Sehenswert? Spannend? (Gelesen 8998 mal)

[Henning]

Mir fehlt da die "Inszenierung". Vielleicht ist das aber genauso gewollt, so dieses Schnappschußartige, damit die Banalitäten noch banaler wirken...(bzw.tatsächlich banal wirken.)

sieh doch einmal die fehlende Inszenierung als Inszenierung(aber natürlich ist die Aneinanderreihung entsprechender Bilder der entscheidende Punkt)

Wir bemühen uns hier um gute Bildgestaltung und ausgefeilte Technik. Wenn ich dann sowas sehe und das auch noch gut sein soll, dann heiße ich nicht mehr Eva sondern Adam .

hm, es geht eigentlich um Fotografie und nicht nur um Gestaltung ....und man kann mit der Kamera eben auch etwas anderes machen als schöne Bilder. Man kann zum Beispiel auf etwas hinweisen/etwas deutlich machen was über dieses Medium plötzlich besser herüberkommt (Aha Erlebnis) als über die Sprache (bzw. ist es die Sprache des jeweiligen Fotografen). Dazu gehört unbedingt auch KönnerschaftIch finde das äußerst spannend und habe es deshalb in diesen thread gesetzt.HenningRosaRot hat ja schon eine entsprechende Interpretation gegeben

[thomas]

http://images.zeit.de/bilder/2008/47/bi ... ski/01.jpg

Hmm, ich muss da mal wieder eine Lanze brechen ... ;)Ich habe nichts dazu gelesen und auch keine weiteren Fotos angeschaut, ich reagiere nur auf dieses verlinkte Foto.Da hat jemand hingeschaut in die Trostlosigkeit dieses Zimmers (vielleicht in einer billigen Pension?) und mit seinem Foto die Situation sehr gut eingefangen, ja sogar das Typische daran. Dazu passt das 'Hingeschnodderte' des Fotos.Das Foto finde ich gut, auch wenn ich verstehe, dass weder das Dargestellte noch das Foto anderen gefallen.BTW, das Interessante an der Fotografie ist in meinen Augen, dass es so viele verschiedene Herangehensweisen gibt. Und nicht alle guten Fotos sind im herkömmlichen Sinn 'gut gestaltet' oder technisch sauber.Mir gefällt an diesem Thread, dass er uns mit verschiedenen Sichtweisen konfrontiert, und dass wir uns damit auseinandersetzen können.Liebe GrüßeThomas

[RosaRot]

Um einen Zugang zu diesen Fotos bzw. zu einer solchen Sicht auf die Dinge und deren Gestaltung zu finden ist es ganz hilfreich etwas zu diesem Künstler zu erfahren:Link

[thomas]

Hmm ... erstens glaube ich nicht, dass man auf jeden Fall etwas zum / vom Fotografen lesen muss, um seine Bilder einordnen zu können. Natürlich hilft es, um zu verstehen, warum er solche Fotos macht. Aber wirken müssen sie zunächst schon ohne Erklärung, meine ich.Und zweitens muss ich leider zugeben, dass mich Kapielski ein wenig nervt, und dass ich vieles vom ihm ... äh, nun, als gestrige 'K*cke' empfinde (um ihn zumindest mit einem Wort zu zitieren) Liebe subjektive Grüße ;)Thomas

[Katrin]

Ich wüsste nur gerne, was sich der Fotograf bei dem Bild dabei gedacht hat. Hat er das Telefon absichtlich angeschnitten? Was hat die Dachschräge für einen Sinn? Warum ist die Lampe mittig, warum auch das Bett mit drauf? Warum sind die Farben so gruslig? Wieso das Hochformat?Alleine mit dem Bild kann ich nichts anfangen. Bestimmt auch nicht in einer Serie. Ich finde es ziemlich unterirdisch. Aber es könnte wohl ein Statement sein, solch ein Bild als Poster an die Wand zu pinnen .

[thomas]

Ich wüsste nur gerne, was sich der Fotograf bei dem Bild dabei gedacht hat. Hat er das Telefon absichtlich angeschnitten? Was hat die Dachschräge für einen Sinn? Warum ist die Lampe mittig, warum auch das Bett mit drauf? Warum sind die Farben so gruslig? Wieso das Hochformat?

Ich bin sicher, alles das soll genau so sein. Alleine schon wenn das Telefon nicht angeschnitten wäre, wäre das Bild kaputt.Liebe GrüßeThomas

[RosaRot]

Hmm ... erstens glaube ich nicht, dass man auf jeden Fall etwas zum / vom Fotografen lesen muss, um seine Bilder einordnen zu können. Natürlich hilft es, um zu verstehen, warum er solche Fotos macht. Aber wirken müssen sie zunächst schon ohne Erklärung, meine ich.Und zweitens muss ich leider zugeben, dass mich Kapielski ein wenig nervt, und dass ich vieles vom ihm ... äh, nun, als gestrige 'K*cke' empfinde (um ihn zumindest mit einem Wort zu zitieren) Liebe subjektive Grüße ;)Thomas

Kapielski war mir kein Begriff (bin anders sozialisiert , die Fotos sind grauslich (wirken auf mich platt und öde)- auch wenn sie so sein sollen. Und genau deshalb wolllte ich wissen, was das für ein Typ ist, der dies macht bzw. in welchem Zusammenhang -So wird mir verständlich warum er das macht, das ist akzeptabel - gefallen tun sie mir deshalb nicht besser. Tatsächlich gute Bilder wirken aus sich heraus, egal was sie darstellen - da hast Du völlig recht. Diese hier sind keine gute Bilder und entfalten eine "Antiwirkung". Genau dies ist gewollt. Nur: was soll's?

[frida]

Das Bild macht seinen Sinn, wenn es von einem Künstler unter die Überschrift "Untergehende Idylle" gestellt wird.Wenn Tante Erna es mit ihrer Ritsch-ratsch-Klick vom letzen Berchtesgaden-Urlaub mitgebracht hätte,wäre es ein Fall für die Tonne. Und sagt bloß nicht, dass Tante Erna da nicht könnte. Sie kann es nur nicht mit Absicht, und das macht wiederum den Künstler aus.Schön muss man sowas ohnehin nicht finden. Aber Kunst ist immer Auseinandersetzung. Und in diesem Fall auch Provokation. Außerhalb des Kontextes aber nicht unbedingt als Kunst zu erkennen, so wie die zum Gläserspülen zweckentfremdete Badewann von J. Beuys.

[RosaRot]

Das Bild macht seinen Sinn, wenn es von einem Künstler unter die Überschrift "Untergehende Idylle" gestellt wird.Wenn Tante Erna es mit ihrer Ritsch-ratsch-Klick vom letzen Berchtesgaden-Urlaub mitgebracht hätte,wäre es ein Fall für die Tonne. Und sagt bloß nicht, dass Tante Erna da nicht könnte. Sie kann es nur nicht mit Absicht, und das macht wiederum den Künstler aus.

Nur wissen wir nicht ob Kapielski nicht auch nur ratsch-Klick gemacht hat, allerdings mit Überschrift, und Tante Erna würde vielleicht bei Lieschen Müller im Urlaub sein und dort ein Häkeldeckchen an Wand sehen und dieses fotografieren, mit voller Absicht natürlich, und dann wäre Tante Erna auch eine Künstlerin ....nur das sie vielleicht nicht den Schneid hätte dies zu vermarkten sondern ins Album kleben tät. Und so erfahren wir nie ob Tante Erna nun Künstlerin ist oder nicht...Entweder es ist alles Kunst oder Kunst zeichnet sich durch etwas aus, das sich von allem anderen was vorhanden ist oder getan wird, abhebt. Kunst sollte ja nicht nur als solche erkannt werden, wenn sie so benannt wird, sondern von sich aus (zweifelsfrei) als solche erkennbar sein...Übrigens finde ich nicht, das die Idyllen, die Kapielski da darstellt untergehen. Er hätte es vielleicht besser "ewige Idyllen" nennen sollen.

[Katrin]

Ich finde es bedenklich, wenn bei einem Bild auch die unsichtbaren Elemente ins Gewicht fallen sollten - immerhin ist es ein Bild, das man nunmal anschaut, und deshalb tue ich mir schwer mit Bildern die von Künstlern sind und super und Bildern die von Normalos sind und mies - obwohl sie gleich aussehen. Fotos sind für mich ein Medium, das sich über solche Hintergründe erhebt; es gibt andere Kunstformen, wo die Hintergründe mehr ins Tragen kommen.

[wollemia]

Ich finde es bedenklich, wenn bei einem Bild auch die unsichtbaren Elemente ins Gewicht fallen sollten - immerhin ist es ein Bild, das man nunmal anschaut, und deshalb tue ich mir schwer mit Bildern die von Künstlern sind und super und Bildern die von Normalos sind und mies - obwohl sie gleich aussehen. Fotos sind für mich ein Medium, das sich über solche Hintergründe erhebt; es gibt andere Kunstformen, wo die Hintergründe mehr ins Tragen kommen.

Etwas OT, weil nicht Foto, sondern Zeichnung, aber daran musste ich bei dieser Debatte immer wieder denken:Vor ein paar Tagen lief mir dieses Bild (genauer gesagt, eine Kopie davon) über den Weg. Völlig unabhängig, wer das gezeichnet hat: Das zeigt für mich die Handschrift eines Künstlers. Und die Behauptung von irgend jemandem, das hätte er auch gekonnt, geht a) ins Leere (Warum hast du es dann nicht gemacht?) und b) ändert sie nichts daran, dass das schlicht und einfach gekonnt ist - handwerklich und künstlerisch. Ebenso wie dieses hier.Bei einigen der Fotos, die ich mir hier angeschaut habe, habe ich immer den Eindruck, ich muss erst die Hintergründe lesen, um sagen zu können (zu sollen?), das wäre etwas Besonderes.

[Günther]

Auch OT:Eine Darstellung, die man mir erst des Langen und Breiten (Neuschreib ) "erklären" muß, ist m.E. meist mißlungen.

[toto]

Komisch ist das schon ..... würde das Bild dermaßen "schlecht" sein, würde doch kein Mensch drüber reden und es einfach ignorieren. Nun ist es irgendwo ausgestellt, man schaut hin... ob man was damit anfangen kann, sei dahin gestellt und liegt bei jedem selbst. Zumindest scheint es einen Nutzen zu erfüllen - man diskutiert darüber in diese oder jene oder andere Richtung ;)Ich habs mir nur einmal angeschaut ganz kurz, der Eindruck: es gehört zu sozialen Millieustudien... und: es gibt sowas ganz normales, eben nicht hübsches, und da hat einer das abgelichtet, soweit ok... dann: es erzählt, daß da einer lebt unter der Dachschräge, mit einem Telefon, einem Bett, einer Lampe... vielleicht kein Stück mehr. Vielleicht lebt er/sie noch da, vielleicht auch gerade nicht mehr. Vielleicht ein mieses Hotelzimmer, vielleicht auch ein gerade geräumtes Zimmer in einem Pflegeheim.... jeder wird das sehen, an was ihn die Möbel ect. erinnern... Das kann genau solche Realität sein wie das Foto mit dem Tor, dem alten Auto und dem Schrotthaufen ( o.ä. ) . Nicht mehr und nicht weniger.Daß Tante Erna das auch ablichten kann... keine Frage, aber sie hat nicht den Mut, sich davor zu stellen und zu sagen: das ist meine Sicht auf die Dinge, das ist hier so, so lebe ich oder der oder die.... , und sie wird das Bild weder in einem Buch drucken lassen noch in eine Ausstellung bringen. Sie wird sich an ihrem Foto freuen und es fein ins Album kleben.Verschiedene Wege eben. Ganz wertfrei.

[Frank]

Und trotz aller nachvollziehbaren Kommentare muss man "Gekonntes" von "Gewolltem" unterscheiden koennen. Mir kommen manche Sequenzen nur "bemueht" vor. Vielleicht hat es die Fotografie auch schwerer als die Malerei - Schaerfe und techn. Korrektheit erwartet man beim Foto vielleicht eher...!

[toto]

Vielleicht hat es die Fotografie auch schwerer als die Malerei - Schaerfe und techn. Korrektheit erwartet man beim Foto vielleicht eher...!

Mit Betonung auf "Erwartung, Erwartungshaltung" , von der man frei sein sollte, wenn man über ein Bild diskutiert.Ich glaube nicht, daß es irgendein Genre "schwerer" hat als das andere.