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Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung (Gelesen 2830 mal)

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Antonia
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Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

Antonia »

Hallo zusammen :)

Heute erzählte mir ein Baumschuler, dass auf Äckern, auf denen vorher Bäume standen, bei Neuaufschulung einiges mehr Stickstoff gedüngt werden müsse. Der Grund: die verrottenden Wurzelreste der gerodeten Bäume binden Stickstoff.

Nun ist ja auch bekannt, dass man unter eine Rindenmulchschicht eine gute Ladung Hornspäne geben soll, um keinen N-Mangel zu riskieren.

Kann jemand erklären, was da vor sich geht, so dass es auch ein Nichtchemiker versteht? Was genau passiert mit dem Stickstoff?
Der Baumschuler hatte eine Erklärung, die mir aber nicht ganz einleuchtet, deshalb hier meine Frage.
Nichts schmerzt so sehr, wie fehlgeschlagene Erwartungen, aber gewiss wird auch durch nichts ein zum Nachdenken fähiger Geist so lebhaft wie durch sie erweckt.
Benjamin Franklin
Wühlmaus
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Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

Wühlmaus » Antwort #1 am:

Die Bakterien und Pilze, die für die Verrottung des Holzes zuständig sind, brauchen den Stickstoff für das eigene Wachstum, sprich für die Bildung von Eiweißen/Proteinen.
Daher die Zugabe von Hornspäne.
Sterben sie ab, geben sie den Stickstoff auch wieder frei.
WühlmausGrüße

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Staudo
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Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

Staudo » Antwort #2 am:

Oder andersherum: Eiweiße sind stickstoffreich, weshalb z.B. Hornspäne als Stickstoffdünger verwendet werden.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
bristlecone

Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

bristlecone » Antwort #3 am:

Siehe auch hier: http://forum.garten-pur.de/index.php/topic,60406.msg2818619/topicseen.html#msg2818619
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Antonia
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Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

Antonia » Antwort #4 am:

Dankeschön :)

W hat geschrieben: 20. Jul 2017, 17:56
Die Bakterien und Pilze, die für die Verrottung des Holzes zuständig sind, brauchen den Stickstoff für das eigene Wachstum, sprich für die Bildung von Eiweißen/Proteinen.


Das heißt, dass sich die Bakterien /Pilze explosionsartig -oder zumindest sehr stark- vermehren, sobald das verrottbare Material in oder auf den Boden kommt?
Ah ja, das leuchtet mir ein, dass sie dann für ihr eigenes Wachstum den freien Stickstoff des Bodens in ihrem Körpereiweiß binden.

Danke auch für den Link, werde ich mir nachher in Ruhe durchlesen!
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Benjamin Franklin
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thuja thujon
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Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

thuja thujon » Antwort #5 am:

Humus besteht neben Kohlenstoff aus Holz und Wurzeln auch aus Stickstoff.
Nicht nur die Bakterien und Pilze brauchen Stickstoff, der Stickstoff geht auch in stabile Humuskomplexe, die mit der Zeit beim zerfallen den Stickstoff wieder freigeben.

Bakterien und Pilze sind so schnell vermehrt und wieder kaputt und zersetzt, dass man da kaum von Langzeitdüngeeffekt reden könnte.
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b-hoernchen
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Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

b-hoernchen » Antwort #6 am:

Zumal einiges von dem zugefügten Stickstoffdünger auch als Luftstickstoff den Boden verlässt - und damit vorerst mal raus wäre.
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pearl
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Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

pearl » Antwort #7 am:

ich halte das mit dem Binden von Stickstoff an Totholz für eine Legende. Baumschuler und Staudengärtner erzählen gerne so etwas.

Im vorliegenden Fall, auf Rodeflächen, kann der Stickstoffbedarf hoch sein, weil der Boden ausgelaugt ist oder weil das biologische System aus Baum, Pilzen, humusbildenden Mikroorganismen, also Makr-, Meso- und Mikrokosmos, zusammengebrochen ist. Auf Störflächen ist die Bildung von Sukzessionsflora möglicherweise unerwünscht und die Bildung von guter Ackererde würde ohne menschliches Eingreifen einfach zu lange dauern.

Die Beobachtung im eigenen Garten kann unmittelbar zeigen, wie das Verhältnis von Totholz zu Stickstoff ist. Ein Stickstoffzeiger ist die Brennnessel. Die bewurzelt Totholz spontan und schnell. Jeder, der die Gelassenheit oder die Faulheit hat, Gehölzschnitt oder gefällte Bäume einfach liegen zu lassen, wird beobachten können, dass sich umgehend eine sehr hoch schießende Vegetation darauf niederlässt.

Einige der Mikroorganismen, Pilze oder Bakterien, die am Verrottungs- und Humifizierungsprozess beteiligt sind, haben die Fähigkeit Stickstoff aus der Luft zu binden.

Warum Neupflanzungen auf Flächen mit dicker Holzhäckselauflage, wie sie bei ordnungswütigen Gartenbesitzern üblich sind, so einen Stickstoffmangel haben, ist eine ganz andere Frage.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

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Staudo
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Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

Staudo » Antwort #8 am:

In Erfurt laufen gerade Versuche zur Mulchwirkung bei Stauden- und Gehölzpflanzungen. Auf mit Holzhäckseln gemulchten Flächen ist das Pflanzenwachstum geringer.
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pearl
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Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

pearl » Antwort #9 am:

ja, kann man ja in jedem mit Holzhäcksel gemulchten Garten sehen, wie die Pflanzen mickern.
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Antonia
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Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

Antonia » Antwort #10 am:

feminist hat geschrieben: 21. Jul 2017, 12:09
Warum Neupflanzungen auf Flächen mit dicker Holzhäckselauflage, wie sie bei ordnungswütigen Gartenbesitzern üblich sind, so einen Stickstoffmangel haben, ist eine ganz andere Frage.


Hast du darauf eine Antwort?
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Benjamin Franklin
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Staudo
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Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

Staudo » Antwort #11 am:

Den Pflanzen fehlt es an Stickstoff, den die Pilze angeblich mit ihrem Myzel nach oben holen.
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Isatis blau
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Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

Isatis blau » Antwort #12 am:

Ich lagere den Baumschnitt auf meiner Baumwiese mindestens ein Jahr, bevor ich ihn verbrenne. Verbrennen tue ich ihn nicht auf der Lagerfläche. Dabei kann ich immer wieder beobachten, dass auf der Holzlagerfläche erst mal nichts mehr wächst. Nach dem Abräumen von dem Holz hat man nackte Erde, auf der sich gern Disteln ansiedeln.

Lässt man das Holz länger liegen, dann kommen die Brennnesseln. Die kommen auch gern auf den bereits abgeräumten Holzlagerflächen, aber erst im nächsten Jahr.

Man kann also zuerst eine Wuchshemmung und dann vermehrte Fruchtbarkeit beobachten.
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pearl
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Weinbauklima im Neckartal

Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

pearl » Antwort #13 am:

na ja, "die Wuchshemmung", in diesem Fall auf Holzlagerflächen, erklärt sich aus dem Lichtentzug. Sobald das Holz weg ist, und übrigens auch an den Rändern von Totholzhaufen, vermehrt sich Gundermann rasend schnell. Man beobachtet auch, dass die Wurzeln Holzstücke durchdringen. Zieht man an dem Gundermanngeflecht, dann hat man auch eine Menge Totholz als Beifang gejätet.
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Isatis blau
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Re: Stickstoff und Holz- /Wurzelverrottung

Isatis blau » Antwort #14 am:

Nicht ganz, nachdem das Holz weg ist, will erst mal nichts wachsen. Gundermann und Brennnesseln wachsen in Holz, das sich schon zersetzt.

Seit ich einen Balkenmäher habe und mit dem zusammengerechten Schnitt mulche, bin ich auch ganz fasziniert. Da wächst auch erst mal nichts mehr, aber die Baumwurzeln finden die Situation prima.
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