Mir ist demletzt was aufgefallen. Deswegen würde ich gerne mit euch mal querdenken.
Das Büchlein von Fritz-Georg Zahn (stärkenbezogene Baumbehandlung) vor mir liegend beim Thema faules Holz im Stamm nach Rückschnitt habe ich mal wieder an den Saftfluss im Stamm gedacht und wo das Dickenwachstum stattfindet und das das direkt mit der blattmasse vom trieb zusammenhängt.
Ich kenne ja meine Okulation vom Gewürzluiken auf MM106. Die will seit 5 Jahren nicht die Abwerfwunde schliessen sondern wächst komplett dran vorbei. Letztes Frühjahr mit dem Messer nochmal nachgeschnitzt soweit wie es ging, dieses Jahr sticht die Schnittstelle der Unterlage immernoch ins Auge.
Die Kreisrunde dunkle Schnittstelle ist wohl auch dem Unterlagenklon geschuldet, der extrem zu den Luftwurzeln neigt und sich der Saftfluss deshalb vollständig drumrum orientieren muss. Da passiert nur auf eienr seite was, Dickenzuwachs 3-4cm, auf der gegenüberliegenden Seite der Edelaugeneinsetzstelle stagniert das Dickenwachstum mit maximal 3mm. Das tut weh, das sieht ein blinder.
Naja, das Ding wächst trotzdem. Aber...
Was man oft beobachten kann, ist dass 2 jährige Veredlungen gepflanzt werden und nicht richtig vom Fleck kommen. Trotz Herbstpflanzung, gutes Wachswetter, Pflege usw.
Gesetzt den Fall die Saftbahnen schaffen es im ersten Jahr nicht den kompletten Stammumfang breiter werden zu lassen sondern da steckt ein toter Keil von der Unterlage neben einem vitalen Edeltrieb, summiert sich der Effekt auf und es kommt so ein Murks raus wie auf den beiden Bildern oben. Die Bäume machen an den Trieben oben dann nicht das was sie sollen, man formiert und schnippelt wie man das nach allen regeln der Kunst eben so macht, aber der Baum reagiert komplett anders und recht unerwartet mit Austrieb wie mans nicht erwarten würde. Stellenweise stark an den unmöglichsten Orten, aber in der Summe eher schwach. Alles nur weil wohl der tote Keil dort unten den freien Fluss der Säfte behindert und sich die Wurzelsäfte ihren Weg nach oben mühselig freischaffen müssen. Zumindest wäre das eine Möglichkeit, die mir erst bei der Lektüre dämmerte.
Es gibt durchaus auch gelungene Okulationen, hier der selbe Unterlagentyp, auch selbstgemacht, diesmal mit Berlepsch statt Gewürzluiken und ein Jahr davor okuliert:
Da war die Abwurfstelle der Unterlage im 2ten Jahr schon zu und der Baum treibt seit dem ersten Jahr ohne Unterbrechung und ist komplett berechenbar was die Stärke und Orte der Austriebe angeht.
Das kenne ich von einer anderen Veredlungsmethode, dem pfropfen in den Spalt. Dort gibts keinen Versorgungsschatten im Holz, nichts einseitiges sondern nur eine gerade Verlängerung eines Triebes.
Hier ein Prinz Albrecht von Preussen im dritten Jahr auf einem schlecht bewurzelten Unterlagensteckholz, deshalb der schlechte Wuchs bzw Dickenwachstum.
Im Vergleich dazu eine Quitte in den Spalt gepfropft auf Feuerdorn, in gut 1m Höhe, 4 Jahre alt, nahezu perfekt verwachsen, die Quitte trägt seit dem 2ten Jahr und ist vom Wuchs nicht zu bremsen. Im ersten Jahr schon 4 Triebe mit je 1m Länge...
Im krassen Gegensatz dazu eine geradeso gelunge Pfropfung in den Spalt.
Letztes Jahr reingesteckt, hat gerade gereicht zum anwachsen und Blütenknospen bilden am Reis. Dieses Jahr geht er aber ab. Das Loch in der Mitte stört nur optisch, an der ganzen Veredlung gibts nirgendswo einen toten, unterversorgten Holzkeil wie es bei Okulationen manchmal der Fall ist (siehe die ersten 2 Bilder).
Habt ihr auch schon ähnliche, nachhaltige Wuchsschäden bei euren Okulationen beobachtet oder ähnliches bei angeplattenen Reisern auf etwas stärkeren Ästen?
Mir liegt Palmer in den Ohren mit nur auf der Astoberseite umveredeln und pfropfen in den Spalt nicht als Anfängermist abtun, Zahn begründet Gummifluss und Wuchsstockungen mit Saftfluss und im Garten kann ich die Auswirkungen von Totholzpartien an wichtigen Nadelöhren beobachten.
Was meint ihr dazu, sind die oft zu beobachtenden Anwachsschwierigkeiten mancher 2-jähigen Okulationen aus der Baumschule (keine 50cm Trieblänge werden im ersten Jahr erreicht) manchmal sogar systembedingt und Baumausfälle bzw enttäuschender Wuchs mit der üblichen Okulation vorprogrammiert?
Wie kann mans umgehen bei Sommerverdlungen?