Hallo,
in unserem Garten wachsen zwei Kirschbäume. Der eine, von unseren Vorgängern gepflanzt, ist beschnitten, wie's sich gehört; die Krone ist luftig, nicht allzu hoch, ziemlich breit - man könnte prima ernten. Allerdings trägt der Baum immer nur sehr wenig, es lohnt sich nie...
Die zweite Kirsche dürfte ein Sämling sein, "zugeflogen". Als wir den Garten übernahmen, dachte ich: Vogelkirsche. Und habe das damals spillerige Stämmchen als Baum behandelt und nicht als Obstbaum, sprich: einfach wachsen lassen, kein Schnitt, keine Erziehung. Inzwischen bedauere ich, dass ich Kirsche Nr. 2 nicht ernst genommen habe: Es ist nämlich eine Süßkirsche. Und sie trägt seit zwei, drei Jahren großzügig (besser als Nr. 1). Nur ist Ernten ein Ding der Unmöglichkeit. Denn der Baum ist vom Wuchs her ein Musterbeispiel dafür, wie ein Obstbaum
nicht aussehen sollte: sehr hoch, mit spitzpyramidaler Krone (eine "Pappel", hätte Helmut Palmer gesagt
...), für Kirschen-Verhältnisse relativ dicht beastet, außerdem mit mehreren engen Zwieseln verzweigt.
Ich grübele nun, ob ich nicht doch mal schneiden sollte. Wenn, dann müsste viel Höhe raus - klar, dass sich das nicht in einem Zug machen ließe, sondern stückchenweise gehen müsste, verteilt über fünf bis zehn Jahre. Andererseits zweifle ich am Sinn der Übung. Denn ein idealer Obst-Kronenaufbau dürfte kaum mehr hinzukriegen sein bei einem Baum, der schon ca. 30 Jahre auf dem Buckel hat. Oder?
Als Baum betrachtet, sieht Kirsche Nr. 2 harmonisch proportioniert aus. Sie war und ist gesund (im Gegensatz zu Kirsche Nr. 1, die in ihren jüngeren Jahren gelegentlich an Monilia und Gummifluss litt; das scheint sie aber nun überwachsen zu haben). Auch die Statik scheint zu funktionieren, trotz der Zwieselei; Stürme haben dem Baum noch kein Zweiglein gekrümmt, selbst Orkan "Lothar" nicht, der hier anno 1999 übel gewütet hat. Als Obstbaum kann man ihn aber vergessen. Und seit die Kirsch"pappel" trägt, beschert sie mir - zusätzlich zu den Pflaumen-, Hasel-, Walnuss-, Eichen-, Pappel-, Hainbuchen- etc.-Sämlingen, die ich jedes Jahr zu Hunderten (nicht übertrieben!) jäten muss, auch noch jede Menge Kirschsämlinge...
Fragen:
- Hat Schnitt bei einem solchen Baum noch Chancen?
- Oder wäre Schneiden möglicherweise fatal? (Bei hohem Schadensrisiko für den Baum würde ich die Säge lieber stecken lassen und die "Pappel" als solche akzeptieren.)
- Zwiesel sind ja grundsätzlich bruchgefährdet. Steigt das Bruch-Risiko generell mit dem Alter des Baums? Oder ist es eher davon abhängig, wie der Wuchs im konkreten Fall aussieht? (Der Haupt-Zwiesel befindet sich am Kronenansatz, von dort wachsen zwei fast gleich starke "Spitzen" nahezu parallel-senkrecht in die Höhe.)
Danke für Tipps
& schöne Grüße
Querkopf