Viel-Künstler, wie Picasso, konnten jeden Mist auf den Markt werfen und es galt als Kunst.
Gilt immer noch. Das ist es ja, was ich mit Kult meinte.

Mag ja sein. Aber was heißt denn das? - Doch höchstens, dass es eben - wie überall - Idioten gibt, die alles glauben. Mit dem Kunstbegriff hat das aber nichts zu tun.
Die Venus von Willendorf, die Pyramiden und Mastabas in Ägypten, die griechischen Tempel, byzantinische, romanische und gotische 'Artefakte' waren zu ihrer Zeit eingebunden in kultische Zusammenhänge und nicht als eigenständige Kunstwerke 'gemeint'. Sicher gab's viele Venüsse in der Art der Willendorfer. Diejenigen, die diese Werke schufen, hatten das Kanonische zu erfüllen und nicht eine individuelle Handschrift zu zeigen. Um das zu wissen müssen wir niemanden fragen.Wenn wir solche Artefakte der Kunstgeschichte heute als Kunst bezeichnen, dann wahrscheinlich vor allem deshalb, weil sie nach und nach sozusagen die Grundformen unseres (abendländischen) ästhetischen Empfindens definiert haben, so z.B. den Goldenen Schnitt oder das Goldene Rechteck. Zudem sind nur wenige dieser Artefakte erhalten. Die 'besten' dieser Artefakte sind für uns der kunstgeschichtliche Maßstab der jeweiligen Epoche (für uns!).Bei hellenistischen und römischen Artefakten und dann wieder ab der Renaissance verändert sich etwas: Das Individuelle kommt ins Spiel, als Gegenstand der Abbildung, aber auch als Ausdruck des Schöpfenden.Natürlich standen auch diese Artefakte im Dienste der Auftraggeber, aber diese Auftraggeber begannen, den individuellen Ausdruck bestimmter Künstlerpersönlichkeiten zu schätzen. Da alles eine Frage des Geldes war, wurde beispielsweise vereinbart, dass der Meister selbst den grundlegenden Entwurf sowie Gesicht und Hände fertigte, die Gehilfen dann den Rest. Eigentlich, so meine ich, beginnt erst in diesen Epochen das, was wir heute 'Kunst' nennen. Mit zunehmender Bedeutung des individuell-schöpferischen Aspektes wird der der handwerklich-technischen Perfektion zwar nicht unwichtig, aber eher sekundär.Und innerhalb dieses Bereiches des Gestalterischen entwickeln sich eigene Gesetzmäßigkeiten des aufeinander-Bezug-Nehmens, Zitierens, Weiterentwickelns ... Es gibt in der Kunst kein wirkliches 'Zurück', eben höchstens als Zitat in einem anderen Zusammenhang ...Abgrenzen muss man deshalb andere Bereiche des Gestalterischen, etwa das, was man 'Angewandte Kunst' oder 'Kunstgewerbe' nennt, und wovon heute vieles unter 'Design' fällt. Hierbei ist immer das Handwerkliche sehr wichtig. Kreativität gehört nicht notwendig dazu, hebt aber die besseren Entwürfe durchaus hervor. Meiner Meinung nach ist viel von dem Nichtpflanzlichen, das wir in unseren Gärten haben, als kunstgewerblich zu bezeichnen. Ich bin mir allerdings nicht schlüssig, wie man am besten kleine Inszenierungen einordnen sollte, von der mit Pflanzen gefüllten alten Schubkarre über das bepflanzte Wagenrad bis hin zu Hortulanus' (vielleicht ironischer) Badewanne ... das ist ja schon Gestaltung, zum Teil auch individuelle.Nur eines ist das alles meistens nicht:Kunst.Wobei das nichts macht, denn, wie schon Faust auf Mephistos Angebot, ihm die Zeit zu vertreiben, etwas spießig entgegnet:"Nur daß die Kunst gefällig sei!"Gefällige GrüßeThomas
Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.