Bevor ich an die osteuropäischen Sorten heran gekommen bin, gab es praktisch keine für meinen Standort wirklich geeignete Sorten. Insbesondere Reifezeit und Winterfestigkeit waren einfach zu ungünstig.
Nun gibt es eine Unmenge neuer Sorten, aber ich habe den Eindruck, dass die meisten davon nicht richtig ausgetestet worden sind. Die osteuropäischen Züchter stehen unter enormen finanziellen Druck und müssen ständig neue Sorten auf den Markt bringen, um existieren zu können. Da sie wenig Geld haben, können sie neue Sorten nicht schützen lassen, so dass das Geschäft mit den neuen Sorten ganz schnell andere machen.
Die Rebschulen in D, Cz und Po stehen wiederum unter hohem Wettbewerbsdruck, denn neue Sorten mit angeblich spektakulären Eigenschaften lassen sich am Besten verkaufen und der diese Sorten als erster bringt, macht das beste Geschäft.
Das alles ist meine Erklärung für die vielen Misserfolge bei der Sortenwahl, obwohl die Papierform der Reben immer sehr gut war.
Ich finde es sehr bedauerlich, dass die LWG Bayern den Anbautest neuer Sorten aufgegeben hat. Die LWG Bayern war uns zwar oft einige Jahre zurück, aber der Versuchsanbau hat doch dazu beigetragen, Spreu und Weizen zu trennen. Vor etlichen Jahren gab es in Radebeul eine Rebenversuchsstation mit ähnlichen Aufgaben, aber diese wurde schon etliche Jahre früher aufgegeben, als der Chef pensioniert wurde. Einen kleinen Teil gibt es noch, aber der ist auf dem Stand vor ca. 15 ... 20 Jahren stehen geblieben. Den großen Teil der sehr guten relativ flachen Lage hat sich das Staatsweingut einverleibt, weil im Gegensatz zur Steillage Maschinen eingesetzt werden können.