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Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung? (Gelesen 18186 mal)

Natur und Umwelt erleben und schützen
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pearl
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

pearl » Antwort #60 am:

egal, er ist auf jeden Fall tot.Am Mittelrhein werden Ziegen zur Landschaftspflege eingesetzt. An einem Ausflugsrestaurant mit Biergarten werden sie gefüttert. Zu dumm. Die Ziegen machen um das Gebäude hoch über dem Rhein auf dem nackten Fels alles platt und vernachlässigen ihre Pflichten gegenüber der Behörde und fressen das Unterholz entlang der Rheingrabenkante nicht frei.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

— Robert M. Sapolsky
Floris
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

Floris » Antwort #61 am:

entweder ist der zuständige Sachbearbeiter so mit der Abwicklung von Formalien beschäftigt dass er nicht dazu kommt nachzuschauen, oder seine Behörde hat nur noch Leasingfahrzeug die nicht ins Gelände dürfen.
gardener first
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Staudo
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

Staudo » Antwort #62 am:

Vielleicht hat der Mitarbeiter auch keine Lust sich groß darum zu kümmern und bekommt Gehalt, Urlaub und Pensionsansprüche unabhängig davon, was die Ziegen machen.Das Freihalten ungenutzter Flächen ist ein Hobby, entweder ein privates oder ein gesellschaftliches. Ich bin großer Freund des bezahlten Vertragsnaturschutzes. Der hat den großen Vorteil Zahlung an bestimmte Naturschutzziele zu knüpfen. Wenn die Fläche verbuscht, gedüngt oder anderweitig fehlerhaft gepflegt wurde, gibt es kein Geld. Dieses wiederum muss langfristig gesichert sein.
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pearl
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

pearl » Antwort #63 am:

:D ihr seid süß, der Mitabeiter hat vor laufender Kamera mit dem Betreiber des Biergartens verhandelt um einen moderaten Kompromiss in dieser Sache zu erzielen. Er war von dieser jungen Sorte, die versuchen die Dinge mit Wärme und Verständnis an den Mann zu bringen und dem anderen zeigen, dass kein grundsätzlicher Graben zwischen den verschiedensten Interessen besteht. Eine sehr sanfte Art Aufklärung bei der er betonte, dass die Verkargung auf dem Gelände und den Felsen ja noch nicht den höchsten Grad erreicht hätte und eine spontane Erosion nicht zu erwarten sei und dass in den Mittelmeerländern ... :D ;D Irgendwie liebe ich dies neue Sorte Männer und er sah auch noch verdammt gut aus.! :D
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pearl
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

pearl » Antwort #64 am:

Ich bin großer Freund des bezahlten Vertragsnaturschutzes. Der hat den großen Vorteil Zahlung an bestimmte Naturschutzziele zu knüpfen. Wenn die Fläche verbuscht, gedüngt oder anderweitig fehlerhaft gepflegt wurde, gibt es kein Geld. Dieses wiederum muss langfristig gesichert sein.
nur so gehts, ich stimme dir zu und nenne mich jetzt auch Freund des bezahlten Vertragsnaturschutzes. Ich wusste noch gar nicht, dass es das gibt. Hier jedenfalls glaube ich nicht. Ich muss mich mal erkundigen. Zu lange Zeit aus Frustration aus diesen Sachen und aus dem NABU raus.
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lerchenzorn
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

lerchenzorn » Antwort #65 am:

entweder ist der zuständige Sachbearbeiter so mit der Abwicklung von Formalien beschäftigt dass er nicht dazu kommt nachzuschauen, oder seine Behörde hat nur noch Leasingfahrzeug die nicht ins Gelände dürfen.
;D Insiderwissen? Und die größten Marken bieten die billigsten Raten.Aber es geht noch besser, wie schon bei mancher Naturschutzbehörde erlebt:Nachdem man dem Mitarbeiter die Hände abgeschraubt (Vertragsgelder weggenommen, Gesetze "verschlankt", dienstliche Ressourcen gegen Null laufen lassen, ...) hat, dreht man ihm jetzt auch die Füße weg, soll heißen, dienstreisen darf er wegen dramatischer Haushaltslage nur im absoluten Notfall.Zum Zuwachsen: Ob wir offene, halboffene oder zugewachsene Landschaft haben wollen, ist doch eine Frage unserer materiellen Ziele. Und die sind differenziert. Wenn wir bestimmte Tiere und Pflanzen erhalten wollen, müssen wir offene und halboffene Lebensräume ohne intensive Nutzungseinflüsse durch Pflege oder extensive Nutzung erhalten. Platz für Eigenentwicklung ("Naturentwicklung" ist weltweit ein Euphemismus) bleibt genug.Mindestens unsere Tiefländer, aber wohl auch der größte Teil der Mittelgebirge haben noch nie eine so gedüngte, versauerte, hydrologisch gestörte Phase erlebt und wohl auch selten zuvor so grauenhaft wenig standörtliche Dynamik gezeigt. (Was ist ein wegen fehlender Herden, Bränden, unaufgearbeiteten Sturmschäden in Streu erstickender Wald denn anderes als ein gigantischer Komposthaufen, den keiner mehr abräumt?) Ach ja: Um Wild auf frisches Grün zu locken, haben wohl schon die ersten Steinzeitler kleinflächige Feuer gelegt; und sie standen mit dem Speer am Rand des Gletschers. Mitteleuropa war sicher vom Wald beherrscht, aber wer weiß schon, wie der aussah.@staudo: ich liebte Vertragsnaturschutz, wenn es ihn noch länger gäbe. Die Masse der Leistungen müssen aber in Zukunft die bringen, die die Landschaft wirtschaftlich nutzen und dazu müssen sie ausgestattet werden - über die Agrarfördermittel, die in gigantischen Ausmaßen verschüttet werden. Und landwirtschaftliche Erzeugung in energiearmer, aufwandsreduzierte Weise muss neben der industriellen Erzeugung als wichtige Wertschöpfung anerkannt werden. Da will die Lobby nicht ran, denn sie möchte an die Börse mit Mais und Biogas - auf Niedermoor, wenn´s genehm ist.@pearl: Die abgeräumten Landschaften ab 1700 hatten wir schon mal, im Kompost-Thread. Stimmt, das musste damals gestoppt werden. Und die 80 Millionen heute werden nachhaltig sicher nur von sorgsam gepflegten Böden satt. Spannend ist aber eins: Gleditsch, der im 18. Jahrhundert die katastrophale Verwüstung der Mark Brandenburg durch Flugsand beschreibt, nennt eigentlich nie Beweidung und Streunutzung als Ursache, sondern die Beackerung ärmster, dafür ungeeigneter Standorte. Einiges an Stoffentzug und lokaler Stoffumlagerung können unsere Wiesen, Weiden und manche Wälder schon vertragen.So. :P Hat hier noch einer was von Geld gesagt, das in Brüssel rumliegt. Dann her damit und bitte ohne große formale Bedingungen oder zu erbringende Eigenanteile oder unerfüllbare Förderpunkt-Kombinations-Anforderungen oder Inkompatibilität mit der geltenden Schutzgebietsverordnung oder, oder, oder eine der vielen anderen eisernen Kugeln am Bein. Der Job würde noch viel mehr Spaß machen. Wär schon gar nicht mehr auszuhalten - so viel Vergnügen bei der Arbeit. ;D
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

Amur » Antwort #66 am:

Etwas abschweifend: Wenn die Wölfe sich in den Ecken breit machen, dann hat es sich wieder mit den Ziegen und Schafen für den Vertragsnaturschutz. Bzw. die Wölfe werden mit denen gefüttert. ;DDer Staat hat ja das Geld da immer wieder neue anzuschaffen und Geld spielt dann ja keine Rolle wenn die Wölfe im Spiel sind. Aber das wird noch etwas dauern.
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lerchenzorn
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

lerchenzorn » Antwort #67 am:

Studier mal die aktuelle Entwicklung des "Verbrauchs" der Wölfe. Das hält sich in Grenzen. Manch Schäfer ist auch vorsichtig mit dem Schimpfen, weil er weiß, wie leichtfertig er mit dem Zäunen und wachen war. Und wer sein Tier am Dorfrand über Nacht ohne Zaun am Pflock lässt - mitten im Rudelstreifgebiet - wundert sich auch nicht mehr wirklich.Eins ist richtig: Verluste wird es auch bei guter Zäunung und trotz Herdenschutz geben und die Tierhalter brauchen Unterstützung. Wolf und Bär waren in Osteuropa aber nie der wahre Grund für einen Niedergang der Schafweide. Auch hier nicht.Passt sogar zum Thema: Wo der Wolf läuft, wächst der Wald. Das macht mir Steppentier dann wirklich Angst. ;D
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pearl
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

pearl » Antwort #68 am:

lerchenzorn! Respekt! Das sind Dinge, die ich jedes Mal auf der Fahrt in meinen Wald- und Wiesengarten denke, wie soll es mit der Landschaft und dieser im speziellen weiter gehen, wenn kein Geld da ist und alles dem Profit hinterherrast. Immer habe ich die Landschaftspflege des National Trust im Sinn, wo etwas geht, was hier in Deutschland schon deshalb nicht geht, weil die Bauern hier keinen Sinn dafür haben die Naturromantik der Städter auf ihrem Boden ausbaden zu müssen und im Ansehen und finanziell in den unteren Rängen plazieren. Hier gibt es vor allem Waldwirtschaft. Gerber waren hier angesiedelt. Es gab Niederwald, der artenreich war. Im Hessischen Ried ist alles trocken gelegt worden und eine alte Dame kämpft erbittert um die letzten Bestände auf Resten von Sanddünen in Lorsch.Ganz schlimm sind hier diese Zwischenstädte und jede Gemeinde ist auf die Gewerbesteuer angewiesen, also werden Gewebeflächen ausgewiesen und überall Bauland erschlossen. Egal, ob es sinnvoll ist, jede Gemeinde will was vom großen Kuchen. Das wäre nur zu ändern, wenn Gemeinden wesentlich mehr Gelder für den Erhalt und die Pflege von Landschaften bekämen und wenn ein größeres allgemeines Interesse an Landschaft da wäre. Dieses forum ist ein kleiner Beitrag dafür das zu ändern, aber wir werden eine effektive Änderung in dieser Richtung nicht mehr erleben, dafür sind noch viel zu viele Schritte zu tun.
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uliginosa
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

uliginosa » Antwort #69 am:

Lerchenzorn hat recht: Vertragsnaturschutz und EU-Förderung sind zielführend, solange genug Geld in den Töpfen ist - was in einem armen Land wie Sachsen-Anhalt auf Dauer sehr fraglich ist. Deshalb ist es langfristig notwendig, die Landschaftspflege mit Schafen zumindest einen gewissen wirtschaftlichen Nutzen bringt! Wie lange war der Wolf in Mitteleuropa verschwunden? Soweit ich weiß ungefähr 150 Jahre. Das bedeutet, sowohl das Wild als auch Schäfer und Schafe haben Jahrtausende bzw. Jahrhunderte coexistiert. Schafe und Ziegen müssen nachts durch geeignete Zäune oder durch den Schäfer geschützt werden. Und der gelegentliche Verlust eines Schafs an Wölfe ist im Grunde auch zu verschmerzen oder auszugleichen.
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

Amur » Antwort #70 am:

Die Coexistenz war in der Form, dass jeder fassbare Wolf erschlagen/erstochen/erschossen wurde. Und bereits im 18. Jh. gab es Wölfe nur noch in abgelegenen Ecken, also nicht mehr flächendeckend. Weiter waren die Leutchen damals sehr billig als WAche. D. h. heute jemand da hinstellen rund um die Uhr ist schlicht unbezahlbar. Ich will hier jetzt keine Diskussion über pro und contra Wolf anfangen, will damit nur zeigen, dass so manche Bestrebungen völlig conträr laufen.Und für das Geld, das man für die Wölfe grad ausgibt, könnte man viele Schafe bezahlt weiden lassen. Meiner Meinung nach kann man solche Vertragsnaturschutzprojekte in ein paar wenigen, seltenen Fällen machen.Aber so lange sich das nicht annährend irgendwie finanziell rechnet, wird das nix langfristiges.
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uliginosa
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

uliginosa » Antwort #71 am:

Sag ich doch! Dass Schafhaltung wirtschaftlich werden muss, meine ich!Was den Wolf betrifft: Vergiften hast du noch vergessen.(Bei den schönen Eisenhüten bei den aktuell blühenden Stauden fiel mir noch Acontum vulparia, der Wolfs-Eisenhut ein.)Aber wenn man sich nicht wieder auf's erschießen verlegen möchte - was der Schutzstatus inzwischen verbietet - dann kommen die Wölfe wieder und Schäfer und Schafe müssen mit ihnen leben. Und wie schon gesagt, der Schäfer, der Nächte im Schäferwagen verbringt, lebt von Hartz 4.
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

Natura » Antwort #72 am:

Um unseren "Kürbisacker" herum sind einige Brachäcker die langsam aber sicher verbuschen und wir kommen nicht nach mit Unkraut entfernen.
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Re:Was ist schlimm an Brachland, Verbuschung und Verwaldung?

Natura » Antwort #73 am:

Noch ein Bild.
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