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entwicklungen bei ziergräsern (Gelesen 1488 mal)

Einjährige, Zweijährige, mehrjährige Stauden, Farne, Gräser, Zwiebelpflanzen ...

Moderatoren: Nina, Phalaina, AndreasR

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lychnis
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entwicklungen bei ziergräsern

lychnis »

warum sind gräser so in? warum waren sie es früher nicht? was hat zu dieser entwicklung geführt? ist es allein die grazile gestalt, die es den leuten so angetan hat?
Eva

Re:entwicklungen bei ziergräsern

Eva » Antwort #1 am:

Gute Frage. Ich glaube es ist auch, weil die Leute das für pflegeleicht halten (kein Laubabwurf, keine Blüten, die man abschneiden muss). Persönlich finde ich sie hübsch, und merke, dass viel mehr/attraktivere Auswahl als früher leicht greifbar ist. Warum sind Felsenbirnen, Salix hakuro nishiki und so weiter in und Yucca out?
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Danilo
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Re:entwicklungen bei ziergräsern

Danilo » Antwort #2 am:

warum sind gräser so in? warum waren sie es früher nicht? was hat zu dieser entwicklung geführt? ist es allein die grazile gestalt, die es den leuten so angetan hat?
Frage 3: Nicht was, sondern wer. ;) Hierzulande leistete Herr Foerster meines Wissens den größten Beitrag. Er fand das nach ihm benannte Reitgras in einem botanischen Garten (weiß ich nicht auswendig, stand heute in der Tageszeitung ;) )Ich bemühe jetzt nicht sein berühmtes Zitat mit den Haaren und Müttern, aber es war wohl in der Tat die einzigartige Filigranität, die es ihm angetan hat, ihre besondere Wirkung im Beet, die sich selbst mit den feinst aufgebauten Stauden kaum erreichen läßt. Daß sie außerdem "Ordnungshelden" sind, keinerlei Pflegeaufwand benötigen wie Eva schon schrieb, trug sicher ebenfalls zur Verbreitung bei.
macrantha
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Re:entwicklungen bei ziergräsern

macrantha » Antwort #3 am:

Die Einen sehen die Pflegeleichtigkeit (was freilich immer aufs Gras ankommt) und die Robustheit (siehe Text in erster Klammer), andere finden inzwischen Gefallen an mehr Natürlichkeit im Garten. Und so ein Gräserhorst hat eben immer einen etwas wilden Charme, der neben Rittersporn und Rosen ungemein auflockernd wirkt ;) .
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Wenn Du ihn in Kognak tauchst, sieht er weiße Mäuse. (Ringelnatz)
ManuimGarten

Re:entwicklungen bei ziergräsern

ManuimGarten » Antwort #4 am:

Also die ersten Gräser, an die ich mich in Gärten erinnere, waren imposante Pampasgras-Schöpfe in den Vorgärten. Da waren sie neu und imposant, war auch ein wenig wie angeben.Als nächstes kann ich mich an Chinaschilf erinnern, da war aber schon naturnahe Gestaltung positiv besetzt. Gräser machen eben einen natürlicheren Eindruck als die biederen Beete mit Edelrosen und Alyssum. Da empfahl man Chinaschilf aber auch als Blickfang, z.b. am Teich.Die weiter Entwicklung des Gräserangebotes zur heutigen Fülle ist sicher auch von Artikeln in Zeitschriften und dem Angebot der Gartenmärkte getrieben. Bei entsprechender Berichterstattung probieren die Leute aus...Ich glaube, bei Gärten gibts wie überall auch Moden. Bei einem Jubiläumsheft einer bekannten Gartenzeitschrift sah man den Garten von Anneliese Rothenberger in den Anfangsjahren. Kreischbunte Beete, wie sie heute wohl keiner mehr pflanzen würde, sie vermutlich auch nicht.
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Treasure-Jo
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Re:entwicklungen bei ziergräsern

Treasure-Jo » Antwort #5 am:

Bei mir sind es mehrere Motive, dass ich Gräser in meinen Garten hole:Die wichtigste: Naturnahe Wirkung (Gräser sind überall in der Natur präsent, nicht nur auf Wiesen...), nicht nur ein rationales gestalterisches Motiv, sondern ein sehr emotionaler Beweggrund: Sehnsucht nach der "echten" Natur?Vielseitige gestalterische Wirkungen (kann je nach Gras sehr unterschiedlich sein)Kontraste zu anderen Blattformen (z.B. Harfe/Pauke)Klare, geradlinige, vertikale, feine Strukturen (nicht alle Gräser)
Liebe Grüße

Jo
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pearl
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Re:entwicklungen bei ziergräsern

pearl » Antwort #6 am:

gerade heute dachte ich wie nützlich Sesleria autumnalis ist. Nachdem ich im Hausgarten Rasen gemäht habe. Es markiert an einer schwierigen Ecke das Ende des Rasens und den Übergang zum Gehölzsaum mit Clematis Cassandra auf der rechten und den Granittischen mit alpinen Stauden auf der linken Seite. Das tut es so selbstverständlich und auf natürliche Weise, dass ich ihm heute einen besonderen Blick zuwarf und hoffe, dass es verstanden hat wie dankbar ich ihm bin. Obwohl es wirklich nach absolut nichts aussah. Was, wie wir hier sehen, auch ein Vorteil sein kann.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

— Robert M. Sapolsky
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Paulownia
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Re:entwicklungen bei ziergräsern

Paulownia » Antwort #7 am:

Da waren geniale Menschen mit einer genialen Vision. Das Glück bringt ihm den Menschen, der ihm die Chance gibt seine Vision zu verwirklichen. Doch die sind meistens auch Gewinnorientiert und vermarkten dementsprechend. So schnell haben wir einen Trend. Das ist erstmal eine reine Marketingtechnische Sache.Der Vorteil, wir haben seit dem viele schöne neue Gäsersorten, die es bislang nicht gab. Man kann sie nach eigenen Vorstellungen mit in das Gartenbild einbauen. Für die weitläufigen Gräserlandschaften der grossen Meister sind unsere Gärten für gewöhnlich zu klein. Aber durch die schönen neuen Sorten können wir durchaus ein paar interessante Punkte setzen und neue Gestaltungen in unseren Garten einfliessen lassen.Gerade in unserer Zeit besteht das Bedürfnis nach Natürlichkeit und da sind die Gräser dankbare Begleiter.Fatal wird die Sache leider wie beim Kiesgarten , Jap. Garten etc. dass versucht wird die genialen Visionen umzusetzen egal ob es passt oder nicht. Die Ergebnisse sind dann leider nicht immer ansehbar.
LG Margrit
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Mediterraneus
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Re:entwicklungen bei ziergräsern

Mediterraneus » Antwort #8 am:

Gräser sind so in, weil sie zu Allem passen, sie mildern beißende Farben ihrer Nachbarn ab, Vermitteln zwischen groß- und kleinlaubig, zwischen hoch und tief und bringen durch ihre Lockerheit einfach Luft und Leichtigkeit in eine Pflanzung. Das ganze Gartenbild wird mit Gräsern einfach gefälliger.(ähnliche Wirkung haben auch graulaubige Pflanzen und Schleierartige, z.b. Schleierkraut)@pearl: Sesleria autumnalis hab ich auch liebgewonnen seit letztem Herbst ;D
LG aus dem südlichen Main-Viereck
Mediterraneus

Andere haben schließlich auch irgendeine Ahnung
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Treasure-Jo
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Re:entwicklungen bei ziergräsern

Treasure-Jo » Antwort #9 am:

"Sesleria autumnalis hab ich auch liebgewonnen seit letztem Herbst"...nicht verwunderlich bei diesem Namen. ;)
Liebe Grüße

Jo
Sandfrauchen
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Re:entwicklungen bei ziergräsern

Sandfrauchen » Antwort #10 am:

warum sind gräser so in? warum waren sie es früher nicht? was hat zu dieser entwicklung geführt? ist es allein die grazile gestalt, die es den leuten so angetan hat?
Dass Gräser heute so "in" sind hat, glaube ich, mit unserem Lebensgefühl zu tun, dem Zeigeist, wenn man's so nennen will. Sprich in unserer hochtechnisierten Welt ist das Bedürfnis nach freier Natur als Gegenpol entstanden. Und da sind die Gräser eben DIE Wildpflanzen schlechthin (da überall präsent) und hochästhetisch zugleich. Dieses Bedürfnis war in den 50igern und 60igern noch nicht da. Nach den Schrecken und Entbehrungen der Kriegsjahre war erstmal ein Bedürfnis nach Ordnung und propperem Wohlstand da. Dazu kommt, dass ein Großteil der "einfachen Leute" nur Nutzgärten hatte und Staudenpflanzungen kaum kannte. Die Erstauflage von Foersters "Einzug der Gräser und Farne..." ist von 1957, aber das hat damals nur Insider erreicht. Was mich betrifft, kann ich mich erinnern, dass unser Garten erst in den 70igern vom Nutzgarten in einen Ziergarten verwandelt wurde. Meine Mutter hat Anfang der 80iger mehrfach Pampasgras :-X aber auch Blaustrahlhafer gepflanzt . Sie hatte aber keine Ahnung von deren Bedürfnissen und so verschwanden diese wieder.Im Jahre 2000 fiel mir ein Buch von Oudolf in die Hände und ich war begeistert. Ich fand das traumhaft! So wie mir muss es vielen ergangen sein, das zeigt Oudolfs großer Erfolg und die Präsenz von seinen und ähnlichen Pflanzungen in den Medien. Erst später habe ich gelernt, dass es lange vorher einen Karl Foerster gab, einen Ernst Pagels, Wolfgang Oehme etc. ... und dass es eine "Prairiegarten-Bewegung" gibt.Langer Rede kurzer Sinn ich kann Jo's Aussage nur bestätigen:
...... nicht nur ein rationales gestalterisches Motiv, sondern ein sehr emotionaler Beweggrund: Sehnsucht nach der "echten" Natur?
Liebe Grüße, 
Sandfrauchen
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Treasure-Jo
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Re:entwicklungen bei ziergräsern

Treasure-Jo » Antwort #11 am:

...neben vielen Büchern, ja auch Oudolf, Foerster und Oehme hat mich der Hermannshof und die dortige Gräserverwendung begeistert und angesteckt! Es gibt dort nicht nur wundervolle Präriepflanzungen, sondern auch viele europäische und asiatische Gräser findet man da in Hülle und Fülle, an sonnigen und schattigen Standorten (auch Hansen ließ da grüßen...)Aber auch unsere heimische, natürliche Umgebeung hat mich sehr inspiriert und ich versuche dem schon seit Kindesbeinen nachzueifern, seien es die Auwälder längs des Rheins, die wenigen noch natürlichen Wiesen in der Rheinebene oder an der Haardt und der Pfälzer Wald, z.B. mit wundervollen Molinia und Deschampsia längs der Wege zusammen mit Heidekraut und Kiefern, sehr mediterran wirkt das häufig!
Liebe Grüße

Jo
thegardener

Re:entwicklungen bei ziergräsern

thegardener » Antwort #12 am:

Ein Punkt dürfte sicher auch das steigende Angebot sein , Nachfrage will ja auch geweckt werden ;) . In Gärtner-Großvaters Garten gab es nur Pampasgras und Blauschwingel als Ziergras , andere Arten/ Sorten waren in der norddeutschen Provinz nicht verfügbar .Bei der heute umfangreichen Palette an angebotenen Ziergräsern verführt alleine die Vielfalt schon dazu , unbekannte Arten "auszuprobieren" .
ManuimGarten

Re:entwicklungen bei ziergräsern

ManuimGarten » Antwort #13 am:

@ Sandfrauchen: toll erklärt. Ja, so spielt das Lebensgefühl mit. :)
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