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Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung? (Gelesen 16025 mal)

Gartengestaltung von Planen, Gelände und Boden über generelle Anlage, Wege, Steine, Zäune, Beete bis hin zu Kunst und Handwerk

Moderatoren: Nina, AndreasR

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Treasure-Jo
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Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Treasure-Jo » Antwort #45 am:

@Maculatum,Menschen, zu denen eine seelenlose, (womöglich noch hingepfuschte) Kieswüste (siehe Sheng Fui) passen würde, möchte ich mir nicht vorstellen und schon gar nicht ge(un)stalten. So einen Garten hat kein Mensch verdient. Ich denke, für jeden Menschen, gäbe es passendere, vor allem bessere Gestaltungslösungen. Es ist, finde ich, kein Widerspruch, dass ein Garten im besten Sinne auf seinen Besitzer zugeschnitten ist und gleichzeitig gut gestaltet ist, technisch und ästhetisch gesehen. Es ist sicher richtig, dass sich ein Designer mit seinen Ansichten nicht in anderen Gärten austoben sollte, ohne auf die Bedürfnisse der Gartenbesitzer einzugehen. Dennoch hat jeder Gestalter auch seine eigene Sprache und seine eigenen Auffassungen von Gestaltung. Ein Gartengestalter ist kein reiner Handwerker, der Kundenwünsche vermeintlich 1:1 umsetzt. Der Gestalter ist auch ein Künstler, der auch sich selbst einbringt, um etwas schönes, qualitativ hochwertiges für die Gartenbesitzer zu schaffen. Die Frage ist, was sucht ein Gartenbesitzer: Sucht er einen Handwerker, der wie ein Malermeister einfach und profan eine Wand bemalt oder sucht er auch einen bildenden Künstler? Die Wahrheit liegt meist dazwischen. Um so mehr auch künstlerische Elemente (neben den grundlegenden gärtnerischen Elementen) bei der Gestaltung berücksichtigt werden, um so eher besteht die Chance, etwas einzigartiges, ästhetisch wertvolles zu schaffen.@Quendula,ein Gestalter tut immer gut daran, das vorhandene aufzunehmen, damit zu arbeiten, darauf einzugehen. Wundervolle alte Bäume beispielsweise einfach zu fällen und tabula rasa zu machen, wäre in den allermeisten Fällen der falsche Weg. Daher kann die Devise nur lauten, MIT einem gewachsenen Garten zu gestalten, nicht ohne ihn und schon gar nicht gegen ihn. @hymenocallis,100% d'accord! Langfristig funktionierend heißt für mich gut gestaltet! Ein ganz wichtiges Qualitätsmerkmal der Gestaltung! Und daß Know How fast nie schadet, sondern fast immer nützt, sehe ich ebenso. :D :D :DLGJo
Liebe Grüße

Jo
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canina
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Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

canina » Antwort #46 am:

Wir müssen die hingepfuschten Kieswüsten etc.unbedingt aus der Diskussion raushalten. Denn wir sind uns doch einig, dass dies keine Gartengestaltung ist. Zumindest nicht die Art von Gestaltung, um die es hier doch gehen soll. Die sind billigste Effekthascherei.
Sandfrauchen
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Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Sandfrauchen » Antwort #47 am:

Habe gestern Abend schon was dazu geschrieben – als ich fertig war Absturz - keinen Bock alles noch mal zu schreiben. Nun nochmal aus der Erinnerung:Jo's Frage ist gar nicht so leicht auf den Punkt zu bringen. Ich versuche mal (auch für mich selbst) meine Gedanken dazu zu ordnen.Wie würde ich Garten-Gestaltung definieren?Die Aufteilung /Formung der Flächen und das Verteilen/Formen von Volumen.Einsatz von Strukturen und Farben. Beides mit dem Ziel von Ausgewogenheit. Letztlich von SchönheitVielleicht sogar Harmonie, wobei ein bisschen Störung der Harmonie gerne eingeplant/zugelassen werden kann. Ist interessanter. Eine einzige Störung ist aber meist nur irritierend. Aber zwei oder drei Störungen können sich die Waage halten. Perfektion ist meist langweilig.Wie würde ich nun im Konkreten herangehen ?Zuerst kommt für mich eine Bestandsaufnahme: was befindet sich im Garten / wie sieht das Haus aus / Standortbedingungen / Umgebung des Gartens.Zweitens - wie sind die Menschen, die zu dem Garten gehören: Geschmack/„wie sind sie drauf“ (kann man sich auch selbst fragen), viel verrät die WohnungDrittens – was soll rein in den Garten? (Beete Rasen, Gartenhaus, Wege, Kindespielgeräte, Wäscheleine, Wassertonnen, Nutzgarten, zweiter Sitzplatz, Platz für Müllbehälter, Autostellplätze, Obstbäume. Hausbaum, Sichtschutz etc.)Die gewünschten Elemente müssen nun im Garten verteilt werden. Was will man sehen, was nicht. Was soll in die Sonne was in den Schatten. Die Flächenformen und Volumen der gewünschten Elemente müssen zueinander angeordnet werden. Flächen bedingen einander: z.B. eine konvexe Ausbuchtung erzeugt auf der Gegenseite eine konkave Form. Flächen werden als positiv oder negativ wahrgenommen (Rasen und Beete). Volumen sollte man ähnlich gruppieren wie man es bei der Anordnung eines Stilllebens tun würde. Dabei muss eine in sich stimmige Formensprache gefunden werden. Bei der Wahl der Stilmittel am Geschmack des Besitzers orientieren. Passt zu ihm/ihr (mir selbst) eher eine formelle Gestaltung mit geometrischen Formen oder eher organisch Formen (verkleinerte Landschaft). Wie groß ist das Ordnungsbedürfnis des Besitzers?. Einerseits eine gewisse Toleranz.- (damit meine ich nicht jene Kieswüsten!) andererseits sollte man einen Kunden immer zum Besseren hin beraten.Erst nachdem die Flächen definiert sind und entschieden ist, wohin Volumen gesetzt werden sollen (Bäume, Gehölze Gartenhaus) geht es an die Pflanzplanung der Beetflächen. Hier arbeitet man mit Strukturen und Farben. Im Beet stellt sich die Frage nach Größen, Volumen (sprich nach hohem/niedrigem sowie kompaktem /transparentem Wuchs) nochmal im Kleinen Bei dem Einsatz von Strukturen und Farben sollte man nicht alle Register auf einmal ziehen, das wirkt überladen oder zu gewollt oder einfach nur beliebig. Kontraste ja, aber sparsam einsetzen. Ein wirklich gut geplanter Garten sollte nicht nur dem Menschen dienen, insofern sollten auch ökologische Gesichtspunkte mitspielen. (Bienenweide, Vogelnährgehölze, Unterschlupf für Tiere)So, ist mehr geworden als ich dachte ;)Eins noch:Kopf oder Intuition? Das ist für mich nicht sooo verschieden, denn wenn ich etwas aus dem Bauch heraus entscheide, entscheidet trotzdem das Gehirn nur eher unbewusst (und evtl. nach anderen Kriterien ;D )
Liebe Grüße, 
Sandfrauchen
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Treasure-Jo
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Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Treasure-Jo » Antwort #48 am:

@Sandfrauchen,danke für Deinen tollen ausführlichen Beitrag! :D LGJo
Liebe Grüße

Jo
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RosaRot
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Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

RosaRot » Antwort #49 am:

Es ist sicher ein Unterschied, ob ein Kundengarten gestaltet wird oder der eigene.Im eigenen Garten darf ich tun und lassen, was ich will: Er ist mein Experimentierfeld. Er muss nur mir gefallen und keinerlei, von außen vorgegebene Kriterien ob gut oder schlecht gestaltet, erfüllen. Er muss nicht repräsentieren. Er ist mein Spielplatz und verändert sich unaufhörlich. Funktionen ändern sich - Kinder werden größer und brauchen keine Sandplätze mehr oder Apfelbaumschaukeln; Bäume sterben, Bäume werden gefällt, weil vor Zeiten jemand ganz viele und die falschen pflanzte, usw. usw. Das Wetter verändert sich, es gibt mehr Frost im Winter und trockener Sommer.Was tut mein Garten? Er wächst still vor sich hin. Hier und da entsteht ein neues Beet, da und dort muss etwas unbedingt umgeändert werden, weil eine Rabatte zugewachsen ist und auch gerade nicht so mehr gefällt. Und außerdem soll dieses und jenes einen Platz finden. Und dann kommt plötzlich ein Hucken Pflanzen aus einer Pflanzenerbschaft, da muss schnell etwas überlegt werden.Mein Garten und ich sind zwei eigensinnige Wesen, die manchmal miteinander und manchmal gegeneinander agieren. Der Garten produziert am laufenden Band wilde Ecken, die Mäuse fressen die Tulpen weg, der Efeu erklettert Bäume...Brombeeren und Quecke erobern Terrain zurück.So entsteht keine "gute Gestaltung" aber ein Konglomerat aus vielen Jahren intensiver praktischer und theoretischer Beschäftigung (Gartenbücherbücher lesen: Chattoo, Jekyll, Fish, Förster, Lloyd usw. usw.; Pflanzenkataloge studieren...aber nie das Buch, in dem steht wie man einen Garten anlegt., von John Brooks) vermutlich mit eigenem Charakter und angepasst an Ortsklima und Umgebung.In diesem Garten fühle ich mich wohl und fertig ist er Gottseidank wohl nie und für Kinder, Gäste, Hunde, Katzen und wildes Getier aller Art gibt es immer noch Plätze.Kurz: ich denke nie groß darüber nach was ich warum tue und schon gar nicht, ob es eine gute Gestaltung ist oder nicht - nichtsdestotrotz erlaube ich mir andere Gärten zu beurteilen und schön oder nicht schön zu finden oder besser: inspirierend oder nicht inspirierend.Was Perfektion betrifft: die ist immer nur dann eindrucksvoll, wenn irgendwo durch eine Störung gebrochen - die schnell zufällig entsteht, wenn man Natur Raum lässt.Schönheit entsteht wenn Idylle und Häßlichkeit sich in einem würdigen Rahmen vereinen, na so etwa, bezogen auf den Garten. Die Plastetöpfe im Garten von Saxdorf...
Viele Grüße von
RosaRot
Pewe

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Pewe » Antwort #50 am:

Ich staune. Offenbar scheinen tatsächlich alle Gärtni die Gestaltung ihrer jeweiligen Scholle zu planen. Finde ich bewundernswert. Und offenbar tanze ich mal wieder aus der Reihe. Ich habe nicht nur nix geplant, ich wollte auch ganz bestimmt nix machen. Hin und wieder mal freischneiden - höchstens. Hab ich aber nicht lange durchgehalten. Nach ein paar Monaten las ich was von Wildrosen die gar keine Arbeit machen. Na ja, man könnte ja mal - wenns keine Arbeit macht. Also ein paar Rosen versenkt. Und noch ein paar. Dann störten die Rhodis - nur dunkel, vermoost, verzikadet ... als raus damit. Dann am Ende der Grünfläche halbkreisförmig noch ein paar Rosen rein, dahinter sollte immer noch Wildwuchs und vor allem Schluss mit dem Gartenkram sein. Dann doch noch dahinter ein bischen was getan. Kampf den Brombeeren, den Waldgeißblättern und den Hundertschaften Baumsämlingen in allen Größen und Arten. Wo ich schon mal dabei war - einige Kiefern waren nicht mehr standfest (eine fiel gar um) und überhaupt wuchsen die Dinger zu dicht. Die Fichten am den Grundstücksgrenzen waren zwar Sichtschutz, aber nur für mich. Von außen keineswegs. Und überhaupt wollte ich keine Blickbegrenzung mehr (obschon ich hier gezeigte Gartenzimmer super finde) - ganz im Gegenteil. ich wollte vom Wohnzimmerfenster bis ans Grundstücksende schauen können. Schließlich werde ich älter, kann irgendwann vielleicht/sicher mal nix mehr tun und möchten wenigstens zuschauen können wenn sich Mutter Natur alles wieder zurück holt. Also kommen im diesen Jahr ein paar Halbkreisrosen weg. Statt dunkler Fichten gibt es jetzt an den Grundstücksrändern große Wildrosen und vor allem Obstbäume. Mit dem großen und langen Zaunbeet an der Straße bin ich bislang sogar recht zufrieden, auch wenn ich es im letzten Herbst ziemlich ausgeräumt habe weil etliches unerwartet heftig wuchs. Die hoffnungslose Seite zu den Nachbarn habe ich mit Pflaumenbäumchen gepflastert, in diesem Jahr werde ich mich 'Mittelwald' widmen. Ob es schöner wird kann ich nicht sagen - abwarten bis sich alles zurechtgewachsen hat. Was ich damit eigentlich sagen wollte - womöglich geht es anderen auch so: manchmal will man eigentlich gar keine Gartengestaltung und dann vielleicht doch ein bischen und ein bischen mehr. Und dann fehlt die Vorstellungskraft, Plan hin, Plan her und man muss sich erst eingucken. Mit ein bischen Glück gibt es trotzdem die eine oder andere subjektiv hübsche Ecke. ;)
Rosana
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Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Rosana » Antwort #51 am:

Offenbar scheinen tatsächlich alle Gärtni die Gestaltung ihrer jeweiligen Scholle zu planen. Finde ich bewundernswert. Und offenbar tanze ich mal wieder aus der Reihe. Ich habe nicht nur nix geplant, ich wollte auch ganz bestimmt nix machen.
Nein ich habe auch nichts geplant. Ich habe mir sehr gut überlegt, wo ich Gartenhaus und Kompost aufstelle, der Rest entwickelt sich gewissermassen vorzu. Mein Garten breitet sich langsam auf dem Grundstück aus. Alle Pflanzen müssen ohne zusätzliches Wasser auskommen. Da ich aber immer wieder Schichtwasser habe und zwar extem punktuel unterschiedlich, lässt sich eh kaum planen, was wohin soll, vor allem weil die Bodenqualität ebenfalls sehr unterschiedlich ist, wenn auch etwas grossflächiger.Weiter habe ich ein Farbschema und eine Höhestaffelung, damit trotz Wildwuchs der Garten gestaltet aussieht.
GG: Im Garte schuffte isch guet gäg' de Speck uf de Hufte.
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Treasure-Jo
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Klimazone 8a (100 m ü.NN)

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Treasure-Jo » Antwort #52 am:

@Rosarot,toller, sehr persönlicher, anregender Beitrag, Danke!@Waldschrat,ich hatte eher den Eindruck, dass hier und anderswo ganz wenige ihren Garten planen oder planen lassen. Letztlich egal, was zählt ist in meinen Augen das Resultat, und vor allem aber die Freude am Garten. LGJo
Liebe Grüße

Jo
troll13
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Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

troll13 » Antwort #53 am:

Zum Thema geplanter und nicht geplanter Garten:In meinem Garten gibt es allenfalls eine Art "Masterplan", wo ich im Kopf die Projekte habe, die ich je nach zur Verfügung stehender Zeit bzw. nach Dringlichkeit in den nächsten Jahren anpacken will oder muss.Die Ausführung erfolgt dann jedoch meist relativ spontan. Es gibt halt Pflanzen die zurück geschnitten, umgepflanzt oder geteilt werden müssen oder sollen. Und dann stehen Töpfe mit neuen Pflanzen in meinem kleinen Topfquartier, die untergebracht werden wollen.Für den Rest ziehe ich dann mit dem Spaten durch den Garten und grabe hier etwas aus oder steche dort etwas ab, was dazu passen könnte.Beruflich muss ich dann jedoch auch für Kunden in der Baumschule Vorschläge bzw. Planungen für Bepflanzungen machen. Da nimmt man zunächst die Gehölze, die man aktuell im Vorrat hat und Stauden, die die Lieferanten im Sortiment gelistet hat. Dabei orientiere ich mich in der Zusammenstellung der Pflanzen an Kombinationen, bei denen ich aus eigener Erfahrung weiß, dass sie über Jahre hinweg zusammen "funktionieren".Obwohl ich mich dabei bemühe, nicht immer das Gleiche zu verkaufen und auch versuche, Pflanzen abseits eines "Standardsortiments" einzubauen, geht dabei sicher immer ein Stück an Individualität verloren, dass sich im meinem eigenen Garten auch einmal als "Fehlgriff" erweisen darf.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
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SouthernBelle
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Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

SouthernBelle » Antwort #54 am:

Fuer uns war das wichtigste, Raeume zu schaffen, weil das Grundstueck (Ex-Viehweide) in gesamter Laenge nach hinten langsam abfaellt. Ausserdem galt es in diesem Fall einer unendlichen Weite (mit reichlichen Herbst/Winterstuermen) rundherum erstmal die Ausblicke zu lenken und zu beschraenken. Der ganze Prozess war eine Mischung aus "masterplan"(danke troll13) und Inspiration beim Wachsen des Neugeschaffenen. Diverse Gartenteile waren am Anfang als ordentlich gereihter "Parkplatz" konzipiert, etwa fuer 20 Heckenfichten, die doch keine Weihnachtsbaeume werden sollten, sondern Schnittgruen liefern, und 100 Heckenliguster, die nicht an den geplanten Ort gepflanzt werden konnten, weil dort eine Zufahrt mit stark verdichtetem "Gemisch" unter dem Rasen lag. Die Liguster haben nach veilem Rumprobieren auf Papier etwas ganz neues ergeben: eine "Rundhecke", die jetzt ein Rasenrund definiert.Raum und Sichtachsen sind auch die ersten Dinge, die ich bei Gartenbesichtigungen warnehme und enorm wichtig finde. Eine weite platte Flaeche ist sowas von unangenehm im Ruecken..Fixpunkte waren existierende grosse Pflasterflaechen, Gartenhaeuser, Teich und die ganz grossen Baeume. Hecken und Eckbaeume wurden im ersten Herbst gepflanzt. Danach wurde der reichlich vorhandene, kunterbunte holzige Bestand erstmal neu gruppiert, zugleich mit einer gewissen Wegeplanung. Das ergab Konflikstoff, aber ich habe mich geweigert, viele Schubkarrn voller Kies auf versteckten Umwegen zum Ziel zu bringen. Es war trickreich, direkte Wege "schoen" einzubauen. Unpraktische Wegfuehrung regt mich bei Gartenbesichtigungen immer noch auf: insbesondere, wenn sie sich in "plattgetrampelten" Ecken zeigt.Die schiere Menge umzuziehender Gehoelze fuehrte zu Gehoelzrabatten. Die werden teilweise immer noch umgebaut, dh Forsythien und Co insbesondere in Hausnaehe ziehen in den Knick um oder werden verschenkt, um Platz fuer duftende "Haben-Wollen" zu schaffen. Staudenbeete kamen als letztes dran, die sind das Sahnehaeubchen.
Gruesse
hymenocallis

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

hymenocallis » Antwort #55 am:

@hymenocallis,100% d'accord! Langfristig funktionierend heißt für mich gut gestaltet! Ein ganz wichtiges Qualitätsmerkmal der Gestaltung! Und daß Know How fast nie schadet, sondern fast immer nützt, sehe ich ebenso. :D :D :DLGJo
Mir ist noch folgendes dazu eingefallen - gute Gestaltung richtet sich nicht nach Trends und Moden. Sie braucht mind. fünf Jahre, bis sie zumindest einen Teil der gedachten Wirkung entfaltet (wenn es nicht ein relativ zweidimensionales Alpinum sein soll) - alleine aufgrund des Höhenwachstums der Gehölze. Mir fällt aber in dem Thread hier auf, daß gute Gartengestaltung für viele Hobbygärtner kein Thema ist - sie möchten häufig lieber ihren Garten ständig neu inszenieren und an verschiedenen Ecken verschiedenes ausprobieren. Umpflanzen ist beliebter, als überlegt zu pflanzen. Trial and Error - und jeder kann alles selbst, ohne es je gelernt zu haben - ist ein Trend. Baumärkte sind aus meiner Warte stark an der Entstehung dieser Zeiterscheinung beteiligt. Da tut sich ein überlegter Gestalter eher schwer damit, seine Konzepte anzubringen. Ich kenne inzwischen zwei ursprünglich gut gestaltete Gärten, deren Besitzer nicht die nötige Geduld aufgebracht haben, um das Konzept aufgehen zu sehen - sie haben bald nach der Pflanzung begonnen, die im Werden begriffenen Traumgärten (die sie zuvor selbst definiert hatten), mit Trend-Aktionen zu zerstören. Was ist also gute Gestaltung heute wert? Genausowenig wie die funktionelle Planung von Häusern - da laufen die Architekten im Kundenauftrag auch jedem kurzlebigen Trend hinterher.LG
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Treasure-Jo
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Klimazone 8a (100 m ü.NN)

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Treasure-Jo » Antwort #56 am:

@Hymenocallis,Ja, Fast Food Kultur macht auch vor Gärten nicht halt. Ich habe aber das gute Gefühl, dass die meisten hier eher (!) nachhaltige, aber dennoch seeehr experimentierfreudige Slow Food Gärtner sein möchten. :D :D :DLGJoP.S.: Eins scheint mir manchmal ein Widerspruch: Die meisten möchten doch einen schönen Garten haben! Aber nicht allzuviele beschäftigen sich ganz bewußt mit Gestaltung. Ich finde, selbst bei einem sehr naturnahen Garten braucht es gestalterische Überlegungen und Entscheidungen.(Jetzt mal die speziellen 'Sammlergärten' ausgenommen, die eine ganz besondere Schönheit haben, die vielleicht auch ohne Gestaltung im herkömmlichen Sinne auskommt)
Liebe Grüße

Jo
hymenocallis

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

hymenocallis » Antwort #57 am:

P.S.: Eins scheint mir manchmal ein Widerspruch: Die meisten möchten doch einen schönen Garten haben! Aber nicht allzuviele beschäftigen sich ganz bewußt mit Gestaltung. Ich finde, selbst bei einem sehr naturnahen Garten braucht es gestalterische Überlegungen und Entscheidungen. (Jetzt mal die speziellen 'Sammlergärten' ausgenommen, die eine ganz besondere Schönheit haben, die vielleicht auch ohne Gestaltung im herkömmlichen Sinne auskommt)
Ich finde, GERADE bei einem sehr naturnahen Garten braucht es gestalterische Überlegungen und Entscheidungen, damit er funktioniernder Garten und nicht wüstes Durcheinander wird. Ich kenne einige schreckliche 'Gärten' in diese Richtung, wo nur noch der Überlebenskampf à la 'survival of the fittest' tobt, weil die Besitzer der Pflanzen nicht mehr Herr werden. Wir haben einige Wildpflanzen im Garten - sie sind aufgrund ihrer Wüchsigkeit alles andere als unproblematische Gartengäste. Bei vielen muß man sich gut überlegen, wie man sie im Garten im Zaum halten kann, bei anderen kann man das gleich vergessen.LG
tiarello
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Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

tiarello » Antwort #58 am:

Mir ist manches hier Gesagte zu eng gedacht.Gestaltung heißt für mich Funktionen umzusetzen. Gilt nicht nur für Gartengestaltung, auch für Mode, Web-Auftritte, Architektur etc.Um beim Garten zu bleiben: Funktionen sind hier z. B.: Ruheplatz, Gemüseanbaufläche, Sammlerbeet, Kinderspielplatz, Pflegeaufwand, was auch immer.Eine weitere für viele Gartenbesitzer und Benutzer ganz zentrale Funktion: die Kommunikation. Der Garten soll meist nicht nur für einen selbst, sondern auch für andere verständlich sein. Z. B. für eine breite Öffentlichkeit, für eine bestimmte Subkultur, vielleicht aber auch nur für die eigene Familie oder für eine spezielle Sammlerszene. Es gibt da viele denkbare Möglichkeiten. Und dafür muss dann eben eine geeignete „Sprache“, eine ästhetische Umsetzung gefunden werden.Dabei kann auch rauskommen, dass nur sehr wenige das Produkt als ansprechend empfinden. Das macht überhaupt nichts. Gute (Garten)gestaltung muss sich an den funktionellen Vorgaben des Besitzers messen lassen, nicht an einer Mainstream-Verständlichkeit. Das gilt natürlich auch, wenn man seinen eigenen Garten gestaltet.Wenn man einen Garten nichts verstehen kann, könnte es also auch daran liegen, dass man seine Sprache nicht spricht und nicht daran dass er sich schlecht ausdrückt. Aber wir sind ja lernfähig ;)
maculatum
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Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

maculatum » Antwort #59 am:

... Kieswüste... So einen Garten hat kein Mensch verdient. Ich denke, für jeden Menschen, gäbe es passendere, vor allem bessere Gestaltungslösungen. Es ist, finde ich, kein Widerspruch, dass ein Garten im besten Sinne auf seinen Besitzer zugeschnitten ist und gleichzeitig gut gestaltet ist, technisch und ästhetisch gesehen. ...Die Frage ist, was sucht ein Gartenbesitzer: Sucht er einen Handwerker, der wie ein Malermeister einfach und profan eine Wand bemalt oder sucht er auch einen bildenden Künstler? Die Wahrheit liegt meist dazwischen. ...
Zustimmung.Was tun wir aber mit Menschen, die von Gestaltungsgrundsätzen ausgehen, mit denen kein anspruchsvoller "Gartengestalter" konform gehen kann? Geben wir die verloren?Ich bin kein Kundendienst-Gärtner, aber ich hatte mal ein Beratungsgespräch mit einer Frau, die ein Ineinanderwachsen zweier verschiedener Pflanzen nicht ertragen konnte. Jede Pflanze musste für sich alleine stehen (und möglichst immergrün sein und blühen). Meine Überzeugungsarbeit mit Piet-Oudolf-Büchern und Fotos aus dem Hermannshof hat nicht gefruchtet, ich war mit meinem Latein am Ende. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es möglich ist, ihr einen "gut gestalteten" Garten zu kreieren (auch wenn ich das nicht konnte). Wenn sie zufrieden und glücklich ist, kann kein Freund von Staudenlandschaften die Gestaltung verdammen, oder?Die Frage Kunst oder Nichtkunst ist sowieso individuell anzugehen.
Waldrand, Nordhang, vierhundert Meter:
Hier blüht alles drei Wochen später.
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