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Himbeeren im Topf (Long Canes) (Gelesen 1549 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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thuja thujon
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Himbeeren im Topf (Long Canes)

thuja thujon »

Inspiriert durch die Long Canes Kultur und gebeutelt von der KEF möchte ich mal die Himbeerkultur im Topf probieren.

Mir geht es weniger um die Terminierung der Ernte, sondern eher um Respekt vor zwei 1,8m Trieben mit kurzen Internodien im 2 Liter Topf und ein Platzproblem im Garten. Also nicht das klassische Long Cane Verfahren, aber Erntegewichte von 700 bis 1200g pro Rute würden mich doch mal praktisch interessieren.
Wegen dem fehlenden Platz habe ich meine Himbeeren vor 2 Jahren aus dem Garten in einen anderen ausgelagert, nun sind nach erneutem aufnehmen und verteilen wieder ein paar Ruten übrig, für die ich auch Töpfe und Stellfläche übrig habe.

Nun meine Frage: hat jemand Erfahrung mit der Anzucht von Long Canes und kann ein paar Tricks ausplaudern?
Ansonsten, ich habe hier nun auf rund 80cm eingekürzte Ruten, Wurzelwerk ist mir noch unbekannt. Wie würdet ihr nun vorgehen, wenn das Ziel 2 mannshohe, nicht vergeilte oder überdüngte Triebe in einem Topf sind?
Ertrag dieses Jahr ist nicht wichtig, nächstes Jahr fände ich ihn interessanter.
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hml
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Re: Himbeeren im Topf (Long Canes)

hml » Antwort #1 am:

Hallo,
vorneweg: Long Canes ist eine hochintensive Kultur. Himbeeren in Töpfe setzen und jeden Tag gießen funktioniert nicht. Je kleiner der Topf desto höher sind die Anforderungen. Die Anzucht der Tragruten stellt höhere Anforderungen, da die Bewässerung und Düngung an die Pflanzenentwicklung angepasst werden muss und das Pflanzenvolumen täglich zunimmt. Aber auch das Erntejahr verlangt optimale Versorgung.
Das fängt an beim Substrat, Torf gemischt mit Kokos. Je höher der Kokosanteil desto weniger Phytophtera Probleme und besseres Wachstum aber desto mehr Bewässerungsgaben am Tag sind nötig. Bei viel Kokos können das im Sommer schon mal 10-12 Gaben am Tag sein. Bei reinem Torf (geht nur mit Sodentorf da der Frästorf zu stark vernässt) kann man mit 4 auskommen. Diese Dosierung geht nur über Computer. Natürlich wird kein reines Wasser gegeben, sondern nur mit Nährstoffen vorher Angereichertes.
Die Jungpflanzen werden aus Minipflanzen angezogen. im April ausgepflanzt in 1,8 l Töpfe erreichen diese bis Oktober 1,8m. Im nächsten Jahr werden diese dann in 10 l Töpfe umgepflanzt und bringen bei optimaler Kultur 700-1000gr Ernte. Bei nur kleinen Fehlern (falscher EC-Wert, zu viel zu wenig Wasser etc. auch über kurze Zeit) auch mal nur 200gr.
Dieses 2. Jahr, Fruchtproduktion, mache ich seit einigen Jahren, die Anzucht überlasse ich Spezialbetrieben, obwohl die Ruten richtig Geld kosten.
Im 10 l Topf kann ich mir die Anzucht evtl vorstellen, da hier die Mehr-Substratmenge, hilft, aber nur mit automatischer Bewässerung und evtl. Lanzeitdünger. Solche Ruten mit 700gr Ertrag kann man nur mit voll Power ( dh soviel die Pflanzen umsetzen können, produzieren. Manche sprechen hier von Überdüngung) Und man muss die Ruten auch überwintern, ab -5 Grad wirds im Freiland eng.
Das ist das was mir gerade mal einfällt, bei Bedarf gerne mehr.
Gruß hml
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thuja thujon
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Re: Himbeeren im Topf (Long Canes)

thuja thujon » Antwort #2 am:

Aus Minipflanzen, Respekt.
Fertigation und Tropfer um das zu ermöglichen ist klar. Ob ich den Weg gehe, wage ich zu bezweifeln.
Habe 12Liter Töpfe rumstehen, kann aber nichts zur Wurzelqualität der Ruten sagen. Die Ruten sind auf einen knappen Meter gekürzt.

Ich werde dann mal topfen und gucken, wie ich sie hochprügel.
Danke für dein Input.
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cydorian
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Re: Himbeeren im Topf (Long Canes)

cydorian » Antwort #3 am:

Das habe ich vor zwei Jahren gesehen im 8m breiten Folientunnel, erstaunlich kleine Töpfe in enger Reihe, hohe Ruten, Fertigation, Dosierpumpen. Thema war da auch die Kirschessigfliege, es lief ein Versuch mit Schutzschleusen an den Eingängen zum Tunnel. Der nächste Schritt ist dann wohl reine Zellkultur...

Mit schien das jedenfalls Lichtjahre weit entfernt von den Möglichkeiten eines Hobbygärtners und nur etwas für grössere und kommerzielle Maßstäbe. Topfhaltung in 15l Töpfen erscheint mir da angebrachter. Winterkälteprobleme dürften in deiner Gegend nicht auftreten. Transportabel, keine Ausläufer, ideales Substrat (keine Phytophthora), dosierbare Düngung, hoher Ertrag hast du da auch.
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thuja thujon
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Re: Himbeeren im Topf (Long Canes)

thuja thujon » Antwort #4 am:

Kurzer Zwischenbericht: die frühen Himbeeren an den letztjährigen Trieben sind so gut wie durch und jetzt fangen auch die an den diesjährigen Ruten an zu reifen.

Die Autumn Bliss gibt mir Rätsel auf.
Die eine kommt mit 3 Ruten aus dem Topf, habe ich ausgedünnt auf 2, und die bilden oben Blüten.
Die in der Mitte kommt nur mit einer Rute, von unten her auf fast ganzer Länge verzweigt und jetzt reife Früchte.
Die andere kommt mit 2 Trieben, setzt jetzt auch erst Knospen an wie die 3er. Die letztjährige Rute ist aber noch nicht komplett abgeerntet. Man erkennt sie am gelblicherem Laub.

Verstehe sowas wer will. Alles in allem: ganz schön dicht 2 Triebe im 12Liter Topf.
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