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Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie (Gelesen 6107 mal)

Tiere beobachten, schützen und erkennen

Moderator: partisanengärtner

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Volker S
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Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

Volker S »

Hi,

wir haben einen etwas wilden Garten mit Gartenteich verschiedenen Fröschen, Wildbienen, alles mögliche an Insekten, Grünspecht, Buntspecht, Eichhörnchen, Igel und Marder.
Da wir die Vögel auch ganzjährig füttern auch ungebetene Gäste wie Mäuse und selten auch Ratten (das Grundstück liegt zwischen einem Wald und Feldern - leider auch in unmittelbarer Nähe ein ehemaliger Zechenabwasserkanal der inzwischen aber auch voll mit Wasserpflanzen bewachsen ist (Zeche ist seit 15 Jahren platt).

So gesehen hatten wir also schon immer irgendwelche Giftköder ausgelegt, wenn wir eine Ratte gesehen haben (früher per Augenaufsicht, jetzt per 2 Wildkameras). Früher gab es auch diese Haferflocken. Da wir immer auch Hunde hatten (manchmal mit Katzen zusammen) wurde dieses Gift unter massiven Steinbauten versteckt, wo Ratten, Mäuse ca 1m in ein kleines Loch rein gehen mussten um zu dem Giftköder zu gelangen. Da das damals schon mein Vater so gehandhabt hat habe ich das so übernommen. Früher wurden die Vögel nur im Winter gefüttert (aka nur dann Gefahr der ungebetenen Nager), Igel waren wegen der Hunde im Sommer nur Tagesgäste und im Winter waren sie wegen der Winterruhe eben nicht vorhanden.

Seit die EU diese losen Haferflocken verboten haben, setze ich halt die Röhrenfallen mit den Päckchen ein. Und seit wir seit 3 Jahren keinen Hund mehr haben, haben wir in den letzten 2 Jahren 3 Igel im Garten. Bisher immer 1 ausgewachsener Igel und 2 Kleine. Und vor 2 Tagen habe ich den Großen gefunden. Ich hätte mich selber in den Hintern treten können, dass ich auf beispielsweise soetwas (runter scrollen bist zur verdeckten Giftfalle) vertraut habe. Auch nicht auf Meldungen vertrauen, die behaupten, dass man diese Fallen 50cm erhöht auf dem Tisch oder Mauer stellen soll - damit Igel nicht dran können.

Leute - erwachsene Igel passen da eh sehr schwer rein, und auch wenn Ihr die hoch stellt (habe ich immer so praktiziert), diese Fallen sind gegenüber dem alten losen Gift absoluter Mist. Sind auch ineffizient, wenn die Nager paktisch 5 Beutel erst in Ihren Bau tragen um dann irgendwann einmal Einen davon zu fressen.
Sobald ein Beutel aus dem Rohr/Schutzgehäuse herausgetragen wird, und der Nager wird von irgendetwas erschreckt (Katze, Habicht) und sie lässt den Beutel fallen - dann ist es egal, ob die Falle auf einem Baumstumpf stand.

Ich weiß, das ich mich hier evtl. einem Shitstorm aussetzen werde. Das ist mir aber egal, wenn nur die Botschaft rüber kommt: Mit Igel im Garten darf man absolut kein Gift einsetzen. Für die Mäuse setze ich schon lange geschützte Schlagfallen ein, wo auch nur Mäuse rein passen. Bei Rattenbefall weiß ich nicht, ob das ein gangbarer Weg ist. Evtl kommen auch dort die kleinen Igel rein.

...ich könnte heulen.
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Trapa
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

Trapa » Antwort #1 am:

Ich heule mit dir. Aber im Grunde ist doch die Lösung ganz einfach: die Vögel *etwas* weniger füttern. Wenn die alles wegfressen, bleibt nichts für die Ratten. Mach ich genauso. Und generell: so wie du deine Gegend beschreibst, sollten die Mini-Dinos doch genug Futter finden. Und die Arten, die an eine Futterstelle kommen, sind auch nicht die, die ein Problem haben. Vielleicht funktioniert es bei dir, Futterpflanzen zu pflanzen. Ich habe vorhin mitten in Berlin City einen Stieglitz fotografiert, wie er an einer Kornblume auf dem Balkon herumpickte.
Das Unkraut ist die Opposition der Natur gegen die Regierung der Gärtner (Oskar Kokoschka)
Volker S
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

Volker S » Antwort #2 am:

Generell ein vernünftiger Vorschlag. Nur wenn ich füttere, dann kommen auch größere Vögel an den Meisenknödel (Elster, Buntspecht). Und die haben nicht gerade die besten Manieren. Will sagen: Da landet dann auch immer etwas auf dem Boden. Bei der Elster hab ich es extra umständlich eingerichtet, damit er sich nicht direkt auf den Knödel setzen kann. Er muß sich jeden Bissen erfliegen. Trotzdem macht er das - und zeigt das dem Jungtier. Bis jetzt hat er es noch nicht gerafft - ist nur am betteln.

Außerdem ist das Sommerfüttern für das Beobachten herzallerliebst. Ist zwar nicht im Sinne des Erfinders, dass Buntspecht, Eichelhäher und Meisenarten ihre Jungen das Futter zeigen und wir Menschen mit den noch jungen Dummies (keine Erfahrung) natürlich unseren Spaß haben. Aber drollig ist es eben, wenn beispielsweise ein Dummie auf dem Knödel einpennt.

Da die Eichhörnchen auch regelmäßig an die Sonnenblumen im Garten (und natürlich auch an das Sonnenblumenfutterhaus gehen) fällt da leider auch immer etwas auf dem Boden.

...vielleicht mal ne Woche Füttern und eine Woche aussetzen. Vielleicht auch wieder einen Hund anschaffen.
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oile
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

oile » Antwort #3 am:

Bist Du Dir sicher, dass der Igel ans Rattengift ging?
Bei uns gibt es immer mal Ratten, im Sommer wenige, im Winter mehr. Den Anspruch, sie los zu werden, habe ich aufgegeben.

Ich setze im Winter auch Rattengift in Köderboxen ein. Solange nur Ratten rumrennen, lag da nie etwas rum. Problematisch sind Waschbären. Die angeln die Päckchen raus und verstreuen den Inhalt. Daher verzichte ich im Sommer darauf.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

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Volker S
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

Volker S » Antwort #4 am:

Ne, Waschbären haben wir definitiv (noch) nicht. In einer Köderbox waren augenscheinlich noch alle Resttüten (aufgerissen drin) - in der anderen Köderbox war gähnende Leere und eine Resttüte lag vor der Köderbox. Da gingen bei mir alle Alarme an. Am gleichen Tag dann abends den toten Igel gefunden.
Die Kamera am Futterplatz wird hauptsächlich von Mäusen ausgelöst. Dabei ist es immer nur eine Maus/Auslösung. Das heißt aber nichts. Die Schlagfalle hat trotzdem zugeschlagen (bisher 2 Spitzmäuse, eine Jungratte und 5 Hausmäuse [die normalen Mäuse halt]). Vorige Nacht hatte ich noch eine Auslösung bei einer ausgewachsenen Ratte.

Evtl. kann man die Köderboxen im Winter (von negativen Temperaturen bis +5°C) wieder aufstellen und dann erst die Ratten bekämpfen.
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

Amur » Antwort #5 am:

Ist der Igel überhaupt am Rattengift eingegangen?
Die sind ja jetzt nicht die langlebigsten Tierchen die im Garten hausen. Auch ohne überfahren, vergiften oder sonstigem werden die selten furchtbar alt. Wir hören sie häufig in Nachbarshecke husten wenn die Lungenwürmer mal wieder zu viel sind. Leider ist da auch öfter wieder der Aasgeruch ein paar Tage später der dann rüber zieht. Manchmal findet man den Kadaver und meist sind es Igel.

Letzte Woche waren 2 in Paarungslaune. Das war unüberhörbar. Sind verdammt spät dran. Vielleicht ging der erste Wurf in dem nassen Wetter ein und nun wird ein weiterer Versuch gestartet.
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Volker S
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

Volker S » Antwort #6 am:

Klar, ist nur eine Vermutung von mir. Und wenn ich die beiden Kleinen wiedersehen würde, wäre das auch ein GottseiDank-Gefühl. Ich weiß, wie viel Igel auf der Straße überfahren werden, oder in einen Lichtschacht reinfallen und sich etwas brechen. Man kann auch nicht alles igelsicher bekommen.

Der Teich ist auch nur Fischreiher -und Elster gesichert (ist auch mit ca. 10.000L kein sehr großer Teich): Maschendrahtzaun in einem großen Rahmen drüber gelegt. Trotzdem gibt es Stellen wo er rein krabbeln kann (Uferbereich). Da muß er dann halt auch wieder raus krabbeln. Zusätzlich stehen überall im Garten Trink -und Badeschalen. Die werden eigentlich von allen Tieren auch gerne angenommen.

Egal woran er gestorben ist - Gift kommt im Sommer nicht mehr in den Garten. Sollen mal endlich der Marder und die Katzen hier was wegfangen.
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

thuja thujon » Antwort #7 am:

Ich glaube auch das kann man mit ruhigem Gewissen sein lassen. Spitzmäuse werden sich freuen, den Igeln wirds vermutlich egal sein, da glaube ich auch nicht an die letale Portion aus der Tüte.
Die Vögel füttern sein lassen, und nicht mit der Kamera die Natur beobachten, sondern mit den Augen, Ohren, Nase, Finger.
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

Hawu » Antwort #8 am:

In Igelauffangstationen werden jedes Jahr vergiftete Igel abgegeben. Wenn die nicht rechtzeitig behandelt werden, sterben sie elendig. Dass blutverdünnende Gifte gefressen wurden ist meist offensichtlich.
Oft dürften es amtliche Schädlingsbekämpfer sein, die die Köderboxen irgendwo am Boden abstellen ohne einen Gedanken an Igel zu verschwenden. Jungigel sind klein genug, um da rein zu kommen. >:(
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

thuja thujon » Antwort #9 am:

Mit was sollen die denn bitte behandelt werden wenn sie Gerinnungshemmer gefressen haben? Und seit wann fressen Igel Weizen?

Ist da nicht wieder der Wunsch Vater des Gedanken?
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

Volker S » Antwort #10 am:

Das Zeug, was wir seit 2013 kaufen können ist die verdünnte Form von dem Mittel was wir auch früher kaufen konnten. An dem harten Stoff kommen wir nicht mehr dran - nur noch mit Nachweisschein, dass Du befähigst bist. Die Wirkung ist aber die selbe, nur das man mehr Zeit hat Gegenmaßnahmen zu treffen (7-10 Tage).

Hier mal ein Bericht über einen geretteten Igel, den man wohl eher dahinsiechend gefunden hat: Link
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

Amur » Antwort #11 am:

thuja hat geschrieben: 4. Aug 2024, 21:21
....Und seit wann fressen Igel Weizen? ...


Ob in den Papierbeuteln Weizen ist? Ich denke da hat es deutlich mehr anziehende Trägerstoffe drin. Das da Igel drauf gehen wenn sie ran kommen, kann ich mir schon vorstellen. Sonst wären ja auch Hunde und Katzen nicht gefährdet wenn das nur Weizen wäre.
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

oile » Antwort #12 am:

Es ist eine Art Paste.
.
Der tote Igel aus Volkers Garten war ein erwachsenes Tier, kein Junges. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er in die Köderbox gelangen soll. Egal: im Sommer eben kein Rattengift.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

Kuhfellchen » Antwort #13 am:

thuja hat geschrieben: 4. Aug 2024, 21:21
Mit was sollen die denn bitte behandelt werden wenn sie Gerinnungshemmer gefressen haben?


Mit wochenlanger Gabe von Vitamin K

Sofern man noch die Köderboxen käuflich erwerben kann, sollten unbedingt geschlossene Kisten (z.B. Plastik-Obst/Gemüsekisten) darüber gestülpt werden. Ratten buddeln sich durch um von unten heranzukommen, andere Tiere kommen aber nicht an das Giftzeugs heran. Katzen/Hunde/Igel/Wildkaninchen/Hasen kommen da nicht ran.
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Re: Tacheles: Glaubt nicht allen Tierschutzseiten - Igeltragödie

thuja thujon » Antwort #14 am:

Gut, dass das nur noch Sachkundige machen dürften.
Amur hat geschrieben: 4. Aug 2024, 22:02Sonst wären ja auch Hunde und Katzen nicht gefährdet wenn das nur Weizen wäre.
Die fressen die sterbenden Ratten wenn sie der Halter nicht Pflichtgerecht anleint.
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