzw. hoffte dass der Geschmack zu 100% der des Alten sein wird...

Danke euch!

mfg
Jörg
Sternrenette

Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

Sternrenette » Antwort #1 am:

Die Unterlage beeinflusst den Geschmack wohl schon, ausserdem hast Du vielleicht eine Variante bekommen.
Bum666
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Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

Bum666 » Antwort #2 am:

Was ist eine Variante? Dachte die Unterlage ist nur für den Wuchs verantwortlich...
Wie bekomme ich den Geschmack meines alten Schätzchens zu 100% in ein neues Bäumchen?
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hargrand
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Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

hargrand » Antwort #3 am:

Der User b-hörnchen hat auch schon Erfahrungen mit alten Sorten auf schwachwüchsigen Unterlagen gemacht. Die Äpfel schmecken anders und haben teilweise eine deutlich verfrühte Reife.
Sternrenette

Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

Sternrenette » Antwort #4 am:

Sorry, schlampig gelesen, es ist ja der gleiche Baum, der nachgezogen wurde.

Erstlingsfrüchte sind noch nicht ganz charakteristisch.
Wühlmaus
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Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

Wühlmaus » Antwort #5 am:

Erstmal ein Willkommen im Forum :)

Von dem einen Apfel würde ich keine absoluten Schlüsse ziehen.
Dass das Bäumchen überhaupt schon eine Frucht hat reifen lassen, ist erstaunlich genug.
Und wenn ich sehe, wie unterschiedlich die geschmackliche und optische Qualität an älteren Bäumen in Abhängigkeit von Witterung und Besonnung ist, würde ich erstmal ganz ruhig abwarten.
Dass die Neugierde groß ist, verstehe ich gut :D

Aber berichte bitte weiter von deinen Veredelungen :)
WühlmausGrüße

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zwerggarten
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Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

zwerggarten » Antwort #6 am:

so wie ich das verstanden habe, ist das alter des baumes (eines obstgehölzes) und vor allem auch das verhältnis laub zu frucht relevant für die fruchtreife und damit die ausbildung von farbe, aromastoffen, zucker usw. – ich kann mir gut vorstellen, dass ein frisch veredelter apfelbaum zunächst suboptimale fruchtqualität liefert und die mit jedem entwicklungsjahr besser wird.

denke mal an den weinbau, da ist der ertrag und die konzentration wesentlicher stoffe in den trauben besonders bei alten reben am wertvollsten, entsprechend bei neupflanzungen, erst nach einigen standjahren wird wieder ordentlicher wein draus, die ersterträge neuer rebanlagen sind wohl einfach nichts.
pro luto esse

moin

"(…) die abstrakten worte, deren sich doch die zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches urteil an den tag zu geben, zerfielen mir im munde wie modrige pilze." hugo von hofmannsthal – der brief des lord chandos
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Tara2
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Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

Tara2 » Antwort #7 am:

Sternrenette hat geschrieben: 24. Sep 2016, 09:01
Die Unterlage beeinflusst den Geschmack wohl schon, ausserdem hast Du vielleicht eine Variante bekommen.

Du hast ihn (glaube ich) falsch verstanden. Er hat auf den Jonagold eine seiner alten Sorten veredelt und die schmeckt nun eben anders als das Original.
Ich war bevor ich Antwortete für ein paar Minuten abgelenkt, daher hatte ich nicht bemerkt, dass Du Deinen Fehler schon selbst bemerkt hattest!
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cydorian
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Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

cydorian » Antwort #8 am:

Die neuen Bäume auf M25 haben einen noch viel zu geringen Wurzelraum und sind physiologisch nach der Verpflanzung noch viel zu sehr im Ungleichgewicht um gleich schmeckende Äpfel hervorbringen zu können. Warte einfach mal ein paar Jahre ab.

Die Unterschiede später sind meistens gering. "Meistens" heisst: Nicht immer, je nach Sorte und Klima. Aber M25 ist ja nun keine schwachwachsende Unterlage, so dass dort keine nnenswerten Unterschiede zu erwarten sind.

Sollte ein anderswo besorgtes Jonagold-Reis verwendet worden sein, können die Unterschiede gravierend sein. Von Jonagold fahren -zig Typen herum, die sich teils kräftig voneinander unterscheiden.
Bum666
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Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

Bum666 » Antwort #9 am:

ok, danke fürs erste. Ich werde mal mindestens bis zur nächsten ernte abwarten, und melde mich dann mit sicherheit wieder hier im Forum & berichte.

Grüsse Jörg
Apfelmann

Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

Apfelmann » Antwort #10 am:

Wenn Jonagold richtig entfernt wurde, ist die Unterlage eine schwachwachsender Typ,
Erstlingsfrüchte sind oft nicht richtig,
auf schwachen Unterlagen werden Geschmack und Aussehen der Früchte "artiger", sind nicht mehr so markant wie auf starken Unterlagen und wie schon geschrieben, abwarten.

LG
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thuja thujon
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Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

thuja thujon » Antwort #11 am:

Das mit dem artiger kann ich unterschreiben, dass sie anders schmecken und früher reifen dagegen nicht.

Ich glaube manchmal sollte man nicht nur auf die Unterlage gucken, sondern auch auf den Baum, die Pflege, den Boden und auf die Witterung.

Beim Wein ists bekannt, das jeder Jahrgang anders ist, keiner dem anderen gleicht. Deswegen ja die vielen gepanschten Weine, damit es wenigstens etwas ähnlich schmeckt und sich ein Konsument mit dem Produkt über Jahre identifizieren kann.

Wenn ein Apfel auf dem einen Baum 10 Blätter und etwas Schatten hat, dann schmeckt er vielleicht gerade deswegen dem einen so gut, weil er noch etwas säuerlicher ist. Wird die selbe Sorte auf einem anderen Baum dagegen optimal ernährt ist sie etwas süßer, womit für den ein oder anderen eventuell der Reiz verloren geht.

Unterm Strich sollte man da mit dem Wetter gärtnern und entsprechend die Pflege so gestalten, dass man zufrieden mit dem Ergebnis ist oder eben in den sauren Apfel beissen und das Schicksal nehmen wie es kommt.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Bum666
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Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

Bum666 » Antwort #12 am:

Eine Sorte (müsste Gascoynes Scharlachroter Sämling sein) wurde bereits vor bestimmt 30 Jahren veredelt, allerdings auf eine nicht starkwüchsige Unterlage.
Dieser noch mickrige Baum hat zwar viele große Äpfel, die jedoch faulen zum großen Teil schon am Baum, und schmecken auch nicht annähernd so toll wie der alte.
Leider ist der alte verkrebst & verkahlt. Diesen habe ich wie schon geschrieben auf Malus M25 veredelt, versuche aber irgendwie aus dem alten Baum eine neue Krone zu ziehen, da mir beim Geschmack des Nachwuchses etwas bange wird...
Ich dachte ürsprünglich, dass ich einen 100%igen Klon erhalte...
Bum666
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Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

Bum666 » Antwort #13 am:

Der Geschmack scheint doch der gleiche zu sein. Der junge Baum ist nur eine ganze Ecke später reif. Also scheint die Unterlage den Reifezeitpunkt zu bestimmen.
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Rib-2BW
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Re: Geschmack veredelter Apfelsorten

Rib-2BW » Antwort #14 am:

Der Baum wird wohl den Apfel abgeworfen haben, da er zu jung ist. Man sollte an jungen Bäume auch keine Äpfel wachsen lassen, damit sie stärker werden. Das ist wie wenn Kinder Babys bekommen. Da der Apfel zu früh abgefallen ist, ist auch ein gutes Aroma nicht zu erwarten.

Ja, die Unterlage beeinflusst die Eigenschaften der Äpfel. Eine Goldparmäne soll nicht auf einer schwachen Unterlage veredelt werden. Sie wird ungenießbar nach Seife schmecken.

Jonagold wird erwerbsmäßig angebaut. Der Erwerbsbau von Äpfel geschieht meist als Spindel auf einer schwachen Unterlage. Daher kann das nicht das Problem sein.

Jonagold braucht viel Wärme. Zu kühles Wetter kann den Geschmack beeinflussen.
Dass ist auch der Grund warum gelbe Äpfel nicht so beliebt sind. in den sechziger siebziger wurde der Apfel (Jonagold) in den Märkten angeboten. Er kahm aus dem Ausland und schmeckte gut. Die Leute holten sich Bäume mit der Sorte und mussten feststellen, dass die Äpfel nicht gut schmeckten. Der Grund war die geringe Wärme. Der schlechtere Geschmack wurde mit der Farbe verbunden, so dass die Kunden einen roten Apfel haben wollten, da sie anscheinend besser schmecken. Das ist ein Grund warum jeder Apfel (und auch anderes Obst) rot sein muss.

wo war ich? achso da!

Ein weiterer Grund kann an der Selektion legen. Im Laufe der Jahre können durch Mutationen induzierte Subsorten entstehen. z.B hat der Boskoop aus dem Supermarkt nicht viel mit dem aus Omas Garten zu tun.

Unterm Strich kann man dir nur eins raten: Abwarten und Tee trinken. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Gut Ding will Weile haben. Warte zwei Jahre und dann sehen wir weiter.
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