Eine Gartenzwerggeschichte hab ich auch, und sie geht so: Der begrünte Hof unseres Altbaus in der Stadt wurde über Jahrzehnte von einem mittlerweile sehr alten kinderlosen Ehepaar gestaltet und gepflegt. Es war eine Oase, in der Hostas, Hortensien, Geißblatt, Schneeglöckchen, Rosen, Lilien, sogar ein Türkenbund wuchsen. Dazwischen standen Schneewittchen und 9 (!) Zwerge, an einem Ast des hohen Baumes hing ein lustiges rotes Flugzeug. Die alten Leute hatten ihre Freude dran, wir waren dankkbar für das kleine Paradies mitten in der Stadt. Im Zuge der Hausrenovierung wurde auch der Garten von einem Landschaftsgärtner neu angelegt, pflegeleicht, mit Sträuchern, Gräsern und Rindenmulch. Und bald standen auch Schneewittchen und die Zwerge wieder da, die die Kinder schon vermißt hatten, in dieser durchdachten Ordnung wirkten sie irgendwie subversiv

Dann aber kam die Order von oben, sie müßten weg, dies sei nun ein modernes Haus. Inzwischen waren neue Mieter eingezogen, auch kleine Kinder waren dabei, eines weinte immer, wenn es an dem Platz vorüberkam, wo die Zwerge gestanden waren. Es wurde ein Anschlag gemacht, alle, die wollten, daß Schneewittchen aus der Verbannung zurückkommen sollte, wurden um ihre Unterschrift gebeten. Zwei Drittel der Hausbewohner haben unterschrieben! Die alte Besetzung, natürlich die neu zugezogenen Familien mit Kindern, aber auch z.B. ein ganz junges chinesisches Paar und ein junger Russe. "Bitte die Zwerge einbürgern!", hatte einer geschrieben. Aber - nun sind wir ein modernes Haus. Es war nichts zu machen, Schneewittchen und seine Zwerge bleiben in der Verbannung. Ein kleiner Bub fragt immer noch nach ihnen.