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Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht) (Gelesen 27140 mal)
Moderatoren: Nina, Phalaina, AndreasR
Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Hallo!Ich war die letzten Jahre (nicht sehr ernsthaft, aber immer so nebenbei) auf der Suche nach Orchideenarten für meinen Garten. Es sollten keine (sündhaft teuren) Diven mit extrem speziellen Standortansprüchen sein - z.B. ein Moorbeet will ich eigentlich nicht extra anlegen ... und was ich von euch so mitbekommen habe, bestärkte eigentlich mein Vorurteil, daß die Orchis kompliziert zu halten wären.Jetzt ist mir die Tage durch Zufall die Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea) übern Weg gelaufen. Allen Beschreibeungen nach scheint diese Pflanze ja sehr häufig in Süddeutschland zu wachsen (Schwäbische Alb, Rhön ...).Zitat:Standort: Bergwiesen, Halbtrockenrasen, Steppenheidehänge, grasige Hügel, lichtes Buschwerk und Waldränder. Auch in lichte Wälder vordringend. Weiterhin auf Feuchtwiesen, in Sümpfen und Flachmooren. Demnach auf nassen bis trocken-steinigen Böden. Nicht an basische Böden gebunden, auf Kalk aber am häufigsten.Quellemit etlichen Bildern.oder auch :http://flora.nhm-wien.ac.at/Seiten-Arten/Gymnadenia-conopsea.htmIch schließe daraus, daß dies ein Pflänzchen sein müßte, das sich relativ problemlos in Gartensituationen ansiedeln läßt (ohne zwingend in einem "Beet" zu stehen).Hat jemand Erfahrungen mit Gymnadenia ?Welche Arten haben eine ähnlich breite Standortamplitude ?... und wären damit "Anfänger-Orchideen" ?
Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Ich glaube, dass weniger die breite Standortamplitude der springende Punkt ist, sondern die Abhängigkeit vom entsprechenden Bodenpilz, der Symbiose mit diesem. Ohne den spezifischen Pilz überleben viele stärker mykotrophe Orchideen nicht, es sei denn, der Pilz befindet sich zufällig im Gartenboden, wie es bei manchen Dactylorhiza und Orchis der Fall ist.Es ist ein komplexes Thema für echte Spezialisten. Ich müsste in meinen schlauen Büchern nachschauen, ob die Mücken-Händelwurz im erwachsenen Zustand mykotroph ist oder autothroph, also unabhängig vom Pilz, ähnlich unserem Frauenschuh.Aber vielleicht weiss Knorbs mehr zu diesem Thema. Und googeln g'freit mi net! 

Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Ich kenn keine wuchernden Gymnadenien in Gärten. Sind bei weitem nicht sehr leicht zu halten. Wesentlich besser als Anfängerorchideen sind Dactylorhiza maculata und D. fuchsii. Mit denen lassen sich viel besser Erfahrungen sammeln.
plantaholic
Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
also mit gymnadenia hab ich nicht so gute erfahrungen gemacht. allerdings ist das schon einige zeit her + da war ich mit dem thema orchids im garten noch unbeleckt. ich hab sie mir deswegen auch nicht mehr beschafft.teile pumpots auffassung ...dactylorhiza maculata + vor allem die zahlreichen hybriden, die es mittlerweile zu kaufen gibt sind gute anfängerpflanzen. auch orchis militaris hat(te) sich bei mir im normalen gartenboden (sandig, leicht bindig) in sonniger lage gut entwickelt und vegetativen zuwachs gemacht. ich idiot meinte sie dann in den topf nehmen zu müssen, um die knollenabnahme leichter praktizieren zu können. im heißen sommer 2003 ist sie mir dann im topf hopps gegangen
.

z6b
sapere aude, incipe
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Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Seh ich genau so. Gymnadenien sieht man nirgends. In älteren Steingärten, aber auch in Hostagärten, überall da, wo der Boden ausgeruht und das Bodenleben intakt ist, können sich Orchideen wie Dactylorhiza sogar selbst aussäen und hybridisieren sogar untereinander. Auch Listera ovata und vor allem Epipactis ist kein Problem im Garten.
Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Aber nur Epipactis palustris (als einheimische Art). Die anderen Epipactisarten sind nicht ohne. Die wollen wirklich nicht überall.Auch Listera ovata und vor allem Epipactis ist kein Problem im Garten.
plantaholic
Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Die anderen sind ja zum Teil auch wieder hochgradig mykotroph. Denke nur an E.microphylla und E.purpurata. Leichter ist E.gigantea. Die hielt sich bei mir relativ lange. Aber die ist nicht einheimisch.
- Phalaina
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Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Platanthera chlorantha ist auch relativ einfach an etwas halbschattiger Stelle. Dacties haben in letzter Zeit wohl hier und da Probleme gemacht, weil sie im Sommer bei Nässe schwarz geworden sind. Ansonsten sind meine Erfahrungen sehr positiv, sie versamten sich in meinem alten Garten recht regelmäßig.Zu Moororchideen: alle heimischen Gattungen außer Dacties sind selten und dürften wohl nicht handelsmäßig zu bekommen sein.Zu Epipactis helleborine: die Art kommt mit Stickstoff zurecht und breitet sich im letzten Jahrzehnt hier in der Gegend überall aus: auf Friedhöfen, in Parks, in Gärten, selbst auf den Abraumhalden der Zechen.
Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Gymnadenia conopsea war eine meiner ersten Orchids, da sie mir als besonders pflegeleicht empfohlen wurde. Ich konnte sie aber nicht längere Zeit am Leben halten. Hier kann ich die Erfahrungen der anderen nur bestätigen. Ich glaube, ich habe auch noch nie eine Mückenhändelwurz in beeindruckendem Zustand in gärtnerischer Kultur gesehen.Die allerleichteste Orchidee ist bei mir die schon erwähnte Epipactis palustris, die auch nicht besonders teuer ist. Einfach sind auch die Dacty-Hybiden, die sich bei mir auch aussamen (allerdings nur im nassen Bereich des Gartenteichs). Aber auch Cypripedium 'Gisela' ist für schattigere Gartenteile keinesfalls schwierig in der Haltung.
Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Mir fallen als Staudengärtner überhaupt nur 3 Gartenorchideen ein, die sich kommerziell lohnenswert, schnell, und ohne großen Aufwand vegetativ vermehren lassen: Epipactis palustris, Bletilla striata und Pleione limprichtii.
Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Bletilla striata habe ich noch nicht versucht. Aber Pleione limprichtii würde ich nicht als Anfängerorchidee bezeichnen. Ich habe etliche Versuche gebraucht, bis ich es geschafft habe, sie auf Dauer mit gutem Erfolg zu halten.
Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Bletilla wächst bei uns in ganz normalem Ackerboden, sie ist kinderleicht, wenngleich sie auch nicht reich blüht. Epipactis hat ebenfalls in leichtem, humosen Sandboden einen großen vegetativen Ausbreitungsdrang. Und Pleione limprichtii kann durch die Bulbillen gut vermehrt werden. Die anderen Pleionen-Arten und -Sorten, außer vielleicht P.formosana, sind eher zäh im Zuwachs, habe jedenfalls ich die Erfahrung gemacht, also solche wie 'Stromboli' 'Eiger' 'Vesuvius Phoenix' u.a.Pleione limprichtiii hält bei uns sehr gut durch, aber es sollte a. ein schattiger Platzb. ein leichter Reisig- oder Laubschutz gegen das Hochfrieren.Kenn eine betagte Alpenpflanzenliebhaberin, die hat einen großen Horst von Cypripedium macranthon in ihrem Garten. (Das Bild im neuen Jelitto/Schacht stammt von mir). Gleich daneben steht eine Pleione limprichtii, die jedes Jahr mit 20 Blüten aufwartet. Die haben dort aber immer Massen von Schnee.
Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Neben der exotischen Bletilla als sehr einfach zu empfehlende Arten für den Garten sind:Großes Zweiblatt (Listera ovata): die einfachste Orchidee schlechthin außer in trocken-heißen Situationen. Wächst sogar noch in Hundstrittrasen.Schattgarten: Breitblatt-Stendelwurz (Epipactis helleborine)Halbschattig:Gewöhnlicher Frauenschuh (Cypripedium calceolus) und seine sowie andere Hybriden. Die heimische Art ist aber IMO viel problemloser als so manche Hybride.bei größerer Feuchtigkeit und Sonne:Breitblatt-Fingerknabenkraut (Dactyorhiza majalis), Fuchs-Fingerkabenkraut (D. fuchsii agg. bzw. D. maculata agg.)bei trocken-sonnigen Lagen:Helm-Knabenkraut (Orchis militaris)Klein-Hundswurz (Anacamptis (Orchis) morio): bei Aussaat auch in geeigneten Scherrasen drei Jahre bis zur Blüte.nasse Situationen:Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris), Amerika-Stendelwurz (E. gigantea - nicht wirklich heimisch), Epipactis SabineDas sind alles Orchidakeln, die man auch pflanzen kann. Wenn es Bodenpilze gibt ist durch Aussaat noch vieles ansiedelbar. So ist die verpflanzungsempfindliche Herbst-Drehwurz (Spiranthes spiralis) durchaus in nährstoffärmeren und nicht zu verdichteten Scherrasen anzusiedeln. Wo nicht Gänseblümchen und Löwenzahn dominieren hat sie eine Chance. Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica) wächst auch zwischen Gänseblümchen, wen es heiß und rocken genug ist im Sommer.
- Phalaina
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Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Übrigens: falls man die Anlage eines kleinen Moorkübels (wie schon an anderer Stelle beschrieben) nicht scheut, ist mit der nordamerikanischen Pogonia ophioglossoides sehr gut bedient. Ist nach meinem Dafürhalten die absolut unproblematischste Freilandorchidee.
Aber sie ist natürlich nicht mitteleuropäisch. Epipactis Sabine ist meiner Erfahrung nach noch wüchsiger als ihre Eltern Epipactis palustris und Epipactis gigantea - mit ihr kann auch nix schief gehen.
Epipactis helleborine umzupflanzen ist übrigens nicht immer unproblematisch, da sie je nach Standort mehr oder weniger mykotroph sein kann. Aussaat in halbschattiger bis schattiger Lage unter Gehölzen ist da oft effektiver, zumal man (zumindest hier in der Gegend) ohne langes Suchen mal an eine Kapsel kommt - selbst aus Cotoneaster-Dickichten habe ich diese Stendelwurz schon herauslugen sehen.



Re:Mitteleurop. Orchideen für Anfänger (pflegeleicht)
Epipactis palustris muss nicht per se feucht stehen, trotz ihres Namens! Ich habe sie im Schweizer Jura auch auf trockenen Waldlichtungen gesehen und im Garten kann sie auch ohne weiteres trockener stehen.