Vom Dia oder Negativ zum digitalen Bild – Der WegDer AnlassAls wir Weihnachten meine Mutter besuchten fiel mir ein Umschlag mit Bildern in die Hände. Sehr alte Papierbilder, circa 1920, schon sehr angegriffen, aber mit dem Charme dieser Zeit. Ich fragte meine Mutter, wer denn die Personen auf dem Bild seien. Die Antwort: „Da hättest Du Papa fragen müssen, ich weis das nicht.“ Mein Vater ist seit ein paar Jahren tot.
Als nächstes meinte meine Mutter: „Apropos Bilder, als nächstes werde ich alle alten Dias weg werfen, was sollen die noch, wenn ich tot bin weis auch keiner mehr was da drauf ist. Du solltest Dir deine Kinderbilder raus suchen, wenn Du möchtest. Außerdem haben die Bilder einen Farbstich, was soll das noch und die Super 8 Filme und alles schmeiße ich auch gleich mit weg.“
Ich habe meine Mutter überredet das ganze Bildmaterial erst mal liegen zulassen und versprochen mich drum zu kümmern.
Da mein Mann und ich auch schon zu Analogzeiten viel fotografiert haben, ist unser eigener Bestand an Negativen bei circa 10 000 Bildern. Bei meiner Mutter sicher noch einmal die selbe Anzahl, allerdings gemischt Dias, Negative, Bilder bei denen nur noch Papierabzüge vorhanden sind und sehr altes Fotomaterial und Super 8 Filme ohne Projektor.
Der FragenkatalogNach kurzer Beschäftigung mit dem Thema ergaben sich folgende grundlegende Fragen.
- Ist es der richtige Zeitpunkt zum digitalisieren?
- Mit welcher Hardware?
- Mit welcher Software?
- Welchen Speicherbedarf hat die Bildmenge?
- Was macht man in Bezug auf Datensicherheit?
- Wie archiviere ich die Bilder?
Ist es der richtige Zeitpunkt zum Digitalisieren?Als die ersten Digitalkameras auf dem Markt kamen, waren die Experten sich einig dass es lange dauern würde bis die Digitalbilder die Qualität der Analogbilder erreichen. Bis heute haben wir das in einigen Bereiche auch immer noch nicht geschafft. Das Auflösungsvermögen von S/W Dias ist nach wie vor unerreicht.
Was ist das Auflösungsvermögen? Das Auflösungsvermögen ist eine Angabe darüber, wie kleine Details bei einem CCD, einem Film, einem Dia oder einem Objektiv unterscheidbar sind. Angegeben werden Linien pro mm. Bei üblichem Negativmaterial liegt man bei 100 bis 130 Linien/mm je nach Empfindlichkeit des Materials, bei Diafilmen 100 bis 160 Linien/mm. Bei Schwarzweißdias sind bis zu 800 Linien/mm möglich. Aber da fotografiert eigentlich kein Laie mit.
Das bedeutet umgerechnet auf die Fläche eines Kleinbildfilmes mit sehr gutem Filmmaterial und Spitzenoptiken theoretisch mögliche 40-60 Millionen Bildpunkte. Real sind mit üblichem Filmmaterial und mittleren Optiken ungefähr 10 Millionen Punkte (circa 2800dpi) bei gutem Filmmaterial und guten Objektiven erreicht man auch 20 Millionen Bildpunkte, also circa 4000 dpi.
Mit welcher Hardware?Man braucht also einen Scanner der 4000dpi real erreicht, um Kleinbildfilme ein zu scannen und schaut sich auf dem Markt um und stellt fest das es dieses Scanner in guter Qualität kaum noch gibt.
Als letzter großer Hersteller hat Nikon im Jahr 2009 die Diascannerproduktion eingestellt. Zuvor hatten schon Canon und Minolta aufgegeben. Ansonsten gibt es noch den Hersteller Reflecta und einige wenige andere, aber nicht wirklich die Alternativen, da nicht kalibrierbar.
Also schaut man sich auf dem Gebrauchtmarkt um oder ergattert noch eines der wenigen neuen Geräte auf dem Markt. Allerdings wird knappe Ware nicht unbedingt preiswert. Für einen neuen Nikon Coolscan 5000ED mit Software sind € 4300,- fällig.
Durch den Preis kommt man sehr schnell auf die Idee einen Flachbrettscanner mit Durchlichteinheit benutzen zu wollen. Der praktische Test hat allerdings sehr schnell gezeigt das dieses alleine durch die fehlende Staubreduktion illusorisch ist.
Wir haben uns deshalb auf die Suche nach einem gebrauchten Nikon Coolscan gemacht und sind in der Bucht auch fündig geworden.
Dieser Scanner biete alles was wir wollen. Er bietet die nötige Auflösung, hat einen optionalen Diafeeder mit denen er selbstständig bis zu 50 Dias einscannen kann, gilt als sehr schnell, hat USB 2.0 und nicht nur ausschließlich Firewire.
Eine weitere Möglichkeit wäre einen Scan-Service zu beauftragen. Ich hab mal die Kosten von einem sehr bekannten Service zusammen getragen.
1 Dia/Negativ scannen mit 4000 dpi – Tiff-Format 24 Bit Farbtiefe € 0,61
10 0000 Bilder scannen in 4000 dpi Tiff-Format € 6 100,- plus € 300 für die Festplatte und die Datenübertragung darauf.
Für 48 Bit Farbtiefe kommen weitere € 0,10 pro Bild hinzu.
Mit welcher Software?Bei dem Nikon Coolscan ist eine sehr gute Scansoftware von Nikon dabei. Sie lässt kaum Wünsche offen. Es gibt allerdings noch 2 Softwarepakete welche man kaufen, zum einen SilberFast, von vielen als die Scansoftware angesehen und die Software VueScan. Beide können den Scanner steuern und haben noch einige zusätzliche Funktionen integriert.
Bei unserem Scanner war SilverFast und ein IT-8 Kalibrierungsdia dabei.
Man sollte allerdings bedenken das die Scanner nicht mehr weiter entwickelt werden und man bei einem neuen Betriebssystem in Zukunft eventuell schnell im Abseits steht.
Welchen Speicherbedarf hat die Bildmenge?Ein im NEF – Format (Nikon-RAW) gespeichertes Bild hat in 24 Bit Farbtiefe einen Speicherbedarf von 65MB, in 48 BIT Farbtiefe ist der Speicherbedarf entsprechend 130 MB.
Bei 10 000 Bildern ist das bei 65 MB ein Speicherbedarf von 650 000 MB oder 635 GB oder 0,62 TB.
Bei 10 000 Bildern ist das bei 130 MB ein Speicherbedarf von 1 300 000 MB oder 1270 GB oder 1,25 TB.
Was macht man in bezug auf Datensicherheit?
Unsere Negative werde ich sicher nach dem Einscannen nicht vernichten. Trotzdem ist klar das durch das Altern des Material die Qualität sinken wird. Bei dem alten Diamaterial, was teilweise mit Glas gerahmt ist, ist eventuell jetzt schon eine sehr bescheidene Qualität zu befürchten. Ein neu Einscannen ist deshalb sogar eventuell nicht möglich. Deshalb sind die digitalen Bilder von starkem persönlichen Wert, deshalb sollte man sich ein paar Gedanken um Datensicherheit machen.
Wie archiviere ich die Bilder?Was nützt mir das schönste Bild wenn ich es nicht finde. Man stelle sich vor, ich brauche das Bild einer ganz bestimmten Blume um es bei Garten-Pur zu zeigen, ich weiß auch das ich eines habe, in meiner Sammlung aus 8 000 Bildern. Alle 8000 durchschauen? Das 7 998 ist es dann?
Aus diesem Grund werde ich mir eine Bilder Datenbank zulegen und die eingescannten Bilder mit Schlagwörtern versehen, um dann gezielt suchen zu können.
FazitFür alle die sich mit dem Gedanken herumtragen ihre analogen Bilder zu digitalisieren, ist jetzt vielleicht der Zeitpunkt gekommen das Ganze umzusetzen. Die Qualität der Scanner steigt im Moment nicht mehr. Eher im Gegenteil das Gebrauchtmaterial wird sicher durch viele gescannte Bilder nicht besser und ob ich mit einem ausgeleierten Scanner, welcher bereits 100 000 Bilder eingescannt hat, arbeiten möchte, bezweifle ich.
Auch das Bildmaterial altert sehr schnell, es sei denn man hat Dias auf Kodachrome fotografiert, welche ja 60 Jahre halten sollen. Bei mit Glas gerahmten Dias würde ich mal schauen, ob die nicht längst unbrauchbar geworden sind.
Das passende Buch zum Thema:
Digitalisieren von Dias und Negativen Gruß Birgit