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Möhrenfragen (Gelesen 1233 mal)

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Carl Robi
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Möhrenfragen

Carl Robi »

Hallo miteinander,

ich habe im Mai nach den Eisheiligen Möhren im Freiland direkt ausgesät. Die Saat ist auch recht gut aufgegangen - zumindest für meine laienhaften Begriffe ;) Im Laufe des Sommers habe ich immer mal wieder ein, zwei kg Möhren geerntet. Da ich es die letzten 8 Wochen einfach nicht in den Garten geschafft habe, blieben die letzten Möhren noch in der Erde. Heute (Mitte November) kamen sie nun raus. Es kommt mir für eine Möhrenernte unglaublich spät im Jahr vor. Taugen die noch was? Gibt es irgendeine Grenze beim Ernten, die man bei Möhren nicht überschreiten darf? Ein erster Grundgedanke ist, vor dem ersten Frost. Aber sonst noch was?

So schlecht sehen die Möhren auch nicht aus. Einige sind aufgeplatzt oder rissig und an manchen Stellen scheint es im Inneren etwas schwarz zu sein. Könnte man großzügig ausschneiden. Und dann sind die Schalen auch nicht mehr so schön glatt wie im Sommer. Sie haben diverse kleine "Pickel". Triebe vermute ich mal. Einfach abschälen und gut ist? Ich habe mal ein Foto von so einer Möhre angehängt.

Habt ihr da Tipps, Hinweise, Ideen für mich?

Vielen Dank und viele Grüße
Carl Robi
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thuja thujon
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Re: Möhrenfragen

thuja thujon » Antwort #1 am:

Moin,
die schwarzen Gänge kommen von der Möhrenfliege. Die kann man rausschnitzen bevor man küchenfertig einfriert. Zum Lagern taugen solche Möhren nicht mehr, die faulen deutlich schneller.

Die Gallen kommen wohl von Nematoden, Meloidogyne, da gibt es verschieden Arten.
http://progemuese.eu/index.php?page=moehren
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Trapa
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Re: Möhrenfragen

Trapa » Antwort #2 am:

Hallo Carl,
das ist doch schön, wenn du im Großen und Ganzen schon mal zufrieden bist! Und ja, die Möhre kannst du auf jeden Fall noch essen - kann aber sein, dass sie nicht mehr besonders schmeckt. Denn die schwarzen Stellen sind Fraßgänge der Maden der Möhrenfliege. Gegen die wehrt sich die Möhre und bildet Bitterstoffe, die den Maden den Appetit verderben sollen. Und aus Sicht der Möhre sind wir auch Fraßfeinde ;)
Ansonsten zieht man Möhren normalerweise vor dem Frost raus und lagert sie dann kühl bis zum Verbrauch. Das aber nicht wegen der Möhre, denn der macht der Winter nichts aus. Aber sie würde im kommenden Jahr blühen. Das will man nicht, denn normalerweise lohnt der Anbau eigenen Saatguts nicht. Und wahrscheinlich taugt die Rübe auch nichts mehr, wenn erst ein Blütenstängel oben dran ist, habe ich aber noch nicht ausprobiert.
Wie du eben vielleicht schon selber dachtest, kann dir bei Möhren dann auch im Frühling der Frost egal sein. Erfrieren wird keine. Aber je nach Sorte sind sie möglicherweise für eine bestimmte Jahreszeit besser geeignet als für andere, da lohnt jeweils der Blick auf die Anbauempfehlung auf der Tütenrückseite. Wie ich in diesem Jahr aber selbst festgestellt habe, kann man die Möhren gern auch mal deutlich länger drin lassen. Sie schmecken nach wie vor und wachsen auch weiter. Es erhöht sich dadurch nur die Chance, das sie auch von Wühlmäusen oder wie bei dir von Möhrenfliegen gefunden werden. Und vielleicht auch diese Pickel bekommen wie bei dir. Die sind aber meines Wissens eine harmlose Alterserscheinung. Wir werden ja auch nicht schöner mit der Zeit.
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Re: Möhrenfragen

Hyla » Antwort #3 am:

Die werden hier auf den Feldern rund um den ersten Nachtfrost gerodet. Frost vertragen die Wurzeln nicht gut. Bei stärkerem Frost werden sie matschig.

Wenn du viel anbaust, probier mal eine Zwischenpflanzung mit Tagetes. Alternativ gibt's noch Netze gegen Gemüsefliegen.
Beides habe ich aber selber nicht ausprobiert.
Die immer wieder empfohlene Mischpflanzung mit Zwiebeln war bei mir nicht erfolgreich. Dadurch daß im Umland sowohl Möhren als auch Zwiebeln feldweise angebaut werden, hatte ich dann beides, Möhren- und Zwiebelfliege. :-\
Liebe Grüße!


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Trapa
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Re: Möhrenfragen

Trapa » Antwort #4 am:

Hyla hat geschrieben: 14. Nov 2022, 15:00
Die werden hier auf den Feldern rund um den ersten Nachtfrost gerodet. Frost vertragen die Wurzeln nicht gut. Bei stärkerem Frost werden sie matschig.
[/quote]
Möhren? Echt? Die sind doch einheimisch. Die würden dann doch von jedem Winter dahingerafft...

[quote author=Hyla link=topic=71531.msg3951963#msg3951963 date=1668434441]
Die immer wieder empfohlene Mischpflanzung mit Zwiebeln war bei mir nicht erfolgreich. :-\

Die Legende mit der Mischpflanzung ist wahrscheinlich auch nicht mehr ausrottbar. Habe noch nie von jemandem gehört, der das erfolgreich durchgezogen hätte. Normalerweise geht das so aus, dass weder die Zwiebeln noch die Möhren richtig gedeihen. So auch bei mir. Ich säe bei mir nie große Beete, eine einzelne Reihe oder so wird vom Schädling nicht leicht gefunden. Und hätte ich größeren Bedarf, würde ich es mit einem Gemüsefliegennetz probieren.
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Re: Möhrenfragen

Hyla » Antwort #5 am:

Trapa hat geschrieben: 14. Nov 2022, 15:11
Hyla hat geschrieben: 14. Nov 2022, 15:00
Die werden hier auf den Feldern rund um den ersten Nachtfrost gerodet. Frost vertragen die Wurzeln nicht gut. Bei stärkerem Frost werden sie matschig.

Möhren? Echt? Die sind doch einheimisch. Die würden dann doch von jedem Winter dahingerafft...


Ja, fand ich auch seltsam. Wir kaufen Möhren im Herbst säckeweise für die Hühner und wenn sie auf der Palette Frost hatten, werden sie matschig.
Vielleicht gibt es haltbarere alte Sorten?!
Ist aber auch eine Frage des Bodens. Bei bleischwerem durchgefrorenem Tonboden würde man sie kaum rauskriegen, Sandboden ist im Winter immer mal wieder offen und man kann buddeln.

Liebe Grüße!


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Re: Möhrenfragen

martina 2 » Antwort #6 am:

Hyla hat geschrieben: 14. Nov 2022, 15:00
...
Die immer wieder empfohlene Mischpflanzung mit Zwiebeln war bei mir nicht erfolgreich. Dadurch daß im Umland sowohl Möhren als auch Zwiebeln feldweise angebaut werden, hatte ich dann beides, Möhren- und Zwiebelfliege. :-\


Bei mir funktioniert das seit Jahren sehr gut, allerdings gibt es rund um meinen Gemüsegarten nur Kornfelder und Wald. Ich pflanze in der Mitte eine Reihe Mangold, links und rechts daneben Karotten und außen Zwiebeln. Das hat auch den Vorteil, daß der schneller wachsende Mangold die kleinen Karottenpflänzchen etwas beschattet. Möhrenfliege ganz selten mal, vernachlässigbar.

Ich habe Sandboden und ernte vor den ersten Frösten, aber manchmal finde ich noch später tadellose Exemplare.
Schöne Grüße aus Wien!
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Re: Möhrenfragen

Trapa » Antwort #7 am:

Hyla hat geschrieben: 14. Nov 2022, 15:23

Ja, fand ich auch seltsam. Wir kaufen Möhren im Herbst säckeweise für die Hühner und wenn sie auf der Palette Frost hatten, werden sie matschig.

Ich denke, die Erklärung liegt in der Palette. Da mal kurz schockgefrostet zu werden, ist mit Sicherheit anders, als im Boden langsam einzufrieren und dann wieder aufzutauen. Und klar - man zieht sie auch raus wegen der Verfügbarkeit. Aber mein Garten ist ein Kleingarten vor der Stadt. Da werde ich im Winter sowieso nicht hinfahren, weil mir gerade 3 Möhren für die Küche fehlen. Ich würde gern mal eine Möhrenerntemaschine von dicht sehen. Oder ist das noch Handarbeit? Kann mir das eine so schwer vorstellen wie das andere. Nur wenn ich bei mir schon merke, wie erfolgreich sich manche Möhre gegen das Gezogenwerden wehrt, frag ich mich echt, wie das in industriellem Maßstab und schwererem Boden läuft.
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Re: Möhrenfragen

thuja thujon » Antwort #8 am:

Trapa hat geschrieben: 14. Nov 2022, 15:33Ich würde gern mal eine Möhrenerntemaschine von dicht sehen.
Siehe Bild. Die Maschine erntet 2 Dämme gleichzeitig.
Vorne gehen 2 Zinken links und rechts in den Damm und drücken ihn damit hoch. In der Mitte schnappt sich ein Doppelband die Möhren am Schopf und zieht sie mit nach oben hinten in die Maschine wo sie entlaubt werden und dann fallen sie in den Bunker um später mit einem Förderband in den Hänger umgeladen zu werden.

Anschließend kommen sie zur Aufbereitung. Kurz vor dem Verkauf kommt waschen, polieren, abpacken.
Bild der Ernte ist von Mitte September.
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Möhrenroder.jpeg
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Re: Möhrenfragen

thuja thujon » Antwort #9 am:

Angebaut wird 2 Reihig in Dämmen, um Staunässe und damit Fäulnis und somit Verlust der Wurzelspitze zu vermeiden. Hier die Auflaufbewässerung.

Hier ein Video von einem gezogenen Roder in Aktion: https://www.youtube.com/watch?v=oHt0Noy_qy4

Wichtig ist zuerst den Damm anlupfen damit der die Möhren freigibt. Im Garten geht das hochhebeln mit der Grabegabel.
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Re: Möhrenfragen

Trapa » Antwort #10 am:

thuja hat geschrieben: 14. Nov 2022, 15:48

Hier ein Video von einem gezogenen Roder in Aktion: https://www.youtube.com/watch?v=oHt0Noy_qy4


Obercool! Danke euch beiden!
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Re: Möhrenfragen

Carl Robi » Antwort #11 am:

Wow, habt Dank für eure zahlreichen Antworten :)
Dann gehe ich mal ans Schnippeln ;)
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