ich habe eine Frage zur Apfelbaumpflege und hoffe ihr könnt mir helfen.
Folgender Boskoop steht bei uns im Garten. Ich schätzde der ist gut 30 Jahre alt. Die Rinde ist an vielen Stellen aufgebrochen, feucht und ich habe das Gefühl das tut ihm nicht gut. Siehe Fotos.
In der Übersicht sieht die man die Schadstellen leider nicht. Aber die Bäume sehen noch recht vital aus. Wenn die Bäume länger noch stehen sollen, dann würde ich die Faulstellen vor allem entlasten, d. h. das was oben drauf ist an dem Ast kräftig zurück nehmen.
Aber es ist sicher kein Fehler sich schon mal Gedanken über Neupflanzungen zu machen. Dann steht man bei Abgängen nicht gleich ohne alles da.
Neupflanzung ist immer gut. An den Faulstellen würde ich aber nichts rumsägen, das machts nur schlimmer. Wenn es irgendwann in 10 Jahren tot ist und kurz davor ist runterzufallen, dann kann man mal was wegnehmen. Bis dahin hilft es der Biodiversität.
dmks hat geschrieben: ↑16. Nov 2023, 21:35 Eben, aber Rindenbrand ist - wenn weit genug weg vom Stamm (wie in den Fotos zu vermuten) durchaus mit Schnitt im Zaum zu halten! [/quote]
Wenn weit genug weg. Das erste Bild zeigt m. e. eine Veredelung die malad ist. Wenn es nur ein Seitenast ist dann wäre es kein Problem. Wenns der Hauptstamm ist, dann sieht es schlecht aus
[quote author=dmks link=topic=73162.msg4112613#msg4112613 date=1700166929] ... An sich zeigt der Baum noch Potential!
Eben, sind noch vital, viel mehr sehen wir nicht...
Ich danke Euch vielmals für die schnelle Hilfe! Die Diagnose ist natürlich bitter. Ich habe jetzt mal noch weitere aktuelle Bilder gemacht. Auch der Hauptstamm hat schwarze Spuren. Viel mit Rückschnitt geht wahrscheinlich nicht. Wie traurig.
Gibt es irgendwas was man dagegen tun kann? Weißanstrich ich jetzt wahrscheinlich zu spät, oder?
Ich würde weiter pflegen. Wässern, düngen, Schnitt.
Da ist noch viel was drumrum wachsen kann. Das reicht einem Baum. Die brutale Wunde unten im Stamm, die zusätzlich für Holzzersetzende Pilze sorgt, hätte nicht sein müssen.
jofabo hat geschrieben: ↑26. Nov 2023, 20:48 Ich danke Euch vielmals für die schnelle Hilfe! Die Diagnose ist natürlich bitter. Ich habe jetzt mal noch weitere aktuelle Bilder gemacht. Auch der Hauptstamm hat schwarze Spuren. Viel mit Rückschnitt geht wahrscheinlich nicht. Wie traurig.
Gibt es irgendwas was man dagegen tun kann? Weißanstrich ich jetzt wahrscheinlich zu spät, oder?
Auf Bild 5 und 7 sieht man den eigentlichen Grund für den Zustand des Baums. Ein Schnitt am Stamm von dieser Größe ist immer ein Todesurteil. Alles andere sind Folgeschäden.
Ob die Rindenschäden schwarzer Rindenbrand sind, ist nicht eindeutig. Boskoop ist leider generell sehr anfällig auf Rindenpilze. Es gibt mehrere Diploida-Arten und dann Sachen wie Diaporthe eres, Diaporthe seriata, D. malorum, D. bulgarica, D. obtusa...
Ein schlechtes Zeichen ist auch der jüngere Ast auf halber Höhe, wo die Rinde schon in Fetzen herunterhängt. Das kenne ich bei Boskoop gut, wo es oft an jüngeren aber tieferen Ästen so anfängt, normalerweise lebt der Baum dann noch zwei Jahre und wird dann Brennholz.
Der Grund liegt nicht in der grosse Stammwunde unten am Fuss, mit so etwas können die Bäume noch lange leben, sogar wenn schon Kernholz weich wird. Natürlich sollte man so grosse Äste nicht mehr absägen, ich vermute aber dass der auch nekrotisch war und deshalb entfernt wurde. Was für die Fragestellung ohnehin keine Rolle spielt, der Baum ist schon aufgrund der Rindenschäden oben auf der Streichliste.
Der Kronenaufbau ist sehr schlecht, beim nächsten Baum unbedingt einen fachgerechteren Kronenaufbau schneiden, auch wenn eine mittelstarke Unterlage verwendet wird. Boskoop ist eine triploide Sorte, die lange Äste macht, die Sorte ist für diesen Platz auf starker Unterlage auch nicht geeignet.
Cydorian, bist du Baumschulist? Interessant was du schreibst, aber inhaltlich kann ich euch beiden zustimmen (mit vermutlich weniger Erfahrung, Obstschnitt ist kein Schwerpunkt) - der Baum ist klar ein Todeskandidat, aber nach meinen Erfahrungen können Äpfel und auch Prunus noch ewig mit teils absterbenden Kronen nicht nur überleben, sondern auch neu treiben. Da die Neutriebe auf den morschen bis innen toten Stämmen sitzen, sind sie nicht unbedingt langlebig, aber können durchaus noch gut tragen. Aus kommerzieller Sicht würde der Baum natürlich der Kettensäge geopfert werden.
Dass es ein kleiner Privatgarten ist und keine kommerzielle Anlage, kann man auf den Bildern sehen. Man kann den Baum auch einfach stehen lassen. Wenn man das eh vor hat, ist auch die Ursprungsfrage nicht wichtig.
Bei Boskoop gehts eher schnell. Man kann schon mal überlegen, wo und was man dann pflanzt. Platz gibts dann ja wieder.