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Verzweiflung: Kirschbaum gesucht (Gelesen 2731 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Jozu
Beiträge: 2
Registriert: 10. Apr 2020, 17:32

Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

Jozu »

Liebe Forenexperten,

seit einiger Zeit lese ich emsig in diesem Forum und habe mich durch zahlreiche Versuchsergebnisse gelesen. Leider habe ich aber dennoch einige Fragen.

Unser Boden: 40 cm Mutterboden; darunter Sand

Gewünschte Kirschsorte: Regina

Unterlage: tja, ... das ist das Problem.

Der Kirschbaum soll unser Hausbaum (als Halbstamm) werden und eine entsprechende Größe erreichen. Aber er soll auch nicht riesig werden. Eine Endwachshöhe von ca. 6 - 7 m wäre ideal. Folgende Unterlagen habe ich herausgesucht:

Gisela 5: Ich vermute der Klassiker, wächst aber wohl sehr langsam und bleibt doch etwas klein. Seine Erträge sind aber natürlich wünschenswert.

Colt: wächst wohl etwas größer, aber die Erträge scheinen schlechter zu sein als bei Gisela 5.

Gisela 13: Erachte ich als sehr interessant, aber ich habe keinen Händler gefunden, der diese Unterlage als veredelten Baum vertreibt.

Könnt ihr mir weiterhelfen, ich bin etwas verzweifelt, welche Unterlage für unsere Zwecke ideal ist.

Vielen Dank!

Jozu
Flora1957
Beiträge: 1246
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Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

Flora1957 » Antwort #1 am:

Hallo Jozu,

Ich habe die Regina auf Gisela 5. Das Wachstum ist nicht langsam, aber die von Dir gewünschte Endhöhe wird nicht erreicht.
Klimazone 8a (Innenstadtgarten 8b)
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dmks
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Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

dmks » Antwort #2 am:

Auf Sand sollte eine schnöde Prunus avium Alkavo in dieser Größe enden.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Starking007
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Im Nordosten Bayerns - kalt und Kalk.

Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

Starking007 » Antwort #3 am:

Soviele Gedanken wegen einer Pflanze hab ich mir die letzten 35 Jahre nicht gemacht,
und ich gärtnere beruflich und privat....
Gruß Arthur
Apfebam
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Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

Apfebam » Antwort #4 am:

Ich habe eine Sunburst auf GiSelA 5 auf sehr humosem Boden und wird daher gut genährt. Sie wäre mir locker auf sechs Meter gewachsen, habe sie nun wegen dem Vogelschutznetz auf fünf Meter begrenzt. Auf sandigem Untergrund schätze ich auch, dass GiSelA 5 da nicht reichen würde.
Die von dmks erwähnte Variante der Vogelkirsche hört sich da äußerst interessant für deinen Standort an, allerdings wird da die Beschaffung der gewünschten Sorte auf genau dieser Unterlage nicht so leicht sein.
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Tester32
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Geschmack ist King

Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

Tester32 » Antwort #5 am:

Jozu hat geschrieben: 10. Apr 2020, 17:41
Gisela 13: Erachte ich als sehr interessant, aber ich habe keinen Händler gefunden, der diese Unterlage als veredelten Baum vertreibt.

Könnt ihr mir weiterhelfen, ich bin etwas verzweifelt, welche Unterlage für unsere Zwecke ideal ist.


Ich war auch neulich in Deiner Situation. Habe im Forum eine interessante Empfehlung, die Gisela 6 bekommen. Und mich gewundert, warum niemand sie führt. Dann die Baumschule Ganter angerufen und sie haben mir erklärt, dass bei Gisela 6 der Baum lebenslang an Pfählen angebunden sein müsste. Was für meinen Wunsch nach einem 4-5m hohen Baum nicht optimal wäre. Wenn Du also eine bestimmte Unterlage nicht auf dem Markt findest, - dann hat es i.d.R. gute Gründe, auch wenn wir als Endverbraucher diese nicht finden können. Ruf am besten eine Baumschule an, die Kirschen auf diversen Unterlagen anbietet und selbst produziert und lass Dich ausführlich beraten, was für Deine Bedingungen optimal ist. Eine Baumschule ums Eck wird Dir wahrscheinlich nicht helfen können, weil sie i.d.R. solche Waren nur weiterverkaufen und kein so tiefes KnowHow haben, wie die Produzenten.
andiz
Beiträge: 17
Registriert: 12. Apr 2020, 23:48

Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

andiz » Antwort #6 am:

Hallo Jozu,

bezüglich der Unterlage dürfte bei Deinem Boden GiSelA5 völlig ungeeignet sein und ohne regelmäßige Bewässerung im Sommer zuverlässig eingehen. Andere GiSelA-Klone sind teilweise nicht ausreichend auf verschiedenen Böden erprobt und haben z.T. eine hohe Ausfallrate bei Veredelungen.
Der Tipp mit Prunus Avium ist da schon wirklich gut, denn auf Sandboden wird die ihre Wuchsstärke nicht ausleben können. Prunus Mahaleb hingegen wäre für Deinen Boden die beste Variante (allerdings auch recht starkwüchsig) und ist mit den meisten Süßkirschen kompatibel. Da gibt es aber mittlerweile ein paar (polnische?) Auslesen, die wuchsschwächer sind (Nr.2 und Nr. 6) und sehr gute Erträge bringen sollen.

Ansonsten muss ich jetzt mal fragen, ob Du wirklich Kirschen ernten möchtest. ;)
Denn m.E. ist die Zeit der großen Kirschbäume als Obstlieferant in unseren Breiten leider definitiv vorbei. Ich kann Dir berichten, was hier im Ruhrgebiet jährlich auf den Streuobstwiesen passiert: Über die frühen Kirschsorten von ca. der 3. bis etwa zur 5. Kirschwoche macht sich die europäische Kirschfruchtfliege her und im fließenden Übergang (bzw. überschneidend) liefern sich Kirschessigfliege und amerikanische Kirschfruchtfliege ein Wettrennen, wer die Früchte als erster in eine faulende Pampe verwandeln kann. Die Früchte sind so schnell vergammelt, dass nicht einmal die Vögel eine Gelegenheit zur Ernte bekommen.
Wenn man also nicht gerade einen großen Kirschbaum haben möchte, weil man ihn als Zierbaum schön findet oder es sich um einen Altbaum einer erhaltenswerten, seltenen, alten Sorte handelt, kann man eigentlich nur noch zur Säge greifen und einen einmaligen Rückschnitt knapp über Erdbodenniveau vornehmen.
Die einzige Lösung ist das komplette, absolut dichte Einnetzen des Baumes mit einem feinmaschigen Insektenschutznetz mit maximal 0,8mm Maschenweite, das nicht an Früchten anliegen darf und möglichst nur ein einziges Mal zur Ernte geöffnet werden sollte. Bei einem großen Baum kann man sich vorstellen, dass das nicht ganz einfach ist.
Und weiterhin ist Regina dahin gehend problematisch, weil sie folgernd von der 6. bis zur 8. Kirschwochen reift (wo der Befallsdruck mit der Kirschessigfliege besonders hoch ist), und mehrfach beerntet werden muss.

Für einen großen Baum wäre evtl. die einzige Alternative, dass man eine der frühesten Sorten wählt, die möglichst in der 3. Kirschwoche genussreif abgeerntet werden kann (falls die Vögel nicht schneller sind). Und 100%iges Abernten ist Pflicht, wenn man sich keinen lokalen Schädlingsdruck aufbauen möchte. Auch das ist bei einem großen Kirschbaum alles andere als einfach und mit großer Verletzungsgefahr verbunden.

Die m.E. beste verbleibende Alternative: Auf einnetzbare Kleinbäume setzen (geht mit entspr. Schnitt als Kym Green Bush (Ausnahme: Sorten, die Fruchtholz wie Regina ausbilden) oder Spanish Bush auch auf stark wachsender Unterlage) und eine Sorte wählen, die man möglichst in einem Rutsch abernten kann. Und falls Du Äpfel magst, würde ich Dir als Hausbaum eher einen Apfelbaum auf stark wachsender Unterlage empfehlen. ;D
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555Nase
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Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

555Nase » Antwort #7 am:

...Sind diese Kirschfruchtessigfliegen so lokal begrenzt konzentriert ? Seit 20 Jahren kann ich höchstens drei Mädchen in der Kirschernte finden.
Gruß aus Karl-Chemnitz-Murx
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minthe
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Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

minthe » Antwort #8 am:

andiz, Danke fuer Deinen ausfuehrliche & informative Antwort - das ist echt eine Bereicherung fuers Forum - willkommen hier!
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JörgHSK
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Winterhärtezone: 7a: -17,7 °C bis -15,0 °C

Südhang des Haarstranges-200m Blick ins Sauerland

Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

JörgHSK » Antwort #9 am:

andiz hat geschrieben: 13. Apr 2020, 01:22
Hallo Jozu,

bezüglich der Unterlage dürfte bei Deinem Boden GiSelA5 völlig ungeeignet sein und ohne regelmäßige Bewässerung im Sommer zuverlässig eingehen. Andere GiSelA-Klone sind teilweise nicht ausreichend auf verschiedenen Böden erprobt und haben z.T. eine hohe Ausfallrate bei Veredelungen.
Der Tipp mit Prunus Avium ist da schon wirklich gut, denn auf Sandboden wird die ihre Wuchsstärke nicht ausleben können. Prunus Mahaleb hingegen wäre für Deinen Boden die beste Variante (allerdings auch recht starkwüchsig) und ist mit den meisten Süßkirschen kompatibel. Da gibt es aber mittlerweile ein paar (polnische?) Auslesen, die wuchsschwächer sind (Nr.2 und Nr. 6) und sehr gute Erträge bringen sollen.

Ansonsten muss ich jetzt mal fragen, ob Du wirklich Kirschen ernten möchtest. ;)
Denn m.E. ist die Zeit der großen Kirschbäume als Obstlieferant in unseren Breiten leider definitiv vorbei. Ich kann Dir berichten, was hier im Ruhrgebiet jährlich auf den Streuobstwiesen passiert: Über die frühen Kirschsorten von ca. der 3. bis etwa zur 5. Kirschwoche macht sich die europäische Kirschfruchtfliege her und im fließenden Übergang (bzw. überschneidend) liefern sich Kirschessigfliege und amerikanische Kirschfruchtfliege ein Wettrennen, wer die Früchte als erster in eine faulende Pampe verwandeln kann. Die Früchte sind so schnell vergammelt, dass nicht einmal die Vögel eine Gelegenheit zur Ernte bekommen.
Wenn man also nicht gerade einen großen Kirschbaum haben möchte, weil man ihn als Zierbaum schön findet oder es sich um einen Altbaum einer erhaltenswerten, seltenen, alten Sorte handelt, kann man eigentlich nur noch zur Säge greifen und einen einmaligen Rückschnitt knapp über Erdbodenniveau vornehmen.
Die einzige Lösung ist das komplette, absolut dichte Einnetzen des Baumes mit einem feinmaschigen Insektenschutznetz mit maximal 0,8mm Maschenweite, das nicht an Früchten anliegen darf und möglichst nur ein einziges Mal zur Ernte geöffnet werden sollte. Bei einem großen Baum kann man sich vorstellen, dass das nicht ganz einfach ist.
Und weiterhin ist Regina dahin gehend problematisch, weil sie folgernd von der 6. bis zur 8. Kirschwochen reift (wo der Befallsdruck mit der Kirschessigfliege besonders hoch ist), und mehrfach beerntet werden muss.

Für einen großen Baum wäre evtl. die einzige Alternative, dass man eine der frühesten Sorten wählt, die möglichst in der 3. Kirschwoche genussreif abgeerntet werden kann (falls die Vögel nicht schneller sind). Und 100%iges Abernten ist Pflicht, wenn man sich keinen lokalen Schädlingsdruck aufbauen möchte. Auch das ist bei einem großen Kirschbaum alles andere als einfach und mit großer Verletzungsgefahr verbunden.

Die m.E. beste verbleibende Alternative: Auf einnetzbare Kleinbäume setzen (geht mit entspr. Schnitt als Kym Green Bush (Ausnahme: Sorten, die Fruchtholz wie Regina ausbilden) oder Spanish Bush auch auf stark wachsender Unterlage) und eine Sorte wählen, die man möglichst in einem Rutsch abernten kann. Und falls Du Äpfel magst, würde ich Dir als Hausbaum eher einen Apfelbaum auf stark wachsender Unterlage empfehlen. ;D

Wo im Ruhrgebiet lebst du? Hier im Kreis Soest ist die Kirschessigfliege noch nicht. Und Kirschsorten der 3. bis 5. Kirschwoche sind aber nicht mehr früh in meinen Augen, das sind die Sorten der 1- 3 KW. Und die haben noch kein Problem mit der Kirschfruchtfliege, wohl aber mit den Vögeln. Habe hier eine Jaboulay, die ist immer leer.
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Aromasüß
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Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

Aromasüß » Antwort #10 am:

Keine Panik! "KEF" tritt nicht in ganz Deutschland überall gleich krass auf. Ich selbst habe mit einer alten Knorpelkirsche, die in der 5. Kalenderwoche in einer großen Gartenanlage Berlins reift, keinerlei Probleme mit Insekten.

Regina hätte nicht so viele Fans auch unter uns Hobbygärtnern, würde "die KEF Invasion" sie tatsächlich überall ausplündern. Wenn Du nicht gerade mitten in einem Obstanbaugebiet wohnst und sicher sein willst, lohnen sich Fragen bei Deinen Nachbarn: Ob sie "Maden" in ihren Kirschen haben, und wann diese reif sind?

Jozu hat geschrieben: 10. Apr 2020, 17:41Unser Boden: 40 cm Mutterboden; darunter Sand
Gewünschte Kirschsorte: Regina
Unterlage: tja, ... das ist das Problem.

Unterlage:
Für einen großen Kirschbaum auf Sandboden wurden Dir die Antworten hier im Forum bereits gegeben:
Sämling starkwüchsig! - Zweitrangig ob Vogelkirsche oder Steinweichsel (letztere ist leider aus den Baumschulen vertrieben). Ansonsten beweist Colt seit langem auch auf Sandböden seine Eignung und wird hier noch viel verwendet. (Die moderne Antwort ist MaxMa 14, ein Mahaleb-Abkömmling, aber auch diese Unterlage verwenden nur wenige Baumschulen.) Oder eben, wie im Garten für Steinobst über viele Jahrhunderte bewährt: wurzelecht!

Wie gut ist die Wasserversorgung? Wie tief steht das Grundwasser? - Elementare Fragen, wenn auf Sandboden - mit einer Humusschicht von nur 40 cm - Sommertrockenheit herrscht. Die Kirsche kommt damit auf starker Unterlage besser zurecht als die meisten anderen Obstarten.

Tipp:
Ein extragroßes Pflanzloch ist angesagt, wenn die Humusschicht so flach und mager ist (kenne ich aus meinem Garten): Beste Humuserde, einige Handvoll Hornspäne.
Bodenverbesserung bleibt in solchen Gärten eine Daueraufgabe.
Rasen macht mich rasend (Karl Foerster)
durone
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Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

durone » Antwort #11 am:

Die KEF ist noch in der Ausbreitung und noch nicht überall angekommen. Bei Neupflanzung halte ich es für richtig, davon auszugehen, dass es sie überall geben wird. Nun mag vielleicht Standorte geben, an denen sie sich dauerhaft nicht ansiedeln kann (trocken, sonnig, luftig, kaum anderes Obst in der Nähe, das sich zur Eiablage eignet), aber wer kann das derzeit mit Sicherheit voraussagen?

Bei den KFF ist die Situation vermutlich günstiger, wenn kaum Kirschbäume in der Gegend vorhanden sind und dort noch keine auftreten. Aber sicher ist das auch nicht. Und in dem Fall ist der Hunger der Vögel besonders groß... Der Vorteil bei den Vögeln ist, dass man billigere grobmaschigere Netze einsetzen kann und bei großen Bäumen ggf. auch nur ein paar Äste abdeckt, so dass man in guten guten Jahren für sich selbst genug Kirschen hat. Wenn es also ein großer Baum sein soll, dann nur eine sehr frühe Kirsche und bei den Ästen darauf achten, dass Vogelschutz teilweise möglich ist.
andiz
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Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

andiz » Antwort #12 am:

J hat geschrieben: 13. Apr 2020, 10:35
Wo im Ruhrgebiet lebst du? Hier im Kreis Soest ist die Kirschessigfliege noch nicht. [/quote]
Hallo Jörg, in Dortmund. Seit 2017 ist der Befall mit Kirschessigfliege hier eine reine Katastrophe. Alles was die KEF befällt und nach Anfang Juli reift, wird bereits kritisch und ab Mitte Juli geht es Richtung Totalausfall, insbesondere bei Kirschen. Nur 2018 war es so heiß, dass die Bestände zusammen brachen. 2019 wurden sogar die nachdem ersten Pflückdurchgang unreif verbliebenen 10% Jostabeeren zu 100% befallen. Die Früchte von Morellenfeuer waren um den 10. Juli herum bereits durchlöchert wie ein Sieb, 20kg Kirschen durfte ich abernten und danach vernichten. Ansonsten können wir Holunderbeeren völlig vergessen, da lohnt es einzig nur noch die Blüten für Gelee bzw Sirup zu ernten und dann alles zu entfernen, damit sich keine Beeren Bilden können. 2019 konnte man auch die Brombeeren der gesamten Umgebung vergessen, 100% Totalausfall. Bevor sie reif waren, waren sie Matsche. Interessant am Rande: Die KEF befällt sogar manche Kirschtomaten; trotz der z.T. harten Haut sieht man Einstichstellen und findet Maden in den Früchten.
Ich werde dieses Jahr mit vielen Lockfallen arbeiten, um den Befallsdruck hoffentlich etwas herauszögern zu können. Die erste KEF habe ich bereits im März bei Temperaturen über 10°C gefangen. Himbeeren muss ich deutlich stärker auslichen und täglich durchernten, damit bloß keine reife Frucht übersehen wird. Über die Himbeeren startet die erste Ausbreitungswelle und die gehen danach direkt auf die Kirschen über. Ob alle Sorten gleich stark befallen werden, kann ich noch nicht genau sagen. 2019 war die erste nennenswerte Ernte meiner Morina vergleichsweise gering befallen im Vergleich zur Morellenfeuer (dort 100% Befall mit 10-20 Einstichlöchern pro Frucht), obwohl sie später reift. Alle Bäume stehen sonnig und luftig. Kronenhöhe ist irrelevant, bei einem Morellenfeuer-Hochstamm, bei dem die Krone erst in 4m Höhe beginnt, war der Befall so hoch wie bei einem Buschbaum der gleichen Sorte und die KEF saßen im Massen auf den Früchten selbst in 6m Höhe.

[quote]Und Kirschsorten der 3. bis 5. Kirschwoche sind aber nicht mehr früh in meinen Augen, das sind die Sorten der 1- 3 KW. Und die haben noch kein Problem mit der Kirschfruchtfliege, wohl aber mit den Vögeln. Habe hier eine Jaboulay, die ist immer leer.

Stimmt, das habe ich falsch formuliert. Ich meinte eher die "früheren", was aber eher als mittelfrüh bis mittel zu betrachten ist.
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Jozu
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Registriert: 10. Apr 2020, 17:32

Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

Jozu » Antwort #13 am:

[quote author=andiz]
Ansonsten muss ich jetzt mal fragen, ob Du wirklich Kirschen ernten möchtest. ;)
Denn m.E. ist die Zeit der großen Kirschbäume als Obstlieferant in unseren Breiten leider definitiv vorbei.
[/quote]

Ei, das klingt ja garnicht gut!

Ich habe mich eben über die KEF informiert. Das scheint ja ein fieser Zeitgenosse zu sein. Wir wollten eigentliche viele Beerensträucher, Zwetschgen und Kirschen haben, aber ohne Netze scheint es ja langfristig kaum noch zu gehen.

Da werde ich über die Wahl des Hausbaums wohl doch nochmal nachdenken!

Danke Andiz!
Nettle
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Registriert: 5. Mär 2019, 15:41

Re: Verzweiflung: Kirschbaum gesucht

Nettle » Antwort #14 am:

Vielleicht wäre Prunus Mahaleb, Steinweichsel, als schöner Hausbaum geeignet. Ich habe selbst den Platz nicht und keinen sandigen Boden, aber wenn man im Internet ausgewachsene Exemplare anschaut, haben sie die Beschreibung "malerisch wachsend" richtig verdient.

Wie andiz schrieb ist er außerdem als Unterlage für viele Edelkirschsorten geeignet. Ich habe den Ostheimer Weichsel auf dieser Unterlage. Kirschen zum Essen könntest Du an einer anderen Stelle im Garten pflanzen und durch Schnitt erziehen, dass sie nicht zu hoch werden. Wenn es nicht klappt, ist es denn nicht tragisch.
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