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Hybride/Pflanzenmischlinge (Gelesen 5653 mal)

Die Lehre von den Pflanzen - Übersetzungen aus dem Fachchinesischen, Diskussionen um Definitionen, Alltagsphänomene wissenschaftlich erklärt
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fars
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Re:Hybride/Pflanzenmischlinge

fars » Antwort #15 am:

Bei Rhododendren gibt es die "Sperre" zwischen lepidoten (mit Schülferschuppen) und elepidoten (ohne Sch.) Rhododendren. Sie lassen sich nicht kreuzen. Simpel, aber bot. falsch ausgedrückt: Azaleen kann man nicht mit "großlaubigen Immergrünen" kreuzen.In Einzelfällen ist es dennoch gelungen. Das Ergebnis heißt Azaleodendron.
bristlecone

Re:Hybride/Pflanzenmischlinge

bristlecone » Antwort #16 am:

Die Tatsache, dass sich auch weit entfernte (im wahrsten Sinne des Wortes oder im Sinne von Verwandschaftsbeziehungen) Arten miteinander kreuzen lassen und evtl. sogar fertile Nachkommen hervorbringen, sagt noch nichts darüber aus, dass der Artbegriff im Sinne einer "natürlichen Fortpflanzungsgemeinschaft" überholt wäre.Häufig sind solche Hybriden in freier Natur auf Dauer gegen die Elternarten offenbar nicht konkurrenzfähig.Auch bei unseren heimischen Orchideen scheint das so zu sein (Orchideenspezialisten mögen mich korrigieren): Selbst in freier Wildbahn kommt es gelegentlich zur Kreuzung über Art- und Gattungsgrenzen hinweg, die Hybriden sind aber nicht konkurrenzfähig und bleiben daher die seltene Ausnahme.
tiarello
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Re:Hybride/Pflanzenmischlinge

tiarello » Antwort #17 am:

Und ja, ich gebe zu, auf sowas ziemlich neugierig zu sein! ;D
Hab' ich aber nicht. 8) Bin aber natürlich auch kein Experte.Mal ganz grundsätzlich gedacht und spekuliert: Neben wir einmal an genetische Ähnlichkeit zweier Genome sei absolut eindeutig quantifizierbar. Dann kann ich mir trotzdem nicht vorstellen, dass ein solcher Grenzwert benennbar ist. Es wir doch vermutlich davon abhängen welche Gene in beiden Genomen übereinstimmen und welche voneinander abweichen. In manchen Fällen werden schon wenige abweichende Gene ausreichen, um die Entstehung eine Hybridorganismus unmöglich zu machen. In andern Fällen sind trotz zahlreicher Unterschiede Hybride vermutlich möglich.Oder auch ein Analog ;) : Wenn wir beide zwei verschiedene deutsche Dialekte sprechen, wird es doch auch nicht nur von einer prozentualen Wortübereinstimmung der Dialekt abhängen, ob eine Verständigung möglich ist. Viel wichtiger ist es doch, welche Funktion die in unseren Dialekten abweichende Worte haben. Vielleicht gibt es auch gar keine Verständigungsschwierigkeiten, weil wir die abweichenden Wörter fast nie benutzen.
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Phalaina
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Re:Hybride/Pflanzenmischlinge

Phalaina » Antwort #18 am:

Ein guter Vergleich, der mich überzeugt! ;) Ja, es wird so sein - einige wenige Mutationen auf wichtigen Genen, die aber alle exprimiert werden, können vermutlich schon dazu führen, dass der betreffende Organismus nicht mehr mit seinen Verwandten kreuzbar ist.
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Phalaina
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Re:Hybride/Pflanzenmischlinge

Phalaina » Antwort #19 am:

Häufig sind solche Hybriden in freier Natur auf Dauer gegen die Elternarten offenbar nicht konkurrenzfähig.Auch bei unseren heimischen Orchideen scheint das so zu sein (Orchideenspezialisten mögen mich korrigieren): Selbst in freier Wildbahn kommt es gelegentlich zur Kreuzung über Art- und Gattungsgrenzen hinweg, die Hybriden sind aber nicht konkurrenzfähig und bleiben daher die seltene Ausnahme.
Bei den heimischen, oder im weiteren Sinne, europäischen Orchideen ist die Situation so, dass eine Reihe von Hybriden auftreten, manche sogar in Form von Hybridschwärmen, die häufig sogar einen Biotop dominieren können. Übrigens, gerade das Vorhandensein von natürlichen Hybriden zwischen den Arten, die nach der Überarbeitung jetzt zur Gattung Anacamptis zählen, und das Fehlen von Hybriden dieser Arten mit denen der Gattung Orchis (die aber wiederum untereinander kreuzen), war für mich ein entscheidendes Argument, die Neuordnung zu akzeptieren - neben den genetischen Untersuchungen und der Logik eines monophyletischen Gattungsbegriffs. ;)Bei den mitteleuropäischen Dactylorhizen versagt aber auch dieses Konzept. Neben den gut abgegrenzten Arten Dactylorhiza viridis und D. sambucina gibt es nach Darstellung einiger Fachleute (wiedergegeben bei Kretzschmar) nur die Arten D. incarnata (mit einigen Unterarten) und das Artenpaar D. fuchsii und D. maculata (letztere tetraploid). Alle übrigen (und überaus häufigen) Formen sollen allotetraploide "Mischformen" zwischen diesen drei Arten sein, die sich auf Grund ihres erweiterten Genpools sehr gut an lokale Gegebenheiten anzupassen vermögen und dort dann, zum Teil als "Kulturfolger" (wie zum Beispiel im Ruhrgebiet!), stabile Bestände bilden können. Im genannten Buch werden diese Hybriden, "mangels besserer Alternative", unter "Dactylorhiza majalis" zusammengefaßt. ::)
bristlecone

Re:Hybride/Pflanzenmischlinge

bristlecone » Antwort #20 am:

Danke für das "Update"!Wenn solche natürlichen Hybriden, d. h. Kreuzungen bisher als eigenständig angesehenen Ausgangsarten, sich tatsächlich auf Dauer halten und verbreiten, dann wird man da nicht mehr von eigenständigen Arten sprechen können.Es kann ja durchaus sein, dass sich Populationen eine Zeitlang auseinander entwickeln und unterscheidbare Gruppen ausbilden, es dann aber wieder zu einer Annäherung kommt und die Populationen verschmelzen.Beispiel: Eine Art könnte durch die Eiszeit in zwei voneinander getrennte Bereich versprengt worden sein und sich dort auseinander entwickelt haben. Nach Ende der Eiszeit setzte die Rückwanderung ein und führte beide Populationen wieder zusammen. Vor Ort entscheidet sich dann, ob die Barrieren inzwischen hoch genug geworden sind, um nunmehr zwei Arten im selben Gebiet getrennt nebeneinander zu bekommen oder nicht.Aus dem Pflanzenreich weiß ich gerade keine tatsächliches Beispiel. Im Tierreich ist so etwas offnbar bei der Europäischen Sumpfschildkröte (s. u. "Innere Systematik") passiert. So etwa mit der beginnenden Ausbildung unterschiedlicher Arten kamen die Populationen wieder zusammen.
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Phalaina
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Re:Hybride/Pflanzenmischlinge

Phalaina » Antwort #21 am:

Ja, mir fallen einige weitere Beispiele für die Aufspaltung einer Ausgangsart in eine westliche und eine östliche Art oder Unterart ein, zum Beispiel bei den Vögeln die Raben- und die Nebelkrähe (je nach Meinung eines Ornithologen entweder im Status einer Art oder Unterart), oder bei den Amphibien die Gelbbauch- und die Rotbauchunke, die zudem auch ökologisch differenziert sind ("Berglandunke","Tieflandunke"), aber in den wenigen Überschneidungsgebieten problemlos miteinander bastardieren können. Bei den Pflanzen sind dies unter anderem als Spielarten die westliche und östliche Form der Frühlingsknotenblume Leucojum vernum, manchmal auch als "ssp. vernum" (mit grünen Punkten auf den Blüten) und "ssp. carpat(h)icum" (mit gelben Punkten) bezeichnet, obwohl sich diese Trennung nicht scharf aufrecht erhalten läßt, und die westliche (ssp. occidentalis) und östliche (ssp. viridis) Unterart der Grünen Nieswurz Helleborus viridis.
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