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Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten??? (Gelesen 11779 mal)

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Harzgärtnerin
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Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

Harzgärtnerin »

Ihr Lieben,

das Buddeln und Blümchenstreicheln ist für mich immer eine gute Gelegenheit zum Nachdenken und Gedanken schweifen lassen.
Dieser Tage sinnierte ich über die alte (?) Gartenweisheit (Bauernweisheit? Großmutters Weisheit? Internet-Weisheit…???), wonach das Pflanzen von Kartoffeln den Boden locker macht.

Ich hab darüber nachgedacht, warum das so sein soll.

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass das nicht die Kartoffeln sind, die so mir nichts, dir nichts den Lehmboden locker und krümelig machen.
Ich wage mal die These, dass das vor allem durch die Arbeit des Gärtners passiert. Denn schließlich will so ein Kartoffelbeet gut vorbereitet (tiefgründig gelockert) und mit Kompost versorgt sein, man muss hacken und häufeln, will man ordentliche Kartoffeln rausholen. Uns schließlich geht es zum Schluss bei der Ernte nochmal mit der Grabegabel rein.
Kein Wunder, dass da gut gelockerte Erde rauskommt. Von Kartoffeln alleine wird das sicher nicht so schön, oder?

Ich lass mich gerne vom Gegenteil überzeugen wenn ihr mir sagt, was die Kartoffeln da genau machen.

Außerdem: Kennt ihr noch andere solche Gärtnerweisheiten und Internet-Tipps, die es lohnt zu hinterfragen?
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kpc
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

kpc » Antwort #1 am:

Hauptsächlich sind es nicht die Kartoffeln und auch nicht die Arbeit des Gärtners.
Das hat mehrere Ursachen. Natürlich spielt die Bodenbearbeitung und das Einarbeiten von organischem Material eine Rolle.
Üblicherweise wurde früher Mist untergegraben bzw. untergepflügt. Ich vermute, das wird im ländlichen Raum
auch heute noch so gemacht. Für Futter des Bodenlebens ist also zunächst gesorgt. Das ist aber nur die halbe Miete.
Schnell bildet sich bei Kartoffeln ein geschlossenes Blätterdach. Das verhindert die schnelle Austrocknung des Bodens bei Wind,
eine Überhitzung des Bodens bei Sonneneinstrahlung, das Zusammenplatschen des Bodens bei Starkregen und sorgt für ein
ausgeglichenes Kleinklima in Bodennähe. Das lieben die Bodenorganismen und belohnen uns mit einer tollen Bodengare.
Es müssen nicht unbedingt Kartoffeln sein, hauptsache der Boden ist bedeckt, ausreichend feucht und es ist organisches Material vorhanden.
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oile
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

oile » Antwort #2 am:

Deshalb bekommen meine Gemüsebeete Grasschnitt wann immer es geht.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

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Nemesia Elfensp.
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

Nemesia Elfensp. » Antwort #3 am:

Harzg hat geschrieben: 17. Apr 2017, 20:34


Außerdem: Kennt ihr noch andere solche Gärtnerweisheiten und Internet-Tipps, die es lohnt zu hinterfragen?


hier hat sich noch jemand zu dem Thema Gedanken gemacht. Sein Buch heißt: Gelassen gärtnern - 99 Gartenmythen und was von ihnen zu halten ist

und hier sein Video dazu: Garden myths that take our time

Er gärtnert in südwest England und favorisiert die die "no dig" Methode.
Ich finde, er ist ein angenehmer Vertreter unserer Art :)

LG
Nemi


Edit hat noch schnell einen Buchstaben verkleinert :)
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

Rieke » Antwort #4 am:

Ein Beispiel für einen Nachbarschaftsmythos:

Letztes Jahr hatte ich Erbsen und Knoblauch direkt nebeneinander, und beide sind ausgezeichnet gewachsen. Ich hatte reichlich Zuckerschoten und endlich mal richtig große Knoblauchknollen, da hatte ich eine neue Sorte probiert.

Seht selbst
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

martina 2 » Antwort #5 am:

Daß Kartoffeln als sogenanntes Pionieregwächs den Boden lockern, ist tatsächlich eine alte Bauernweisheit - in meinem Fall von einer Waldviertler Kartoffelbäuerin, die mir, als ich ein neues Beet anlegen wollte, dazu geraten hat. Inzwischen sind Jahrzehnte vergangen, jetzt wachsen dort Stauden und Gemüse, aber im ersten Jahr hatte ich wunderbare Kartoffel. Habe danach noch so manches Beet in der mageren Sanderde angelegt, natürlich gelockert und mit Mist gedüngt, aber das hat immer länger gedauert, bis dort gute Erfolge sichtbar geworden sind.
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

thuja thujon » Antwort #6 am:

Ich sehe das so, das Kartoffeln als Humuszehrer mit einer guten Durchlüftung des Bodens und wenig Biomasse den Boden auslaugen.
Durch die Kulturführung wird der Boden mehrmals gelockert, dass Ergebnis ist weniger Humus, weniger Würmer, keine natürliche Schichtung sondern nur noch Bearbeitungshorizont, wie beim pflügen, nach Jahren ohne Fruchtwechsel deutlich weniger Fruchtbarkeit, auch mit anderen Kulturen.

Um Boden zu lockern, braucht man nicht unbedingt Kartoffeln als treibende Kraft um mal was zu machen. Mit etwas Willen gehts auch ohne Kartoffeln und mit weitaus besserem Ergebnis. Die Schattengare der geschlossenen Kartoffelestände hält nichtmal bis zur Ernte, wenn das Laub vertrocknet und die lehmigen Kluten, die es bis dahin geschafft haben, der Sonne ausgesetzt steinhart werden.
Harter Boden, der schwer zu bearbeiten ist, kann trotzdem locker sein, als auch leicht zu bearbeitender Sandboden kann verdichtet sein. Ist schwierig zu unterscheiden, mann muss genau hingucken. Der Kraftaufwand zum `lockern´ ist keine Größe, die relevant ist.

Nur den faulen und Dissidenten helfen Kartoffeln, um einen leicht bearbeitbaren Boden zu bekommen.

Mythos Nummer 2 ist: Böden lassen sich durch einstechen und hin und her bewegen einer Grabegabel lockern:
Dort wo die Gabel Luft hinterlässt, ist am Rand verdichtete Erde. Die hat man beim hin und herbewegen verdichtet. Der Boden wird nicht höher, er bekommt nicht mehr Luft pro Volumen, er gewinnt garnix.
Die Grabegabel ist so ziemlich das unnötigste Werkzeug das man im Garten stehen haben kann. Wenn man schweren Boden damit umgräbt und es soll leichter damit gehn, kann man nicht umgraben. Dann richtig umgraben zeigen lassen und einen Damenspaten kaufen. Zum Heu oder Strauchschnitt wenden gibts ergonomisch gesehen bessere Mistgabeln.

Die Zinken von Grabegablen sollte man absägen und 4 Minisauzähne zum jäten draus basteln.

Mythos 3:
mulchen ist umweltgerecht und natürlich:
Pflanzengesellschaften, die auf gestörte Böden (offene) angewiesen sind, wollen weder Mulchschicht noch übermäßig viel Stickstoff durch zB rasenschnitt.
hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Demgegenüber wird durch die ständige Grasschicht auf Grund der günstigen Voraussetzungen für Umsetzungen der Humusgehalt beträchtlich erhöht. Ob Werte von fast 4,9% Ct bzw. nahezu 10% Humus sinnvoll sind, ist zu bezweifeln. Dieser starke Anstieg führt zu unerwünscht hoher N-Mineralisation, die sich in Größenordnungen bewegt, die das Maß des Aufnahmevermögens durch Pflanzen erheblich übersteigt. Nmin-Werte von fast 300kg/ha und Schichttiefe sind als viel zu hoch abzulehnen, selbst unter dem Aspekt, dass diese Anreicherungen über die Zeit wesentlich durch fehlende Pflanzenbestände bedingt sind. Für die Praxis ergibt sich der Schluß, dass bei langjähriger Grasmulchung verstärkt auf die mögliche Anhäufung von Nmin zu achten ist bzw. auf die Art des Mulchens über Jahre verzichtet wird (vgl. auch die Werte nach Ernte des Salates, 03. 06.).

Quelle: http://orgprints.org/17201/1/17201-02OE565-fh_erfurt-mueller-2003-mulchmaterialien.pdf

Unterm Strich heisst das soviel: nur weil bis zu 80% des Stickstoff ungenutzt verloren gehen, sei es als Klimagas oder als Nitrat im Grundwasser, sollte man nicht noch mehr Nährstoffe draufhauen, damit man mit dem Wuchs zufrieden ist. Vielmehr sollte man die Düngung so gestalten, dass die Nährstoffe gezielt zur Verfügung stehen und so fast komplett ausgenutzt werden können. So erreicht man durch die Reduktion von 5kg auf 200g Reinnährstoff mehr Ertrag an Gemüse, das deutlich weniger Schadstoffe enthält und dessen Prodktion nicht extremst umweltschädlich ist.
Vergleich auch bitte mit dem Fußabdruck eines Gemüßehochbeetes, so wie es derzeit in wohl fast jedem Baumarkt angeboten wird.

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Rieke
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

Rieke » Antwort #7 am:

@ Thuja
Ich habe mir die von Dir verlinkte Arbeit durchgelesen. Als Argument gegen das Mulchen taugt sie nicht besonders. Die Autoren beschreiben mehrere Versuche mit verschiedenen Mulchmaterialien aus den Jahren 2002/2003 und einen langjährigen Abdeckversuch, der seit 1995 läuft. Dein Zitat bezieht sich auf diesen Abdeckversuch. Da wurden verschiedene Parzellen jedes Jahr gemulcht, 10 cm hoch, ohne Bepflanzung. Eines der Materialien war Grasschnitt. Auf diesen Spezialfall bezieht sich das Zitat (S. 26 in der Publikation). Auch die unbehandelte Brachfläche hatte relativ hohe Nmin-Gehalte.
Auf S.31:
hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Beim Mulchen in Pflanzenbeständen ist mit einer derartigen Ausprägung der Werte für Nmin auf Grund der N-Aufnahmen durch die Pflanzen nicht zu rechnen. Unabhängig davon, ist der unterschiedlichen Beeinflussung durch die verschiedenen Mulchmaterialien bei der Auswahl der zu verwendenden Mulchmaterialien bei fehlendem Bewuchs aus ökologischer Sicht gebührend Rechnung zu tragen. So sind Materialien mit einem engen C/N-Verhältnis (grasartig) in diesen Fällen abzulehnen. Auf der anderen Seite ist vornehmlich bei mittlerem bis hohem N-Bedarf durch Pflanzen bei Verwendung von Materialien mit einem weiten C/N-Verhältnis eine zusätzliche N-Düngung einzuplanen.


Des weiteren wird eine Erhöhung des pflanzenverfügbaren Wassers um 40 l/m2 festgestellt. Diese Verbesserung der Wasserversorgung wird auch bei den verschiedenenen anderen Versuchen beobachtet (S.31 ff.).

Bei Praxisversuchen bei verschiedenen Landwirtschaftsbetrieben wird durch Mulchen ein besserer Ertrag und deutlich weniger Unkraut (bis zu 70%) erreicht. Nur bei Knoblauch hat das Mulchen den Ertrag nicht erhöht, bei der einen Johannisbeersorte hat Strohmulch den Ertrag verdoppelt, bei der anderen Sorte war keine Steigerung zu beobachten.
Schnecken waren 2003 kein Problem, weder mit noch ohne Mulch, aber das kann an dem sehr trockenen Sommer gelegen haben.

Für die Gartenpraxis finde ich ein Ergebnis des Feldversuchs wichtig: Mulchen mit Grasschnitt im Herbst kann durch die schnelle Umsetzung zu N-Freisetzung führen, d.h. das Grundwasser wird mit Stickstoff belastet. Im Frühjahr ist das nicht so problematisch. Also im Herbst den Grasschnitt besser auf den Kompost und den Kompost abdecken.
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erhama

Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

erhama » Antwort #8 am:

thuja hat geschrieben: 18. Apr 2017, 19:56

Nur den faulen und Dissidenten helfen Kartoffeln, um einen leicht bearbeitbaren Boden zu bekommen.

Mythos Nummer 2 ist: Böden lassen sich durch einstechen und hin und her bewegen einer Grabegabel lockern:
Dort wo die Gabel Luft hinterlässt, ist am Rand verdichtete Erde. Die hat man beim hin und herbewegen verdichtet. Der Boden wird nicht höher, er bekommt nicht mehr Luft pro Volumen, er gewinnt garnix.
Die Grabegabel ist so ziemlich das unnötigste Werkzeug das man im Garten stehen haben kann. Wenn man schweren Boden damit umgräbt und es soll leichter damit gehn, kann man nicht umgraben. Dann richtig umgraben zeigen lassen und einen Damenspaten kaufen. Zum Heu oder Strauchschnitt wenden gibts ergonomisch gesehen bessere Mistgabeln.

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1. Was ist für Dich ein "Dissident" im Garten?
2. Darf ich im Garten "faul" sein und den Nebeneffekt des Kartoffelanbaus - nämlich zu Beet gewordene Grünfläche - ausnutzen oder ist es verbindlich vorgeschrieben, Neuland ausschließlich durch Umgraben mit dem Spaten zu gewinnen? Wir haben es schon oft praktiziert, Kartoffeln im Frühjahr einfach auf die kurzgeschorene Grünfläche zu legen, mit Kompost und Mulch abzudecken und den Rest dem Selbstlauf überlassen. Die Kartoffeln, die wir von diesen Flächen geerntet haben, waren wunderbar, groß und gesund.

3. Was Du zur Bodenlockerung mit der Grabegaben schreibst, mag auf Lehmboden zutreffen. Eine Verallgemeinerung ist aber nicht angebracht. Hier auf unserem märkischen Sand nehme ich den Spaten nur noch zum Zerteilen zu groß geratener Stauden. Die Grabegabel ist eins meiner wichtigsten Gartengeräte. Einstechen, kurz anheben oder seitlich etwas drehen, herausziehen, Unkraut herausnehmen, einstechen und so weiter. Selbst wenn ich den Boden am Rande der bewegten Grabegabel zunächst verdichte, wird diese Verdichtung beim nächsten Einstechen der Gabel wieder aufgehoben. Eine Verdichtung kann also, wenn überhaupt, nur am Beetrand entstehen. Meine Erfahrung ist, dass wachstumswillige Pflanzen und deren Wurzeln viel kräftiger sind, als wir annehmen. Sie kommen recht gut damit klar, auch über den Beetrand hinaus zu wachsen. Aber wie gesagt, ich gärtnere auf Sand.
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

martina 2 » Antwort #9 am:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Nur den faulen und Dissidenten helfen Kartoffeln, um einen leicht bearbeitbaren Boden zu bekommen.


Einen derart doofen Satz zu kommentieren erübrigt sich eigentlich, dennoch gebieten die ihm innewohnende Ignoranz und offensichtliche Unkenntnis, das über Jahrhunderte harte Leben der Waldviertler Kartoffel-)Bauern und die norgedrungen damit verbundene diesbezügliche Erfahrung zumindest andeutungsweise zu erwähnen. Armer Sandboden, Steine, ein halbes Jahr Winter...
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

thuja thujon » Antwort #10 am:

War klar dass sich bei der Parole wieder 2 Sandgärtner für ein contra finden. Würde ich schreiben Tomaten wachsen nur unterm Dach vernünftig, käme auch wieder einer und würde schreiben dass man die auf Stroh liegend zieht und niemals giessen muss.
Was muss man bei einem Sandboden lockern? Ist der nicht immer ausreichend locker? Macht man das nicht eher nur um sein Gewissen zu beruhigen, und macht damit noch das letzte bisschen Zusammenhalt der Krümel kaputt?
Ich kenne nur 4 verschiedene Sandböden näher, da ist nicht einer dabei, der wirklich gelockert werden müsste. Die sind im Hochsommer so fluffig wie ein Lehmboden mit schönster Frost- oder Schattengare. Man sollte sie halt nicht durchtrockenen lassen, aber das hat nix mit lockern zu tun.

@rieke: ok, ist nicht die beste, aber ich finds nen schönen satz, das mulchen ökologisch bedenklich ist, der wird viel zu selten in der Mulchanhängerwelt heutzutage verbreitet.
Rieke hat geschrieben: 18. Apr 2017, 22:31Für die Gartenpraxis finde ich ein Ergebnis des Feldversuchs wichtig: Mulchen mit Grasschnitt im Herbst kann durch die schnelle Umsetzung zu N-Freisetzung führen, d.h. das Grundwasser wird mit Stickstoff belastet. Im Frühjahr ist das nicht so problematisch. Also im Herbst den Grasschnitt besser auf den Kompost und den Kompost abdecken.
Ist das nicht selbstverständlich bei Düngern? Im Herbst gibt auch fast keiner Blaukorn. Die Frage ist immer wieviel wird verteilt. Die Leute glauben es ist ok, wenn man 5kg Pflanzenmaterial als Mulch verteilt und dadurch 2kg Pflanzenmaterial geerntet werden kann. Da gehen 3kg als Umweltballast verloren. Ist jetzt ne Milchmädchenrechnung, aber mit mulchen kann man es sehr wohl übertreiben und mulch hat eien verdammt schlechte Nährstoffausnutzungsquote.

Ich glaube in der Arbeit wird auch erwähnt, das der dort eingesetzte Kompost erst nach 3 Jahren düngt. Die meisten Leute düngen mit Kompost im Frühjahr und wundern sich, dass mit 3L/m² nicht genug wächst. Also nehmen sie mehr. Die Bodenlabore wundern sich dann, warum die Gärten so überdüngt sind...
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

martina 2 » Antwort #11 am:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Man sollte sie halt nicht durchtrockenen lassen, aber das hat nix mit lockern zu tun.


Dazu nur so viel: Hüpfst du mir das bitte vor, wie man große Felder im Sommer nicht durchtrocknen läßt? Aber komm jetzt nicht mit Beregner. Und daß Fruchtfolge betrieben wird/wurde, versteht sich von selbst.
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

Rieke » Antwort #12 am:

@thuja
hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00ok, ist nicht die beste, aber ich finds nen schönen satz, das mulchen ökologisch bedenklich ist, der wird viel zu selten in der Mulchanhängerwelt heutzutage verbreitet.

Dazu hast Du den Satz aus dem Zusammenhang gerissen. Das Fazit der Arbeit ist, daß Mulchen viele Vorteile hat. Der untersuchte Boden war übrigens kein Sand, sondern Löß-Schwarzerde.

Um auf die Kartoffeln zurück zu kommen. Ich habe auch schon Kartoffeln bei der Neuanlage von Beeten verwendet, auch als Vorkultur für Staudenbeete. Das funktioniert sehr gut. Kartoffeln wurzeln aber nicht besonders tiefgründig. Wenn man eine tiefe Lockerung des Bodens haben möchte, z.B weil er durch Bauarbeiten sehr verdichtet ist, sind andere Pflanzen günstiger.
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

oile » Antwort #13 am:

Für meinen Sandboden benutze ich hin und wieder die Grabgabel, z.B. um Unkraut so zu lockern, dass ich es rausziehen kann. 8) Das passiert hauptsächlich dort, wo ich im Winter den Boden nicht abgedeckt / gemulcht habe.
Meine persönlichen Erfahrungen im Sommer bei Ostwindlage (heiß, trocken, windig) besagen außerdem, dass auf gemulchten Flächen deutlich weniger gewässert werden muss.
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Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???

Thüringer » Antwort #14 am:

Ich hatte vor etlichen Jahren gelesen, dass Kartoffeln die Quecke vertreiben. Für ein derartiges Experiment ergab sich zufällig eine nahezu tote Fläche um eine Thuja, die kurz zuvor bodennah entfernt worden war. Ich habe damals Restkartoffeln aus dem Supermarkt abwechselnd mit Karnickelmist gelegt und hier beim Umgraben die Quecke manuell entfernt, soweit das möglich war; natürlich nicht rückstandsfrei. Diese Fläche ist erstaunlicherweise noch heute nahezu queckenfrei, solange an deren "Rändern" von außerhalb nichts nachrückt. Es hat also funktioniert, warum auch immer.
Man bekommt die Welt nicht besser gemeckert. (Quelle unbekannt)
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