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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: goex am 12. November 2014, 08:58:55

Titel: Obstbaumschnitt
Beitrag von: goex am 12. November 2014, 08:58:55
Hallo zusammen

Wollte mal fragen welches für Euch die "Obstbaumschnittbibel" ist?
Je mehr ich darüber lese oder in Videos schaue, desto unklarer wird es mir. Zum Teil widersprechen sich die "Experten" zu 100%!

Ich habe vorallem Spalier- und Niederbäume. Was könnt ihr hier als Anleitung empfehlen?

Steinobst werde ich z.B. wohl nach der Ernte schneiden, hier gibt es aber auch 2 Meinungen... :)

Kann mir gut vorstellen dass dies hier schon mal diskutiert worden ist, habe aber über die Suche nichts gefunden.....
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Blauaugenwels am 12. November 2014, 09:47:11
Da du schon Bäume stehen hast, ist die wichtigste Frage, wie sie erzogen sind.
Aus einer alten Spindel lässt sich kein Hochstamm mehr machen und umgekehrt.

Ein gutes Buch ist:
Hans Walter Riess, Obstbaumschnitt in Bildern (Kernobst, Steinobst, Beerensträucher, Veredelung), Obst- und Gartenbauverlag München, 2011
Aber es ist knapp gehalten und man muss ein bisschen vorher verstehen.

Klassiker:
Heiner Schmid, Obstbaumschnitt - Kernobst, Steinobst, Beerenobst, Ulmer Verlag
Da steht eigentlich alles drin.

Alles in allem hilft es nichts: Es gibt verschiedene Wege zum ertragreichen Baum.

Gut finde ich Kurse, in denen die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten erläutert werden, aus denen sich alle Schnittmaßnahmen definieren lassen. Hat man die Schnitte und ihre Auswirkung verstanden, braucht man kein Buch mehr.

Ob aber der örtliche Gartenbauverein kompetente Leute hat, kann ich nicht sagen.

Und letztlich hilft nur:
üben, üben, üben - genauer: erkennen, schneiden, beobachten, erkennen, schneiden, beobachten, erkennen, schneiden beobachten...
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Blauaugenwels am 12. November 2014, 09:52:31
Prinzipiell gilt:
- Sommerschnitt (August bzw. nach der Ernte) bremst das Wachstum und ist förderlich für die Blütenbildung
- Winterschnitt (ausgehender Winter, Feb.-Mrz.) regt das Wachstum an

Es kommt halt immer drauf an, welche Reaktion gewünscht ist.
Gilt auch fürs Steinobst ;)
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: goex am 12. November 2014, 10:54:19
Jo wie gesagt habe ich mich schon etwas damit beschäftigt und kenne glaube ich die wichtigsten Regeln.
Meine Bäume sind alle noch sehr jung, manche pflanze ich auch erst noch. :)
Aber möchte eben von Anfang an alles richtig machen.

Ich habe Kirsche und Pfirsich am Spalier, diese werde ich beide nach dem Ablesen schneiden, denn hier will ich ja eher wenig Wachstum. Leitäste sind 30* an Draht gebunden.

Bei den Niederstämmen werde ich wohl einfach die Ästerunterbinden wenn ich das Gefühl habe sie seien zu steil. Sonst werde ich da am Anfang ja noch nicht so viel machen müssen, ausser der Haupttrieb ist schon zu hoch (und kahl).

Ok, dann konkrete Fragen:
- Steinobst soll man immer auf Stummeln schneiden Anleitung? An anderer Stelle habe ich aber gesehen dass man dies nicht tun soll, da dieses Holz abstirbt und so den Baum krank macht. Man soll also ohne Stummeln schneiden. Da ich Kobelt aber für sehr kompetent halte, weiss ich jetzt nicht was ich glauben soll. :)
- manchs Sagen Haupttrieb ja nie Schneiden, andere sagen man müsse, da sonst keine neuen Seitenäste gebildet werden und der Haupttrieb eh viel zu lang wird.
- Zwetschge soll man nicht Ableiten Video 2min20
- dann hat es natürlich sehr viele Unterschiede zwischen den Obstsorten, so habe ich schon gelesen dass Kirsche und Zwetschge ihre eigene Schnittgesetze haben, also anderst als z.B. ein Apfel. Ich möchte daher jetzt schon wissen in welche Richtung ich meine Bäume erziehen will.

Klar ist auch hier die Routine sehr wichtig, aber wenn ich jetzt schon Fehler vermeiden kann, dann versuche ich das doch.

Darum wäre es toll wenn man hier ein gutes Buch hätte wo sogar jede Sorte getrennte betrachtet wird. Allerdings habe ich schon bei Apfelsorten von eigenen Schnittgesetzen gelesen.

Ist also wohl so oder so keine exakte Wissenschaft in welcher es nur eine Lösung gibt...
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Sternrenette am 12. November 2014, 10:58:42
Ich rate zum Besuch (verschiedener) Kurse. Meiner Beobachtung nach ist das ein bißchen Glaubenssache: Der eine verfolgt diese Philosophie, der andere jene. Ich denke, man muß finden, was einem am meisten zusagt, und das dann durchziehen. Alle Jahre eine neue Theorie versuchen dürfte am ehesten zum Ruin des Baumes führen.

Mit Büchern werde ich nicht so glücklich, die Kurse und praktischen Übungen bringen mir mehr.
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Ayamo am 12. November 2014, 22:59:05
...Meiner Beobachtung nach ist das ein bißchen Glaubenssache: Der eine verfolgt diese Philosophie, der andere jene. Ich denke, man muß finden, was einem am meisten zusagt, ...

Das ist nicht so...
Denn der Erfolg beweist den richtigen Schnitt. Gesunde Bäume mit gut ausgebildeten Früchten, ohne jeden Monat mit der Schere herumzufummeln.
Durchaus also keine Glaubenssache.
Dass es aufgrund von Obstart, Unterlage, Erziehungsform verschiedene Methoden gibt, steht dem nicht entgegen.

Wenn dir also jemand erzählt "so und so muss man schneiden", dann lass dir erst mal seine Ernte zeigen und frage, mit wieviel Einsatz er das hinbekommt. ;)

Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Blauaugenwels am 13. November 2014, 09:37:53
Sternrenette stimme ich voll zu. Bei Kursen hat man die Möglichkeit, nachzufragen - das geht bei einem Buch nicht.

Und ja, es gibt so viele Schnittphilosophien wie es Gärtner gibt. Nicht nur ein Weg führt nach Rom, aber es haben sich im Laufe der Jahrzehnte bestimmte Grundsätze durchgesetzt, die zu qualitativem Ertrag führen.
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Blauaugenwels am 13. November 2014, 10:26:20
--- Die Antwort ist länger als anfangs gedacht, sorry ::) ---

Ok, dann konkrete Fragen:
- Steinobst soll man immer auf Stummeln schneiden Anleitung? An anderer Stelle habe ich aber gesehen dass man dies nicht tun soll, da dieses Holz abstirbt und so den Baum krank macht. Man soll also ohne Stummeln schneiden. Da ich Kobelt aber für sehr kompetent halte, weiss ich jetzt nicht was ich glauben soll. :)
Zuerst das Video:
Kobelt gefällt mir gar nicht, er wirft die Begriffe wild durcheinander: Halbstamm und Niederstamm sagen nichts, aber wirklich nichts über die Wuchsleistung des Baums aus (egal welche Baumobstart!), sondern lediglich, auf welcher Höhe die ersten Äste beginnen (Niederstamm = Buschbaum 0,4-0,6m; Halbstamm 1,2-1,5m). Die Wuchsleistung wird durch Sorte + Unterlage bestimmt.
Grundlegend zu unterscheiden (2 wichtigste Typen): Spindelerziehung (die Mittelachse ist das dauerhafte Grundgerüst) und Rundkrone (Mittelachse + 3-4 Leitäste bilden das Gerüst). Erstere will Kobelt wohl seinem "Niederstamm" angedeihen lassen. Wenn die Unterlage aber eine starke ist, dann wird die Spindel trotzdem 8m hoch und 4m breit.
Und dass er jeweils die Mitte als erstes schneidet, ist schlichtweg falsch. Halbstamm: Zuerst werden die aufzubauenden Leitäste auf Saftwaage geschnitten (beim schwächsten Ast beginnend) und nach deren Länge die Mitte ausgerichtet (etwa 20cm länger als die Saftwaage der Leitäste). Deswegen musste er im Video korrigieren.

Aber zurück zur Frage:
Steinobst wird auf Zapfen (so heißt der Stummel richtig) geschnitten,
- weil es leicht zurücktrocknet und dann größere Holzwunden resultieren können (v.a. Aprikose reagiert hier empfindlich)
- weil man so relativ sicher einen Austrieb im Bereich des zu entfernenden Astes hervorrufen kann aus schlafenden Beiaugen an der Astbasis (Kernobst treibt mit Schnitt auf Halbastring problemlos aus, Steinobst will einen Zapfen). Will man an dieser Stelle keinen erneuten Austrieb, ist der Ast ohne Stummel zu entfernen.
- die Blutungsgefahr auf schweren Böden geringer ist (Zapfen beim Sommerschnitt)
Generell gilt: alte Zapfen sind beim nächsten Winterschnitt zu entfernen, um Holzpilzen keinen Lebensraum zu bieten.
Bezug auf Video: Wenn ich auf gut ausgebildete Augen bei so jungen Äste zurückschneiden kann, dann tu ich das auch und brauche keinen Zapfen!

- manchs Sagen Haupttrieb ja nie Schneiden, andere sagen man müsse, da sonst keine neuen Seitenäste gebildet werden und der Haupttrieb eh viel zu lang wird.
Beide haben bisschen Recht.
Durch einen Rückschnitt (Einkürzen) regt man die Verzweigung unterhalb des Schnitts an, idR ist hier ein Korrektureingriff in der Vegetationsperiode nötig, weil sich zu entfernende Konkurrenztriebe bilden. Durch den Rückschnitt und die daraus resultierende Bremse des Haupttriebs, werden untere Baumbereiche gestärkt.
Es gibt aber auch Sorten, die von sich aus genügend Seitentriebe machen, dann ist abzuwägen, ob die ausreichen.
Generell gilt: Wenn ich im unteren Baumbereich schneide, dann muss ich die Mitte schneiden, sonst wächst sie den unteren Bereichen davon.
Besonders bei Rundkronen ist ein langsamer Aufbau wichtig, damit ich erstens viel Seitenholz bekomme und zweitens ein stabiles Traggerüst.

- Zwetschge soll man nicht Ableiten Video 2min20
Die Aussage im Video ist: starkwachsende Zwetschgensorten (wie Hauszwetschge) sollten nicht abgeleitet werden. Bei schwächer wachsenden Sorten ist dies sehr wohl anzuraten.
Aber auch hierzu gibt es verschiedene Ansichten. Auch Einflüsse von Boden und Klima des Standortes sind einzubeziehen.

- dann hat es natürlich sehr viele Unterschiede zwischen den Obstsorten, so habe ich schon gelesen dass Kirsche und Zwetschge ihre eigene Schnittgesetze haben, also anderst als z.B. ein Apfel. Ich möchte daher jetzt schon wissen in welche Richtung ich meine Bäume erziehen will.
Die Schnittgesetze sind nicht so fundamental verschieden - wenn man von der gleichen Erziehungsform spricht!
Wichtig ist zu wissen, um welche Erziehungsform es gehen soll(Niederstamm/Halbstamm/Hochstamm + Spindel/Rundkrone/Hohlkrone/Palmette/...), dann ergibt sich alles andere automatisch.
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: landfogt am 13. November 2014, 20:50:53
in den meisten dörfer und gegenden gibt es noch einen Fachmann für obstbäume.da einfach mal anfragen.so hat es mir ein damals schon über 75 jähriger mann beigebracht ;)
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Blauaugenwels am 13. November 2014, 23:58:19
Gerade bei den ganz alten Fachmännern wäre ich vorsichtig, die sind nach meiner Erfahrung meist richtig eingefahren und ziehen ihr Ding einfach durch.
In den letzten Jahrzehnten hat sich beim Obstschnitt vieles getan.

Aber das ist nur meine Beobachtung.
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Staudo am 14. November 2014, 10:01:01
Seit ich erlebt habe, in welcher Geschwindigkeit Apfelplantagen geschnitten werden, bei denen sich keiner Zeit nehmen kann, auf einzelne Triebe oder gar Augen Rücksicht zu nehmen, glaube ich, dass Obstbäume allerhand vertragen. ;)
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Mediterraneus am 14. November 2014, 10:15:37
Seit ich erlebt habe, in welcher Geschwindigkeit Apfelplantagen geschnitten werden, bei denen sich keiner Zeit nehmen kann, auf einzelne Triebe oder gar Augen Rücksicht zu nehmen, glaube ich, dass Obstbäume allerhand vertragen. ;)

Das stimmt. Solange der Baum irgendwie verjüngt wird, wächst neues Fruchtholz nach und er vergreist nicht.
Allerdings werden solche Plantagen dann auch nicht alt, bzw. nach 15 Jahren eh rausgerissen.

An einen Baum, der auch alt werden soll, würde ich da lieber schon gewissenhaft rangehen.
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: carot am 14. November 2014, 10:43:59
Und es gibt auch weniger robuste Pflanzen als Apfelbäume, zumindest was den Schnitt und unser Klima angeht. Ich habe z.B. doch mehr Probleme als erwartet mit meinen Pfirsichbäumen. Die Fruchtholzerneuerung ist schwieriger als ich gedacht hatte. Die Bäume neigen an älterem Holz sehr zum Verkahlen. Der Rückschnitt jüngerer Triebe, um basisnah neue Triebe zu ziehen, führt leider häufig zum Absterben des angeschnittenen Triebes...
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Zuccalmaglio am 14. November 2014, 11:19:56
Ja, Äpfel z.B. vertragen einiges mehr als manch anderes Obst.

Der schnelle Schnitt in den Plantagen ist kein Wunder, sondern i.d.R. auf Personal zurückzuführen dass diese Handgriffe schon hundertemale ausgeübt hat (nach sehr intensiver Anleitung), verbunden mit der gleichartigen Struktur der Plantagenbäume. Diese Spindelerziehung erzeugt nicht nur sehr ähnliche Aufbaustrukturen, sondern ist auch sehr übersichtlich, was die Auswahl der anzuschneidenden Triebe erleichtert.
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Sternrenette am 14. November 2014, 11:23:27
Bzw. man fährt mit dem schräg eingestellten Mähwerk entlang - graus! Das ist zwar ökonomisch verständlich, aber irgendwie eine unwürdige Behandlung eines Obstbaumes, der ja immerhin ein Lebewesen ist.
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: mickeymuc am 14. November 2014, 11:29:42
Hallo Goex,

Ich denke bei Kirschen ist ein Schnitt nach der Ernte passend und optimal. Einige Leute hier schneiden die Kirschen auch im Winter, aber ich glaube nicht dass das gut ist.

Beim Pfirsich ist ein Schnitt während der Blüte das Normale, wenn nicht das einzig mögliche. Den würde ich auf keinen Fall nach der Ernte schneiden, ich könnte mir vorstellen dass dann lauter reiser kommen, die dann eh nicht mehr ausreifen und dem Baum nix bringen. Habe auch noch nirgendwo gelesen dass man Pfirsiche zu einer anderen Zeit schneiden könnte.

Das nur als Anmerkung - viel Erfolg mit Deinen Bäumen und nur Mut! Die meisten Bäume verzeihen viel - nur das Ausschneiden dickerer Äste würde ich bei allen Sorten besser unterlassen, das führt fas immer langfristig zu Fäülnis und vermorschen des inneren Holzes. Da der Baum trotzdem noch Jahrzehnte tragen kann denkt der Beschneider dann der Baum würde das gut vertragen. Hier ist es bspw. gängige Praxis Kirschbäume erst auswachsen zu lassen und dann alle Äste auf halbe Länge zurückzuschneiden....


Jo wie gesagt habe ich mich schon etwas damit beschäftigt und kenne glaube ich die wichtigsten Regeln.
Meine Bäume sind alle noch sehr jung, manche pflanze ich auch erst noch. :)
Aber möchte eben von Anfang an alles richtig machen.

Ich habe Kirsche und Pfirsich am Spalier, diese werde ich beide nach dem Ablesen schneiden, denn hier will ich ja eher wenig Wachstum. Leitäste sind 30* an Draht gebunden.

Bei den Niederstämmen werde ich wohl einfach die Ästerunterbinden wenn ich das Gefühl habe sie seien zu steil. Sonst werde ich da am Anfang ja noch nicht so viel machen müssen, ausser der Haupttrieb ist schon zu hoch (und kahl).

Ok, dann konkrete Fragen:
- Steinobst soll man immer auf Stummeln schneiden Anleitung? An anderer Stelle habe ich aber gesehen dass man dies nicht tun soll, da dieses Holz abstirbt und so den Baum krank macht. Man soll also ohne Stummeln schneiden. Da ich Kobelt aber für sehr kompetent halte, weiss ich jetzt nicht was ich glauben soll. :)
- manchs Sagen Haupttrieb ja nie Schneiden, andere sagen man müsse, da sonst keine neuen Seitenäste gebildet werden und der Haupttrieb eh viel zu lang wird.
- Zwetschge soll man nicht Ableiten Video 2min20
- dann hat es natürlich sehr viele Unterschiede zwischen den Obstsorten, so habe ich schon gelesen dass Kirsche und Zwetschge ihre eigene Schnittgesetze haben, also anderst als z.B. ein Apfel. Ich möchte daher jetzt schon wissen in welche Richtung ich meine Bäume erziehen will.

Klar ist auch hier die Routine sehr wichtig, aber wenn ich jetzt schon Fehler vermeiden kann, dann versuche ich das doch.

Darum wäre es toll wenn man hier ein gutes Buch hätte wo sogar jede Sorte getrennte betrachtet wird. Allerdings habe ich schon bei Apfelsorten von eigenen Schnittgesetzen gelesen.

Ist also wohl so oder so keine exakte Wissenschaft in welcher es nur eine Lösung gibt...
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Mediterraneus am 14. November 2014, 11:35:24
Einen frühreifen Pfirsich (Juli) könnte man wohl auch hierzulande nach der Ernte schneiden.

Wie ein Pfirsichbaum auf (starken) Schnitt reagiert, hängt auch von der Sorte ab. Einige kann man sogar nahezu im Niederwaldprinzip halten, andere treiben gar nicht mehr aus.
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: kdb am 15. November 2014, 21:28:34
ich bin kein gelernte obstbauer. aber ich beschäftige mich seit vielen jahren mit dem anbau und der pflege von spalierobst.

schau doch mal auf meine homepage, vielleicht findest du dabei den einen oder anderen brauchbaren tip für dich. und ich habe kaum zeit, die hp zu pflegen, leider...

www.bornschein-kd.de

kdb
Titel: Re:Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 15. November 2014, 21:30:29
Ich hab jetzt nicht die jahrelange Pfirsichschnitterfahrung,
aber ich schneide nach der Blüte,
sehe da kein Problem mit dem Ausreifen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Lady Gaga am 15. August 2022, 10:10:50
Anfang Juli hatten wir einen Sturm, der den Stamm der Zwetschke Hanita gespalten hat. Die zwei Teile hingen elend da, GG sägte das gleich ab und wir wollten nach der Ernte von den schwächeren 3 Seitenästen den ganzen Baum absägen. Es ist heuer nach fast 10 Jahren die erste richtig Ernte, davor fielen die Zwetschken immer vorzeitig ab. Deshalb war ich auch für absägen.

Aber jetzt, wo die Zwetschken reif sind, schmecken sie mir gut und ich will nicht wieder 10 Jahre warten. Gibt es Chancen, den verbliebenen Stummel vom Stamm zurückzuschneiden und den Baum in Hohlform zu ziehen? Die 3 Seitenäste sind nicht gleich stark, die müsste man wohl auch auf gleich zurücknehmen? Aber wie kann man die Schnittfläche vom Baum gegen Verwesung schützen? So dick wird die Rinde nicht mehr die Schnittfläche zuwuchern können?
(https://up.picr.de/44183631lw.jpg)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 15. August 2022, 10:22:50
Ihr müsst die Schnittfläche nicht vor Pilzbefall schützen. Wichtig ist, das der Baum im Wuchs gehalten wird, das er schneller wächst wie ihn zB Pflaumenfeurschwamm auffrisst.

Ich würde da erstmal gar nichts machen, den Zapfen vom Hauptstamm oben auch stehen lassen, im Winter die Feinäste schneiden und im März den Zapfen vom Stamm absägen, damit er wenigstens etwas überwallen kann. 
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Lady Gaga am 15. August 2022, 10:24:21
Danke, Thuja Thujon.
Ist jetzt abscheiden vom Stammrest schon zu spät?

Nochmal den Baum mit Markierung der Äste, der mittlere wächst hinter dem Stamm hoch.
(https://up.picr.de/44183761nk.jpg)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 15. August 2022, 10:26:29
Jetzt bereiten sich die Bäume auf die Winterruhe vor, da herrscht kein aktives Wachstum mehr.
Also ja, viel zu spät, der Baum kann jetzt Schnittwunden nicht mehr überwallen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 15. August 2022, 10:28:12
Prinzipiell sieht der ganz gut aus. Nächstes Jahr werden ein paar steile Triebe aus dem alten Holz kommen, die würde ich nicht alle entfernen sondern auch ein paar zum weiteren Aufbau und auffüllen der Krone benutzen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 15. August 2022, 11:26:18
Wäre es nicht besser, die große Schnittfläche nochmal schräger zu sägen, damit kein Wasser darauf stehen bleibt?
Ich verschließe sehr große und frische Wunden noch mit Baumwachs, aber ist wahrscheinlich nicht mehr üblich, wie ich schon mehrmals gelesen habe?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 15. August 2022, 11:50:30
Wenn man schräg sägt verdoppelt man schnell mal die Fläche die ungeschützt ist. Und auch schräge Flächen trocknen bei nasser Witterung nicht ab.

Deshalb gilt die Regel, die Schnittflächen so klein wie möglich zu halten.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 15. August 2022, 14:10:30
Okay.  :)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: ju_wien am 16. August 2022, 06:56:18
Zitat von: Lady Gaga link=topic=[b
Link entfernt!1[/b]3914319#msg3914319 date=1660551861]
Ist jetzt abscheiden vom Stammrest schon zu spät?

Dominik Schreiber von Schreiber Baum in Poysdorf sagt, dass Mitte August bis Mitte September ideal für den Baumschnitt ist, da die Bäume nicht mehr austreiben, aber Wunden noch verheilen können. Dieser Zeitraum gilt für Weinbaugebiete, in kälteren Regionen kann es anders sein. Aber du bist ja im Burgenland, soweit ich gesehen habe, da ist es sicher nicht kälter als im Weinviertel.
Die Aussage von Herrn Schreiber bezieht sich natürlich auf "normalen" Obstbaumschnitt, dein Baum hat eine sehr große Wunde. Frag ihn vielleicht einmal konkret um Rat, er ist sehr hilfsbereit (unter einem seiner aktuellen YouTube Videos oder per E-Mail an seine Baumschul-Adresse. (Kann ich nicht verlinken, da ich noch zu wenige Beiträge habe, aber wenn du Schreiber Baum Poysdorf in eine Suchmaschine tippst, bist du gleich am Ziel.)
1min. Beitragsanzahl noch nicht erreicht
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Lady Gaga am 16. August 2022, 21:54:02
Die Baumschule kenne ich eh, habe dort auch schon Bäume gekauft. Ich habe nur Skrupel bei Fragen zu Bäumen, die nicht von dort sind.  :-[  :-\  Wenn ich dort war, waren sie immer total im Stress.
Woher hast du denn die Aussage zu dieser Jahreszeit, von einem Film? In deren Youtube-Verzeichnis finde ich nur einen Film zum Winterschnitt.  ???
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Berat am 18. August 2022, 15:23:56
Ich würde wie von thuja thujon vorgeschlagen vorgehen, erscheint mir sinnig. Mit einer kleinen Ergänzung: Ich würde im Spätwinter an geeigneten Stellen durch kurze Schnitte bis ins Holz (Kambium muss durchtrennt sein) das Austreiben von schlafenden Augen anregen, durchaus auch noch im Stummel (nicht ganz oben, da beginnt's schon einzutrocknen). Mit etwas Glück kannst du so eine Stammverlängerung nachziehen (die zusätzlich etwas hilft, die Wunde zuzuziehen). Hohlkronen sind baumphysiologisch immer problematisch; die Bäume hauen zeitlebens nach oben ab. Bei Kernobst gelingt so etwas meist recht gut, Steinobst ist da etwas zickiger (die Pflaume allerdings williger als die Kirsche). Falls Austrieb, dann Stummel knapp darüber absägen (gerade, da bleibt kein Regenwasser stehen; mit Handsäge wird die Schnittfläche glatter). Falls nichts passiert, über dem ersten Leitast. In fünf Jahren ist die Wunde bei einem gesunden Baum zu.

Eine weitere Möglichkeit wäre, eine Stammverlängerung aufzupropfen (hinter die Rinde, evtl. auch Spaltpfropfen). Dafür ist die Mitte jetzt allerdings recht kurz abgeworfen; üblicherweise würde der Stummel im Frühjahr bei Steinobst nochmals 30cm zurückgeschnitten; hier gehen halt nur 20cm. Probieren kann man's auf jeden Fall. Ebenso könnte man jetzt eine Sorte in den Stummel einokulieren. Die Rinde könnte dazu, sofern der Baum gut gewässert wurde, schon noch lösen. Die Anwachserfolge sind bei starken Ästen zwar geringer, aber keine reine Theorie.

Alle drei Optionen können problemlos kombiniert werden: Okulieren, Ritzen, Pfropfen. Bis die Rinde zur Blüte im Frühjahr löst, solltest du schon einen möglichen Neuaustrieb sehen. Wenn alles nichts wird, kannst du den Stummel dann im Juni immer noch entfernen und hast nichts verloren.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Lady Gaga am 26. März 2023, 10:50:48
Jetzt würde ich gerne zu diesem Baumschaden zurück kommen, wo ihr so gute Tipps gegeben habt. Die letzten Beiträge wurden alle dazu geschrieben, daher erspare ich eine Wiederholung.
Im Herbst trieb der Baum glatt am Stamm noch aus, daher habe ich im Winter nichts zurückgeschnitten.
Könnte das eine Stammverlängerung werden? Leider sieht der Schnitt des Stammes oben links nicht so toll aus, ich hatte damals noch vor, nach dem Urlaub den Baum zu fällen. Dann änderte ich wegen der gut schmeckenden Zwetschken auf den restlichen Zweigen den Plan.
Da der oberste neue Trieb so knapp an der Schnittstelle ist, scheint mir ein neuer, mehr sauberer Rückschnitt auch gefährlich.  ???
(https://up.picr.de/45398903qu.jpg)
.
(https://up.picr.de/45398904pj.jpg)
Was würde ihr jetzt empfehlen?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Wurmkönig am 26. März 2023, 11:25:02
Die Wunde wird nie überwallen, der Bereich links des Austriebs wird als Totholzstumpf stehen bleiben und sollte deshalb früh genug abgeschrägt werden (am besten bis knapp vor die darunter liegende Austriebsstelle). Das ist meistens gar nicht so einfach wenn das Holz tot ist. Ich mache solche Sachen dann gerne mit einer Oberfräst, hier sollte aber eine Säge (ganz vorsichtig, du willst ihn nicht kappen) noch reichen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 26. März 2023, 14:06:33
Wenn der Trieb als neue Stammverlängerung stehen bleibt, sorgt der für einen guten Saftzieher, der dann auch die Überwallung der großen Wunde stark verbessert.
Abschrägen würde ich da nichts, vergrößert unnötig die Wunde, einfach so lassen.

Hier mal am Beispiel Apfel, mit einem Saftzieher überwallen auch große Wunden schnell.
Und auch mal in diesen Thread reinschauen, da gibts noch mehr Bilder auch zu Steinobst: https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,62598.msg3048965.html#msg3048965
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Lady Gaga am 26. März 2023, 16:55:07
Jetzt habe ich nochmal Fotos gemacht, damit man das Problem besser sieht. Ich wäre ja froh, wenn ich nichts mehr schneiden muß. Aber beim damaligen Schnitt waren wir nicht gerade rücksichtsvoll, wir wollten den Baum ja fällen. Jetzt hat er links doch eine ziemliche Verletzung in der Rinde. Ist es nicht gefährlich, die einfach zu lassen?
Der Baumdurchmesser ist rund 7cm, der 2. Trieb ist ziemlich unter dem Riss, wenn ich bis dahin zurückschneide, ist das ein sehr schräger langer Schnitt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auf dem schmalen Ding dann der oberste Austrieb überlebt.
(https://up.picr.de/45400602sh.jpg)
.
Aaaber, erst jetzt bemerkt: da treibt auf der Rückseite offenbar noch ein Auge aus. Man könnte einen schrägen Schnitt vom obersten Trieb zum neuen machen und dabei möglichst viel von der rindenfreien Stelle abschneiden. Oder ist das bloß eine neue Gefahr?
(https://up.picr.de/45400604ud.jpg)
.
Hier nochmal von weiter weg. Man sieht auch den Ast dahinter mit...
(https://up.picr.de/45400608kd.jpg)
.
... einer dunklen Stelle, wohl kaputte Rinde. Das erinnert mich gleich an Krebsartiges: harmlos oder Gefahr?
(https://up.picr.de/45400605qh.jpg)



Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Wurmkönig am 26. März 2023, 18:37:22
Das ist nur Gummifluss, das wird sich heilen (oder auch nicht).

Thuja hat ja meistens Recht, außer dann wenn er nicht Recht hat - so wie jetzt. Du musst das schräg abschneiden, das Totholz wird sonst zu faulen beginnen. Da kann ich dir viele, viele Beispiele dazu geben - hier nur eines (von einer Marille). Die wurde gekappt, wegen der Blattkrankheiten und das sah 2019 so aus.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Wurmkönig am 26. März 2023, 18:38:39
Man sieht den geraden Schnitt und die 2 Neuaustriebe (rechts) und einen links unten im Bild.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Wurmkönig am 26. März 2023, 18:39:04
Und heute sieht es so aus:
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Wurmkönig am 26. März 2023, 18:41:50
Wie man sieht, ist das ganze noch immer nicht überwallt. Das Totholz habe ich mit einem Schaber letztes Jahr ausgekratzt, das war so morsch, da brauchte ich keine Oberfräse. Das kann ich dir auch bei Kirschen zeigen, da hat es besser geklappt. Und bei Pfirsichen, da ist es mittlerweile überwallt. Ich bin ein großer Fan von so Radikalschnitten, die Marille hat das gesündeste Blattbild seit Jahren. Ich denke heuer werden die restlichen Bereiche überwallt, nur der Ast links unten im Bild - den musste ich in der Zwischenzeit ebenfalls amputieren, der ist abgestorben.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Lady Gaga am 26. März 2023, 18:49:54
Dann kann ich den Schnitt vom gerade neu kommenden linken Austrieb nach rechts oben zum obersten Trieb versuchen, da ist der Höhenunterschied nicht so extrem, vielleicht 4cm. Muß nur sehr vorsichtig sein, um die Austriebe zu schonen. Mit welcher Säge gehts besser, mit Akku-Motorsäge, Akku-Stichsäge oder Handsäge? Ich habe Bammel vor neuen Verletzungen, mit der Handsäge schaffe ich  die Breite wohl nicht mehr.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Wurmkönig am 26. März 2023, 19:49:48
Ja, abhebeln solltest du nichts - ist mir auch schon passiert. Ich würde es mit einer Handsäge mit feinem Sägeblatt machen, also eine "Eisensäge". Braucht länger, aber Zeit soll ja kein Maßstab sein.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 26. März 2023, 20:10:08
Ich glaube ja sehr tolerant zu sein, aber solche Ruinen würde ich eher gestern als heute......
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 26. März 2023, 21:13:57
Nee Starking, sowas kann man auch mal lassen. Auch weil es schon da ist und das was folgt oft nicht besser wird.

Ja, Wurmkönig hat Recht, die Stelle sieht schon mies aus, aber ich würde trotzdem nie schräg sägen. Dann eher eine ganze Etage tiefer und gerade. Und von dort mit einem neuen Wasserschosser weitermachen.

Prinzipiell ist das wichtigste, dass es einen Trieb gibt, der Masse macht. Um die Fäulnis drumrum.
Siehe Bild einer Sauerkirsche. Frei nach dem Motto, was interessiert mich ein fauler Stamm, wenn ich trotzdem weiterwachse und gesund bin.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: ringelnatz am 26. März 2023, 21:28:30
Interessante Diskussion hier :)

ein paar Überlegungungen:

Maßgeblich ist das Ausmaß des Wachstums.
Unter Umständen kann das am gekappten Mitteltrieb dadurch gefördert werden, dass andere Bereiche des Baums stärker geschnitten werden. Düngen und im Sommer wässern nicht vergessen!

Möglicherweise ist es aber auch ohne zusätzlichen Schnitt schon sehr kräftig.

In jedem Fall müsste man aber bei zu schwachem Austrieb überlegen, wie es weiter geht.

Kenne die Hanita nicht, aber sind nicht Zwetschgen allgemein etwas robuster als Aprikosen?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Lady Gaga am 27. März 2023, 13:04:55
Wie meinst du robust, wegen Frost? Sie blüht später als Marillen, da gab es bisher keine Frostprobleme.
Aber es fielen bis letztes Jahr nacheinander die Zwetschken ab, mit etwas wie Monilia. Darum wollte ich sie nach dem Sturm aufgeben, habe erst nur den abgebrochenen Mitteltrieb umgeschnitten und ließ den Rest noch stehen, weil sie viele Zwetschken angesetzt hatte. Da konnten wir erstmals sinnvolle Mengen ernten und wollen deshalb die Hanita doch stehen lassen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Lady Gaga am 27. März 2023, 13:15:29
Habe noch ein Foto vom Baum vor dem Sturm gefunden. Ist leider nicht perfekt, aber man kann erkennen, wie groß die Krone war. Jetzt sind nur die 3 Äste übrig, die man am untersten Fotorand herauswachsen sieht.
(https://up.picr.de/45405797gs.jpg)

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 27. März 2023, 14:57:09
Vielen Dank für das Vorher-Bild.
Ist so ein schönes Beispiel für meine Bildersammlung, warum man Obstbäume schneidet.

Wenn man den Baum fachgerecht geschnitten hätte, wäre der Stamm nicht gebrochen, weil die Statik bezüglich Kronengröße zu Stammdurchmesser gestimmt hätte.

Nächstesmal besser machen.

Schobbe
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Lady Gaga am 27. März 2023, 17:16:45
Freut mich, wenn dir das Bild gefällt. Mir ist nur nicht klar, wie der fachgerechte Schnitt gehen würde. Welches Verhältnis von Stammdicke und Kronendurchmesser (oder Menge an Zweigen?) wäre ok?
.
Als Laie war für mich die Krone nicht optimal, weil das Verhältnis der dünnen 3 Äste nicht zum dicken Mitteltrieb passte. (1) Jetzt kann ich nur noch einen nicht sehr deutlichen Ausschnitt aus einem Foto im Winter zeigen, da sieht man die Zweige besser, auch oben. Ein Stück über den dünnen Ästen bildete sich noch ein stärkerer Seitentrieb sehr steil (2), den hätte ich rechtzeitig entfernen müssen. Dort spaltete sich im Sturm letzten Sommer der Baum, aber das tut jetzt nichts zu deiner Vorstellung von der Statik von Kronengröße und Stammdurchmesser. Wie wäre die ideale Relation?
(https://up.picr.de/45406606cc.jpg)

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 27. März 2023, 18:11:59
Der Baum hätte durch entsprechende Erziehungsschnitte immer wieder in seinem Kronenvolumen reduziert werden müssen, so dass er langsamer eine kräftigere, stabilere Grundstruktur entwickeln kann. Die Nachbarschaft und der zu geringe Abstand zu dem großen Baum hat zusätzlich dazu geführt, dass er versucht hat schnell nach oben zu wachsen.
Auf dem vorher-Bild ist auch zu sehen, dass die Krone zu dicht war, dadurch war der Windwiderstand so groß, dass der Stamm gebrochen ist.

Schobbe,
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 24. April 2023, 19:07:16
Wie lange kann man aus einer Kirsche eine Hohlkrone machen  und wann ist der beste Zeitpunkt dafür?

Ich hab hier eine Kordia, 3,5 jährig, die ein langer Stiel mit einigen unpraktisch verteilten Seitenästen ist. Pflanzschnitt war viel zu zögerlich. Sie ist etwa 3 m hoch.

Da sie kurz vor der Blüte ist und vielleicht zum ersten Mal Früchte bringt würde ich gern erst nach der Ernte schneiden.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 24. April 2023, 22:35:54
Seit wann findet ein Erziehungsschnitt in der Vegetationsperiode statt?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 24. April 2023, 23:39:36
Seit wann findet ein Erziehungsschnitt in der Vegetationsperiode statt?

Okay - also zwischen kommenden November und März? Vielerorts liest man dass man Süßkirschen im Sommer schneidet.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 24. April 2023, 23:46:42
Auf welcher Unterlage steht die Kordia eigentlich?
Ich kenne solche Baumformen nicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass es eine missglückte Superschlanke Spindel sein könnte. Kordia wird auf Gisela5 oft für sowas benutzt. Da hätte man nach dem ersten Jahr schon anfangen müssen mit Schnitt und evtl kerben für Verzweigung. Auf ganzer Länge...

Evtl mal reinschauen, nur das man es gesehen hat, möchte es nicht empfehlen. Aber dazu anregen, den Quatsch mit Kirschen schneidet man im Sommer endlich zu vergessen oder zu verstehen, was man da genau schneidet.
https://www.youtube.com/watch?v=ERjusCzi3xI

Und der noch: Cherry training systems: https://www.canr.msu.edu/uploads/resources/pdfs/cherry_training_systems_(e3247).pdf
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. April 2023, 00:00:07
Es sieht vom Zuwachs her jedenfalls nach einem eher schwachwüchsigem Baum aus. Hohlkrone kann ich nicht empfehlen. Man kann sowas aber auch als normalen kleinen Baum schneiden.

Das hat der Gärtner in der Hand was gemacht wird, nicht der Baum.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 25. April 2023, 00:10:16
Unterlage ist Maxma 14, also mittelstark. Ich hätte den Mitteltrieb auf 1,50 gekürzt und  3-4 Seitentriebe stehen gelassen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. April 2023, 00:20:24
Soweit gedanklich ok, und wie soll es dann weitergehen? Die nächsten 15 Jahre? Und mit was? Ist das schon da?

Also ehrlich gesagt fehlt mir der Zug bei dem Baum und die Verzweigungen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 25. April 2023, 08:48:31
Ja, die Äste unter den 1,50 und alles was da neu austreibt. Da treibt nämlich glücklicherweise einiges wohl verteilt rundherum neu aus und spart mir das Einkerben.

So wie er jetzt aussieht kann er nicht bleiben. Und fällen ist auch keine Option. Es muss doch gehen, dass man einen versäumten Erziehungsschnitt nachholt.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. April 2023, 11:12:42
Ja, die Äste unter den 1,50 und alles was da neu austreibt. Da treibt nämlich glücklicherweise einiges wohl verteilt rundherum neu aus und spart mir das Einkerben.
Man könnte die beiden Triebe, die auf dem Bild in Regenrohrhöhe sind als Leitäste nehmen und den Trieb, der Richtung Hauswand wächst als neue Mittelachse hochbinden.
Das wäre dann ein Schnitt, alles darüber weg.

Weitere Leitäste entstehen noch und können nächstes Jahr angeschnitten werden.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Gartennoob am 25. April 2023, 11:47:46
Hallo zusammen

Ich habe eine Frage zu meinem Prinz Albrecht von Preußen (Sämling 2020 gepflanzt)

Ich habe im Winter den Schnitt durchgeführt( Oeschberg).

Nun bin ich völlig verwirrt. Ausnahmslos alle Knospen sind Blütenknospen ????? An den Leitästen und an der Spitze sprießen jetzt nur Blüten. Am ganzen Baum sehe ich kaum eine Blattknospe.

Ich hab gehört das der Albrecht früh fruchtet ... aber so krass ( vor allen auf Sämling)

Kann es sein das es sich um Fake- Blüten handelt? Ich dachte Blüten kommen nur am zweijährigen Holz vor aber nicht am einjährigen.

Ich habe jetzt Bedenken das die Leitäste und die Spitze nicht wachsen. Oder kann aus einer Blüte auch ein trieb entspringen?

Der Schnitt war auch 1/3 des letzten Jahrestrieb. Ich mache euch ein Foto von einer der besagten Knospen...
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Gartennoob am 25. April 2023, 11:51:12
Hier der Schnitt am Ende eines Leitastes .... leider sehen alle Knsopen so aus.

Bei meinen anderen Äpfel ist es nicht so.

Kann aus dieser Blüte ein Trieb noch wachsen?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. April 2023, 11:53:59
Prinz Albrecht wächst nicht stark und neigt zur Alternanz. Das kann schon hinkommen auf Sämling.

Ansonsten wachsen Blüten immer und Grundsätzlich auf einjährigem Holz. Die kurzen Spieße, die auf dem 2 jährigen Holz sitzen und die meisten Blüten tragen, sind bei genauer Betrachtung auch einjährig.
Ansonsten, ja, es kann gerade an der Triebbasis von Langtrieben auch zu Blüten kommen. Dazu ist die Leistung zum Zeitpunkt der Blütenknospendifferenzierung entscheidend.
Das mit den basalen Blüten nutze ich bei den Spinden und dem Zapfenschnitt nach Peter Matha. Funktioniert auch mit einigen starkwüchsigen Streuobstsorten.

Kann aus dieser Blüte ein Trieb noch wachsen?
Ja, der kommt ein paar Tage später. Nachteil: er zeigt manchmal in eine Richtung, die man nicht möchte.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Gartennoob am 25. April 2023, 12:07:36
Danke für die Antwort, dann heißt es wieder mal einfach abwarten und hoffen das es passt.

Ich hab manchmal schon die Befürchtung, dass ich zu doof für die Schnitte bin. Obwohl ich mich überall reinlese.

Wie immer probieren geht über studieren  :'(

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Desperado am 25. April 2023, 12:52:19
Wie lange kann man aus einer Kirsche eine Hohlkrone machen  und wann ist der beste Zeitpunkt dafür?

Ich hab hier eine Kordia, 3,5 jährig, die ein langer Stiel mit einigen unpraktisch verteilten Seitenästen ist. Pflanzschnitt war viel zu zögerlich. Sie ist etwa 3 m hoch.

Da sie kurz vor der Blüte ist und vielleicht zum ersten Mal Früchte bringt würde ich gern erst nach der Ernte schneiden.


Verrat uns doch erstmal, auf was für eine Unterlage der Baum veredelt wurde!

Bei einer schwachwüchsigen Unterlage wie Gisela 5 brauchst Du keine Hohlkrone. Da begrenzt Du das Wachstum nach oben, indem Du den Mitteltrieb in einer Höhe von 3-4m mit der Schneidgiraffe auf einen schwachwüchsigen Seitentrieb ableitest.

Den Mitteltrieb kappt man eigentlich nur bei Bäumen, die auf mittelstarker - starker Unterlage stehen, und die kräftige, halbaufrechte Äste ausbilden, die ebenfalls gut nach oben ziehen und auch ohne Mitteltrieb eine schöne Krone bilden. Aber diese Äste hast Du an diesem Bäumchen ja nicht.

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. April 2023, 13:21:23
Unterlage steht weiter hinten im Thread, Maxma 14, 60% vom Sämling. Giesela 5 hat 50%.
Ich glaube die Prozente aber nicht und kenne bewusst keinen Baum auf Maxma14.

@Gartennob: hier ist so ein veralteter Knick vom Blütenbüschel-Trieb zu sehen. Die Richtung wäre eigentlich nicht so steil gewesen, sondern die weiße Linie. Eben sowas, was man nicht direkt vorhersagen kann. Deswegen kann man viel planen beim Baumaufbau, es kommt aber doch anders.
Eingeringelt ist das kleine Stück vom Trieb bis zur Blüte und an der Blüte vorne kommt erst der Laubtrieb. Manchmal kann der kurze Teil bis 2cm lang sein, das gibt dann anfänglich einen Knick, verwächst sich aber später wieder. An der Verlängerung des Mitteltrieb rechts daneben ist auch so ein Knick, fast nicht mehr zu erkennen.
Weiß nicht wie der Name dafür ist, Mutterkuchen ists bestimmt nicht.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 25. April 2023, 15:00:11
Ja, die Äste unter den 1,50 und alles was da neu austreibt. Da treibt nämlich glücklicherweise einiges wohl verteilt rundherum neu aus und spart mir das Einkerben.
Man könnte die beiden Triebe, die auf dem Bild in Regenrohrhöhe sind als Leitäste nehmen und den Trieb, der Richtung Hauswand wächst als neue Mittelachse hochbinden.
Das wäre dann ein Schnitt, alles darüber weg.

Weitere Leitäste entstehen noch und können nächstes Jahr angeschnitten werden.

Danke (auch an Desperado). Hätte ich auch so preferiert, allerdings als Hohlkrone. Brauch ich denn unbedingt diese Mittelachse? Da der Baum halbschattig steht (bekommt nur in den frühen Morgenstunden und dann erst ab 14:30 wieder Sonne) dachte ich, die Hohlkrone wäre ideal. Zudem steht einige Meter entfernt eine andere Kirsche (Black Star, auch maxma 14), die mir als Hohlkrone geliefert wurde. Die beiden flankieren sozusagen ein Gartentor und ich fände es gut wenn es halbwegs symmetrisch aussehen würde.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 25. April 2023, 17:43:06
Seit wann findet ein Erziehungsschnitt in der Vegetationsperiode statt?

Die Vegetationsperiode ist ja mit der Ernte beendet, also kann man mit der Ernte auch schon den Erziehungsschnitt machen. Hab ich ich schon gemacht und auch bei anderen Fachleuten gesehen.
Ich verzichte dann aber zunächst auf das Anschneiden der Leitäste.

Schobbe,
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Desperado am 25. April 2023, 21:51:11
Seit wann findet ein Erziehungsschnitt in der Vegetationsperiode statt?

Die Vegetationsperiode ist ja mit der Ernte beendet, also kann man mit der Ernte auch schon den Erziehungsschnitt machen. Hab ich ich schon gemacht und auch bei anderen Fachleuten gesehen.
Ich verzichte dann aber zunächst auf das Anschneiden der Leitäste.

Schobbe,


Klar kann man auch im Spätsommer (September) seine Kirschen schneiden, wenn die Temperaturen nicht mehr ganz so hoch sind, aber immer noch so viel Wuchs in den Pflanzen steckt, dass die Wunden schnell verheilen. Aber sie sollten schon gut angewachsen sein.

Über Winter würde ich hingegen kein Steinobst schneiden. Das gibt nur böse Infektionen. Ich pflanz' Kirsch- und Pfirsichbäume aber auch lieber zu Vegetationsbeginn (ab Ende Februar), wenn die größte Frostgefahr vorrüber ist, aufgrund der kühlen Temperaturen aber noch wenig verdunstet.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 04. Dezember 2023, 11:36:50
Die beiden Methoden ab Minute 3 im Video kannte ich so in der Form noch nicht um zu wüchsige Triebe ruhiger zu bekommen.
Sieht brutal aus, ists aber gar nicht.
Das eine ist abdrehen eines zu steilen Trieb, das andere das abknicken, so wie man es vom Forst kennt, wenn junge Bäume ins generative gehen sollen, bzw im Forst zum absterben ohne Stockausschläge. Also bei letzterem ist sicherlich auch etwas Feingefühl notwendig, wo genau abgeknickt wird, damit der Basisnahe Austrieb auch weiterverwendet werden kann.

https://www.youtube.com/watch?v=MCZppE7En6E
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 04. Dezember 2023, 11:50:48
Bin kein Profi, erscheint mir aber sowohl arbeitsökonomisch als auch arbeitsergonomisch in so einer Anlage schwierig.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 04. Dezember 2023, 12:02:23
Die Anlage ist sowieso recht suboptimal was die Arbeitsbelastung und Arbeitsaufkommen angeht.
Allerdings macht sie das recht ähnlich zu Bäumen in Hausgärten.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 07. Dezember 2023, 18:38:33
Ich habe heute in einem anderen Garten eine Süßkirsche, Zwetschge, Pfirsich, 2 Aprikosen, 2 Johannisbeeren, eine Stachelbeere, 5 Brombeeren und ein bisschen an einer Birne geschnitten.
Das ging recht zügig innerhalb einer Stunde. Der Rest Birne und ein Boskoop sind nicht so aufgeräumt, die werden mindestens noch 2 Stunden dauern.

Das ist halt auch so ein Punkt, wie viel Aufwand will man wirklich betreiben und was bringt es, wenn man ein Jahr aussetzt und hinterher mehr als doppelte Arbeit hat?
Es geht nichts über ältere ruhige Bäume, da kann man auch mal 3 Jahre nicht schneiden. Bei Jungbäumen wäre das evtl schon da KO.
Rumschnippeln, lieber gleich ausgraben, bevor das anfängt.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 17. Dezember 2023, 22:24:58
Der Baum ist der Plan für einen der nächsten Tage. Vor 3 Jahren wurde mal etwas rausgeschnitten, recht heftig, seitdem keine Nachbehandlung.
Hat jemand Vorschläge, Ideen?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: dmks am 17. Dezember 2023, 22:38:56
Ja...die "Drittelregel" ;)
Nur ein Drittel der Masse (Triebe) - und entgegen der dem Menschen angeborenen Bequemlichkeit: Die dicksten und die steilsten!
 8)
Nächstes Jahr wieder nur ein Drittel...

Du weißt ja was sonst passiert  ;D ;)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 17. Dezember 2023, 22:40:18
Das ist heftig. Ich würde jetzt überhaupt nicht schneiden. Sondern Anfang August. Reiner Sommerschnitt. Dann max. 50% der Schosser raus, statistisch gleichverteilt. Es muss langfristig noch viel mehr raus, aber der haut sonst wieder in alle Richtungen ab. Die folgenden Jahre weiter lichten. Was ist das für eine Sorte? Die meisten triploiden Sorten lassen sich nicht wirklich kleinhalten.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Felcofan am 17. Dezember 2023, 22:40:32
hm
schwierig

wird der denn nachgepflegt, hast du da Einfluss?

vielleicht Stangen auslichten, dabei Vergabelungen reduzieren und wenigstens ein paar flacher ableiten?


und ganz eventuell etwas an der äußeren Höhe wegnehmen, um Richtung Pyramide zu kommen, aber nur anschneiden bringt ja nicht so viel
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 17. Dezember 2023, 23:01:07
Ich habe nur so viel Einfluss wie die Gärtner zufrieden sind und dran bleiben, da hat gerade der Besitzer gewechselt. Die wünschen sich natürlich einen Baum wo man drunter durchlaufen kann, der aber nicht höher als 2,5m ist.  ::)

Jetzt schneiden passt, hängt ja voll mit Blütenknospen. Ich muss nur genug Frucht drauf lassen. Das bringt viel mehr Wuchsbremse als im August schneiden. Da wäre eh der Mai viel besser, im August bewegt man fast gar nichts mehr.

Sorte weiß ich nicht, kein Boskoop. Die junge Veredlung wächst aber auch recht zügig, mehr als die anderen. Die Triebe aus dem Altholz im Bauminneren haben alle Mehltau von unten bis oben.

dmks, ja, ich mache zuerst das Gefransel innen weg das man sich wenigstens etwas im Baum bewegen kann und dann kommt zuerst die Säge. Danach nur ein bisschen für die Kosmetik/Statik der Schosser.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 17. Dezember 2023, 23:11:51
Noch ein Bild von einer etwas anderen Seite.
Nach 3 Jahren haben die Ständertriebe das erste mal massig Fruchtholz drauf, haben sich vom Wuchs beruhigt. Sieht man auch am Laub jetzt Mitte Dezember. Die zu wüchsigen Bäume sind noch fast voll belaubt, hier sinds nur noch die Spitzen und die Spitzen selbst sieht man, das die dieses Jahr schon nicht mehr so extrem gewachsen sind, also sich eher dem gesunden Triebzuwachs von 50cm nähern.
Ist jetzt eher in den Griff zu bekommen als letztes Jahr, als noch keine Blütenknospen drauf waren. Ausreichend Auswahlmöglichkeiten sind ja vorhanden und das lange Stangenholz lässt sich gut häckseln.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 18. Dezember 2023, 06:36:22
"...Die zu wüchsigen Bäume ...."
Genau, das wird schwierig mit diesem kleinem Baum im kleinen Garten.
Wenn du ihn nach ein paar Jahren "fertig" hast, sägen sie ihn ab.
Hundertmal erlebt...............
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 19. Dezember 2023, 09:31:54
Genau so sieht das hier in der Gartenanlage aus. Manchmal klappts aber auch, das freut dann besonders. Also ein paar gibts schon, die mal auf der Abschussliste waren und bei der Gartenübergabe mit Roden im Schätzprotokoll ausgezeichnet wurden. Die liefern seit Jahren zuverlässig Früchte und haben teils einen besseren zustand als so manche `Neupflanzung´.
Die Bäume, bei denen es nicht geklappt hat, da hat man dann wenigstens noch was gelernt, wie die auf teils heftigsten Schnitt reagieren.

Gestern angefangen mit dem Kandidaten. Zuerst die kleinen Schosser im unteren Bereich weg, verquirlt und die Spitzen weiß vom Mehltau, das kann nur weg. Danach tat schon fast die Hand weh. 300 Schnitte geschätzt, ich muss mich erst wieder ans Bäume schneiden gewöhnen, nach der langen Pause im Sommer.
Als nächsten Schritt kommt das was oben ist raus, also alles was die unteren Äste beschattet, kommt weg, wenn es verzichtbar ist. Vorher natürlich die Mitte raussuchen, die muss stehen bleiben.
Das waren dann schon 3 dicke Sägewunden. In dem Fall aber halb so wild, es gibt alte Sägewunden, teils schon rausgefault, teils wachsen noch Pilzfruchtkörper drin. Wenn der Baum wüchsig bleibt, kommt er damit noch eine Weile klar.

Etwas über eine Stunde habe ich gebraucht bis dahin, ein Zwischenstand. Ich hatte keine Lust mehr, da jetzt die Äste außen zu sortieren sind, also von einem 5er Quirl zB 2 raus, an die kommt man aber weder mit der Säge noch mit der Schere. Man müsste mal einen Laser zum Bäume schneiden erfinden.

Also anschließend in den nächsten Garten, Birne, Quitte, Äpfel, Mirabelle, Pfirsich, Pluot geschnitten.
Vorher noch die Säge desinfiziert, von der Feige im Garten mit dem Apfel war das Blatt verklebt. Das war eine ziemlich klebrige Schmierpampe zusammen mit Sterilium. Muss ich mir merken, Feigen immer erst am Schluss schneiden, das gibt Sauerei.

Das Foto, wie gesagt, nur Vorläufig, ein Zwischenstand. Es kommt aber schon wieder etwas mehr Licht in die Krone.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 19. Dezember 2023, 09:35:00
Dieser Jamba 69 ist fast maximal Lichtdurchlässig. Trägt sich manchmal halb tot, hat aber noch ausreichend Wuchs. Klar erkennbar ist hier aber der Aufbau, unten Leitäste, oben eine Mitte ohne überbauende bzw beschattende Äste, sondern viel Fruchtholz. Es gibt also keine zweite Etage Leitäste über der ersten.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 19. Dezember 2023, 10:12:47
Feige schneide ich erst kurz vor dem Austrieb. Das weiche und pilzgefährdete Holz will ich nicht über den Winter offen lassen, damit hatte ich schon schlechte Erfahrungen. Ähnliche latexartige Klebeschmiere hat übrigens Maulbeere.

Man kanns den Leuten nicht verdenken. Einer pflanzt, ohne zu wissen was Sorte und Unterlage für Schubkraft entwickeln. Ergebnis sind Bäume, die für einen Garten unmöglich gross werden. Dann wird "geschnitten", was alles nur schlimmer macht. Der Gartennachfolger meint dann, schlauer zu sein und den Baum kleiner halten zu können. Was aber mit Daueraufwand verbunden ist, den er irgendwann nicht mehr leisten will. Der leichteste Ausweg ist dann der Schnitt auf Bodenhöhe und neues Grillholz.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 19. Dezember 2023, 10:26:55
Ja, und dann hört man aber immer wieder, man müsse wegen des Klimawandels oder Trockenheit unbedingt starkwüchsige Bäume pflanzen.
Wo man nicht dran kommt um die Blattläuse abzustreifen oder die Früchte auszudünnen.

Äpfel in der Größe, geht gar nicht, muss man ja gießen.
Aber Balkonpflanzen ist ok.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 19. Dezember 2023, 10:27:56
Birnen in dieser Wuchsstärke sieht man immer seltener.
Die Leute haben Angst vorm Birnengitterrost. Der spielt fast keine Rolle mehr hier.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 19. Dezember 2023, 11:11:57
Ja, und dann hört man aber immer wieder, man müsse wegen des Klimawandels oder Trockenheit unbedingt starkwüchsige Bäume pflanzen.

Stimmt schon - auf einer Obstwiese, aber nicht im Kleingarten. Gerade dort ist auch Wasser kein Problem, ein Riesenvorteil dort, den man nutzen kann.

Birnengitterrost ist eine der wenige Pilzkrankheiten, die das neue Wetter nicht mag. Zur Flugzeit der Sporen herrschte die letzten Jahre bereits Trockenzeit und die Fruchtkörper des Pilzes entwickelten sich nicht.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 19. Dezember 2023, 21:29:50

Gestern angefangen mit dem Kandidaten. Zuerst die kleinen Schosser im unteren Bereich weg, verquirlt und die Spitzen weiß vom Mehltau, das kann nur weg. Danach tat schon fast die Hand weh. 300 Schnitte geschätzt, ich muss mich erst wieder ans Bäume schneiden gewöhnen, nach der langen Pause im Sommer.
Als nächsten Schritt kommt das was oben ist raus, also alles was die unteren Äste beschattet, kommt weg, wenn es verzichtbar ist. Vorher natürlich die Mitte raussuchen, die muss stehen bleiben.
Das waren dann schon 3 dicke Sägewunden. In dem Fall aber halb so wild, es gibt alte Sägewunden, teils schon rausgefault, teils wachsen noch Pilzfruchtkörper drin. Wenn der Baum wüchsig bleibt, kommt er damit noch eine Weile klar.

Etwas über eine Stunde habe ich gebraucht bis dahin, ein Zwischenstand. Ich hatte keine Lust mehr, da jetzt die Äste außen zu sortieren sind, also von einem 5er Quirl zB 2 raus, an die kommt man aber weder mit der Säge noch mit der Schere. Man müsste mal einen Laser zum Bäume schneiden erfinden.

Das Foto, wie gesagt, nur Vorläufig, ein Zwischenstand. Es kommt aber schon wieder etwas mehr Licht in die Krone.

Sieht gut aus so. Ich würd erst nächstes Jahr weitermachen.

Schobbe,
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 20. Dezember 2023, 06:01:13
Ja, tt, du machst das gut!

 "....gelernt, wie die auf teils heftigsten Schnitt reagieren..."

Da gibt es hier an der Strasse ein schönes Beispiel:
Einem Anlieger wurden die (land-) kreislichen Bäume zu groß,
er hat bei Dreien alle Starkäste auf 30cm gekappt (natürlich wurde er NICHT bestraft).
Ergebnis:
Ein Baum total abgestorben, die zwei anderen größere Krone, stärkerer Wuchs als die in Ruhe gelassenen.
Fazit: Schnitt kann Wuchs machen, nicht übertreiben.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 20. Dezember 2023, 09:54:39
Fremde Bäume ohne Zustimmung einfach absägen? Da hat er grosses Glück gehabt, das kann sehr teuer werden.
Auch wenn der Baum mit Wuchs reagiert, die riesigen Wunden kann er nicht mehr überwallen und sowas verkürzt die Lebensdauer immer.

Irrer Schnitt ist leider sehr verbreitet, hier in meiner Nachbarschaft:

(https://forum.garten-pur.de/index.php?action=dlattach;topic=54369.0;attach=942138;image)

Der hat den gesamten Baumbestand auf der Wiese so "geschnitten".
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 20. Dezember 2023, 10:26:40
Sieht gut aus so. Ich würd erst nächstes Jahr weitermachen.
Das ist zum Teil auch der Plan. Also konkret schaue ich mir die langen Äste einzeln an, wie viel Fruchtholz tatsächlich drauf ist und schätze, wie viel sie deshalb abkippen, mehr in die Waagerechte gehen. Hintergrund ist das einige von denen auch eingekürzt werden, um auch Austrieb an dem unteren kahlen Meter zu provozieren. Das sich da eben auch Äste entwickeln, mit denen man später weitermachen kann. Wenn sie zu stark sind passiert das abkippen trotz Fruchtlast nicht zuverlässig, deshalb dann auch wenig Reaktion im unteren Bereich.
Aber klar, da muss viel stehen bleiben, was den heftigen Wuchs aufnehmen kann.

Verstümmelungen, hier in der Gartenanlage in etwa 2/3 der Gärten die Regel, also zumindest in den Gärten, wo überhaupt geschnitten wird. Seit dem es Akkusägen gibt, ist das noch schlimmer geworden. Früher war man mit den Handsägen oft eher zu faul, weil anstrengend. Nun ist auch diese Hemmschwelle weg.
Auf dem Bild von cydorian hat sich aber immerhin jemand was gedacht, auch wenn das stehen gelassene dünne Holz noch mehr zur Katastrophe führt hinterher. Also was dabei gedacht, aber trotzdem falsch.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Felcofan am 20. Dezember 2023, 10:43:05
ja, da laufen eine Menge "Gärtner" rum
bei uns im Kleingarten ein paar Parzellen weiter hat so einer die Mirabelle der NAchbarin gekappt

also, alles pauschal bis ins unteramr-dicke Holz abgesägt, verbliebene Zweige waren Zufall

grob pyramidale Restform, immerhin

die letzte Saison totale Explosion, enorm, wie lang Jahrestriebe sein können

schade, weil das eigentlich ein vitaler, voll eingewurzelter Baum besten ALters war
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 20. Dezember 2023, 11:20:14
Am besten wärs, man könnte sich in den Kleingartenanlagen durchsetzbar darauf einigen, Bäume mit maximal mittelstarken Unterlagen zu pflanzen. Utopie, ja, ich weiss.

Kernobst überlebt wenigstens oft noch länger, aber bei Kirschen sind solche Schnitte fast immer das Ende. Auch die beobachtete Mirabelle schafft es nur, wenn sie noch kein grosser älterer Baum ist.

Auf der Obstwiese hab ich das einmal gemacht. Ein 4m-Jonagold, der überall Rindenbrand hatte und sowieso nicht schön gewachsen ist. Besenbaum, eine Säule die nur oben breit wurde (nicht mein "Verdienst", auch die Sorte nicht). Viele tote Äste. Gekappt in 2m Höhe vor zwei Jahren. Jetzt ist er eine Kopfweide und ich kann meine Schnittideen dran ausprobieren. Kommt aber sowieso raus, wenn ich ich weiss was dort nachgepflanzt wird. Jonagold ist wie die meisten Golden-Abkömmlinge eine totale Rindenbrand-Katastrophe. Da ist ausnahmsweise mal radikaler Schnitt angezeigt...

(https://forum.garten-pur.de/index.php?action=dlattach;topic=54369.0;attach=942140;image)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 20. Dezember 2023, 11:27:13
Leider wird schon vom Stadtverband oft unbrauchbares Baummaterial ausgeteilt.

Cydorian, welche Schnittideen?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 20. Dezember 2023, 11:47:51
Ausschliesslich Sommerschnitt, luftig aber trotzdem Selbstbeschattung fördern statt vermeiden, was hinsichtlich Rindenbrand wünschenswert ist. Steiles Holz bevorzugen etwa.
Die Äpfel sind ausnahmsweise zweitrangig, wandern eh in den Saft, Jonagold erzeugt bei mir fast so starke Allergiesymptome wie Golden. Schade, bis auf den fatalen Rindenbrand ist er gesund, kaum Schorf, kein Mehltau. Auch gut besonnt sind die Früchte wenig gefärbt, ist einer der ganz frühen grüngoldeneren Klone, die auch viel besser schmecken.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 20. Dezember 2023, 12:20:19
Das Selbstbeschatten ist auch hier Teil der Taktik. Die Frage ist wieviel. Sonnenbrand vermeiden und die Reife etwas verzögern, aber hier spielt dann auch Mehltau bei Jonagold mit rein.
Prinzipiell klappt das aber recht gut.
Auch so ein älterer Baum.

Vom Sommerschnitt bin ich ziemlich abgerückt. Ok, kleine Korrekturen, aber nicht viel.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 20. Dezember 2023, 19:17:47
Am besten wärs, man könnte sich in den Kleingartenanlagen durchsetzbar darauf einigen, Bäume mit maximal mittelstarken Unterlagen zu pflanzen. Utopie, ja, ich weiss.
Nach 14 Jahren hat es der Besitzer nun eingesehen und seine Frau überzeugen können. Der Discounter-Baum hat sich nun erledigt. Für 5€ oder so damals gekauft, 8 Jahre bis zum ersten Ertrag, danach nur kleine Kirschen, Aussage: nur Kern mit Haut und 3 Maden zwischendrin.

Deshalb heute umgelegt. Der Topaz rechts wird sich über etwas mehr Licht freuen. Der ist jetzt 15 Jahre, vielleicht 16. Diese Baumgröße passt.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 20. Dezember 2023, 19:23:40
Seiltechnik hat sich wieder bewährt. Viel Platz ist ja nur selten.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: dmks am 20. Dezember 2023, 20:45:31
...hatte der Discounter-Baum eigentlich eine erkennbare Veredlungsstelle? 8)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: ringelnatz am 20. Dezember 2023, 20:52:50
Zitat
Am besten wärs, man könnte sich in den Kleingartenanlagen durchsetzbar darauf einigen, Bäume mit maximal mittelstarken Unterlagen zu pflanzen.

es gibt tatsächlich die Vorgabe, hier in Berlin. (bzw. als Buschbaum oder Halbstamm verklausuliert) Problem ist nur, dass die gärtnerische Fachkenntnis fehlt, dies überhaupt beim Kauf zu erkennen. Standardmäßig wird Baumarktware gepflanzt.
Absurderweise führt auf dem Pudersand das Pflanzen schwachwüchsiger Bäume dazu, dass diese weder jemals tragen, noch lange leben, d.h. es spült eigentlich nur Geld in die Kasse von Obi.
Auf dem Sandboden braucht es auch eigentlich starkwüchsige Bäume, die Parzellen sind hier im Osten etwas größer, da ist auch Platz für 2, 3 Hochstämme (an den niedrigen Bäumen geht es sich auch so schlecht vorbei). Aber: die starkwüchsigen Kirschen werden hier auch vergewaltigt, es wird aber ohnehin ungerne Obst geerntet, da macht das nichts...

Ich finde TT Engament in seiner Anlage großartig. Das würde ich mir bei uns auch wünschen - unterm Strich kommt doch mehr vernünftiges raus, als ganz ohne Leitfäden. Die Kettensägenmassaker gibt es natürlich trotzdem...
Danke für das exemplarische Zeigen, wie man so ein Wuchsmonster einfängt - gerne bitte Follow-Ups!
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: dmks am 20. Dezember 2023, 21:02:11
Es ist ein täglicher Kampf den Gartenbesitzern beim Kauf klar zu machen daß ein Buschbaum (meist auf P.avium) nicht bedeutet daß er klein bleibt!
Schwache Unterlagen sind im berliner Sand problematisch...jedenfalls die GiSela's. Rindenkrankheiten, Gummifluss...
Bisherige Empfehlung meinerseits: Colt oder P. mahaleb.
Auch keine problemlose Lösung, aber immerhin machbar.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 20. Dezember 2023, 21:05:37
Hier auf den Schwemmlandböden ist Gisela5 passend, Colt wird schon fast zu viel.
Bei dem Kandidaten dürfte es wohl Vogelkirsche gewesen sein. Bisschen dicker wie das Edelreis.

Schnittkurs irgendwann demnächst, bin gespannt wer kommt.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 20. Dezember 2023, 21:30:42
Wenn der Platz da ist, gibts auch weniger Gründe für Sägeaktionen. Aber starkwachsende Hochstämme werden immer ein Problem sein in Kleingartengrössenordnungen. Wie sind die im Osten? 500qm? Auch da wird ein Bohnapfel (einer der besten Saftäpfel) meistens zum Problem werden. Baumobst ist da ja auch nur ein Teil, man hat auch Buschobst, Gemüse, Rasen, Hütte, Wege, den heute leider unvermeidlichen Grillplatz. Es ist eben ein Garten mit Obst und keine Obstwiese mit Garten. Ich bewirtschafte (noch, geht eh alles drauf) 4000qm Obstwiesenfläche. Wiese, Trockenmauer, Bäume, Zaunverbot, Mähverbot (irre, aber wahr), Wildschweine, Rehe, ein Biber, Obstdiebe, kräftiger Hang, kein Wasser. Ohne Hochstamm und ohne trockengeeignete Unterlagen geht da rein gar nichts. Keine Wahl in diesen Kategorien.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 22. Dezember 2023, 09:12:16
2017/2018 hatte ich mal einen Boskoop geschnitten. Der hatte einen schönen Aufbau, war eigentlich in den Griff zu bekommen.
Foto von vor 6 Jahren.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 22. Dezember 2023, 09:15:10
Der Baum heute. Mittlerweile der dritte Pächter seit 2017/2018. Vor 2 Jahren ist der Schnitt zu heftig ausgefallen, seitdem kann ich wieder ran. Das passiert die nächsten Tage.
Der Aufbau damals war aber so klar, dass das wesentliche Gerüst noch erkennbar ist, bzw auch für die Pächter erkennbar. 

Sorte Boskoop, triploid, wächst stark...
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Alva am 22. Dezember 2023, 09:35:05
Wenn man das Wachstum bremsen will, schneidet man im Sommer und ein Winterschnitt fördert das Wachstum. Oder?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 22. Dezember 2023, 09:44:24
Die beste Wuchsbremse ist viel Frucht.
Schnitt im Winter kann eine heftige Reaktion nach sich ziehen. Aber ganze Äste wegsägen zeigt weniger Reaktion als im Feinastbereich rumzuschnippeln.

Schneidet man im Sommer, kann man den Austrieb bzw Wuchs nicht mehr lenken. Und der Sommer ist lang. Im Mai den Austrieb kürzen bremst den Wuchs, im August dient der Schnitt fast nur noch der besseren Färbung der Früchte.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 22. Dezember 2023, 11:45:50
Man hat keine Früchte nach einem heftigen Rückschnitt. Dann geht erst mal alles ins Holz und die Besenreiser, Blütenknospen erst danach. Wenn man nicht nochmal ein oder zwei Jahre verlieren will und dann auf Fruchtbehang hoffen, muss man bald im Sommer reduzieren, so meine Erfahrung.

Hinzu kommt, dass im neuen Wetter der Fruchtbehang auch aus anderen Gründen einfach oft ausfällt, Stichwort frühe Blüte weil Wärme im "Winter" und dann Frost. Auch dieses Jahr wieder an den meisten Sorten. Auf unsichere Früchte zur Wachstumsberuhigung hoffe ich nicht mehr, so gern ich es täte. Meine Schere ist die sichere Lösung :-)

Starkwachsende Bäume kleinhalten geht schon, ist eigentlich kein Problem. Aber der Daueraufwand! Der ist das Problem. Es ist einfach sehr unökonomisch. Und wenn einer das nicht mehr so leistet, gehts wieder los.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 22. Dezember 2023, 12:00:21
Das beste ist man macht keinen starken Rückschnitt, dann spart man sich viele Probleme.
Der hier trägt 2025 evtl wieder, 2024 höchstens einzelne Früchte.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Snape am 25. Dezember 2023, 10:39:06
Dieser Baum steht im Garten meiner Schwester, seit 20 Jahren. Sorte unbekannt, Frucht wird Ende Sep. reif, grünlich gelb, glatte Schale.
Wird, seitdem er steht, jedes Jahr im Januar geschnitten (d.h. alles was senkrecht nach oben wächst weg), bildet dann wieder massig Schosser, trägt so gut wie nicht.
Siehe Bild.
Was wird verkehrt gemacht?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 25. Dezember 2023, 11:01:21
Der offenbar radikale Schnitt regt den Wuchs an und er treibt wieder massenhaft Schosser. Möglichkeiten in grösster Kürze formuliert:

- Sommerschnitt statt Winterschnitt. Zeitpunkt: Anfang August
- Nur 50% der Schosser rausnehmen. Der Baum hat doch Platz. Lasst ihn grösser werden.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. Dezember 2023, 11:10:57
Ihr schneidet euch den Ertrag selbst weg.
Der Baum ist überbaut. Wenn ihr oben einen Trieb wegschneidet, kommen 2 nach. Die bilden zusammen ein Schattendach oben. Dadurch sind die Äste unten im Schatten, und dann passiert das, was im Wald bei Stangenholz erwünscht ist: der Baum gibt langsam die unteren Äste auf, weil sie für ihn im Schatten keinen Nutzen bringen. Zuerst nur schwache Triebe, Blüten eher die Ausnahme, und wenn Frucht drauf hängt, haben die schwachen Triebe unten im Schatten nicht genug licht, um die Früchte zu ernähren. Weil die zusätzlich im Schatten hängen, bleiben sie auch grün und färben nicht Sortentypisch um.

Wie kommt man aus der Nummer raus? Da hilft nur das Schattendach wegsägen. Nicht einzelne Triebe mit der Schere schneiden, sondern ganze Äste raussägen.
Das gibt große Wunden, die dem Baum nicht gut tun. Macht also nur Sinn, wenn Wert auf die Frucht gelegt wird. Ansonsten müsste man oben mal 2 Jahre wachsen lassen, nur die Äste/Triebe mit der besten Position möglichst mittig. Die fangen dann auch wieder an zu tragen. Dann würden allerdings unten die Äste absterben und würden dann auch große Wunden ergeben.
Deswegen bin ich bei sowas eher für oben die großen Wunden machen und so die unteren Äste retten. Da kommt man auch eher dran zum pflücken. Und Wunden weiter oben, wo Wachstum herrscht, überwallen deutlich besser als Wunden unten, wo nichts mehr wächst.

Der Kandidat im Bild ist die Vorstufe von dem von dir gezeigten Baum. Oben zu viel und beginnendes Schattendach. Zum Glück aber unten noch junges, vitales Holz.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. Dezember 2023, 11:12:02
Oben Säge ansetzen, wenige Triebe als Saftzieher vorher rausdeuten, die weiterwachsen dürfen. Rest weg.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. Dezember 2023, 11:13:52
So nach dem ersten Schnitt, im Winter. Weil man das belaubt ohne Hebebühne oder Seilklettertechnik fast vergessen kann, weil man nichts sieht, wenn man im Baum steckt.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 25. Dezember 2023, 11:26:16
Die Ausführungen sind alle richtig, aber ich sehe das eher als pädagogisches Problem. Wer 20 Jahre lang so schneidet und dann fragt ein Verwandter nach, warum der so treibt, der wird damit kaum was anfangen können. Es ist dann schon ein Erfolg, dass der Baum nicht umgesägt wurde weil er so viel Arbeit macht. Besser wärs, der Schwester zwei ganz einfache Faustregeln an die Hand zu geben und zwei Jahre lang zusammen zu schneiden, zu helfen.

In den Praxisfällen, in denen ich gefragt wurde, brachte das die vergleichsweise nachhaltigsten Ergebnisse, auch wenn am Anfang nur teilweise Verbesserungen begonnen haben.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. Dezember 2023, 11:50:41
Kann gut sein, die Situation kenne ich nicht. Ich habe bisher die meisten Bäume selbst verstümmelt bzw den Besitzer nebendran stehend die 2 Regeln mit oben wächst und Frucht braucht Licht beigebracht.
So einfach ists dann aber auch nicht später wenn sie wieder vor dem Wald stehen. Das der noch nicht umgesägt wurde bzw die unteren Äste noch dran sind, ist tatsächlich ein Erfolg. Hier fängt es meist damit an, das welche ohne Kenntnisse der Wuchsgesetze die unteren Äste wegsägen und oben nicht dran kommen, und dann wird der Baum zu groß und 5 Jahre später ists Brennholz.

Also wie auch immer die Entscheidungen bei dem Baum ausfallen werden, snape, vielleicht kannst du das über mehrere Jahre begleitend in die Hand nehmen? Gerne hier mit Bilderserie. Ich finde das eigentlich am besten, wenn man Bäume über die Jahre begleiten kann. Ehemalige Rodekandidaten werden oft zu alten Bekannten, die dann auf einmal wieder hochzufriedene Besitzer haben. Hier in der Gartenanlage gibts ein paar solcher Fälle, und da fällt mir ein, ich könnte mal wieder danach gucken gehen. Ist eh gerade Spaziergangszeit.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 25. Dezember 2023, 12:44:52
Der steht direkt neben der Pumpe und kriegt immer genug Wasser. Kein Wunder, daß der abgeht wie Schmidt's Katze.  ;D
Ach ja, und Futter hat er auch vom Hochbeet.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Snape am 25. Dezember 2023, 13:46:03
Danke, so mache ich es, schneiden wie Cydorian sagt und nächsten Winter wieder ein Photo!
Euch noch gute Feiertage
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Snape am 25. Dezember 2023, 13:46:55
Und, Cydorian, das pädagogische Problem schätzt Du genau richtig ein  :)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 25. Dezember 2023, 14:59:33
So nach dem ersten Schnitt, im Winter. Weil man das belaubt ohne Hebebühne oder Seilklettertechnik fast vergessen kann, weil man nichts sieht, wenn man im Baum steckt.

Boahh..
Bei DEM Boden schiessen die aber!
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. Dezember 2023, 18:57:20
Danke, so mache ich es, schneiden wie Cydorian sagt und nächsten Winter wieder ein Photo!
Gute Idee. Dazu folgende Anmerkung zum Sommerschnitt: mit Schnitt im Mai (oder zwischen Stadium rosa Knospe und 5 Blatt, wenn von den Reserven auf Photosynthese umgestellt wird) kann man noch was lenken, im August ist die Wuchsperiode so weit durch, dass man da mit `heftigem´ Schnitt nur noch die Winterhärte des Baumes gefährdet, aber nicht mehr den Wuchs bremst. Noch nicht mal so richtig fürs Folgejahr. Und Schnitt im August ist für die Wundüberwallung ungefähr so schädlich wie im Januar.

@Starking: Schwemmlandboden vom Rhein. Nur Frucht bremst, möglichst viel. Lieber mal ein Jahr nur kleine Klicker und dafür den Baum mal wieder etwas geerdet. In den nächsten Tagen fallen hier die letzten Blätter, die Vegetationsperiode ist hier auch länger als anderswo. Also auch ungedüngt gibts hier bis weit in den Dezember Wachstumsschübe, die die Knospendifferenzierung behindern. Deswegen wässern wir hier auch mal zwischendrin, damit es nicht die Mineralisationsschübe zum Ende der Saison gibt. Verhindert Rindenbrand und Mehltau.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Floris am 25. Dezember 2023, 20:45:41
Schnitt im August ist für die Wundüberwallung ungefähr so schädlich wie im Januar.
Ich hocke hier immer noch mit der Ansicht, bei Gehölzen mit schlechter Wundheilung (neben Birke und Ahorn auch die meisten Obstgehölze) größere Schnitte bevorzugt im Spätsommer (August) durchzuführen (z. B. Süßkirsche nach der Ernte). Die stammt aus den Ergebnissen einer Versuchsreihe zur Wundheilung bei Gehölzen bei der BBA Braunschweig aus den 80er Jahren.

Die Grundlage für die Abkehr von diesen Ergebnissen würde ich interessieren.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. Dezember 2023, 21:04:28
Im August stellt sich der Baum um von Wachstum auf Vorbereitung auf den Winter, also einziehen. Endknospendifferenzierung usw. Also Obstbäume, die halbwegs im Hormonellen Gleichgewicht zwischen Trieb und Frucht sind, sollten im August keine neuen Blätter mehr schieben.
Wenn `die Säfte dann rückverlagert werden in die Speicherorgane´, findet an den Schnittstellen/Sägewunden zwar noch eine Einlagerung von Phenolen usw als chemische Wundabschottung statt, aber eine nennenswerte Reaktion des Kambiums bzw Massenzuwachs dessen ist auch anhand der nur noch kurzen Zeit bis zum Winter nicht mehr zu erwarten. Also Überwallen findet nicht wirklich statt, höchstens der Anfang im mm Maßstab.
Stattdessen sind die Bäume bei starkem Schnitt im August mit relativ wenig Laubmasse, warmem Boden, also aktiven Wurzeln, und oft auch Feuchtigkeit (auch wegen niedrigeren Temperaturen) konfrontiert (damit auch Stickstoffschübe bei hohen Humusgehalten), so das es nicht nur aufgrund der Panikreaktion durch den Laubverlust zu `Wachstumsschüben´ kommen kann, sondern auch durch die im Herbst wieder besseren Wuchsbedienungen zu mindestens Wachstumsrissen in der Rinde kommt, welche im Herbst ein ideales Einfallstor für Rindenkrankheiten wie zB Diplodia sind.

Hier im Oberrheingraben ist oft sogar noch so warm, das man zwischen August und Oktober durchaus noch von 8 oder 10 Wochen aktive Vegetation sprechen kann. Sauerkirsche mit Schnitt Mitte August macht so noch kurze, etwa 10-15cm lange Triebe als Panikreaktion, welche natürlich erfrieren, weil sie nicht ausreichend verholzt sind. Oder sie erfrieren nicht in milden Wintern, liefern dafür aber die grüne Brücke für Krankheiten bzw Schädlinge.
In eher D-durchschnittlichen Klimazonen sollte man da langsam mal drauf achten, was so sonnige und warme Herbste usw für Folgen nach sich ziehen. Rindenbrand usw ist ja längst nicht mehr auf die Gunststandorte beschränkt.

Das war in den 80er Jahren anders, klar. Und auch Obstbäume reagieren anders als Waldbäume.
Also die Ergebnisse von 1980 sind es durchaus wert mit aktuellen Erfahrungen angereichert zu werden und neu zu denken.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. Dezember 2023, 21:15:30
Wenn man jetzt nicht ganz so detailliert drüber nachdenken möchte, die Erwerbsbauern schwenken bei empfindlichen Kulturen wie Aprikose auf Schnitt im Stadium rosa Knospe usw um, also wenn der Saft gestiegen ist, dass der Winterwuchsbooster schon fast weg ist, der Blütenansatz auch mit verbundenen Augen erkennbar ist, und so können sie noch den Wuchs für das Jahr lenken, nicht erst fürs nächste, wie das im August der Fall wäre.
Und beim Formobstschnitt, da ist man beim 7ten oder 8ten Blatt vom Neutrieb dabei, um auf 5 einzukürzen. Zumindest früher.

Ich wünschte mir es würde wieder öfters gespielt oder probiert werden. Natürlich immer aufgrund der Erkenntnisse der letzten 40 oder 50 Jahre, und da haben wir sehr viel über Baumphysiologie lernen dürfen. Und das sollten wir in die Praxis übersetzen, in jedem Garten oder Wiese etwas anders.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 25. Dezember 2023, 22:12:00
"Schwemmlandboden vom Rhein"

Da wäre die Brutalmethode verlockend: Spatenstich rundum......
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 25. Dezember 2023, 22:38:21
Wurzelschnitt habe ich mir für die Spindelreihe tatsächlich schon überlegt weil ich hier das Problem mit den nicht zum Abschluss kommenden Endknospen habe. Austrieb im Oktober ist keine Seltenheit.
Aktuell habe ich aber die dadurch bedingte Mehltauproblematik durch den Klickschnitt bzw Zapfenschnitt nach Peter Matha im Griff. Was weg geschnitten ist, kann im nächsten Jahr nicht mehr infizieren. Wie stark die Blütenknospenqualität darunter leidet, naja, ichs machs auch nur als Hobby.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 26. Dezember 2023, 06:49:33
Ich hab auch schon Stämme gedrosselt mittels Drahtschlinge,
aber uffbasse, die wächst schnell ein!
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 26. Dezember 2023, 11:32:10
Das mache ich nicht mehr, es bringt nichts. Erinnert mich aber daran, mal wieder die Hohlschnüre und Rolladengurte und andere Baumanbinder zu kontrollieren.

Nochmal zurück zu den Wunden. Im Bild der Baum wurde mal gepflanzt und vergessen, den Schlitzast beim Pflanzschnitt zu entfernen. Meist der obere Seitentrieb, weil die Baumschulen nicht die ersten 2 Augen blenden unter dem Anschnitt. Erkennt man am steilen Winkel und an der kleinen Wulst/Linie zwischen Mittel-und Seitentrieb.
Hat lange gehalten, irgendwann dann doch nicht mehr. Ausgeschlitzt. Weg.

Der Vorteil bei solchen Wunden: es bleibt kein Totholzkeil im Stamm. Der wird bevorzugt von Pilzen besiedelt. Wenn es den nicht gibt, überträgt sich der Pilz von dort auch nicht ins lebende Gewebe.

Wenn ich im einjährigen Holz schneide, lasse ich (bei meinen Bäumen) oft einen 5-10mm oder mehr Zapfen über dem letzten Auge stehen. So werden die Leitungsbahnen auf der Rückseite der Knospe nicht beschädigt. Der kleine Zapfen trocknet über das Jahr ein, der Zuwachs auf den kompletten 360° umschnürt ihn. Im Jahr drauf wird der Zapfen weggeschnitten, und die Überwallung startet zuverlässig von allen Seiten. Ohne das `auf der Rückseite vom Trieb mag das Kambium nicht richtig durchstarten´. Sonst sieht man ja oft das Wunden eher nur einseitig überwallt werden.
Und wenn der Zapfen lange genug war, gibts auch keinen Totholzkeil.

Bei kleinen Bäumen ist das kein nennenswerter Mehraufwand. Dafür kann man sicher sein, das die Knospen auch kommen und nicht vertrocknen oder sonstwie stocken.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 26. Dezember 2023, 12:45:22
Und zum Geradebinden kann man Zapfen auch brauchen!
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 26. Dezember 2023, 12:49:44
Stimmt. Und irgendwann ist man dann nur noch am verkünsteln.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 26. Dezember 2023, 14:25:06
Wenn man einen Spaziergang macht und noch Obstbäume sieht, merkt man dass Umkehraugen-Verfahren, verzögerter Zapfenschnitt und andere super Ideen weniger das Thema sind, sondern das Problem die 99,9% sind, wo gar nichts oder Katastrophen laufen. Das soll keineswegs gegen die Lust am experimentieren gesagt sein, sondern nur die Probleme in der Realität beschreibend quantifizieren.

Noch zum Sommerschnitt, weil kritisiert wurde dass die Schnittflächen nicht mehr zuwachsen: In der Praxis sieht man, dass dort trotzdem wenig negatives passiert. Das ist auch begründbar, denn baumeigene Abwehrmechanismen zum Schutz vor Fäulniserregern und Pilzen werden im Sommer schnell aktiviert. Auch das schnellere abtrocknen statt ausbluten sorgt für weniger Fäulnisbildungspforten.

Es gibt nur zwei Zeitpunkte, wo man es auf jeden Fall lassen sollte. Beim Laubfall und beim Austrieb.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 26. Dezember 2023, 21:33:52
50% sollten überhaupt mal irgendein Werkzeug in die Hand nehmen. 30% sollten es vernünftig benutzen. 10% kann man machen lassen, die anderen 10% kann man noch abholen.

Wenn es nach mir ginge würde ich große Teile der Gartenanlage mit dem Radlader oder Napalm behandeln. Hilft aber dem Nachwuchs nicht, deshalb konzentriere ich mich auf die 20%.

PS: Als Pflanzenschützer muss ich sagen, es gibt viele Stadien von Austrieb: Saftmobilisierung (Rindenlösen), Knospenschwellen, Knospenaufplatzen, Mausohrstadium, Rosa Knospe, Beginn Blüte, Vollblüte, abgehende Blüte, erstes entwickeltes Laubblatt, zweites, drittes usw. Ab wann ist der Austrieb fertig? Gelten beim Kernobst auch die Internodienabstände wie bei den Trauben?
Sommerschnitt ist so allgemein, das kann toll oder genau das Gegenteil davon sein, 6 Monate Vegetationszeit ist nun mal nicht ein einzelnes Stadium. Also im Mai kann Sommerschnitt sein, da pflanzt man Tomaten, oder August kann Sommerschnitt sein, da erntet man die.

Es gibt de facto kein Sommerschnitt, sondern viele. Welcher macht physiologisch für den Baum Sinn?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 26. Dezember 2023, 22:02:03
Komplexe und teilweise immer noch unverstandene Systeme beherrschen wollen geht nicht, indem ein Algorithmus entwickelt wird, mit allen greifbaren Parametern startet und ein Datum ausgibt. Das verheddert sich in der eigenen Komplexität und der endlosen Unvollständigkeit.

Es bleibt der handwerkliche Ansatz: Erfahrung, Beobachtung, Richtwerte. Die 80%-Lösung ist dann das Beste, was in der Praxis zu erzielen ist.. Und beim Sommerschnitt heisst das für die Äpfel, um die es im Thread geht: In der Regel Anfang August. Es sind oft weniger Andersmeinungen, sondern ganz komische, menschliche Eigenschaften, die das behindern. So haben viele Leute eine viel höhere Schwelle, in der Sommersonne schöne, grün belaubte Zweige zu schneiden statt an einem trüben Januartag laublose, kahle Bäume.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Secret Garden am 26. Dezember 2023, 22:19:52
Als Baumschnittanfänger tue ich mich sehr schwer, einen voll belaubten Baum überhaupt zu beurteilen. Ohne die vielen Blätter sieht man die Struktur des Baumes einfach besser. (Ich meine Bäume, keine Minidinger.)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 26. Dezember 2023, 22:28:33
Die Schosser reduzieren, um die es im Sommer geht, die sieht man schon. Grossartige neue Konstrukte des Kronenaufbaus müssen im Sommer nicht sein.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Felcofan am 26. Dezember 2023, 22:50:47
wie wär es denn, jetzt in der laublosen Krone Äste zu markieren, irgendwas markantes, Flatterband oä, und die dann zum günstigeren Zeitpunkt im Sommer zu entnehmen?

mir ist klar, dass damit nicht alle SAchen erwischt werden, manches ergibt sich erst beim Schneiden, aber anscheinend überwiegend hier sehr eindeutig die Vorteile eines Sommerschnitts

Problem mit großer belaubter Krone kann ich bestens nachvollziehen, unbedingt anfangen, dokumentieren, einfache Fotos, auch vom Schnittgut

*drückt die Daumen* lieber Gruß und gutes Gelingen
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Secret Garden am 26. Dezember 2023, 23:29:25
Danke :D
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 27. Dezember 2023, 06:36:55
Mir - mit großer Erfahrung, ist das Laub egal.
Meine absolute Priorität ist der Aufwand.
Also ernten bei angenehmen Temperaturen, trocken, und dann gleich Schnitt.
Ein zweites mal stelle ich keine Leiter an.
Ausser mir ist grad danach, was aber selten vorkommt.........
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 27. Dezember 2023, 10:52:29
Bei Kirschen, ja. Bei frühen Sommeräpfeln auch. Aber die späten Sorten würde ich nicht im Herbst bei der Ernte schneiden.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 28. Dezember 2023, 14:22:40
Ich versuche möglichst ohne Leiter auszukommen.
Mit der Zeit kann man auch mit der 4m Teleskopsäge halbwegs sauber arbeiten. Mit der Teleskopschere ists kein Problem.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 28. Dezember 2023, 15:21:23
Bei diesen Kopfweidenbäumen hab ich Riesenprobleme mit den Telekopfschnittgeräten. Da komm ich nicht durch. Da hilft nur Leiter. Was hier, wo Obstbäume selten auf ebener Fläche wachsen auch wieder ein Problem für sich ist.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 28. Dezember 2023, 17:07:14
Quirlholz macht selten Sinn stehen gelassen zu werden. Wenn die Äste/Triebe frei sind, flutscht es.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 28. Dezember 2023, 17:52:37
Quirlholz ist nie das Problem. Das kriegt man mit Telekopwerkzeug immer weg, wenn man will, es soll aber gar nicht ganz weg. Darauf stehen Fruchtspieße, Fruchtkuchen, Blätter und Blüten. Ausschliesslich Obst von Fruchtruten zuzulassen, ist mir zu viel Arbeit. Sich mit sowas abzumühen, um alle zu entfernen mache ich nicht. Vermindern am Altholz wenn nötig, aber nicht alles weg.

Ich meine vielmehr die Wasserschosser, die kopfweidenartig aus starken Ästen spriessen, die jemand abgesägt hat. Siehe Bilder oben. Diese Langtriebe werden auch nicht alle geschnitten, erstens um weitere Wachstumsanregung zu bremsen, zweitens weil einige dieser Triebe zur Verjüngung und zur Asterweiterung genutzt werden. Das ist mit Telekopwerkzeug schwierig bis mühsam, weil sie dicht stehen, man muss immer von aussen ran.

Ach, das in Worten zu beschreiben ist beschwerlich. Schnitt ist Praxis, vor dem Baum stehen, zeigen, machen. All die schriftlichen Anleitungen helfen ja auch wenig, wie schon weiter oben bemerkt. Ich glaube, es gibt mehr Leute die schlaue Schnittanweisungen schreiben wie Leute, die tatsächlich wenigstens jährlich einen Baum gut geschnitten haben.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 28. Dezember 2023, 18:09:37
Die Farge ist schon was gut geschnitten überhaupt ist. Jeder definiert das ja anders.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 28. Dezember 2023, 18:22:17
Bin simpel gestrickt, mir reichen schon die zwei wichtigsten Punkte:

- Baum bleibt möglichst lange vital, gesund, stabil
- Begünstigt gute Ernte bei guter Qualität.

Schafft Schnitt das, ist er gut. Weitere Punkte und Details auf den folgenden 534 Seiten :-)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 28. Dezember 2023, 20:16:22
Dazu käme bei mir: Beansprucht nur minimal Zeit.

Wasserschosser zeigen immer Fehler an, was durchaus auch der Boden sein kann.
Was sich kaum einer traut, ist die zu knicken oder zu verdrehen.
Geht auch mit dem Reißhaken, aber dazu muß man schon etwas abgebrüht sein.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 28. Dezember 2023, 21:11:44
Für einen kleine Spindel brauche ich je nach Erziehung zwischen 1 und 10 Minuten. Einen schönen Schattenbaum gibts davon aber nicht. Und Wasserschosser nehmen bei den größeren Bäumen wieder zu, also vor allem dort wo nachlässig gewässert wird.

Reißhaken, gibts Tips zum Selbstbau, wenn die auch Stabil sein sollen? 
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 28. Dezember 2023, 22:11:04
Die gibt es hier ab und an auf den Flohmärkten für paar Euro,
die waren früher zur Hopfenernte nötig.
Alternativ eine Erntesichel, die haben ein rel. dickes Blatt und oft auch Zacken, sind inzwischen selten.
Ich schau mal im Keller......
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Orendarcil am 10. Januar 2024, 15:10:17
Hi zusammen,
ich weiß, es ist noch nicht so weit mit Obstbaum schneiden, aber ich würd gern schon mal nachfragen wie ich die Zwetschge Moni nun am Besten weiter schneide.
Sie ist ganz schön geschossen in diesem Jahr (letztes Jahr im März gepflanzt), einen Konkurrenten zum Mitteltrieb habe ich schon mal im Laufe des Jahres etwas runtergebunden. Vor der Pflanzung wurde er noch geschnitten, Bilder dazu kann ich bei Bedarf noch zeigen.
Soweit ich mich entsinne wollen Zwetschgen nicht so viel geschnitten werden, aber ich denke die Mitte müsste gekürzt werden und wohl auch ein paar Seitenäste.
Bei den vielen kleinen Ästen aus dem Mitteltrieb bin ich mir nicht ganz sicher ob stehenlassen oder einige entfernen besser ist.

Vielen Dank für euren Rat!
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Orendarcil am 10. Januar 2024, 15:11:36
Noch ein Bild
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Orendarcil am 10. Januar 2024, 15:13:11
Noch ein drittes:
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: ringelnatz am 10. Januar 2024, 19:33:31
auf welcher Unterlage ist der Baum veredelt? Ich vermute eher starkwachsend?
wenn dem so ist, dann ist die Frage, wo du die Krone haben willst.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 10. Januar 2024, 20:03:00
- Mitteltrieb und obere Verzweigung einkürzen. Holz bis 5cm oberhalb der oberen Verzweigung stehen lassen.
- Bisschen viel Seitenäste, aber da sie nicht steil angesetzt sind, würde ich nur zwei rausnehmen, die bereits überbaut sind. keine Seitenäste kürzen. Wenn, dann ganz weg.
- die senkrecht stehenden Triebe an den Seitenästen weg. Zapfen stehen lassen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 10. Januar 2024, 20:45:39
Wenn eine junge Zwetschge stark ins Wachsen kommt,
kann das Tragen dauern......
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 10. Januar 2024, 21:24:52
Besser so wie von Zweigmoniliia aufgefressen und verkümmert.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Orendarcil am 10. Januar 2024, 21:39:15
Hi,

Danke für eure Rückmeldungen!
Die Moni wird stets auf hypersensibler Unterlage (‘Dospina® 235’) gepflanzt. Laut Obstzentrum ist das eine mittelstarke Unterlage, von ihnen angegebene übliche Größe ist 3-4m hoch und 2-3m breit.

@cydorian: nur um sicher zu gehen, welche zwei Seitenäste würdest du rausnehmen? Der Dicke rechts und links (2te und 3te von unten) oder welche genau?
Wenn ich den Mitteltrieb nur bis 5cm vor der oberen hohen Verzweigung einkürze, wird die pyramidalform dann nicht zu steil, weil die anderen Seitenäste noch (höhenmäßig) so weit unten sind?

@ringelnatz: die Krone kann gerne unten bleiben, als Buschbaum ist sie eigentlich vorgesehen.




Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 10. Januar 2024, 22:40:58
Wenn du einen niedrigen Baum willst, kannst du den Mitteltrieb auch stärker zurückschneiden. Das wird dann dort und an anderer Stelle halt später mehr Schnittarbeit geben. So ganz handlich klein kann man Zwetschgen nicht halten.

Nimm die Seitenäste weg, die am stärksten überbaut sind. Das ist auf den Fotos nicht gut zu sehen. Überbaut heisst, dass da schon ein längerer Ast drüber ist und den kleineren tiefer angesetzten Ast beschattet.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 11. Januar 2024, 04:49:55
Mitteltrieb 5cm über Holzpfahl abschneiden. Seitentriebe eine Scherenlänge in Saftwaage schneiden.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: hobab am 11. Januar 2024, 07:01:24
Das wäre auch mein erster Reflex, aber Cydorian - was du sagst finde ich sehr überzeugend. Ein Grund den Mitteltrieb tiefer zu setzen, wäre für mich die lange Strecke ohne Seitenäste, nach dem Bündel unten.
Meinst du die spielt nachher keine Rolle, wenn der Baum größer wird (das abzuschätzen fällt mir nicht leicht), oder könnten sich noch nachträglich Äste bilden (würd mich etwas wundern, aber junge Pflaume schneide ich kaum mal)?

Weiter oben hattet ihr es mit dem Reisshaken - wofür setzt ihr den ein, der ist doch eigentlich zum Markieren? Ich hatte gehofft es gäbe was um Wassertriebe leichter zu reißen (jetzt nicht bei Prunus), aber das war wohl nicht das Ziel.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 11. Januar 2024, 07:34:30
Nach dem Schnitt treibt der Mitteltrieb ja nicht nur eine Verlängerung, da kommen auch wieder Seitentriebe, es soll ja auch nicht zu dicht werden.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: hobab am 11. Januar 2024, 07:38:34
Ja, aber meistens oben. Das lange Stück ohne - vielleicht.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 11. Januar 2024, 07:41:46
Du brauchst ja nur die Wachstumsgesetze beachten, dann klappt das auch.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 11. Januar 2024, 12:32:47
Saftwaage ist aber kein Wachstumsgesetz. Die gibt es schlicht nicht.

Trick bei Zwetschgen für frühen Ertrag: lange anschneiden, nicht kurz.
Ich kann den Mitteltrieb nicht richtig einschätzen. Ist der komplett einjährig oder erst ab den beiden kurzen Trieben oben?

Ansonsten, den runtergebundenen Ast würde ich entfernen, der ist zu dick, wird immer Konkurrenz bleiben. Unterhalb vom Kokosstrick den Ast auch, der ist zu tief.

Im Bild eine Zwetschge lang geschnitten, wird auch um die 4m hoch werden. Kurzes Fruchtholz für gute Erträge war das ziel. Man könnte noch ein paar ganze Äste rausnehmen zwecks besserer Belichtung, aber die bleiben absichtlich drin weil so viel Schatten ists auch nicht und die Geschichte mit Sonnenbrand und Co wird ja auch nicht besser.

Gepflanzt wurde die als einjähriger Baum, damit hat man nicht das Problem hat, dass die Stammverlängerung verkahlt und unproduktiv bleibt.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 11. Januar 2024, 13:43:56
Nur zur Erinnerung, weil da immer wieder Konfusion herrscht:
Langer = starker Anschnitt, es wird viel weggeschnitten. Das am Baum bleibende Holz wird kürzer.
Kurzer = schwacher Anschnitt, es wird wenig weggeschnitten. Das am Baum bleibende Holz bleibt länger :-)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 11. Januar 2024, 13:49:47
Bei mir ist kurzer Anschnitt es bleibt nur kurzes stehen, als Folge gibts wenige, starke Austriebe. Macht man das bei dem Mitteltrieb, kann es sein, das man hinterher alle neuen Seitenäste wieder wegschneiden muss, weil es Schlitztriebe sind.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 11. Januar 2024, 14:10:46
Deswegen hätte ich die obere Verzweigung nur zurückgeschnitten, aber nicht ganz entfernt.
Spitz angesetzte Seitenäste sind nicht nur dem Schnitt geschuldet. Manche Sorten sind da sortenbedingt notorisch, Hanita etwa.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 11. Januar 2024, 14:19:51
Der kam aus einem schlafenden Auge, ist Konkurrenz und bleibt Konkurrenz weil viel zu dick. Da würde ich nicht mal versuchen über einen Zapfen schwachen Wuchs reinzubringen.

Und der Mitteltreib, falls der Zweihjährig ist unten, evtl einer von den beiden Seitentrieben als neue Mitte nehmen. Also senkrecht binden und alles darüber weg, bis auf den stillgelegten Zapfen darüber zum anknoten. Evtl kommen ja ein paar Triebe aus dem alten Holz, das der Teil besser garniert ist.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 11. Januar 2024, 14:27:25
Das mit der nichtvorhandenen Saftwaage hatten mir schon besprochen, ist aber für die notwendige Form des Schnittes besser verständlich.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: dmks am 11. Januar 2024, 14:38:01
Ohne dort nachzulesen:
Die 'Saftwaage' hat ja nichts mit dem Gerät zu tun, sondern wird beim Obstschnitt im Sinne von gleicher Höhe, 'in Waage' bzw. einen gleichmäßigen Austrieb erhaltend verwendet.
Und ja, es ist ein verständlicher Ausdruck.

Nachtrag:  Die Meinungen für und wieder halten sich vermutlich die Waage! ;D
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 11. Januar 2024, 15:10:16
Man erreicht damit halt nicht einen gleichmäßigen Baum, der sich in der `waage´ befindet. Steiles und dickes Holz wird immer stärker wachsen, und wenn man das wegen der Saftwaage immer wegschneiden muss, kann man auch fast schon den finalen Pflegeschnitt 10cm überm Boden machen. der ist auch leicht verständlich.

Also Tatsache ist, die Saftwaage widerspricht dem Wuchsgesetz mit viel wegschneiden starker Austrieb/wenig wegschneiden, schwacher Austrieb. Das ist auch der Grund, warum man in der Praxis keine Erfolge mit beachten der Saftwaage beobachten kann.

Ich denke wer Wert auf symmetrische Bäume legt, kommt nicht umhin, weniger einfach verständliche Begriffe zu lernen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Orendarcil am 11. Januar 2024, 16:08:15
Huhu, 

Vielen Dank für eure Antworten und den Input! Man lernt immer was dazu  :D

@thuja: ich glaub der Baum war zweijährig, als ich ihn bekommen habe. Das war Frühjahr letztes Jahr, wurzelnackt.
Beim Mitteltrieb ist ab dem runtergebundenen Konkurrenztrieb alles obere neu gewachsen. Also der Gerade Trieb mit seinen zwei Abzweigungen.
Das der Konkurrenztrieb wahrscheinlich weg muss hab ich mir schon gedacht. Du hast sicher recht, dass er trotz runterbindens sich schlecht bremsen lässt. Den untersten (unter dem Kokosstrick) wegzunehmen ist wohl auch sinnvoll, da er zu schwach erscheint. War nur leider der einzige Seitenast in die Richtung, aber das regelt sich auch im Laufe der Zeit :)
Dein Zwetschgen Bäumchen auf dem Bild sieht toll aus!

Da der Baum nach dem Pflanzen, eventuell auch durch den ersten Schnitt stark getrieben hat, bin ich mir noch nicht ganz sicher wie weit ich den zurücknehmen soll, da ja schon verschiedene Meinungen kamen. Am Ende hat sicher alles seine Berechtigung und ich muss mir von den Vorschlägen nur was aussuchen. Ich hab nochmal am Handy mit meinen dicken Fingern gekennzeichnet wie lang die Triebe so sind, denn mit den Büschen und Bäumen im Hintergrund sieht man es wirklich teilweise schlecht.
Vielleicht hilft es was? :)
Mit Zwetschgen hab ich bisher noch keine Erfahrung.
Mir ist es wichtig dass er ganz gut gewachsen aussieht (wenn er etwas älter ist) und gesund ist. Da wir nur zu zweit die Früchte essen, brauchen wir keinen höchstmöglichen Fruchtertrag, auch wenn viele gute Früchte am Ende natürlich toll sind (Abnehmer finden sich bestimmt  ;D)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 11. Januar 2024, 16:22:30
Wenn er so schön schiebt würde ich alle Triebe nur um ein kleines Stückchen einkürzen. Den Mitteltrieb rund 2/3 bis 3/4 stehen lassen, damit viele kurze Triebe kommen, die schnell Blüten ansetzen. Daraus kann man dann weitere Äste in die Richtung machen. Für eine Baumform mit 4-5 Leitästen war es das falsche Ausgangsmaterial, da wurde in der Baumschule schon festgelegt, das es eine Spindel werden soll.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 11. Januar 2024, 16:32:16
Schau auch mal hier rein: https://www.youtube.com/watch?v=d7RY8_12a1E
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 11. Januar 2024, 16:38:10
Da der Baum nach dem Pflanzen, eventuell auch durch den ersten Schnitt stark getrieben hat

Dass in vielen Gegenden Mitteleuropas gutes Wachstumswetter war, hat dazu beigetragen, z.B. Bodenfeuchte vorhanden, keine Hitzeextreme.

Zitat
brauchen wir keinen höchstmöglichen Fruchtertrag

Unser Nachbar hat zwei Apfelbäume umgesägt, weil er "nicht so viel Obst braucht". Dann hoffe ich mal, dass die Wälder nicht umgesägt werden, weil wir ja die vielen Blätter, Eicheln, Ästchen nicht brauchen, die im Herbst runterfallen. Man kann es aber überleben, wenn etwas runterfällt, das man nicht komplett verwertet :-)

Beim Steinobst kannst du beruhigt sein: Ich hab seit 2017 nichts mehr geerntet trotz vieler Bäume. Das geht Vielen so ausserhalb der Gunstlagen. Vorher tonnenweise. Die Zeiten sind einfach vorbei. Sehr früher Austrieb im Jahr als neue Regel, Blüte, wieder Nachtfrost -> Ende. Oder Totalschaden Kirschessigfliege, trifft alle Sorten ab mittlere Reifezeit. Abgestochen, angefault. Oder wie 2023 den wetterbedingt stärksten Halswelkebefall aller Zeiten, sogar an Mirabellen, betraf alles was noch hing. Oder Extrembefall andere tierische Schädlinge (Sägewespe, Wickler, 2022 der schlimmste Pflaumenblattlausbefall sofort beim Austrieb mit Blattverlust...). In einem Jahr sind sie geplatzt: Zwei Monate ohne Regen, dann Gewitter mit Starkregen. Kleine Spässe wie Waschbären, die hochklettern und abernten fallen da schon nicht mehr ins Gewicht.

Deshalb würde ich eher zu mittleren statt kleinen Bäumen raten, die bei Normalbehang 500% des eigenen Bedarfs hätten. Hat man Glück, kriegt man noch 5%. Dospina ist eine gute Unterlage für diese Mittelgrösse. Der Schnitt sollte das zulassen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Orendarcil am 11. Januar 2024, 16:47:52
@thuja: Spindel ist auch ok und kann gut aussehen.
Am Besten binde ich dann die Seitentriebe nach dem leichten Einkürzen ein bisschen waagerechter, damit die nicht mehr so stark in die Höhe schieben, oder?
Den untersten rechten muss ich wohl auch etwas mehr kürzen, der ist schon höher als die Mitteltrieb-Verzweigung.
Das Video schau ich mir heut Abend mal an! Danke!

@cydorian:
Zum Glück ist es hier oben in Hamburg mit der KEF noch nicht sooo schlimm, ich konnte sogar bis Ende Juli komplett Madenfreie Himbeeren ernten. Dennoch ist sie da, ich hoffe sie hält sich aber noch weiter in Grenzen.
Leider haben unsere Nachbarn jetzt ne Wildkirsche an die Grenze gepflanzt…. Ich hoffe noch auf dessen Eingehen im Laufe der Zeit, einen Waldbaum und KEF Schleuder direkt neben unserem kleinen Garten kann ich nicht gebrauchen :/
Bevor ich einen Baum aber wegen zu viel Früchte umsäge, leg ich die lieber an die Straße zum mitnehmen. Bisher hat da noch alles einen Abnehmer gefunden (meist in rasender Geschwindigkeit xD).

Danke noch mal für die tollen Tipps, jetzt bin ich schon wieder etwas sicherer was ich dann zur gegebenen Zeit mache, noch ist ja etwas Zeit.

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 11. Januar 2024, 22:19:48
Ich zieh das mal vom Rasenmäherstrang hier rüber.
Vorgestern habe ich in einem anderen Garten Abschlussgemäht.

Mit dem Linienlaser :-) ?
Schöne Bäume. Bloss die Kirsche links ist zu arbeitsintensiv.
Welches Mähgerät hat der Besitzer?
Letztes Wochenende sind wir die Burlat zu zweit angegangen. Einer schneidet, der andere räumt weg usw.
Bild vorher.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 11. Januar 2024, 22:22:08
Eine Stunde für grobes mit der Handsäge raus, kurze Pause und wieder anschauen, noch eine knappe Stunde für das Feingeäst mit der Schneidgiraffe.
Also 2h mit 2 Personen + 5 Minuten Kettensäge für einen kleinen Schubkarren Grillholz.

Ja, definitiv zu viel Aufwand, aber der Baum war schon mal schlimmer.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: ringelnatz am 11. Januar 2024, 22:28:23
sieht gut aus - trotzdem blöde Frage: wäre das notwendig gewesen?
Was war das Ziel?
Bessere Belichtung, Wuchs anregen?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 11. Januar 2024, 22:33:37
Aus Obstbaulicher Sicht mehr Licht ins innere, wenige niedrige/innere Äste waren schon abgestoßen/tot plus Moniliabefall.
Aus menschlicher Sicht Baum ist so hoch, da oben fressen eh nur die Papageien.
Also wie immer ein Kompromiss.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 11. Januar 2024, 22:35:06
Für Burlat nicht :-) Am meisten interessiert mich das Kunststück, wie man bei dieser Frühsorte was ernten kann, bevor die Vögel ernten. Für ein Netz wird der Baum schon zu gross. Die stehenden Triebe oben verheissen viel neue Schnittarbeit in der nächsten Saison.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 11. Januar 2024, 22:50:15
sieht gut aus - trotzdem blöde Frage:


Blöde Frage - blöde Antwort !
Jeder machts anders und keiner weiß warum aber alle machen mit !?  ;D
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 11. Januar 2024, 22:51:10
Na Nase, wenn man Bäume verstümmelt, sollte man es auch begründen können.
Nächstes Jahr wird der wieder geschnitten, klar. Burlat auf starker Unterlage ist bis zu 2 Wochen später als auf schwachen Bäumen. Also die Amseln haben bis dahin schon viel anderswo entdeckt und machen erst das leer. So bleibt vom Baum noch einiges übrig, ich denke nur etwa 80% der Ernte sind verloren. Zu den Vögeln kommen ja auch die Maden.
Tauben sind übrigens auch sehr fleißig.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 11. Januar 2024, 23:02:00
thuja, jeder verstümmelt aber keiner hat eine ethike Begründung, dafür unnütze Meinungen, welche niemanden interessieren und alle was anderes erzählen. :P
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: dmks am 11. Januar 2024, 23:04:57
Es gibt halt immer verschiedene Möglichkeiten. Darüber zu reden ist gut. Und dafür ist dieses Forum ja auch da! ;)
Wer sich aber selbst für den 'Nabel der Welt' hält oder nicht mal zuhört wie andere an den selben Lösungen arbeiten - begeht einen grundlegenden Fehler! 8)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 11. Januar 2024, 23:11:49
Klar, jetzt wird es aber philosophisch mit Eigentor. Wenn jeder was anderes erzählt, gibt es auch keine Lösung wenn alle zuhören. Jeder in der Welt hat einen Nabel ! 8)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 11. Januar 2024, 23:25:14
Ich stelle die Bilder hier ein, um Fragen zu klären. Cydorian hat das verstanden. Obs hilft, keine Ahnung, vielleicht ja auch jemand anderem.
Wenn die Chance besteht, sollte mans probieren. Habe vorhin Bilder von dem Nachbargarten geschickt bekommen. Da wurde wohl einer gefragt, ob er mal aushelfen könne mit Bäume schneiden. In der Schweiz gibts eine schöne Rechenhilfe, um die Sachwerte von Baumfrevlern besser quantifizieren zu können. Ich denke da kommen gute 5000€ Schaden zusammen, an 4 Bäumen. An die Khaki (Unterlage durchgetrieben, Edelsortebaum abgestorben) sind sie nicht rangekommen, die war zu hoch fürs Werkzeug.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Bursche am 12. Januar 2024, 00:01:23
Für eine Baumform mit 4-5 Leitästen war es das falsche Ausgangsmaterial, da wurde in der Baumschule schon festgelegt, das es eine Spindel werden soll.

Mit so Unformen wie er jetzt ist, habe ich bei Birnen schon schlechte Erfahrungen gemacht. Die sind dann nicht mehr im Gleichgewicht, der untere Bereich wächst nicht stark genug um die Stammverlängerung einzuholen sondern verzweigt eher. Und die Stammverlängerung macht auch keine gescheite neue Astpartie. Der Versuch das durch kommplette Entfernung aller Zweige zu reparieren ist bei mir insofern auch gescheitert, dass sich wieder an den alten Stellen austriebe gebildet haben, also wieder nicht im Gleichgewicht.

Was die Saftwaage betrifft, ich glaube durchaus daran. Der Öschbergschnitt ist eigentlich Saftwaage-Extrem, der Mitteltrieb soll dort nicht bis nur minimal bevorzugt werden. Dass kuzgeschnitte Zweige/Äste tendenziell stärker wachsen stimmt zwar, aber das Stärker macht den stärkeren Rückschnitt in der Regel nicht wett. Aber klar, wenn der bleistiftdicke Ast gegen den armdicken antreten soll, ist es schon zu spät.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 12. Januar 2024, 00:09:41
Hast du ein Foto von der Birne? Die sind manchmal etwas eigen.

Saftwaage:
Zitat
Saftwaage: Das Prinzip des Schneidens auf Saftwaage besagt, dass gleichrangige Äste, z.B. die Leittriebe, auf Knospen in gleicher Höhe zurückgeschnitten werden müssen, damit sie gleichmäßig mit den im Zellsaft gelösten Nährstoffen versorgt werden und dementsprechend möglichst gleichförmig wachsen.
wenn der untere Ast beim Pflanzschnitt 15cm tiefer aus dem Stamm kommt als der obere, wird der untere 10cm länger bleiben und der obere, meist kräftigere Trieb, kürzer geschnitten werden.
Das Gesetz mit dem starken und schwachen Rückschnitt im einjährigen Holz führt dann zu welcher Reaktion?
Genau, die beiden Äste werden am Ende vom Jahr nicht gleichmäßig gewachsen sein. Die Saftwaage funktioniert also nicht. Kann man an fast jedem Baum, der auf Saftwaage geschnitten wurde, beobachten. Es ist ein Hirngespinst aus vergangenen Zeiten, als man noch Wunden in Bäumen mit Beton ausgegossen hat.

Halbwegs gleichhohe, mehrjährige Leitäste usw haben mit Saftwaage nichts zu tun, und die bekommt man auch nicht mit Schnitt auf Saftwaage.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 12. Januar 2024, 00:37:00
Ich wage ja nicht zu widersprechen. :P  Es will aber jeder seine Meinung kund tun, obwohl es viele unbedachte Variable gibt. Nicht alles ist verallgemeinbar und jeder Baum wächst auch auf verschiedenen Standorten anders.
Saft oder Waage, ist hier die Frage, die keiner habe ! ;D
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Bursche am 12. Januar 2024, 00:42:39
Von der Birne müsste ich erst ein Bild machen.

Das Gesetz mit dem starken und schwachen Rückschnitt im einjährigen Holz führt dann zu welcher Reaktion?
Genau, die beiden Äste werden am Ende vom Jahr nicht gleichmäßig gewachsen sein. Die Saftwaage funktioniert also nicht.

Das Argument ist etwas verkürzt, die Waage heißt ja nicht, dass dann alle automatisch gleich lang bleiben. Natürlich wird der stärkere Ast (bei ursprünglich längerer Länge sowieso) stärker wachsen, aber er erhällt nicht zusätzlich noch eine Förderung durch seine höhere Lage. Im Folgejahr wieder das gleiche, der stärkere wird auf gleiches Niveau gebracht also relativ gesehen kürzer geschnitten. Im Laufe der Jahre gleichen sie sich an, weil der ursprünglich Stärkere den Mehrwegschnitt nicht vollständig durch Mehrwuchs ausgleichen kann. Voraussetzung ist natürlich, dass auch alle beteiligten Äste wachsen, aber gerade das soll ja die Saftwaage sicherstellen, also dass alle Äste einen ausreichenden Anteil an der Triebleistung abbekommen (um nicht abgehängt zu werden). Schneidet man den stärkeren Ast deutlich kürzer, in der Hoffnung die Verhältnisse auszugleichen, weiß man nicht, wie der Baum reagiert.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 12. Januar 2024, 06:54:52
."..........wenn der bleistiftdicke Ast gegen den armdicken antreten soll, ist es schon zu spät."

Ich hab schon Knospen dazu gebracht, 5cm dicke Hauptäste zu überholen.
Es geht extrem viel mit Schnitt und Erziehung, aber nicht uniform, nach Plan, nach Schema.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 12. Januar 2024, 10:46:18
Es geht extrem viel mit Schnitt und Erziehung, aber nicht uniform, nach Plan, nach Schema.

Es geht genauso extrem viel kaputt. Ein Gang durch die Nachbarschaft zeigt viel mehr angerichtete Katastrophen wie tauglichen Schnitt. Vielleicht muss man erst vermitteln, was man unbedingt unterlassen soll anstatt zu zeigen, was man tun soll.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 12. Januar 2024, 21:49:02
Das vermittle ich gerne. Aber diejenigen, die sich das von wem auch immer mal anhören sollten, tauchen beim Schnittkurs nicht auf. Man erreicht die nicht.
Und wenn nicht weitergegeben wird, was richtig sein kann, oder in manchen Situationen sinnvoll sein könnte, dann weiß irgendwann keiner mehr was überhaupt halbwegs passt.
Ich versuche die Biologischen Grundlagen weiterzugeben, damit jemand vor seinem Baum stehend, der nicht so aussieht wie die Zeichnung im 5€ Buch, auch abschätzen kann, was passiert, wenn er etwas macht oder nicht macht.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: markoxyz am 18. Januar 2024, 23:28:29
So langsam kommen ja jetzt ein paar Tage die schon mal zum schneiden geeignet sind,... wo ich mir immer noch nicht ganz sicher bin ist wie man die alternden, kurzen Fruchtspieße an den Leitästen der Birnbäume am besten behandelt. Alle Anleitungen und Videos widmen sich eher gröberen Schnitten oder moderneren Erziehungsformen.

Hier mal ein Beispiel:

(https://s20.directupload.net/images/user/240118/bd7d28wj.jpg)

Sollte man sowas komplett ignorieren, bis der Baum es irgendwann von selbst regelt bzw. der Ast komplett vergreist ist, oder eher einen der drei gezeigten Schnitte machen:
Also den ersten und hoffen, dass daneben irgendwo ein schlafendes Auge aus dem alten Holz austreibt wenn der Ast komplett weg ist.
Oder den zweiten, einen sehr kurzen Stummel in der Hoffnung, dass aus diesem seitlich ein schlafendes Auge aufwacht.
Oder aber die dritte Variante, bei der eine große Schnittfläche entstehen würde und ein aktives Auge gefördert wird das an dem Ast verbleibt.

Die letzten Jahre hatte ich nur einen Baum bei dem ich da schon Handlungsbedarf gesehen habe. Da hatte ich so eine Mischung dieser Varianten angewendet und es scheint ganz gut zu funktionieren.
Nun haben aber weitere Bäume ihre ersten fruchtbaren Jahre hinter sich und wirken auf mich als bräuchten sie etwas Hilfe beim revitalisieren. Je nach Sorte wirkt das Verhalten an den alternden Fruchtspießen dabei teils recht verschieden. Mal bleiben sie ganz kurz, mal gehen sie in die Länge, mal treiben aus ihnen mehr neue Triebe und mal direkt mehr Blütenknospen. Deshalb denke ich wird es da auch Sorten geben die Fehler in dieser Richtung eher verzeihen und welche die dies weniger tun.

Hier werden die Spieße z.B. eher länger als an dem Baum mit den kürzeren Knubbeln oben:

(https://s20.directupload.net/images/user/240118/on62ewkc.jpg)


Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 19. Januar 2024, 00:16:51
An den dicken Fruchknubbeln hängen später die besten Früchte, warum sollte ich da was wegschneiden??? Bei Birne trägt das alte Fruchtholz am besten, meist setzt es nur zu viel an. Also einfach bei Ästchen mit 5 Fruchtspießen 2-3 wegschneiden/wegbrechen.

Schobbe,
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: markoxyz am 19. Januar 2024, 01:47:56
Ok, ich hätte jetzt gedacht, spätestens wenn aus den Knubbeln frische Äste sprießen an denen dann später wieder Früchte hängen würde die Qualität derer abnehmen. Wegen dem verworrenen Versorgungsweg.
Und wie gesagt habe ich an dem Baum an dem ich nun schon länger sowas beschneide durchaus festgestellt, dass die Fruchtspieße nach ein paar Jahren vergreisen, irgendwann komplett tot sind und im Bauminneren gar keine Fruchtknospen mehr kommen und kaum frische Triebe. Seit ich da einige von angeschnitten habe bevor sie abgestorben sind ist der Baum innen wieder sehr viel vitaler.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 19. Januar 2024, 10:14:28
Beim revitalisieren muss als erstes schon deutlich die Augenanzahl für den Austrieb reduziert werden, sonst bekommt man den Wuchsschub nicht hin. Also nicht nur Fruchtholz ausdünnen, sondern evtl auch oben etwas wegnehmen, reduzieren. Damit eben eine starke Reaktion kommt.

Beim Fruchtholz selbst würde ich dann auch eher Richtung Schnitt 3 gehen. Große Wunde ist egal, die ist immer noch klein. Wenn das Auge nicht austreibt, ist der Spieß eh tot und es kommt dann auch nix mehr. Wenn an der Stelle Saftdruck wäre, würde es längeres Fruchtholz oder sogar einen Trieb geben. Und an den mit Fruchtholz garnierten Trieben wachsen meiner Meinung nach die besten Früchte. Bereiche mit altem Fruchtholz aber wenig Blättern, weil fehlende Langtriebe, da hängt zwar viel drauf, aber die Blätter für die Ernährung der Früchte fehlen.

Im Bauminneren vergreisende Triebe sind leider die normale Entwicklung. Licht muss rein und Fruchtholz rotiert werden, so lange es noch wüchsig ist. Wenn es beginnt zu vergreisen, kann man das nur durch starken Schnitt des ganzen Baumes wieder revitalisieren, also obere Bereiche der Krone opfern, um unten und innen wieder neues Leben rein zu bekommen. Das muss man sich überlegen, ob man das möchte, oder den Baum nach oben fortziehen lassen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: markoxyz am 19. Januar 2024, 11:37:41
Ok, danke. Das Beispielbild war jetzt auch ein noch recht junger Spieß, ließ sich aber gerade so gut fotografieren. Aber ich denke ich habe jetzt einen ganz guten Plan wie es weiter geht und habe mir noch mal die alten Schnitte angeschaut wie die sich entwickelt haben. Da wo ich noch so einen knappen Zentimeter Stummel stehen gelassen habe sind 2/3 tot und aus 1/3 kommt eine einzelne dicke Fruchtknospe seitlich neu raus. Triebe eher nicht. Also werde ich tatsächlich nur bei einzelnen versuchen ein kleineres Stück zurück zu setzten und bei stark verästelten diese etwas aus zu dünnen.

Konkret sind es 3 Bäume in Reihe. Abate Fetel als "Buschbaum" gekauft, auf Quitte. Der hatte eine Zwischenveredelung und eher die Höhe des Halbstammes auf der anderen Seite, eine Gräfin von Paris. In der Mitte steht ein kleinerer Buschbaum, Conference. Auch beide auf Quitte. Alles im Frühjahr 2014 gepflanzte Container Ware.
Der Conference trägt jetzt seit 2-3 Jahren voll, die Gräfin von Paris die letzten beiden Jahre. Letztes Jahr beide so viel, dass trotz kräftigem Ausdünnen und massivem anbinden die Äste stark abbruchgefährdet waren und bei der Conference die meisten Büschel an den Spitzen der Äste abgebrochen sind.
Und die Abate Fetel? Hm, dass ist das Exemplar wo ich halt schon länger am Schnitt schraube der aber einfach nicht tragen will. Er war von den dreien der erste der vor einigen Jahren schon komplett voll Blüten war. Jedes Jahr blüht er volles Rohr, eine einzige Kugel aus Blüten, ein toller Anblick. Aber Früchte setzt er vielleicht 30 Stück an wenn es hoch kommt und von denen werden bis zur Reife dann mindestens 2/3 angestochen. Wenn am Abate Fetel 25 Früchte hängen, werden 16 davon angestochen. Wenn an dem deutlich kleineren Conference Baum 90 Früchte hängen, werden 8 angestochen  ::).
Licht kommt die letzten Jahre wieder genug in die Krone. Treiben tut der Baum von allen am meisten. Ich hab schon Sommerschnitte gemacht und ganze Äste entfernt. Der Wuchs ist sehr verzweigt und stark aufrecht. Wenn man über dem Schnitt nicht mehr Früchte zaubern kann bleibt wohl nur die Hoffnung auf günstigeres Klima zur Blüte. Vielleicht ist die Sorte aus dem Süden einfach zu empfindlich hier im Norden.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: cydorian am 19. Januar 2024, 14:33:29
Dein erstes Bild zeigt einen schönen Fruchtkuchen. Der ist verdickt, das kommt durch die Pflanzenhormone aus der Frucht, die dort hing. Daran entstehen wieder Blätter, Fruchtspiesse und Früchte. Nicht abschneiden, das ist das Beste überhaupt.

Fruchtspiesse sind kurz und hat die Blütenknospe meist am der Spitze. Ein Spiess eben. Hat aber schon weniger Blätter zur Fruchtversorgung, ist aber ok.

Es gibt noch den Ringelspiess und dann das Quirlholz. Das ist alt. Alte Fruchtspiesse, die sich weiter verzweigt haben. Da ist alles mögliche drauf, Fruchtspieße, Fruchtkuchen, Blätter und Blüten. Auch altes, abgetragenes Fruchtholz wird als Quirlholz bezeichnet. Hat vor allem bei suboptimaler Belichtung keine guten Früchte mehr, zu viel Blüten für zu wenig Blätter. Dort darf die Baumschere walten.

Beim Schnitt beschäftigt man sich aber mit diesem Kleinzeug erst in zweiter Linie. Schon aus ökonomischen Gründen ist es unmöglich (ausser bei Leuten mit sehr, sehr viel Zeit), jedes dieser Endästchen zu klassifizieren und dann dort zu schneiden oder nicht. Prinzipien wie erhalten, verjüngen, belichten stehen drüber. Man wird dann eher den hängend gewordenen Ast mit Quirlholz dran abschneiden bzw. auf einen aufrechten Trieb verjüngen anstatt am Quirlholz selber zu schnipfeln.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: markoxyz am 19. Januar 2024, 16:09:30
auf einen aufrechten Trieb verjüngen anstatt am Quirlholz selber zu schnipfeln.
Das Prinzip ist klar, nur fehlt es in der Realität halt sehr oft an solchen Trieben auf die man ableiten könnte.

ausser bei Leuten mit sehr, sehr viel Zeit
Zu denen zähle ich mich in dieser Jahreszeit wo man im Garten gerade nichts anders machen kann. Wenn ich nur die großen wichtigen Schnitte machen würde wäre ich viel zu schnell fertig. Ich finde es beruhigend und erfrischend draußen dieser Tage eine Aufgabe zu haben, mir jeden einzelnen Trieb und Ast an jedem Baum und Strauch an zu schauen und zu überlegen welcher Schnitt (oder auch keiner) im individuellen Fall optimal wäre. Der Dezember war schon furchtbar, wenn man aus den Fenstern in die Baumkronen in Sichtweite schauen musste, x-Sachen sah die man schneiden will und es einfach noch nicht geht.  ;)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 19. Januar 2024, 16:16:02
Du kannst auch auf die Fruchtkuchen, Quirlholz und ähnliches ableiten. Da kommen wieder starke Triebe raus.

Und wenn du es ausdünnen möchtest, ich schneide bevorzugt die Unterseite beim Quirlholz weg und lass das oben dafür stehen. Und klar, möglichst Stammnah sollte das Fruchtholz sein.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Tresenthesen am 26. Januar 2024, 13:56:07
Ich hänge noch mal mit der Mirabelle meiner Eltern an.
Ich hoffe man kann es auf dem Foto erkennen: ich überlege, ob es sinnvoll wäre, den unteren dicken Konkurrenztrieb zu entfernen. Oder ist das Bäumchen eh verhunzt? Oder gibt es andere Ideen?
Und wenn ab, jetzt oder später?
Danke :)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Tresenthesen am 26. Januar 2024, 13:57:23
.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: ringelnatz am 26. Januar 2024, 14:16:58
kann man machen und sollte man wohl auch machen.
Vor allem sollte man die Baumscheibe frei halten und Lichtkonkurrenz eindämmen
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 26. Januar 2024, 14:20:48
Naja, wenn er gegossen und gedüngt wird, könnte er mit der fehlenden Baumscheibe noch halbwegs mit klarkommen. Ein bisschen Wuchs hat er ja.

Den unteren Ast würde ich entfernen. Beide, einfach weil sie zu tief sind.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Tresenthesen am 26. Januar 2024, 14:24:46
Super, danke, deckt sich also mit meiner Vorstellung.

Die Baumscheibe werde ich anregen.

Wann wäre denn der beste Zeitpunkt?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 26. Januar 2024, 14:26:04
Wenn es mit der Blüte langsam losgeht, also das erste grün zu sehen ist.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Chelidonia am 27. Januar 2024, 20:58:06
Jetzt habe ich schon so vieles hier gelesen und gelernt und traue mich auch mal zu fragen: letzten Herbst habe ich einen Apfelbaum gepflanzt, Kasseler Reinette, Halbstamm. Er kam schon geschnitten. Ich bin aber unsicher, sollte ich noch was schneiden, z.B. den obersten Seitentrieb? Ich hoffe es klappt mit dem Foto-Anhängen und man erkennt was darauf...
Danke für alle Ratschläge!
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: ringelnatz am 27. Januar 2024, 21:31:09
Sieht grundsätzlich sehr gut aus.
Frage ist, ob der Baum 6 Leitäste haben soll. Falls nicht, macht es evtl. Sinn auf die gewünschte Zahl zu reduzieren.

OT: wo hast du den Baum her?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 27. Januar 2024, 21:53:15
Ich möchte meine viereinhalbjährige Kirsche Kordia zu einer Hohlkrone umerziehen. Ist das jetzt noch möglich? Sie ist schon 3,5 Meter hoch. Ich würde den Schnitt an der gelben Markierung ansetzen, auf etwa 1,20m. Kann man das so noch machen? Wann wäre dafür der beste Zeitpunkt und was sollte ich dabei beachten?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 27. Januar 2024, 21:54:24
Denke auch der ist ok. Sieht man selten so eine Qualität.
Zu viele Äste sind es nicht.
Der Links ganz unten wird sich noch verabschieden, die beiden oben links und Richtung vorne übernehmen die Regie, rechts würde ich weiter oben evtl noch einen  Leitast nachziehen, weil die rechts auch irgendwann überwachsen werden von den linken oder abkippen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 27. Januar 2024, 21:55:09
Rohir, kannst du machen. Ich würde es nicht tun.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 27. Januar 2024, 22:00:53
Rohir, kannst du machen. Ich würde es nicht tun.

Warum nicht?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: ringelnatz am 27. Januar 2024, 22:07:44
die Frage ist wohl eher, warum solltest du das tun?
Verstümmelungslust? ;D
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: uliginosa am 27. Januar 2024, 22:09:38
Sehe ich das richtig, dass die Kirsche nicht mal einen Meter vom Haus entfernt steht? Wie soll das weitergehen, wenn sie wächst? ???
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 27. Januar 2024, 22:17:05
Hohlkronen bei Süßkirschen sind eine der schlechtesten Kronenformen und so nah am Haus, Hohlkrone ist auch eine der breitesten Kronen.
Heutzutage macht eigentlich niemand mehr Hohlkronen. Das war mal.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 27. Januar 2024, 22:23:28
Naja, gegenüber steht eine zweite Kirsche im selben Alter, aber eine Hohlkrone. Beide flankieren ein Gartentor. Ich hätte sie halt gern symmetrisch. Außerdem bekommt die Kirsche auf dem Foto erst ab 14:30 bis Sonnenuntergang Sonne. Ich dachte, da könnte eine lichte Hohlkrone von Vorteil sein. So wie sie jetzt aussieht, gefällt sie mir gar nicht.

Die Hauswand ist tatsächlich nicht weit, 1,5m. Muss/darf die Kirsche halt in die anderen 3 Richtungen wachsen.

Hier
https://www.wohneigentum.nrw/beitrag/schnitt-von-steinobst-und-beerenobst#:~:text=Bei%20Süß%2D%20und%20Sauerkirschen%20sollten,müssen%20gleich%20mit%20entfernt%20werden.

steht folgendes:

Bei Süß- und Sauerkirschen sollten Sie eine gut gelichtete Hohlkrone (Trichterkrone) anstreben. Dadurch können die Baumkronen wesentlich kleiner gehalten werden, als bei Kronen mit durchgehenden Leittrieben. Eventuell vorhandene Fruchtmumien müssen gleich mit entfernt werden.


Ist es verkehrt? Die Baumkrone kleiner halten wäre auch ein klarer Vorteil.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 27. Januar 2024, 22:32:16
Also wenn die Sonne am meisten brennt soll sie dann voll und ohne Vorwarnung auf das ungeschützte Holz knallen?
Probiere es aus.
Eine Süßkirsche mit morgens 8 Stunden Schatten stelle ich mir immer schwierig vor.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 27. Januar 2024, 22:48:00
Eine Süßkirsche mit morgens 8 Stunden Schatten stelle ich mir immer schwierig vor.

Ok, ich hab vergessen - sie bekommt auch in den frühen Morgenstunden, zu Sonnenaufgang, etwa 1 Stunde Sonne.

Wäre der beste Zeitpunkt gleich im März vor dem Austrieb?

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 28. Januar 2024, 00:28:18
Was ist denn da die Unterlage? Wachsen die GiSelAs tatsächlich so schnell?  ???
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 28. Januar 2024, 00:40:22
MaxMa14 ist die Unterlage.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 28. Januar 2024, 07:42:34
".....nicht mal einen Meter vom Haus entfernt..."

Schade um Zeit, Kraft, Geld und Baum.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 28. Januar 2024, 09:03:39
Einen guten Meter näher wäre genau richtig für ein Spalier.

Hyla, Giesela 5 macht am Anfang durchaus Triebe von einem Meter. Aber mit zunehmender Fruchtlast geht das auch sehr schnell runter, wenn man nicht aufpasst.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Chelidonia am 28. Januar 2024, 14:32:34
Also nochmal zurück, ich habe den Baum von Biobaumversand bestellt. (Nachdem ich mich hier in diesem Forum tagelang über die Sorten, Unterlagen etc. belesen habe.) Vielen Dank, also lasse ich den einfach erstmal so? Grade bei so einer Neupflanzung möchte mans ja richtig machen.
Ich finde das mit dem Schnitt sehr schwierig, theoretisch klingt alles plausibel, abgesehen davon, dass die Experten auch verschiedene Meinungen haben. Aber wenn ich dann vor dem Baum stehe, finde ich es sehr schwer.

Viel Glück mit der Süßkirsche. Mir täte es weh, die so zu kappen. Unsere alte geht langsam ein, vielleicht wegen der Hitze und elenden Trockenheit der letzten Jahre hier.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Chelidonia am 28. Januar 2024, 14:37:11
Hab nochmal nachgeguckt "Baumschule Pflanzlust" heißen die richtig. Fand die Internet seite ganz gut, habe noch eine Birne und Süßkirsche da gekauft, damit sich der Versand lohnt. War aber nicht so teuer, da kein Hochstamm.
Und bei der Baumschule in der Nähe hat mein Mann sich  einen Gravensteiner im Topf andrehen lassen mit verkringelten Wurzeln, der krepelt heute noch.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Ivoch am 28. Januar 2024, 14:40:55
Hier sind ein paar der Bäume, die ich letzten März gepflanzt habe. Was hält ihr davon - sehen sie OK aus und kann ich sie erst mal 1-2 Jahre in Ruhe lassen oder soll ich irgendwo irgendwas schneiden um sie schon in die richtige Richtung zu lenken (insbesondere beim Pfirsich)? Ich habe keine besonderen Ansprüche was Aussehen betrifft, Hauptsache ich habe die nächsten 10-20 Jahre so wenig wie möglich zu tun (vergleichsweise - es ist klar, dass es immer etwas zu tun geben wird). Es sind alles Buschbäume auf schwachwachsenden Unterlagen - genauere Infos habe ich von der Baumschule nicht bekommen. Wenn man auf die Bilder klickt öffnen sie sich auf der Seite von DirectUpload und sind größer. Wenn man dann auf ein Bild rechts klickt und "Bild in neuem Tab öffnen" wählt, dann wird das Bild in der Maximalgröße dargestellt.

Maulbeere Wellington:

(https://thumbs.picr.de/47011442bn.jpg)

Plattpfirsich:

(https://thumbs.picr.de/47011445bg.jpg)

(https://thumbs.picr.de/47011444ju.jpg)

(https://thumbs.picr.de/47011443bg.jpg)

Birne Alexander Lucas:

(https://thumbs.picr.de/47011436ke.jpg)

Birne Williams Christ:

(https://thumbs.picr.de/47011437mm.jpg)

Zwetschge JoJo:

(https://thumbs.picr.de/47011447cd.jpg)

(https://thumbs.picr.de/47011446hq.jpg)

Und hier noch die alte 40-jährige Kirsche. Ich hatte im Sommer schon in einem eigenen Thread gefragt, aber jetzt sieht man die Krone ohne Blätter besser:

(https://thumbs.picr.de/47011441kk.jpg)

(https://thumbs.picr.de/47011440es.jpg)

(https://thumbs.picr.de/47011439cr.jpg)

(https://thumbs.picr.de/47011438gg.jpg)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 28. Januar 2024, 15:34:41
Bei mir dauert die Öffnung so eines Bildes 5 Minuten !
Vor dem Hochladen mußt du die Bilder erstmal verkleinern und dann am besten https://picr.de/ verwenden.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 28. Januar 2024, 18:28:11
Hier sind ein paar der Bäume, die ich letzten März gepflanzt habe. Was hält ihr davon - sehen sie OK aus und kann ich sie erst mal 1-2 Jahre in Ruhe lassen oder soll ich irgendwo irgendwas schneiden um sie schon in die richtige Richtung zu lenken (insbesondere beim Pfirsich)?
Da es auch mir zu blöd ist die Bilder zu öffnen frage ich mal knapp aber direkt: was spricht denn dafür, allen Empfehlungen zu widersprechen und die Bäume ungeschnitten zu lassen?
Also nirgendwo wird empfohlen junge Bäume sich selbst zu überlassen, sie nicht zu schneiden.
Wenn du sie nicht schneidest, wie möchtest du sie in die richtige Richtung lenken?

Durch binden?
Erreicht man damit auch einen verstärkten Holzzuwachs, der die Grundlage für ein stabiles Kronengerüst für die nächsten Jahrzehnte liefert?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Ivoch am 29. Januar 2024, 13:00:44
Ich habe die Bilder jetzt verkleinert und auf Picr hochgeladen, hoffentlich gehts jetzt besser.

Da es auch mir zu blöd ist die Bilder zu öffnen frage ich mal knapp aber direkt: was spricht denn dafür, allen Empfehlungen zu widersprechen und die Bäume ungeschnitten zu lassen?
Also nirgendwo wird empfohlen junge Bäume sich selbst zu überlassen, sie nicht zu schneiden.
Wenn du sie nicht schneidest, wie möchtest du sie in die richtige Richtung lenken?

Durch binden?
Erreicht man damit auch einen verstärkten Holzzuwachs, der die Grundlage für ein stabiles Kronengerüst für die nächsten Jahrzehnte liefert?

Deswegen frage ich ja...

Und von der Baumschule hat man mir beim Kauf gesagt, dass ich die Bäume nach der Pflanzung und anschließenden Rückschnitt erst mal 1 Jahr nicht schneiden muss. Vielleicht habe ich auch was falsch verstanden.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 29. Januar 2024, 13:40:53
Das Jahr ist jetzt halt rum. Also die sollten noch vor dem Austrieb geschnitten werden.

Ansonsten sieht man recht gut, das Frühjahrspflanzungen oft im ersten Jahr nicht ausreichend Triebwachstum schaffen.
Beim Pfirsich ist deutlich mehr zurückzunehmen als bei den Birnen oder der Zwetschge.

Bei der Kirsche würde ich nichts groß machen. Der Ast über der Einfahrt wurde ja im Sommer schon entfernt wenn ich mich richtig erinnere.

PS: die Baumscheiben von den jungen Bäumen sollten die ersten 3-5 Jahre Bewuchsfrei bleiben.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 29. Januar 2024, 14:16:50
MaxMa14 ist die Unterlage.

Ist mir hier noch nicht begegnet.

Wer sie auch nicht kennt, hier der Artikel bei Hortipendium. Wohlgemerkt der Artikel ist 12 Jahre alt.  :o
https://hortipendium.de/S%C3%BC%C3%9Fkirschenunterlagen
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 29. Januar 2024, 14:44:26
In DK stand auf einer Wiese eine Reihe Apfelbäume mit sehr seltsamem Schnitt. Keine Ahnung, wie man die Form nennt.  ???
Die Ernte wird aber sehr einfach sein.  ;D
Da hier immer welche auf eigenwillige Schnittformen stehen, wollte ich das schlechte Foto doch mal zeigen. Aus dem Wagen mit Handy geknipst und vergrößert.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 29. Januar 2024, 15:01:31
Das sind die Trauerkronen. Unten alles weggesägt, damit man drunter durchlaufen oder fahren kann, oben Sonnenbrand auf dem Holz und alle Steiltriebe weggeschnitten, vermutlich weil man da eh nicht hinkommt zum ernten. Dazwischen nur gammelige Früchte im Schattendach.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 29. Januar 2024, 15:08:48
Ich fand es sehr spannend, was überhaupt möglich ist. Durch die Meeresnähe mit Winterstürmen könnte Vermeidung von Windbruch ein Grund für so einen Schnitt sein. Die standen in DK bei Haderslev nahe der Ostsee.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Mathilda1 am 29. Januar 2024, 15:14:33
bei uns im schrebergarten schneiden die auch alle bäume so. schaut aus der nähe furchtbar aus. die Rinde, auf die die Sonne voll drauf knallt, stirbt oben ab. Mir tun die Bäume leid. in meinem Zweitgarten hat die vorbesitzerin auch jemand geholt, der zuvor tadellos gewachsene Apfelhochstämme über die letzten Jahre versucht hat in diese richtung zu verstümmeln. jetzt hab ich riesige Schnittwunden und nach unten zeigende Äste.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 31. Januar 2024, 23:59:32
Ich möchte meine viereinhalbjährige Kirsche Kordia zu einer Hohlkrone umerziehen. Ist das jetzt noch möglich? Sie ist schon 3,5 Meter hoch. Ich würde den Schnitt an der gelben Markierung ansetzen, auf etwa 1,20m. Kann man das so noch machen? Wann wäre dafür der beste Zeitpunkt und was sollte ich dabei beachten?

Falls ich das jetzt doch nicht mach mit der Hohlkrone - wie würdet ihr die Kirsche schneiden?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 01. Februar 2024, 08:11:06
Ehrlich gesagt ist da nichts dran zum schneiden. Da gibts nicht einen Ast der einen anderen beschattet, zur Konkurrenz wird usw.
Ich würde vermutlich nix schneiden, aber im Frühjahr eine gute Ladung Dünger geben und die Baumscheibe frei halten und wässern. Mir fehlt da etwas Wuchs.

Falls der Trieb rechts ganz oben tatsächlich 50cm lang einjährig ist, man erkennt es nicht richtig, dann könntest du dort die ersten 3cm von der Spitze abschneiden, das er besser verzweigt.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 01. Februar 2024, 10:42:24
Der Baum wirkt klein auf dem Foto, aber er ist über 3m hoch und der einjährige Trieb / Wasserschosser fast 1m lang. Ich hätte ihn stark zurückgenommen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 01. Februar 2024, 22:23:04
Wenn du ihn stark zurücknimmst, hast du nur wenige Seitentriebe, die auch wieder stark werden.
Wenn du nur 1/3 wegschneidest, verzweigt er sich evtl auf der kompletten Länge. Dann kannst du mit den Trieben weiterarbeiten und du hast größere Kirschen wegen einem besseren Blatt-Frucht Verhältnis an der Basis der Seitentriebe. Die Blütenknospen dort sind immer wertvoller als die Blütenknospen von Bukettknospen. 
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 02. Februar 2024, 18:40:23
Ich glaube das Foto zeigt den Baum von seiner Schokoladenseite. Er ist recht einseitig verzweigt und es gibt Äste die paralell und zu dicht beieinander abstehen. Ich poste bei Gelegenheit eine andere Perspektive.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 02. Februar 2024, 18:55:29
Das wird 1,5 m von einer Hauswand und im Schatten auch nicht besser.
Man könnte Äste in Lücken reinveredeln, bringt aber auch nix, Bäume wollen nicht in den Schatten wachsen, sondern zum Licht.

Evtl doch über einen neuen Baum an besserem Standort nachdenken und dann von Beginn an mit dem richtigen Baum die notwendigen Schnittmaßnahmen machen, dann ist der Obstbaumschnitt ganz einfach.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 02. Februar 2024, 19:11:55
Danke, das mit dem reinveredeln ist natürlich eine Option. Chip-Veredelung ist das, oder? Kann man das mit baumeigenen Augen/ Edelreisern machen?

Der Baum bleibt auf jeden Fall dort stehen, mit oder ohne Radikalschnitt.  ;)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 02. Februar 2024, 19:13:56
Gerade mit Baumeigenen Reisern sollte die Verträglichkeit eine untergeordnete Rolle spielen.  ;)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: markoxyz am 02. Februar 2024, 19:20:09
Meine letztes Jahr auf Wurzeltriebe vom Zwetschgenbaum kopulierten Pfirsiche sind teils noch recht kleinen. Einen, so etwa einen halben Meter hoch, ohne Seitentriebe hatte ich im Vorgarten ausgepflanzt. Also eigentlich noch zu niedrig zum verzweigen. Lässt man den aus seiner Spitze dieses Jahr weiter in die Höhe wachsen, oder schneidet man den Trieb doch schon an, damit die Mitte kräftiger wird?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: ringelnatz am 02. Februar 2024, 19:34:33
Abhängig von der gewünschten Wuchsform. Für einen Busch tief anschneiden. Oder worauf willst du hinaus?
Er wird sich aber auch ohne Schnitt verzweigen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 02. Februar 2024, 21:26:42
Ich würde jede gakelige Veredlung erstmal stabiler schneiden.
Wenn der Trieb nicht die gewünschte Länge erreicht, war es die falsche Kombi/nicht gut angewachsen oder zu geringe Pflege. Das zu ignorieren und weiter schwach wachsen lassen, hilft am Schluss nicht weiter. Manchmal hilft zurück auf ein Auge und wieder von vorne. So wie beim Knipbaum.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 02. Februar 2024, 21:33:57
Gerade mit Baumeigenen Reisern sollte die Verträglichkeit eine untergeordnete Rolle spielen.  ;)

Schon faszinierend dass man Augen einfach so transplantieren kann  :o
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 02. Februar 2024, 21:44:09
Du kannst auch Wurzeln transplantieren. Und klonen ist noch viel einfacher.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Borker am 03. Februar 2024, 13:05:18
wir haben hier einen Apfelbaum bei den schon Äste abgebrochen sind wegen Wind und Überlastung  :P
Nun hab ich die RBB Gartenzeit gesehen

https://www.rbb-online.de/gartenzeit/archiv/20240128_1830/obstbaumschnitt-verjuenungsschnitt.html

Und versucht den Baum zu verjüngen. Ich bin kein Fachmann und hab gleich mal einen sehr langen hohen Kronenast abgeschnitten.
Ein Zweiter war abgebrochen.

Die seitlichen Äste hab ich eingekürzt. Ob das wohl schon reicht ?

Zum Glück hatte der Baum einen Erziehungsschnitt von einen Profi vor etlichen Jahren .
Die Verjüngung hätte man schon vie Früher machen müssen.
Bin gespannt ob der Baum das übersteht.

LG Borker
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 03. Februar 2024, 16:31:22
Überstehen wird er es. Von einem früheren Erziehungsschnitt ist nichts zu sehen und der Rest hat sich nicht verbessert. Kulturmäßig gesehen, ist der Baum verhunepiepelt. :P
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: hobab am 03. Februar 2024, 16:41:46
Sehr diplomatisch ausgedrückt. Manchmal ist es doch besser den Gärtner zu bestellen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 03. Februar 2024, 17:16:04
Da haste noch Spaß.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Borker am 03. Februar 2024, 18:07:28
Das der Baum überleben wird ist ja schon mal eine erfreuliche Nachricht  :D
Vor der Verhundepipelung sah er noch Schlimmer aus.
Spaß hab ich Hoffentlich noch  ;)

Wie ist das bei Apfelbäumen ? Treiben die auch aus Wurzeln aus oder nur durch Apfelkerne ?

Der Stamm wurde mal mit einer alten Sorte veredelt. Die Äpfel sind gut Lagerfähig und Lecker

Hab verhin mal wieder ein paar aus dem Keller gehohlt.

LG
Borker
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: hobab am 03. Februar 2024, 18:13:38
Austreiben aus Wurzeln ist bei Apfel eher selten. Da würd ich mir keine Sorgen machen. Für vernünftige Schnitte ist es jetzt fast zu spät nach meiner Meinung, aber da sagt ja jeder was anderes. Wenn dann nur über jahrelange Feinarbeit. Ich würde den gar nicht mehr schneiden, höchstens noch die ziemlich sicher kommenden Wassertriebe mal ausdünnen. Aber da noch eine Form reinzukriegen ist sportlich.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Borker am 03. Februar 2024, 18:19:08
Ich lasse den Baum erst mal so wie er jetzt ist.

Das ist ja Klasse ! Dann haben sich die Ableger die ich gefunden hab aus Kernen der alten Sorte entwickelt .

Danke hobab für Deine Antwort  :D

LG
Borker
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 03. Februar 2024, 18:19:44
Einen Apfelbaum kannte ich, der wuchs nach dem fällen noch mit knapp 10 Wurzelschossern. Die wurden aber eher vernachlässigt, nach 3 Jahren war von dem Baum dann nix mehr lebendes übrig. Ist jetzt nicht eine von einen favorisierten Schnittmethoden. Würde ich nur eingeschränkt weiterempfehlen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Isatis blau am 03. Februar 2024, 18:28:12
Vor ein paar Jahren wurde auf dem Nachbargrundstück ein Apfelbaum gefällt, da kommen jetzt noch ständig Wurzelschosser, ich habe aber auch schon Keimlinge von Fallobst in der Wiese gesehen, so richtig mit Keimblättern.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 03. Februar 2024, 21:38:19
Mich erinnert der Baum ziemlich stark an unsere Cox Orange. Die macht auch so häßlich lange Triebe, die gern in die Waagerechte gehen. GsD ist unsere auf einer eher schwachen Unterlage, so daß ich zum Schneiden gut rankomme. Als Hochstamm wahrscheinlich nervtötend.  :P
Die Äpfel sind auch ähnlich. Vielleicht eine verwandte Sorte mit besserer Lagerfähigkeit?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Borker am 03. Februar 2024, 21:49:38
Oh das ist ein guter Hinweis auf die Sorte Hyla !  :D

Vielleicht finde ich hier in Brandenburg mal einen Apfelexperten der die Apfelsorte bestimmen kann.
Mit dem Havelland haben wir ja hier eine Apfel Anbauregion.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 03. Februar 2024, 21:58:18
Hast du hier schon geguckt? https://de.m.wikipedia.org/wiki/Cox_Orange
Es gibt aber x Mutationen, weil Cox Orange schon so lange auf dem Markt ist und er hat viele viele Nachkommen.
Wenn er jetzt blüht, kannst du nach der Blütenbeschreibung vielleicht was herausfinden.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Borker am 03. Februar 2024, 22:05:46
Hab ich noch nicht geguckt Hyla

Aber die Beschreibung passt wirklich sehr Gut auf den Apfel hier !

Ich Danke Dir für den Link !
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: ringelnatz am 03. Februar 2024, 22:22:22
also der rbb-Beitrag ist halt auch nicht wirklich eine Hilfe...
Der gezeigt Baum hat überhaupt keine Leitäste, einfach dutzende vom Stamm abgehende Äste. Die Baumschule hat den offensichtlich einfach so wachsen lassen.
Unter Verjüngungsschnitt würde ich auch etwas anderes verstehen, alte abgetragene Äste rausnehmen, der gezeigte Baum hat zwar Fruchtspieße aber kein altes Fruchtholz im Sinne von Ästen.
Also ist es wohl eher ein Ausdünnen eines chaotisch zugewuchterten Baums.
Sieht das hier jemand anders? Würde mich interessieren.

Borker, dein Baum hat ja auch nicht wirklich Struktur, lauter dicke, parallele hoch wachsende Stämme. Wäre mir auch nicht klar, wie man da Struktur reinbringen kann. Aber beim rausschneiden würde ich versuchen "abzuleiten", also keine dicken Aststummel stehen lassen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 03. Februar 2024, 23:43:10
Der im Beitrag gezeigte Baum ist für meinen Geschmack nicht schlecht, aber mir gefällt nicht, wie die wie die Verrückten sofort rumsägen und oben die dicken Äste kappen, um dünne Striepel stehenzulassen.
Ist halt alles eine Frage des Geschmacks und der Bewertung des Zustands.
Letztendlich muß man das Gerecke aber verkaufen. Da kommt's dann auf die Verkäuferqualitäten an.  ;D
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: markoxyz am 04. Februar 2024, 01:57:02
Ich finde der Baum sieht noch jung und vital genug aus um einiges ändern zu können. Wenn man die großen Eingriffe auf dieses und die nächsten zwei Jahre aufteilt und die beiden Jahre danach sich noch um Feinheiten kümmert und dann regelmäßig richtig schneitet sollte man in 5 Jahren einen brauchbaren Baum haben. Vielleicht nicht so perfekt wie von Anfang an richtig erzogen, aber sehr viel besser als wie er jetzt dasteht.

Die seitlichen Äste hab ich eingekürzt.
Das Einkürzen ist ja der größte Fehler. Ins Auge springen als erstes die beiden dicksten Stämme die einfach abgesägt sind ohne Ableiten. Als nächstes dann kleinere seitliche Äste die scheinbar auch einfach auf eine gewünschte Länge gestutzt wurden. Das muss unbedingt noch korrigiert werden bevor der Baum austreibt. So wie hier auf den ersten beiden Bilder gezeigt,... oder einfach mal ein paar Youtube Videos anschauen.

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 04. Februar 2024, 06:52:09
Ich sehe das wie markoxyz. Die Baumschule ist längst raus, die hat verkauft, danach muss sich der Besitzer um den Schnitt kümmern. Anfangs jährlich, bis ein Kronengerüst steht, später kann man evtl seltener schneiden. Das ist hier halt nie passiert und so sieht es dann aus.
Lange, dünne Triebe, innen verkahlt, mit der Fruchtlast kippen sie ab in die waagrechte. Jetzt folgt wohl Oberseitenförderung bzw Scheitelpunktförderung, also da werden neue Triebe kommen, die man für einen weiteren Kronenaufbau nutzen kann.

Die schiefe Sägewunde mit dem Huthaken in der Mitte unbedingt nacharbeiten. Auch links daneben sind noch so 2 Huthaken, die auch weg. Waagrecht sägen, nicht schief, die Wunde so klein wie möglich halten, damit sie schneller überwallen kann. Schief sägen, damit das Wasser besser ablaufen kann, macht man nie.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 04. Februar 2024, 10:12:07
Ich weiss gar nicht, warum man hier über einen BAUMschnitt diskutiert.
Auf dem Bild ist ganz klar ein Apfelbusch zu sehen, bei dem gerade (unprofessionell) der Haupttrieb gekürzt wurde, damit es ja kein Baum wird.

Schobbe
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 04. Februar 2024, 20:39:50
Und ein Baum ist erst ein Baum ab 1,8m erste Verzweigung (Regelwerk BdB) wie es die Amtsvorschrift zur Förderung von Bäumen in der freien Landschaft nach DIN xy vorschreibt?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: dmks am 04. Februar 2024, 20:57:05
 ::)
Wenn ihr jetzt wieder anfangt gleiche Wörter aus verschiedenen Bedeutungen und Regelwerken zu vergleichen - landet auch dieser Thread irgendwann beim Stuhl!

Es geht um Obstbaumschnitt.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 04. Februar 2024, 21:01:43
Obstbuschschnitt...
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: dmks am 04. Februar 2024, 21:11:43
Auch ein Obstbaum der Stammhöhe 'Busch' ist ein Baum.
Auch wenn 'Busch' im dt. Sprachgebrauch ebenso für Sträucher gebräuchlich ist. 
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Staudo am 04. Februar 2024, 21:15:26
Ich versuche mich beim Schnitt von meinen jungen Hochstämmen an den Empfehlungen des Kompetenzzentrums Bodensee zu orientieren. Die recht schematischen Vorgaben 1 Mitteltrieb - 4 Leitäste sind gut zu merken und vor Ort anzustreben. Zuerst gehe ich um die Bäume prüfe, ob mir ein Ast die Mütze vom Kopf zieht. Alles, was das nicht macht, darf erst einmal bleiben. Da komme ich zur Ernte gut heran. Dann knöpfe ich mir die vier Leitäste nacheinander vor. Dort, wo einer fehlt, wird ein passender Seitentrieb geschont. Vielleicht schafft er es zum Leitast zu werden. Den Mitteltrieb lasse ich meistens nach oben schießen. Ich hoffe, dass der irgendwann unter der Last der Früchte seitlich wegkippt.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 04. Februar 2024, 21:17:49
Das nennt man dann nicht Spitzenförderung.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Amur am 04. Februar 2024, 22:41:59
Auf dem Foto sieht man nicht wie das dreidimensional aussieht.
Er ist noch jung und man kann noch fast alles draus machen.
Allerdings kann ich jetzt mit dem was da stehen blieb nicht so wirklich was anfangen.

Was ist das Ziel? Wie soll der Baum in 5-10 Jahren aussehen? Soll es eine Hohlkrone geben?
(https://up.picr.de/47041195yn.jpg)

Was willst du mit den gackeligen langen Trieben anfangen? Was soll der links runterhängende Trieb? Damit er trägt?
Bei Ableitungen sollte man nicht Stumpen stehen lassen (TTs Kleiderhaken).
Du hast unten rum genug Fruchtäste, da würde ich oben mal erst schauen wie es weitergeht und nicht versuchen noch Fruchtäste zu erhalten. Dazu sieht man auf dem Foto aber  nicht wirklich genug.

Verrückt spielen wird er nach dem Kappen so oder so. Sehr große Wunden die nicht überwallt werden können wirds nicht geben, dazu sind auch die dicken Äste noch zu dünn. Also erst mal das Traggerüst aufbauen und nicht gleich wieder anfangen ellenlange Fruchtäste zu halten die dann alles wieder auseinander ziehen.

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Borker am 05. Februar 2024, 13:38:18
Thuja thujon

Die ersten Verzweigungen sind schon in einer Höhe von 1,20 m. .

ringelnatz

die dicken Aststümpfe werde ich noch absägen . Mein Nachbar hat eine Astsäge mit Stiel die er mir ausleiht. Ich hatte das mit einer Akku Kettensäge gemacht. 

Hyla

die dicken Äste oben hab ich abgesägt weil einer eh schon abgebrochen war. Den anderen
die Terminale  hab stark eingekürzt weil ich an die Früchte eh nicht mehr heran gekommen bin.
Der wäre aber auch noch abgebrochen .

Markoxyz

Vielen Dank für den Link zu dem YouTube Video . Dort hab ich noch gute Tipps bekommen.
Bei den dicken abgesägten Ästen werd ich noch was ändern wenn es mal ein paar trockene Tage gibt.
Im YouTube  war etwas von Alternanz zu hören . Letztes Jahr war ein extremes Tragjahr. Da wird es dieses Jahr wohl ein Rastjahr mit wenigen Früchten. Ich hatte wenig zurückgeschnitten . Ein starker Rückschnitt wäre wohl ein Fehler gewesen.
Ich warte mit dem kürzen der Seitenäste auf das nächste Mastjahr 2026 wenn die Blüten zu sehen sind.
Was schon geschnitten hab werde ich noch stummelfrei schneiden.

Amur

Ja eine Hohlkrone wäre mir lieb. Damit viel Sonne an die Früchte kommt.
Danke für Deine Schnittempfehlungen  aus dem Foto

Vielen Dank für Eure Beiträge ! Ich werd nach der nächsten Aktion ein Foto einstellen


LG
Borker
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 05. Februar 2024, 14:07:47
Das
Der im Beitrag gezeigte Baum ist für meinen Geschmack nicht schlecht, aber mir gefällt nicht, wie die wie die Verrückten sofort rumsägen und oben die dicken Äste kappen, um dünne Striepel stehenzulassen...
bezog sich auf das verlinkte Video zum Erhaltungsschnitt, nicht auf deinen Baum.  ;)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Artessa am 05. Februar 2024, 16:50:14
Ich bitte um Eure Unterstützung.

Der Sämling hat bereits 3 veredelte Zweige und den Mittelstamm mit Reiser der Apfelsorte Siebenkant. - grüne Farbe.

Veredel ich jetzt an den rot gekennzeichneten Stellen weiter? Oder aber eignen sich die violett gekennzeichneten Äste überhaupt und sollten ganz am Stamm gekappt werden?

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Artessa am 05. Februar 2024, 16:52:40
für eine bessere Übersicht: von anderer Seite
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Artessa am 05. Februar 2024, 16:58:55
und dann der zweite Sämling für die Veredelung mit der Apfelsorte Stina Lohmann.

Wie gehe ich vor?

Suche ich zuerst die Leitäste aus? wieviele?

und den Mitteltrieb

und schneide alles andere zurück?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: distel am 05. Februar 2024, 17:24:26
Ich bräuchte mal eure Hilfe:

Bekannte haben im letzten Herbst Obstbäume (Äpfel, Kirschen, Zwtschgen) gepflanzt und ich soll sie schneiden.
Die Bäume waren beim Kauf aber mind. schon 3 Jahre alt und wurden in der Baumschule nicht geschnitten. Sie haben nun das, was man nicht will, starke Mitteltriebe (z.T. zwei), die sich oben schon stark verzweigen und die unteren Äste am Stamm sind zurückgeblieben.
Kann ich jetzt trotzdem noch einen Erziehungsschnitt durchführen wie bei 1jährigen Bäumen (also starker Rückschnitt der Stammverlängerung, Leitäste auswählen und zurückschneiden, Rest weg) oder sind die Bäume dafür schon zu alt?

(Die Bäume sehen ein bisschen aus wie Artessas Baum oben, nicht ganz so verzweigt)

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 06. Februar 2024, 11:07:11
Artessa, ich würde bei rot veredeln. Und auf die Oberseite der abgesägten Äste mit einem 5 Augen Reis und das letzte Auge sollte nach oben zeigen, in der Hoffnung, das da gleich ein steiler Trieb raus kommt. Also der Baum sollte später nicht gleich so breit werden wie jetzt.

Der andere Sämling, ja, Leitäste raussuchen, frei stellen und Mitte wenn möglich etwas absetzen. Hier hat die Mitte fast die Dominanz wie bei einer Spindel.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 06. Februar 2024, 11:08:10
distel, prinzipiell lieber später als nie. Für konkrete Aussagen braucht es aber Fotos.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Artessa am 06. Februar 2024, 11:44:36
Danke thuja
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: distel am 07. Februar 2024, 18:13:52
distel, prinzipiell lieber später als nie. Für konkrete Aussagen braucht es aber Fotos.

Danke!
Ich bin erst zum Schnitt wieder vor Ort, deshalb sind keine Bilder möglich.
Den Erziehungsschnitt an einjährigen Bäumen habe ich schon häufiger durchgeführt aber halt noch nicht an Bäumen, die über dieses Alter eigentlich schon einige Jahre hinaus sind. Wenn es meine Bäume wären, wäre ich da mutiger...  ;)

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 07. Februar 2024, 21:39:38
Wenn man abschätzen kann was man tut, dann lieber bei fremden Bäumen eher mal ein bisschen mutiger schneiden, wenn man nicht regelmäßig vorbeikommt.
Ziel sollte gerade am Anfang der klare Aufbau sein. Das machts später viel einfacher, über Jahrzehnte.
Am Anfang nicht getraut zu schneiden bringt später chaotische Bäume, wo keiner mehr den Durchblick hat.

Ins 2 jährige Holz schneiden bei Fremden ist nicht State of the Art, aber Fehlentwicklungen stehenlassen noch weniger richtig.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Bursche am 08. Februar 2024, 00:31:57
Oder aber eignen sich die violett gekennzeichneten Äste überhaupt und sollten ganz am Stamm gekappt werden?
Der Lilane links unten ist m.E. ein Schlitzast.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Artessa am 08. Februar 2024, 09:53:02
was ist ein Schlitzast und was bedeutet das?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: distel am 08. Februar 2024, 10:10:15
Wenn man abschätzen kann was man tut, dann lieber bei fremden Bäumen eher mal ein bisschen mutiger schneiden, wenn man nicht regelmäßig vorbeikommt.
Ziel sollte gerade am Anfang der klare Aufbau sein. Das machts später viel einfacher, über Jahrzehnte.
Am Anfang nicht getraut zu schneiden bringt später chaotische Bäume, wo keiner mehr den Durchblick hat.

Ins 2 jährige Holz schneiden bei Fremden ist nicht State of the Art, aber Fehlentwicklungen stehenlassen noch weniger richtig.

Ich werde mich da mal mutig "herantasten" und hoffe, dass sich die erwünschten Ergebnisse einstellen.  ;)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 08. Februar 2024, 10:19:05
was ist ein Schlitzast und was bedeutet das?
Ein Ast, der einen so spitzen Astabgangswinkel hat, dass er auf der Oberseite nie mit dem Stamm richtig verwachsen wird. Weil da die eine Seite mit dem Kallus die andere Seite mit dem Kallus abstößt. Man erkennt es an der Ritze auf der Oberseite. Solche Äste sind sehr Bruchgefährdet und gehören eigentlich immer entfernt.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Artessa am 08. Februar 2024, 11:06:38
o.k., dann entferne ich den Ast und veredel an der Stelle nicht.
danke für die Erklärung.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Urgetier am 20. Februar 2024, 16:19:34
Hallo Thuja, danke für deine vielen Tipps hier. Ich hätte nochmal eine spezifischere Frage: Im letzten Jahr habe ich einen jungen Zwetschgenbaum gepflanzt, ursprünglich mit klassischer Krone. Leider haben die Rehe die Krone ziemlich irreparabel bearbeitet. Nun dachte ich mir, den Baum nachträglich zur Spindel umzuerziehen. Die Krone würde ich dann vollständig abschneiden, den Neuaustrieb bis auf eine Mitte herunterbinden. Geht das? Oder wird so ein Schnitt in der Regel nicht überlebt?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 20. Februar 2024, 21:38:43
Puh, schwierig zu sagen.
Bäume mit klassischer Krone sind manchmal so und manchmal so gelungen. Baumschulware kann sehr divers sein.
Prinzipiell ist es möglich, das Schnittprinzip Spindel auch auf stärkeren Unterlagen zu machen, das Schnittsystem ist in sich ausreichend logisch bzw berücksichtigt die Naturgesetze/Nutzungsabsicht, so lange die Bäume im Zweifelsfall nur hoch genug werden dürfen.

Das taugt leider aber nicht als Grundlage für eine differenzierte Antwort. Ich bitte um Fotos, damit man die Situation einschätzen kann. Und es gibt auch andere hier, die von Baumschnitt berichten können. Meister tt mag ich gar nicht. Ich bin für Diskussion (inklusive Content, nicht falsch verstehen) und Versuch, um zu lernen.

Prinzipiell kann man jedenfalls auch die Krone höher ansetzen oder weitere Leitäste fördern/entstehen lassen.
Es gibt also viele Optionen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Urgetier am 21. Februar 2024, 07:06:40
Nach Feierabend versuche ich es dann mit einem brauchbaren Foto. Hoffentlich ist es dann noch einigermaßen hell. Der Baum steht auf jeden Fall auf St. Julien, also eher schwachwüchsig.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: hobab am 21. Februar 2024, 11:35:03
Macht immer wieder Spaß hier reinzuschauen und was zu lernen!



Zwiesel, ist im Grunde auch ein Schlitzast, nur halt Stamm. Die ganzen V und U - Formen und deren potentielle Bruchgefahr werden  heiß diskutiert.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Orendarcil am 23. Februar 2024, 18:32:39
Das hier ist ein Bienenbaum, kein Obstbaum, würde zu der Stelle hier aber gern wissen ob ich die ausschneiden sollte oder nicht (und wollte dafür kein extra Thema eröffnen).
Die Stelle war schon, als wir den Baum letztes Jahr erhalten haben.
Die Wülste um die Schadstelle sind direkt unter der Rinde grün, aber bei dem Inneren des Lochs bin ich mir nicht sicher ob das überwachsen wird?
Falls ich etwas Ausschneiden sollte, was bietet sich da an?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Ivoch am 23. Februar 2024, 23:01:27
Mein Pfirsichbaum (Plattpfirsich) hat auf der Südseite deutlich mehr und längere Triebe als auf der Nordseite. Wie soll ich ihn schneiden, damit er ein bisschen symmetrischer wird? Und sonst alle Triebe bis auf 2-3 Blüten kürzen und am Baum lassen oder auch einige davon komplett abschneiden? Und im letzten Bild sieht man, dass er auch etwas schief wächst, nach Süden. In den anderen Fotos habe ich ihn mal mit einer Holzlatte geradegebogen. Könnte ich das dauerhaft machen, vielleicht mit etwas Stoff oder Gummi an der Berührungsstelle oder soll ich lieber einen dritten Pfahl einschlagen? Letzteres wollte ich eigentlich nicht, damit ich die Wurzeln nicht verletze - der Baum steht dort zwar erst sein letzten März, aber ich weiß ja nicht wie sich die Wurzeln in der Zeit ausgebreitet haben.

(https://thumbs.picr.de/47138694ua.jpg)

(https://thumbs.picr.de/47138695sz.jpg)

(https://thumbs.picr.de/47138696ya.jpg)

(https://thumbs.picr.de/47138697hk.jpg)

(https://thumbs.picr.de/47138698aq.jpg)

Ich habe noch ein paar Fotos - Nahaufnahmen vom unteren Teil der "Krone", falls mehr Details benötigt werden.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 23. Februar 2024, 23:34:47
Richtung Süden wachsen ist leider normal. Also eher Richtung Osten bzw Südosten. Da wo morgens eben die Sonne aufgeht wenn Bäume der Meinung sind, sie müssten ihre Blätter und Triebe dem Licht hin zuwenden. Das machen sie morgens beim aufstehen eher wie abends Richtung Untergang orientieren. Die Gehölze sind schon noch ein bisschen Optimist.

Ich sehe an dem Bäumchen nix verkehrtes. Sollte man jetzt mal schneiden, ruhig etwas kräftig einkürzen, das tut nur dieses Jahr noch weh mit wenig Frucht, aber dafür kommt doppelt so viel Trieb raus mit 3 mal so viel Frucht im Jahr drauf wie wenn man jetzt nicht schneiden würde.
Die Baumscheibe sollte im März dann auch von Unkraut befreit werden, im Juli-Anfang August darf sie gerne wieder mit Gründünger besät werden.

Gegen die Südostorientierung würde ich bei Steinobst nicht dagegen ankämpfen wollen. Kann man bei besser berechenbarem Kernobst mit Knospen blenden usw machen, aber bei Steinobst rentiert sichs meiner Meinung nach nicht. Erst recht nicht bei Pfirsich, zu kurzlebig. Den gilt es eher immer wuchsfreudig zu halten. Also beim Rasen düngen demnächst den Baum nicht aussparen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 24. Februar 2024, 01:53:51
Nimm die Latte raus und setz oben noch ein Seil zwischen die Pfosten. Du kannst, je nachdem wie du das machst, die Rinde mit einem Stück Gartenschlauch schützen (15cm Gartenschlauch längs aufschneiden und über das Seil stülpen). Die Latte reibt dir bei Wind die Rinde auf.
Die Pfirsiche haben meist irgendeinen Schlag in eine Richtung. Meine geht z.B. nach Norden.  ::)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 24. Februar 2024, 02:25:06
Pfirsichbäume habe ich noch nie abgestützt, ist auch noch keiner umgefallen.
Alle Äste um mehr als die Hälfte kürzen, auf der langen Seite kürzer schneiden und auf der kurzen Seite länger lassen. Wachstumsgesetze beachten und den Stumpen oben abschneiden.
Zum Anbinden Bindeschlauch verwenden, da reibt auch nichts ab.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 24. Februar 2024, 09:32:28
Das hier ist ein Bienenbaum, kein Obstbaum, würde zu der Stelle hier aber gern wissen ob ich die ausschneiden sollte oder nicht (und wollte dafür kein extra Thema eröffnen).
Die Stelle kannst du so lassen wie sie ist. Ist nicht schön, aber das wird in ein paar Jahren überwallt sein.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Orendarcil am 24. Februar 2024, 10:40:18
@thuja: danke dir für deinen Blick darauf. Dann bin ich beruhigt und lass das so :)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 29. Februar 2024, 23:00:18
Süßkirschen-Wasserschosser vom letzten Sommer: Jetzt schneiden oder erst nach der Ernte? Wenn jetzt: 2/3 kürzen oder alles bis auf eine außen stehende Knospe ab?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: ringelnatz am 29. Februar 2024, 23:02:17
hängt von der Baumarchitektur ab, und warum sie gekommen sind. Weil zu viel geschnitten wurde?
Wenn der Baum im Aufbau ist, lohnt es die Spitze der Triebe abzuschneiden, um die Verzweigung zu verringern.

edit: geht es um den Baum von Seite 15? Der wurde doch schon besprochen...
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 29. Februar 2024, 23:09:23
Ja, eigentlich sollten gar keine entstehen. Und wenn sie es tun, dann werden sie im Mai gerissen, komplett mit Ansatz, falls man sie nicht braucht oder verwenden kann.
Jetzt kurz vor Austrieb wird es allerhöchste Zeit, und da geht nur noch Schnitt auf Rosette und nachbehandeln im Mai.

Jetzt einkürzen hört sich danach an, als ob dringend Verzweigung gebraucht wird. Dann stimmt was mit dem Schnitt nicht, Süßkirsche verzweigt gut.
Ansonsten kürzt man Steiltriebe nur ein, wenn man darauf was aufbauen möchte, also zum Lücken auffüllen.

Hast du ein Foto von der Situation?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 29. Februar 2024, 23:21:43
Es wurde nicht zu viel geschnitten, die Triebe sind vielleicht auch einfach nur Langtriebe, sie sind im Sommer erst gekommen (1m lang). Ja es geht auch um den Baum der schon besprochen wurde, aber die Tipps gingen in die Richtung, die mir nicht weiterhelfen. Die Hohlkrone hab ich mir aber abgeschminkt.
Hier treibt noch nichts aus, das dauert noch.

Alles was ich wissen wollte ist: Erziehungsschnitt Süßkirsche jetzt oder wenn nicht, wann dann?

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 29. Februar 2024, 23:29:38
Obstbaumschnitt findet prinzipiell und grundsätzlich im Winter statt.
Spezialschnitte können auch mal während der Vegetation gemacht werden, ersetzen aber nie den jährlichen Schnitt im Winter.

Erziehungsschnitt kann nur in der Vegetationslosen Zeit stattfinden. Weil man beim erziehen eine Reaktion wünscht, man lenkt aktiv den Baum. Das ist kein reagieren.

Zum raussuchen der Bilder von damals bin ich zu faul. Soweit ich mich erinnere gabs bei dem schattigen Jungbaum zu nah am Haus aber nur eine verpasste Erziehungsschnittphase. Der Wille zu schneiden kommt also rund 3-4 Jahre zu spät. Klar, da kann man jetzt dann einkürzen, auch ins 3-4 jährige Holz. Man sollte aber wissen, wo sich die Krone hinentwickeln soll. Wenn die bei 1,5m anfangen soll, dann in 1,6m Höhe absägen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: rohir am 29. Februar 2024, 23:46:39
Danke, ich weiß wohin sich die Krone entwickeln soll. Ja, der Schnitt war bei der Pflanzung zu zögerlich, aber alles nicht so tragisch.

Morgen wird geschnitten  ;)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 01. März 2024, 00:29:44
Bei starkem Rückschnitt auf den Baum betrachtet treiben die unteren, teilweise schon vergreisten Bukettknospen wieder ordentlich durch mit verwertbaren Langtrieben. Ich schätze mal 30-40cm sind dieses Jahr bei dem Bäumchen drin mit waagrechter Aststellung.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 01. März 2024, 11:57:17
Morgen wird geschnitten  ;)
Das wäre heute. Sozusagen im März, in der Zeit, in der Bäume und Hecken nicht geschnitten werden dürfen. Nun herrscht da maximale Unklarheit, was gesetzlich gilt.

Zitat von: https://www.baumpflegeportal.de/baumrecht/faellverbot-schnittverbot-baumpflege-gehoelzpflege-maerz-oktober/
Bäume in gärtnerisch genutzten Grundflächen sind von den Fäll- und Schnittverboten nicht betroffen. Je nach Bundesland sind damit Gärten, Grünanlagen, Rasensportanlagen und Friedhöfe gemeint. Auch zwischen 1. März und 30. September dürfen Sie die Bäume in Ihrem Garten also ohne besondere Genehmigung fällen oder zurückschneiden. Es sei denn, dort befinden sich Lebensstätten wild lebender Tiere oder es existieren in Ihrer Gemeinde oder Ihrem Bundesland gesonderte naturschutzrechtliche Vorschriften wie zum Beispiel eine Baumschutzsatzung.

Hecken, lebende Zäune, Sträucher und andere Gehölze unterliegen dagegen – auch in privaten Gärten oder in Grünanlagen – den Fäll- und Schnittverboten nach § 39 BNatSchG im Zeitraum von 1. März bis 30. September. Beachten Sie also, dass der Rückschnitt von Hecken in dieser Zeit nicht erlaubt ist. Dies gilt jedoch nur für größere Schnitte oder ein „auf Stock setzen“ der Gehölze. Schonende Formschnitte dürfen Sie ganzjährig durchführen. Auch Pflegeschnitte an Obstgehölzen sind aus der Verbotsregelung ausgenommen.
Ist der Schnitt in 4 Jähriges Holz noch als schonend einzustufen? Kann hier die Regel für Kappungen gelten? Also alles was Äste unter 5cm Durchmesser sind, kann geschnitten werden, alles darüber wäre nach ZTV Baumpflege keine anrechenbare Leistung sondern Sachbeschädigung. Würde das als Maßstab taugen für ein Schnittverbot in der Brutzeit?
Dürfen Obstbäume immer geschnitten werden, wenn man sich vorher vergewissert hat, das keine Vögel darin brüten?

Warum schweigen eigentlich die Gartenverbände zu dem Thema?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 01. März 2024, 14:40:37
Das kommt dabei raus, wenn ungelernte Nichtfachleute ohne Abschlüsse Gesetze erlassen. 8)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 02. März 2024, 22:13:16
Obstbaumschnitt findet prinzipiell und grundsätzlich im Winter statt.
Spezialschnitte können auch mal während der Vegetation gemacht werden, ersetzen aber nie den jährlichen Schnitt im Winter.
Stimmt so nicht, man kann im Prinzip immer schneiden, man muss halt nur Ahnung davon haben was man macht.
Richtig ist, dass der Winterschnitt einfacher auszurechnen ist, da hier die Reaktion besser absehbar ist. Auch ist es richtig, dass Erziehungs- und Verjüngungsschnitt bevorzugt im Winter ausgeführt werden sollten. Erhaltungsschnittmaßnahmen gehen aber eigentlich immer.
Beim Schnitt in der Vegetationsphase ist viel mehr zu beachten, da auch die aktuelle Situation des Baumes (Fruchtbehang, aktuelle Witterung, Wasserversorgung, Schädlingsbefall etc.) beachtet werden muss.

Schobbe,
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: dmks am 02. März 2024, 22:22:45
man kann im Prinzip immer schneiden
Es stellen sich die Nackenhaar! Wie Igelstacheln - nur ondoliert.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 02. März 2024, 22:25:37

Dürfen Obstbäume immer geschnitten werden, wenn man sich vorher vergewissert hat, das keine Vögel darin brüten?


Ja.

Der NABU erzählt halt einfach immer wieder gerne, dass man ab März nicht mehr schneiden darf und hofft, dass sich möglichst viele Leute an diese Falschinformation halten.

Wollte mal meinen Schnittkurs mit dem NABU von Februar nach Ende Mai verlegen, unter dem Motto "Schneiden statt Spritzen", wurde aber von der NABU-Führungsebene abgelehnt, da würden ja noch die Vögel brüten und von März bis Oktober wird beim NABU generell nicht geschnitten.

Schobbe
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: dmks am 02. März 2024, 22:32:39
Ich bin nur bockig wenn im September/Oktober/November/Dezember geschnitten werden soll!  ;)

"Mehltau- oder Lauseschnitt" im Frühjahr/Frühsommer mache ich bei Bedarf auch.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Tugumak am 03. März 2024, 09:19:21
Moin,

ich würde gerne wissen wie ihr Leitäste und den Mitteltrieb von Jungbäumen anschneidet, die nur einen Zuwachs von 3 cm im Jahr hatten mit extrem kurzen Internodien.
Hab versucht auf eine Knospe im 1-jährigen Holz zu schneiden - ist aber nicht einfach -, um stärkeren Wuchs zu induzieren.
Oder wäre ein Rückschnitt ins mehrjährige Holz eher zu empfehlen?
Hinweis auf Baumscheibe, Düngung und Bewässerung habe ich schon gegeben.

Danke für eure Anregungen im Voraus.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Floris am 03. März 2024, 19:19:51
Bei Bäumen die im ersten Jahr nicht wachsen wollten, habe ich mit dem Schnitt ein Jahr gewartet.

Ich bin nur bockig wenn im September/Oktober/November/Dezember geschnitten werden soll!  ;)
Es gibt nur zwei Zeitpunkte, wo man es auf jeden Fall lassen sollte. Beim Laubfall und beim Austrieb.

Die erste Aussage ist mir einleuchtend, da im Spätjahr keine Abschottung der Wunden mehr erfolgt und über die lange Winterzeit ständig Infektionsgefahr besteht (wobei ich gelegentlich auch noch im September schneide, aber keine großen Schnitte). Diese Einsicht ist aber nicht Allgemeingut, weder bei privaten noch bei gewerblichen Baumschneidern.

Über die Zeit um den Austrieb habe ich auch schon als Tabuzeit für den Gehölzschnitt gelesen, eine Begründung dafür hat sich mir aber nicht eingeprägt. Dagegen habe ich mir gemerkt, dass man Obstbäume bis zur Blüte schneiden kann, wenn man die wuchsfördernde Wirkung des Winterschnitts verringern will. Vielleicht ist der Austrieb bei Obstbäumen ja definiert als Zeit nach der Blüte?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 03. März 2024, 19:41:55
In der Blüte mache ich gerne, wegen der Blumenvase...
Und Äpfel in Kirschgröße, weil man da gut ausdünnen kann, wenn nötig, das sieht man dann gut.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 04. März 2024, 09:39:32
Die erste Aussage ist mir einleuchtend, da im Spätjahr keine Abschottung der Wunden mehr erfolgt und über die lange Winterzeit ständig Infektionsgefahr besteht (wobei ich gelegentlich auch noch im September schneide, aber keine großen Schnitte). Diese Einsicht ist aber nicht Allgemeingut, weder bei privaten noch bei gewerblichen Baumschneidern.
Sie ist meist auch nicht ausreichend mit Fakten belegt. Und oft eine Einzelfallentscheidung. Wer eine Krebsplantage hat, achtet evtl etwas anders auf gewisse Sachen wie einer ohne Krebs- oder Bakterienprobleme.

Was fast alle vergessen, die über Pilzinfektionen reden, ist über Schnittführung und physiologische Phase des Gehölz nachzudenken. Das sind die beiden wichtigen Punkte, Pilzinfektionen spielen keine Rolle in der Praxis.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Floris am 04. März 2024, 11:35:36
Was fast alle vergessen, die über Pilzinfektionen reden, ist über Schnittführung und physiologische Phase des Gehölz nachzudenken. Das sind die beiden wichtigen Punkte, Pilzinfektionen spielen keine Rolle in der Praxis.

Das ist aber beruhigend, dass ich mir bei Beachtung der Schnittführung keine weiteren Gedanken über Pilzkrankheiten mehr machen muss.

Was meinst du mit "physiologische Phase", ist das auch was jahreszeitliches oder eher das Entwicklungs- bzw. Altersstadium des Baumes?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 04. März 2024, 12:42:40
Entwicklungstadium nach BBCH Skala ist die klare Einteilung wie Knospenschwellen, Mausohrstadium, rosa Knospe, beginn Blüte, Vollblüte, Ende Blüte, Fruchtentwicklung Haselnussgröße usw.
Unterscheidet sich also etwas von Zellteilungsphase und Zellstreckungsphase, geplanter Seneszenz usw.

Problematischen Pilzbefall gibts immer dort, wo zu große Äste abgesägt werden oder Äste egal welcher Größe falsch abgesägt werden, sprich, wenn die Wundabschottung gestört ist.
Und die kann auch gestört sein, wenn der Baum in einem physiologischen Ungleichgewicht ist, zB aufgrund von Überlastung durch Frucht, falscher Düngung/Wasserversorgung usw. ist. Da spielt vieles rein.

Im Bild mal ein Beispiel von einem kein Obstbaum. Ast wurde abgeschnitten, rechts im Bild die Schnittfläche, gut 5cm breit. Der verbliebene Holzkörper vom Ast im Stamm wurde vom Pilz zersetzt. Das schwammige. Die Wunde wurde aber von außen überwallt, helles Holz rechts der Schnittstelle. Links oben im Eck und anderswo sieht man noch die dünnen schwarzen Pilztrennlinien. Damit grenzt sich der Pilz gegenüber anderen Pilzen usw ab, das verhindert sozusagen das ineinanderwachsen. Das schwarze Linie ist sozusagen die Frontlinie in der chemischen Kriegsführung.
Da der Baum ja noch vital war und die Wunde überwallen konnte, hat der Pilz ein Sauerstoffproblem und geht kaputt. Zurück bleibt der Schaden, der tote Pilz kann sich aber nicht weiter ausbreiten.
Ergebnis ist Baum steht stabil und ist vital. Viel mehr verlangen wir nicht von unseren Bäumen.
Wann der Ast dabei abgeschnitten wurde, nun ja, das ist nicht das entscheidende Kriterium.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 05. März 2024, 00:39:10
War gestern erstmals in diesem Jahr meine Bäume schneiden, die Jungbäume brauchten noch ihren Erziehungsschnitt. Auf dem Rückweg bin ich an der NABU-Wiese vorbeigefahren, wo ich vor der Pandemie immer meine Schnittkurse gegeben habe. Da hat dieses Frühjahr irgendjemand vom NABU wohl selbst versucht zu schneiden.

Hier das Ergebnis:
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 05. März 2024, 00:45:47
In der Durchführung das Kappe der Leitäste und des Mitteltriebes durch Ableiten auf starke Fruchtäste. Ich würde die Kronenform als Terassenkrone bezeichnen, was meint ihr?

Hier die Schnittführung am Ast:
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 05. März 2024, 00:51:13
Die Schnitte wurden mit einem Hochentaster unsauber und schnell durchgeführt, so wurden ganze 5 Bäume verstümmelt. Ich schaffe immer nur einen pro Schnittkurs.

Baum 2:

Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 05. März 2024, 00:53:30
Schöne Schnitte auf der Oberseite:
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 05. März 2024, 00:56:19
War wohl sogar ein Schnittkurs, in der Lokalzeitung betitelt mit "Vorsorge für gesundes Waachstum"
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 05. März 2024, 00:58:09
Man müsste eigentlich Strafanzeige stellen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Hyla am 05. März 2024, 02:32:09
Ich bewundere deine Ruhe. Bei mir wäre schon wieder der Blutdruck kurz vorm Kochen.  >:(
GsD habe ich keine Ahnung und muß nicht für andere schneiden und hätte ich Ahnung, würde ich mich doof stellen, ein dümmliches Gesicht aufsetzen und schnellstmöglich flüchten.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Starking007 am 05. März 2024, 05:40:04
Grenzenlose Dummheit.....
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: frauenschuh am 05. März 2024, 06:23:11
Das wird wirklich nur noch vom hiesigen Hausmeisterschnitt übertroffen. Unfassbar.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 05. März 2024, 07:53:55
Die Schnitte sind mies, aber minimal hat er schon mal was von Fruchtholz oder ähnlichen Begriffen verstanden. Den Baum halbwegs verstanden aber scheinbar nicht.
Ist es nicht so das wenn man die 10€ Fördergelder für die Streuobstwiesenbaumpflege bekommen möchte, nicht auch den Schein für Baumpflege vorweisen können muss? Also auch mal einen etwas tiefergehenden Lehrgang besucht haben müsste?
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Tugumak am 05. März 2024, 08:17:41
Vielleicht hat derjenige den Zapfenschnitt/Stummelschnitt für Steinobst auf alle Obstgehölze erweitert angewendet. ;)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 05. März 2024, 08:24:58
Habe ich auch überlegt, ob das mit Vorsorge für gesundes Wachstum gemeint war.
Dann hat er die Zapfen aber nicht verstanden.
So gibt das nur Mehltau und Blattlausanfällige Ständertriebe, die wie bei Kappungen regelmäßig nachgepflegt werden müssen.

Die Schnittführung mit Ignoranz vom Astring spricht auch dagegen, die kann aber auch ein anderer verbrochen haben.
Hier schneiden sie auch so, wenn der Ast zu dick für die Astschere ist, werden eben die Äste darüber abgeschnitten, das sieht aus wie Steinschleudern.
Der Gipfel ist mit der Flex plus Kreissägeblatt.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Ekwisetum am 05. März 2024, 08:30:01
Die Kleiderhaken-Schnitte gehen garnicht. Sowas darf in einem Schnittkurs  nicht als Vorbild stehen bleiben.  :(
Scheine für Obstbaumpflege gibt es von verschiedenen Anbietern, da sollte man auf Professionalität achten, z.B. Kurs bei Baumschule oder Gartenakademie.
Es kommen aber auch noch Faktoren wie Krankheiten, aktuell in Streuobstwiesen  schwarzer Rindenbrand/Diplodia hinzu, die zu Schnitten zwingen, die man bei gesunden Bäumen nicht machen würde. Hinterher sieht der Baum dann manchmal ungewöhnlich aus.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Bruno3120 am 05. März 2024, 10:01:50
In BW wird meines Wissens für die 10€ bei Streuobstpflege keinerlei Ausbildung vorausgesetzt.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: willi2000 am 05. März 2024, 11:35:14
Die Schnitte wurden vom Boden aus mit einem Hochentaster durchgeführt, daher die ungenaue Schnittführung. Es ist ja genau dieser Aspekt der am stärksten gegen den Einsatz von Hochentastern beim Obstbaumschnitt spricht.
Am Stamm selbst haben sie so schön plan abgeschnitten, dass ja kein Astring mehr auf die Idee kommen kann, noch irgendwie irgendetwas zu überwallen.
Für den sogenannten Schnitt auf Steinkauz, der beim NABU ja sehr beliebt scheint, sind die Bäume auch noch zu jung. Sie haben noch keinen ökologischen Wert und können daher auch noch nicht entsprechend große Asthöhlen für Vögel bilden.

Schobbe,
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Tugumak am 05. März 2024, 12:05:51
In Bayern wird bei der KULAP- Maßnahme I82 im Merkblatt unter Punkt 7 ein Nachweis über
eine Gärtnerausbildung,
eine Baumpflegeausbildung
oder sonstige Aus-/Fortbildungen, die von genau bestimmten Stellen angeboten werden, gefordert.

Und es gibt zwischen 25€ und 120 € als Pauschale in Abhängigkeit vom Baumalter.

Da kann schon was zusammen kommen auf einer Streuobstwiese
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: thuja thujon am 05. März 2024, 12:23:12
Naja, was zusammenkommen ist so eine Sache. Wenn die alten Bäume in einer Stunde geschnitten sind ists ok.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Ekwisetum am 05. März 2024, 13:45:05
Die Schnitte wurden vom Boden aus mit einem Hochentaster durchgeführt, daher die ungenaue Schnittführung. Es ist ja genau dieser Aspekt der am stärksten gegen den Einsatz von Hochentastern beim Obstbaumschnitt spricht.


Schobbe,

Da ist eine Obstbaumleiter z.B. von Iller, die bessere Investition. Damit kommt man bequem an die zu schneidenden Äste heran und kann von Hand sägen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Gartennoob am 17. April 2024, 17:03:51
Hallo war gerade in meinen Bäumen um ungünstige schlafende Augeb abzuknippsen. Dabei ist mir eine trockene Stelle an einem Leitast aufgefallen. Leider ist die Stelle, wo der Schnitt im Vorjahr gemacht wurde, total vertrocknet. Die Rinde ist wenn nur noch zu 50 %unterhalb der Stelle intakt und versorgt den oberen Teil des Leitastes.
Meine Frage: Ist die Stelle oberhalb dieser trockenen Stelle nich zu retten? Oder wird es zum kompletten Absterben des Leitastes ab dieser Stelle führen. Dies wäre sehr ungünstig für meine angehende Leitast Oeschberg Kronensystem. Weil dadurch ein Leitast deutlich kürzer und Dünner wäre, wenn ich dort abschneiden müsste. Ich zeig euch mal ein Bild
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Gartennoob am 17. April 2024, 17:04:45
.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 17. April 2024, 21:19:26
Das ist Obstbaumkrebs. Die Stelle ist zu groß um es herauszuschneiden. Werkzeug sollte desinfiziert werden vor und nach dem Schnitt.

Trieb  sollte aber tief in's gesunde Holz gekürzt werden und hoffen dass schlafende Augen ausschlagen.
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: 555Nase am 17. April 2024, 23:44:29
Hier sieht es ähnlich aus. Oberhalb und unterhalb ist der Stamm in Ordnung und der Baum wächst und blüht seit zwei Jahren unbeirrt weiter.

(https://up.picr.de/47440537ue.jpg)

(https://up.picr.de/47440538rd.jpg)

(https://up.picr.de/47440539hx.jpg)
Titel: Re: Obstbaumschnitt
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 18. April 2024, 11:10:43
Ein Zombie ^^