Ich denke, da ist das meiste Erfahrung, die immer wieder weitergegeben wurde. Den Menschen blieb ja auch garn nichts anderes übrig, als sich mit der sie umgebenden Natur zu helfen.
Wenn etwas tatsächlich Erfahrung ist, dann ist das ja ok. Ich erwarte nicht, daß die Leute vor 1000 Jahren über biochemische Inhaltsstoffe bescheid wußten. Nur: haben sie tatsächlich Versuche mit verschiedenen Pflanzen angestellt, und im Laufe der Jahrhunderte herausgefunden, was bei welchen Beschwerden besonders gut hilft? Einige haben das sicherlich getan. Aber wie sehr wurde diese Erfahrung in den erhaltenen Schriften durch Ideologie verwässert? Mir scheint, da wurde fröhlich Signaturenlehre und die Theorie von irgendwelchen dünn- und dickflüssigen Körpersäften dazugemischt,
ohne das es dazu tatsächlich Erfahrungen gab.
Sonst wäre die Menschheit ja schon längst ausgestorben! Es gibt auch heute noch Völker, die gänzlich ohne die Errungenschaften der Neuzeit leben. Viele haben aber auch eine völlig andere Einstellung zu Leben, Krankheit und Tod. Ich glaube, wir sehen immer alles nur von unserer Warte aus.
Diese Völker in anderen Kulturkreisen richten sich in ihrer Kräuterheilkunde aber nicht unbedingt nach der Signaturenlehre, oder gar nach der Vier-Säfte-Lehre, die aber die Grundlage der wiederbelebten 'traditionellen' Kräuterkunde hierzulande zu bilden scheinen.
Und zur Nuss: das wurde ja inzwischen bewiesen, dass sie viele fürs Gehirn wertvolle Mineralstoffe enthält.
Das trifft aber auf viele andere Nahrungsmittel, die nicht Hirnform haben, auch zu. Und es heißt auch nicht, daß sie bei Hirnverletzungen oder -krankheiten hilft, sondern bestenfalls bei Mangelernährung.
Was mir so bitter aufstößt, ist der Umgang mit der 'Kräuterheilkunde' durch ihre Gläubigen.
Das verstehe ich nun nicht, Robert. Es wird ja nirgendwo jemand gezwungen, seine Wehwehchen mit Kräutern etc. zu kurieren. Noch steht es ja jedem frei. Wenn das mit dem nun offensichtlich immer schwerer finanzierbar werdenden Gesundheitssystem so weitergeht, kann es schon mal ganz nützlich werden, sich selbst helfen - und noch besser - vorbeugen - zu können.
Das ist es ja eben: es wäre gut, wenn den Menschen auch mit Kräutern geholfen würde, bzw. sie sich selbst helfen könnten. Aber was ist, wenn es zwar wirksame Kräuter gibt, die verbreitetsten Lehren, welche Pflanzen man wann nimmt und wie sie verwendet werden, aber falsch sind?Wie gesagt: Ich zweifle nicht die Kräuter an, sondern die Leute, die sie kritiklos aufgrund von Überlieferungen anwenden, die sich irgendwelche adeligen Griechen oder Römer mal ausgedacht hatten, die wiederum von einigen ägyptischen Werken inspiriert wurden. (und nicht unbedint basierend auf der jahrhundertelangen Erfahrung von weisen Kräuterfrauen, wie es gerne dargestellt wird!) Denn so lief es bei der Signaturenlehre und bei der Vier-Säfte-Lehre. In den Naturwissenschaften haben die Griechen und Römer ebenfalls z.T. viel Unsinn verzapft: Geometrie und Architektur war sicher top. Aber Biologie und Chemie kompletter Humbug. Die Naturwissenschaften haben versucht, alle Lehren in ihrem Bereich zu überprüfen, zu korrigieren und zu erweitern. Und "die Kräuterheilkundigen"?
Nur Gläubige scheint mir zu abwertend, aber für dich, als Kopfmenschen ist das eben so - und für dich deshalb auch richtig.....
Bin ich das? Vielleicht. Aber vor 2000 Jahren wäre ich Druide geworden. Schade, daß von denen nichts schriftliches überliefert ist. Die römische Kultur hat halt alles überdeckt.
Ich habe zwar so ein Hildegardbuch irgendwo liegen und mal zu lesen angefangen, aber ich kam damit auch nicht klar. Habe mich dann auch nicht weiter damit befasst.
Siehst du. Du hast halt eigenen Verstand.
Aber ich kenne Menschen, die darauf bauen. Finde ich auch o.k..... Es wird ja niemand dazu gezwungen.
Aber wenn jetzt jemand zu diesen Leuten kommt und Hilfe braucht. Dann geben die ihm (oder ihr) ein Mittelchen, weil: 'schon Hildegard hat geschrieben...'. Nicht weil: 'das hat schon oft geholfen, wo ... und ... versagt haben.' Die gleiche Hildegard, die geschrieben hat, wie aus minderwertigen Umständen beim Beischlaf Mädchen entstehen.Finde ich ziemlich schlimm.Einigen mag es ja trotzdem besser gehen. Entweder war es zufällig wirksam, oder der Zustand hat sich halt gerade zufällig verbessert, oder die Zuwendung durch den andern Menschen hat die Selbstheilungskräfte gestärkt. Anderen wird nicht geholfen, aber von denen hört man eben kaum.
Interessant scheint mir, dass mehrere, von ihr verteufelte - bei uns aber als gesund geltende - Lebensmittel bei empfindlichen Menschen Allergien auslösen oder schwer verdaulich sind.
Und wieviele von den von ihr verteufelten Lebensmitteln lösen keine Allergien aus? Und wieviele von den
nicht von ihr verteufelten bzw. sogar von ihr empfohlenen Lebensmitteln lösen trotzdem Allergien aus?
Es liegt immer am Leser, selbst zu entscheiden, was er annehmen will oder nicht.
Wenn ein Werk eine zufällige Sammlung an nützlichen Dingen und Blödsinn ist, dann ist es wertlos. Denn wenn ich über das Wissen verfüge, um jede einzelne Sache selbst zu bewerten, dann brauche ich diese Sammlung nicht. Und wenn ich das Wissen nicht habe, dann werde ich in die Irre geführt. Vielleicht schadet es sogar, denn nicht jeder Blödsinn ist offensichtlich. Vielleicht stehen neben vielen harmlosen und wenigen wirksamen auch einige schädliche Rezepturen?