Hallo zusammen,
in meinem Kleingarten stehen mehrere alte, teils abgängige Apfelbäume, von denen in den nächsten Jahren mindestens 2 ihren Geist aufgeben werden (teils schon Pilzfruchtkörper à la Stielporling aufgetreten, jahrelang "vergewaltigte" Bäume, deren Löcher mit Bauschaum und Zement gestopft wurden, sich in Fetzen lösende Rinde). Schade ist insbesondere, dass es sich hierbei um Hochstämme handelt, es wird also einige Zeit dauern, bis adäquater Ersatz gewachsen ist. (übrigens stehen vergleichbare kaputte Exemplare zu Hauf in den Nachbargärten)
Nach langem Belesen hier um Forum, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich einen neuen Hochstamm setzen möchte. Da der Boden sehr sehr sandig ist sicherlich auf Sämlingsunterlage. Bis vor kurzem war ich vollkommen unbeleckt, was Apfelsorten betrifft, konnte nun in den letzten Wochen einiges nachholen und auch probieren.
Sortenfavoriten, auch hinsichtlich der Lage sind nun: Geheimrat Breuhahn, Kaiser Wilhelm, Dülmener Rosenapfel
Da ich im Moment keinen Platz habe 3 Bäume zu pflanzen, sondern erstmal nur einen, wurde ich auf die Idee eines Mehrsortenbaums gebracht. Ich habe bereits Erfahrungen mit dem Veredeln/Umveredeln machen können. (Anfang 2019 eine Zwetschge (Stammdurchmesser 15cm) auf Reneclaude umveredelt, mehrere Handveredelungen Reineclaude, Aprikose, Pfirsich auf St. Julien A, alle erfolgreich. Okulationsversuche Pfirsich auf Zwetschge alle gescheitert)
Ich würde also gerne einen Mehrsortenbaum mit den o.g. Sorten kreiieren. Meine Frage diesbezüglich nun:
Welche Sorte der 3 bietet sich am ehesten als Basis an? Meine Idee wäre quasi z.b. einen Hochstamm Kaiser Wilhelm zu nehmen (soll wohl am starkwüchsigsten sein) und dann den Breuhahn (nicht so starkwüchsig) auf die Stammverlängerung in die Kronenspitze zu packen, den Dülmener für 2 der 4 Hauptäste (die vl. etwas höher ansetzen als die, die ich als Kaiser Wilhelm belasse).
Ich hoffe, ihr versteht, was ich mir dabei denke? Ziel soll natürlich sein, einen halbwegs ausgeglichenen Kronenaufbau hinzubekommen, indem ich die starkwüchsigste Sorte am weitesten unten habe und die am wenigsten starkwüchsige oben habe. Allerdings muss ich noch sagen, dass ich den Breuhahn als Sorte am besten finde und von dem eigentlich auch den größten Ertrag wünsche.
weitere Fragen dazu wären: wenn ich den Baum jetzt im Herbst pflanze (soll als Stammumfang 8-10 gekauft werden), ist es dann sinnvoll nächstes Frühjahr direkt die Krone zu veredeln, oder sollte man noch 1 Jahr warten?
Bin gespannt, was ihr zu meiner Idee denkt!
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Mehrsorten-Apfelbaum Hochstamm (Gelesen 1514 mal)
Moderator: cydorian
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Re: Mehrsorten-Apfelbaum Hochstamm
Soll es unbedingt ein Hochstamm werden, auch Buschbäume werden relativ groß. Ich nehme immer junge Buschbäume, die noch relativ junge Äste (einjährige) haben. Diese Äste kürze ich alle im Frühjahr ein, auch wenn ich die Sorte erhalten will, die am Baum ausgezeichnet ist. Wenn ich die Sorte auch auf dem Baum behalten will, veredel ich die vom Baum geschnittenen Reiser neu auf diesen Baum.
Das hat den Vorteil, dass alle Reiser die gleiche Chance haben. Wenn die Basissorte eine stark wachsende Sorte ist, gehen die anderen in den Baum veredelten Sorten oft unter. Dies kann man durch meine Methode, dass alle neu veredelt werden, etwas ausbremsen. Ich nehme Buschbäume, weil man die eher mit noch relativ jungen Ästen bekommt. Hochstämme, die man kauft, haben oft schon etwas ältere Äste, die sich nicht mehr so gut veredeln lassen.
Ich hoffe, dass meine Ausführungen verständlich sind. Falls Du noch Fragen dazu hast, stelle sie bitte.
Das hat den Vorteil, dass alle Reiser die gleiche Chance haben. Wenn die Basissorte eine stark wachsende Sorte ist, gehen die anderen in den Baum veredelten Sorten oft unter. Dies kann man durch meine Methode, dass alle neu veredelt werden, etwas ausbremsen. Ich nehme Buschbäume, weil man die eher mit noch relativ jungen Ästen bekommt. Hochstämme, die man kauft, haben oft schon etwas ältere Äste, die sich nicht mehr so gut veredeln lassen.
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- dmks
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Re: Mehrsorten-Apfelbaum Hochstamm
Für mehrjährige, dann meist im Topf angebotene Bäume ein guter "Fahrplan"! An mehrjährigen Kronen ist eine Veredelei ohne Erfahrungen...halt Erfahrung sammeln. ;)
Es gibt aber auch Hochstamm-Apfel-Bäume mit einjähriger Krone. Meist auch wurzelnackt und damit recht günstig in guter Qualität. Hier wären dann auch verschiedene Szenarien möglich:
(a) Die unteren (schon vorhandenen Triebe) mit einer Sorte veredeln; den Leittrieb anschneiden und zur zweiten Ebene weiterziehen. Im Folgejahr die seitlichen Austriebe der zweiten Ebene veredeln und danach den Ursprungsbaum als oberste Kroneneinheit nehmen.
(b) Die unteren Triebe Stammsorte belassen; den Leittrieb + Konkurrenztrieb umveredeln (nur zur Sicherheit...einer muß dann natürlich im Folgefrühjahr weg) und dann im nächsten Jahr die Seitentriebe als Sorte zwei belassen und die dritte Sorte oben aufsetzen.
Der Vorteil solcher Verfahrensweisen ist, daß durch den jeweils nötigen Rückschnitt eine gute Kronenentwicklung gewährleistet wird.
Es gibt aber auch Hochstamm-Apfel-Bäume mit einjähriger Krone. Meist auch wurzelnackt und damit recht günstig in guter Qualität. Hier wären dann auch verschiedene Szenarien möglich:
(a) Die unteren (schon vorhandenen Triebe) mit einer Sorte veredeln; den Leittrieb anschneiden und zur zweiten Ebene weiterziehen. Im Folgejahr die seitlichen Austriebe der zweiten Ebene veredeln und danach den Ursprungsbaum als oberste Kroneneinheit nehmen.
(b) Die unteren Triebe Stammsorte belassen; den Leittrieb + Konkurrenztrieb umveredeln (nur zur Sicherheit...einer muß dann natürlich im Folgefrühjahr weg) und dann im nächsten Jahr die Seitentriebe als Sorte zwei belassen und die dritte Sorte oben aufsetzen.
Der Vorteil solcher Verfahrensweisen ist, daß durch den jeweils nötigen Rückschnitt eine gute Kronenentwicklung gewährleistet wird.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Re: Mehrsorten-Apfelbaum Hochstamm
Danke für die Antworten, auch für die ausführlichen Beschreibungen zu einem möglichen Kronenaufbau. Bei Variante a) Leitrieb vom Ursprungsbaum nehmen, wäre dann aber als Basis eine weniger stark treibende Sorte (z.B. Breuhahn) sinnig, oder?
Buschbaum passt nicht gut, weil man nach Möglichkeit unter dem Baum (in ca. 1m Abstand zum Stamm) durchlaufen können soll. Außerdem will ich eine Sämlingsunterlage, damit der Baum mit dem Sandboden gut zurecht kommt, Buschbäume sind meist nicht auf Sämling.
Ich dachte an Hochstamm mit noch jüngerer Krone (von mir aus gern einjährig zum kopulieren!) In zweijährige Äste wäre es ja aber sicher auch möglich mit Spalt oder Anplatten? Habe da wie geschrieben mit Kernobst keine Erfahrung, aber genau das soll doch recht unkompliziert sein? Wobei Spalt vielleicht nicht ganz so stabil wird, wenn es am Ende die Basis eines großen Astes ist..(?)
Schlussendlich muss ich wohl auch gucken, was ich überhaupt für einen Baum bekommen kann. Stammdicke 8-10 - mir ist z.B. gar nicht klar, wie weit bei denen der Kronenaufbau schon gediegen ist...
Buschbaum passt nicht gut, weil man nach Möglichkeit unter dem Baum (in ca. 1m Abstand zum Stamm) durchlaufen können soll. Außerdem will ich eine Sämlingsunterlage, damit der Baum mit dem Sandboden gut zurecht kommt, Buschbäume sind meist nicht auf Sämling.
Ich dachte an Hochstamm mit noch jüngerer Krone (von mir aus gern einjährig zum kopulieren!) In zweijährige Äste wäre es ja aber sicher auch möglich mit Spalt oder Anplatten? Habe da wie geschrieben mit Kernobst keine Erfahrung, aber genau das soll doch recht unkompliziert sein? Wobei Spalt vielleicht nicht ganz so stabil wird, wenn es am Ende die Basis eines großen Astes ist..(?)
Schlussendlich muss ich wohl auch gucken, was ich überhaupt für einen Baum bekommen kann. Stammdicke 8-10 - mir ist z.B. gar nicht klar, wie weit bei denen der Kronenaufbau schon gediegen ist...
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Re: Mehrsorten-Apfelbaum Hochstamm
Bei 8-10 hast Du definitiv eine mehrjährige Krone mit den von obst beschriebenen Herausforderungen ;)
Selbige läßt sich dabei oft auf basisnahe Triebe reduzieren (sehr starker Rückschnitt) und dann (da schon in zwei oder mehr Ebenen fertig angelegt) alle Veredelungen gleichzeitig machen. Auch auf einjährige Triebe. Hierbei meist mehrere je Leitast - was die Erfolgsquote steigert. ;)
Bei wurzelnackten Bäumen mit einjähriger Krone sind 6cm Stammumfang schon die stärkere Variante. Die Krone aber noch frei formbar. Dauert aber länger.
Beides ist möglich - aber ich denke daß es für einen Baum, der etwa 60 bis 100 Jahre an dem Platz zubringen soll manchmal nicht schadet sich ein Jahr mehr Zeit für den Aufbau zu nehmen. 8)
Selbige läßt sich dabei oft auf basisnahe Triebe reduzieren (sehr starker Rückschnitt) und dann (da schon in zwei oder mehr Ebenen fertig angelegt) alle Veredelungen gleichzeitig machen. Auch auf einjährige Triebe. Hierbei meist mehrere je Leitast - was die Erfolgsquote steigert. ;)
Bei wurzelnackten Bäumen mit einjähriger Krone sind 6cm Stammumfang schon die stärkere Variante. Die Krone aber noch frei formbar. Dauert aber länger.
Beides ist möglich - aber ich denke daß es für einen Baum, der etwa 60 bis 100 Jahre an dem Platz zubringen soll manchmal nicht schadet sich ein Jahr mehr Zeit für den Aufbau zu nehmen. 8)
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Re: Mehrsorten-Apfelbaum Hochstamm
Mir kam gerade noch ein Gedanke: Wäre es bei mehrjähriger Krone evtl. einfacher per Okulation zu veredeln? Die kann doch auch ins zweijährige Holz gesetzt werden?
Natürlich habe ich den typischen Anfängerdrang bloß kein Jahr zu verlieren. Insbesondere, da ich nicht erst in 5-6 Jahren erste Äpfel ernten möchte und die alten Bäum bei mir nichts tolles hergeben.
Parallel zu dem angesprochenen Baum möchte ich diesen Winter/nächstes Frühjahr auch ein paar Handveredelungen machen, für die lasse ich mir dann richtig Zeit:) Es wird perspektivisch nicht bei dem einen Hochstamm bleiben. Ein paar leckere Sorten (mit noch unbekanntem Namen) habe ich in der Nachbarschaft schon gefunden.
Natürlich habe ich den typischen Anfängerdrang bloß kein Jahr zu verlieren. Insbesondere, da ich nicht erst in 5-6 Jahren erste Äpfel ernten möchte und die alten Bäum bei mir nichts tolles hergeben.
Parallel zu dem angesprochenen Baum möchte ich diesen Winter/nächstes Frühjahr auch ein paar Handveredelungen machen, für die lasse ich mir dann richtig Zeit:) Es wird perspektivisch nicht bei dem einen Hochstamm bleiben. Ein paar leckere Sorten (mit noch unbekanntem Namen) habe ich in der Nachbarschaft schon gefunden.