Danke für die Namen der infrage kommenden Obstanbaubetriebe, cydorian! Eventuell werde ich tatsächlich noch bei denen nachfragen.
Heute konnte ich dann doch mit dem Obstanbauberater sprechen und er hat mir folgendes verraten:
Tatsächlich stehen die Boskoop in kommerziellen Plantagen auf M9. Allerdings ist der Anbau von Boskoop rückläufig und er "rät" auch nicht zu Boskoop bzw. nur unter Vorbehalt. Schuld daran seien neben der nachlassenden Nachfrage aus dem Einzelhandel eben auch verschiedene Eigenheiten der Sorte im Anbau. So ist das Problem mit den physiologischen Störungen auf M9 durchaus bekannt und ein Weg diese zu vermeiden sei es den Fruchtbehang möglichst groß (!) zu halten.
Also: Viele Früchte -> gutes Obst; wenig Behang -> zu große, stippige Früchte, welche aus dem Kernhaus heraus faulen. Große Kaliber (>90mm) würden deshalb gar nicht erst ins Kühllager genommen sondern gleich verwertet.
Nun ist Boskoop eine Sorte, die von sich aus stark zur Alternanz neigt und deshalb falle immer wieder mal eine Ernte an, welche hauptsächlich Obst für die Saftpresse liefert.
Um den Ertrag hoch zu halten, sei es notwendig das Triebwachstum des Baums möglichst zu bremsen, die Äste runterzubinden, waagrecht oder sogar absteigend und um Gottes Willen Vorsicht mit einer Stickstoffdüngung walten zu lassen. (Ebenso Vorsicht bei Kali, das die Neigung zu Stippe verstärkt), lieber den Baum etwas "hungern" lassen; stattdessen Blattdüngung mit Calciumchlorid
Soweit die die Ausführungen des Beraters zum Boskoopanbau auf M9.
Nun düngt b-hoernchen seinen Boskoop ganz gewiss nicht künstlich mit Stickstoff, schließlich legt das Ding im fetten Tonboden immer noch ein beachtliches Wachstum hin und so richtig "beruhigen" konnte ich den Baum noch nicht, obwohl ich auch Äste runterbinde. Vielleicht sollte ich auch nicht die Baumscheibe mit Rasenschnitt mulchen - ist ja auch irgendwie ein Stickstoffdünger; enentuell doch lieber Sägespäne?
Bezüglich der frühen Reife konnte der Berater auch nur mutmaßen, ob es an dem besonderen Typ läge, den ich geliefert bekommen hätte (was aber nicht die Reifeverfrühung bei anderen alten Sorten wie Gravensteiner, Seestermüher Zitronenapfel und Brettacher auf M9 in meinem Garten erklärt...). Im Bodenseeraum würden die Boskoop Mitte September geerntet.
Die Haltbarkeit der Äpfel stehe übrigens mit der Temperatur zur Erntezeit in Zusammenhang - kalt geerntete Äpfel seien deutlich besser lagerbar als bei heißem Wetter geerntete.
Noch zu den angebauten Klonen: Der Berater meinte, die Äpfel aus dem Einzelhandel seien wohl der Typ "Schmitz-Hübsch", also auch eine rote Variante (obwohl mir die Äpfel aus dem Supermarkt gar nicht so sehr rot vorkamen, da sind die von meinem Baum röter).
Weitere, neuere für den Anbau auf M9 empfohlene Varianten seien "Quast", "Bielaar" und "Welbo" - alle diese gehörten zu den vom Handel bevorzugten roten Typ.
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Wenn das mit meinem Baum nicht besser wird, möchte ich ihn raushauen.
An den freiwerdenden Platz des Boskoops will ich dann eine alte französische Sorte pflanzen, wie z. B. den Pomme de'l Estre z. B. auf M26. Der ist knackig, saftig, gut lagerbar und von bemerkenswerter Blattgesundheit!
Weh tut es mir höchstens wegen der einzigartigen Säuerlichkeit des Boskoops.
Aber vielleicht kann ich irgendwoher ein Reis von einem wirklich guten gelben bis grünen Klon des Boskoops bekommen, den ich auf einen schwächerwüchsigen Mehrsortenbaum draufveredle. Wenn einer von euch was entsprechendes hat, darf er sich gerne bei mir melden... .