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Insektenfarm bauen (Gelesen 2448 mal)
Moderator: partisanengärtner
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Insektenfarm bauen
Essbare Insekten liegen momentan im Trend. Ich will auch keine großartige Diskussion darüber starten ob das nun sinnvoll ist oder nicht. Von mir aus soll jeder essen was er will und anderen Leuten nichts aufzwingen.
Jedenfalls haben wir für unseren australischen Community-Garten nun eine Insektenfarm gebaut. Ziel ist es Larven der Soldatenfliege (Black Soldier Fly) zu züchten und dann an unsere Hühner zu verfüttern. Insektenlarven sind allgemein sehr effizient um Abfälle in Protein umzuwandeln. Die Larven der Soldatenfliege können das besonders gut und sind im Prinzip biochemische Fabriken um Protein zu produzieren. Die Soldatenfliege kommt ursprünglich aus Südamerika, ist aber mittlerweile global verbreitet.
Das Prinzip der Insektenfarm ist wie folgt:
Die befruchteten weiblichen Insekten werden vom Geruch der Küchenabfälle angezogen und wandern in die Insektenfarm. Auf der Innenseite hängt ein Stück Wellpappe von der Decke (nicht sichtbar auf den Fotos). Die weibliche Fliege findet Gefallen an den Hohlräumen dieser Pappe und legt ihre Eier hinein (ca. 500 pro Fliege). Die Eier schlüpfen und die kleinen Larven bewegen sich und fallen in die Küchenabfälle. Dort wachsen sie dann und verzehren organisches Material. Wenn sie reif sind, und bald in die metamorphose Phase übergehen, haben sie anscheinend den Drang nach oben zu wandern. Deswegen laufen sie die zwei PVC Rohre hinauf und fallen anschließend in den Sammelbehälter. Der Inhalt wird dann an die Hühner verfüttert.
So zumindest in der Theorie.
Hat jemand das schon selber ausprobiert? Ich werde auf jeden Fall Bescheid geben ob wir damit Erfolg haben oder nicht. Für uns als Community Garten ist das zuallererst nur ein einfaches Experiment welches uns hilft Fütter für die Hühner zu produzieren. Wie viel dabei rum kommt wissen wir noch nicht. Dann ist es natürlich auch als Lehrmaterial für die Mitglieder und Besucher gedacht. Und die Kinder werden damit bestimmt auch ihre Freude haben.
Kommerziell hat die Insektenzucht natürlich sehr viel Potential. Ich rede auch nicht nur davon essbares Protein für den Menschen zu produzieren, sondern z.B. auch zur Abfallbeseitigung. Anscheinend könnte man auch Klärschlamm an die Insekten verfüttern und die würden sogar Pathogene eliminieren und hygienisch aufbereiten. Ich finde es auch ziemlich gut wenn man vor Ort sein Protein für die Viehzucht produzieren kann, anstatt zum Beispiel aus Brasilien in Form von Sojaschrot zu importieren. Ob und wie viel pflanzliches Protein durch Insektenprotein ersetzt werden kann weiß ich nicht, denke aber, dass es Potential hat.
"In one year, a single acre of black soldier fly larvae can produce more protein than 3,000 acres of cattle or 130 acres of soybeans."
https://www.washingtonpost.com/business/2019/07/03/maggots-could-revolutionize-global-food-supply-heres-how/
Vor allem könnte man diesen "acre" auch vertikal anbauen und die Larven in Kisten übereinander stapeln.
Die Überreste heißen übrigens "frass", also Insektenkot. Dieser ist ein unglaublich potenter Dünger und hat auch einen sehr hohen Chitinanteil, weil die Larven sich auch häuten. Pflanzen haben Rezeptoren für Chitin, welches das Pflanzenabwehrsystem aktiviert. Insektenkot hat ca. 4% Stickstoff und ist unglaublich leicht, fluffig, geruchsneutral und in der Konsistenz fast wie Watte. 1 kg Insektenkot kostet beim Bezos-Händler ca. 15 Euro, also auch gewinnbringend für die Produzenten.
So, genug Werbung gemacht. Jetzt hoffe ich nur, dass unsere improvisierte Insektenfarm auch Erfolg bringt.
Jedenfalls haben wir für unseren australischen Community-Garten nun eine Insektenfarm gebaut. Ziel ist es Larven der Soldatenfliege (Black Soldier Fly) zu züchten und dann an unsere Hühner zu verfüttern. Insektenlarven sind allgemein sehr effizient um Abfälle in Protein umzuwandeln. Die Larven der Soldatenfliege können das besonders gut und sind im Prinzip biochemische Fabriken um Protein zu produzieren. Die Soldatenfliege kommt ursprünglich aus Südamerika, ist aber mittlerweile global verbreitet.
Das Prinzip der Insektenfarm ist wie folgt:
Die befruchteten weiblichen Insekten werden vom Geruch der Küchenabfälle angezogen und wandern in die Insektenfarm. Auf der Innenseite hängt ein Stück Wellpappe von der Decke (nicht sichtbar auf den Fotos). Die weibliche Fliege findet Gefallen an den Hohlräumen dieser Pappe und legt ihre Eier hinein (ca. 500 pro Fliege). Die Eier schlüpfen und die kleinen Larven bewegen sich und fallen in die Küchenabfälle. Dort wachsen sie dann und verzehren organisches Material. Wenn sie reif sind, und bald in die metamorphose Phase übergehen, haben sie anscheinend den Drang nach oben zu wandern. Deswegen laufen sie die zwei PVC Rohre hinauf und fallen anschließend in den Sammelbehälter. Der Inhalt wird dann an die Hühner verfüttert.
So zumindest in der Theorie.
Hat jemand das schon selber ausprobiert? Ich werde auf jeden Fall Bescheid geben ob wir damit Erfolg haben oder nicht. Für uns als Community Garten ist das zuallererst nur ein einfaches Experiment welches uns hilft Fütter für die Hühner zu produzieren. Wie viel dabei rum kommt wissen wir noch nicht. Dann ist es natürlich auch als Lehrmaterial für die Mitglieder und Besucher gedacht. Und die Kinder werden damit bestimmt auch ihre Freude haben.
Kommerziell hat die Insektenzucht natürlich sehr viel Potential. Ich rede auch nicht nur davon essbares Protein für den Menschen zu produzieren, sondern z.B. auch zur Abfallbeseitigung. Anscheinend könnte man auch Klärschlamm an die Insekten verfüttern und die würden sogar Pathogene eliminieren und hygienisch aufbereiten. Ich finde es auch ziemlich gut wenn man vor Ort sein Protein für die Viehzucht produzieren kann, anstatt zum Beispiel aus Brasilien in Form von Sojaschrot zu importieren. Ob und wie viel pflanzliches Protein durch Insektenprotein ersetzt werden kann weiß ich nicht, denke aber, dass es Potential hat.
"In one year, a single acre of black soldier fly larvae can produce more protein than 3,000 acres of cattle or 130 acres of soybeans."
https://www.washingtonpost.com/business/2019/07/03/maggots-could-revolutionize-global-food-supply-heres-how/
Vor allem könnte man diesen "acre" auch vertikal anbauen und die Larven in Kisten übereinander stapeln.
Die Überreste heißen übrigens "frass", also Insektenkot. Dieser ist ein unglaublich potenter Dünger und hat auch einen sehr hohen Chitinanteil, weil die Larven sich auch häuten. Pflanzen haben Rezeptoren für Chitin, welches das Pflanzenabwehrsystem aktiviert. Insektenkot hat ca. 4% Stickstoff und ist unglaublich leicht, fluffig, geruchsneutral und in der Konsistenz fast wie Watte. 1 kg Insektenkot kostet beim Bezos-Händler ca. 15 Euro, also auch gewinnbringend für die Produzenten.
So, genug Werbung gemacht. Jetzt hoffe ich nur, dass unsere improvisierte Insektenfarm auch Erfolg bringt.
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Re: Insektenfarm bauen
- Interessant
- Ein bisschen eklig
- nix für Veganer
Könnte funktionieren
.
Im Sommer freut sich auch die Vogelwelt an unserer Biotonne, bevor ich die Tonne ausspüle.
- Ein bisschen eklig
- nix für Veganer
Könnte funktionieren
.
Im Sommer freut sich auch die Vogelwelt an unserer Biotonne, bevor ich die Tonne ausspüle.
- Quendula
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Re: Insektenfarm bauen
Cooles Projekt :D.
Werde Deine Berichte sicherlich weiter verfolgen, mycorrhiza.
Werde Deine Berichte sicherlich weiter verfolgen, mycorrhiza.
Erwarte nichts, doch rechne mit allem!
- Deviant Green
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Re: Insektenfarm bauen
Interessant, danke fürs zeigen. Mir war der Gedanke in Zusammenhang mit Fischfutter gekommen. Da ist die vegane Ernährung schwieriger als bei Hühnern.
Wenn du sehr experimentierfreudig bist, dann kannst du noch eine Zwischenstufe einbauen. Totes Material zu Pilz zu Insekt zu Huhn.
Wenn du sehr experimentierfreudig bist, dann kannst du noch eine Zwischenstufe einbauen. Totes Material zu Pilz zu Insekt zu Huhn.
- partisanengärtner
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Qualitatives Wachstum hat keine Grenzen. 6b
Re: Insektenfarm bauen
Fantastisch, gefällt mir gut. Meine Nachbarn halten Hühner, da könnte ich wohl Abnehmer finden.
Die Gartenvögel sind vermutlich auch an so was interessiert.
Wenn ich meine Frau überzeugen kann werde ich sie sicher auch probieren. Insektenessen endete bei mir damit das sie mit Kußverweigerung drohte. 8)
Als Eiweißquelle finde ich sie interessant. Wie schmecken sie denn?
Die Gartenvögel sind vermutlich auch an so was interessiert.
Wenn ich meine Frau überzeugen kann werde ich sie sicher auch probieren. Insektenessen endete bei mir damit das sie mit Kußverweigerung drohte. 8)
Als Eiweißquelle finde ich sie interessant. Wie schmecken sie denn?
Wer zuviel jätet raubt sich manche Überraschung.
Axel
Axel
- rocambole
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Hamburg, 8a, trockener, saurer Sandboden, Schatten
Re: Insektenfarm bauen
;D erinnert mich etwas an ein Gespräch mit einem Kollegen vor zig Jahren, er kam irgendwoher aus Afrika, habe vergessen, woher genau. Der fand unsere Nordseekrabben ungefähr so attraktiv wie ich Heuschrecken. Ehrlich gesagt, sehen die nicht so unterschiedlich aus, wenn man die selber auspult. Trotzdem...
Sonnige Grüße, Irene
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Re: Insektenfarm bauen
Ein erstes Update nach ungefähr einer Woche:
Bisher gab es noch keine Ausbeute. Man sieht aber viele Eier und Larven der gewöhnlichen Hausfliegen. Als ich den Deckel geöffnet habe habe ich auch eine Soldatenfliege gesehen. Ich hoffe ich habe sie nicht bei der Eiablage gestört.
Wenn man das kommerziell betreiben möchte, dann kommt man wohl um eine eigene Larven-Aufzucht nicht herum. Meine bisherigen Recherchen haben ergeben, dass bei kommerziellen Farmen die Eier in einem Extraschritt produziert werden. Und 1% davon geht zurück in die Aufzucht der nächsten Generation, während die restlichen 99% dann zu den Bioabfällen hinzugegeben werden. Das geht also wesentlich flotter.
Ich habe auch ein paar Bambusrohre klein geschnitten und zusammen geklebt. Ich hoffe, dass das auch schöne Hohlräume ergibt wo die Fliegen dann ihre Eier reinlegen können.
@Partisanengärtner:
Ich habe bisher nur Insekten im Rahmen eines Tastings probiert. Das wurde auch finanziell entlohnt und es gab Pastagerichte mit verschiedenen Mengen an Insektenmehl. Dabei werden die Larven getrocknet und zu Mehl verarbeitet und dann zum normalen Weizenmehl dazu gegeben. Der Geschmack war sehr gut, nur die Konsistenz war nicht so gut. Wenn zu viel Insektenanteil vorhanden war, dann haben die Nudeln etwas an den Zähnen geklebt. Natürlich ist das immer noch essbar, aber kommerziell wahrscheinlich nicht mehr verwendbar.
Bisher gab es noch keine Ausbeute. Man sieht aber viele Eier und Larven der gewöhnlichen Hausfliegen. Als ich den Deckel geöffnet habe habe ich auch eine Soldatenfliege gesehen. Ich hoffe ich habe sie nicht bei der Eiablage gestört.
Wenn man das kommerziell betreiben möchte, dann kommt man wohl um eine eigene Larven-Aufzucht nicht herum. Meine bisherigen Recherchen haben ergeben, dass bei kommerziellen Farmen die Eier in einem Extraschritt produziert werden. Und 1% davon geht zurück in die Aufzucht der nächsten Generation, während die restlichen 99% dann zu den Bioabfällen hinzugegeben werden. Das geht also wesentlich flotter.
Ich habe auch ein paar Bambusrohre klein geschnitten und zusammen geklebt. Ich hoffe, dass das auch schöne Hohlräume ergibt wo die Fliegen dann ihre Eier reinlegen können.
@Partisanengärtner:
Ich habe bisher nur Insekten im Rahmen eines Tastings probiert. Das wurde auch finanziell entlohnt und es gab Pastagerichte mit verschiedenen Mengen an Insektenmehl. Dabei werden die Larven getrocknet und zu Mehl verarbeitet und dann zum normalen Weizenmehl dazu gegeben. Der Geschmack war sehr gut, nur die Konsistenz war nicht so gut. Wenn zu viel Insektenanteil vorhanden war, dann haben die Nudeln etwas an den Zähnen geklebt. Natürlich ist das immer noch essbar, aber kommerziell wahrscheinlich nicht mehr verwendbar.
- Natternkopf
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Re: Insektenfarm bauen
Bei mycorrhiza würde mir das Essen munden. 🍀
🌿 Zerkleinern, Mischen, Feucht 👍 halten, Zudecken. 🛌
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Re: Insektenfarm bauen
Ist ja spannend. Bei der Kiste habe ich den Verdacht, dass viele Larven nicht in die beiden Plasteröhren kriechen, sondern an den Wänden der Plastebox nach oben. Berichte doch mal, ob es funktioniert oder ob die Ableitung in das Auffanggefäß noch optimiert wurde/werden muss.
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Re: Insektenfarm bauen
Das Auffangsystem funktioniert leider überhaupt nicht. Heute habe ich die Farm etwas durchsucht und dabei wieder fette Beute gemacht. Die Larven wandern lieber an den Seitenwänden nach oben, anstatt an den beiden Rohren.
Bin noch am überlegen wie man das verbessern kann. Einerseits ist es bei diesen dicken Brummern auch kein großer Aufwand sie zu sammeln. Aber natürlich wäre der Sinn dahinter, dass sie sich von selber sammeln.
Bin noch am überlegen wie man das verbessern kann. Einerseits ist es bei diesen dicken Brummern auch kein großer Aufwand sie zu sammeln. Aber natürlich wäre der Sinn dahinter, dass sie sich von selber sammeln.
- Natternkopf
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Re: Insektenfarm bauen
Salü mycorrhiza
Das hat es was für dich.
Für die Larven der Soldatenfliege -> Futterbrei.
Grüsse Natternkopf
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Re: Insektenfarm bauen
Unter der Black Soldier Fly konnte ich mir nichts vorstellen und stöberte dazu ein wenig. Schnell fand ich diesen recht interessanten Beitrag über Projekte mit Hermetia illucens . Sollte das in größerem Maßstab funktionieren, wäre es schon ein interessanter Ansatz zur Umwandlung organischer Abfälle in hochwertiges Proteine und Fette. Angedacht ist es, die Larven u.a.an Fische und Hühner zu verfüttern. Da die Larven offenbar sehr stark nach Fisch riechen sollen, hätte ich die Befürchtung, dass man das in den Eiern schmecken könnte :-X Ob sie dann den Kusstest bei Parisanengärner bestehen würden, wage ich zu bezweifeln :P :-[ 8)
WühlmausGrüße
"Das Schiff ist sicherer, wenn es im Hafen liegt. Aber dafür wurde es nicht gebaut." Paulo Coelho
"Das Schiff ist sicherer, wenn es im Hafen liegt. Aber dafür wurde es nicht gebaut." Paulo Coelho
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Re: Insektenfarm bauen
Natternkopf hat geschrieben: ↑11. Feb 2022, 21:57
Salü mycorrhiza
Das hat es was für dich.
Für die Larven der Soldatenfliege -> Futterbrei.
Grüsse Natternkopf
Vielen Dank. Sehr interessanter Beitrag, auch wenn ich kein großer Fan von Prof. Lesch bin. Vor allem, dass auch die CO2 und Ammoniak-Ausstöße der Larven gemessen werden und dadurch die gesamte Klimabilanz berechnet werden kann.