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Sortentypen - was macht den Geschmack? (Gelesen 3388 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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b-hoernchen
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Sortentypen - was macht den Geschmack?

b-hoernchen »

In einem anderen Faden kam die Rede auf den Unterschied zwischen rotem Berlepsch und der normalen Variante.Dazu schrieb cydorian:
date=1368820308]Es gibt nur stärker gefärbte Mutanten. Schon Palmer schrieb schon vor 30 Jahren ganz richtig, dass die stärker gefärbten Mutanten bei dieser wie auch den meisten anderen Sorten geschmacklich abfallen.Hinzu kommt, dass die verschiedenen Typen einer Sorte von den Baumschulen so gut wie nie beim Privatkundenverkauf genannt werden, oft nicht einmal genannt werden können. Es ist also von vornherein ein Glücksspiel.
Das ist ein Thema, das mich interessiert. Es gibt also verschiedene Typen einer Sorte.Dann sind z. B. nicht alle Cox Orange genetisch identisch? Kann es sein, dass der neuseeländische Cox Orange aus dem Supermarkt (auch) deshalb nicht schmeckt, weil er von einem anderen Typ ist?Kann es passieren, dass die Äpfel aus eigenem Garten ähnlich fad ausfallen, wie die importierten, weil mein "Typ" von Baum zufällig derjenige der kommerziellen Plantage ist?Und wie groß ist der Einfluss der Unterlage? "Mein" Bauer hat nur Hochstamm, ich habe jetzt Büsche auf M26 und MM111. Kann man da einen Unterschied beim Verkosten bemerken?
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cydorian
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

cydorian » Antwort #1 am:

Alles halt Einfluss! Klima, Boden, Närstoffversorgung, ganz besonders die Ertragshöhe, Lagerdauer, Lagerart, und schliesslich auch der Mutant oder Typ einer Sorte. Und natürlich noch weitere Faktoren.Bei einem Apfel aus dem Supermarkt erfährst du genau: Nichts. Es ist also unmöglich, den Einzelbegründungen der Frage nachzugehen warum Sorte A aus dem Supermarktregal anders schmeckt wie Sorte A aus dem Hausgarten.Ein Vergleich zwischen Mutanten derselben Sorten kann also nur unter ansonsten identischen Bedingungen irgendwelche Unterschiede zwischen diesen Mutanten aufdecken. Im kommerziellen Obstbau gibts Listen mit hunderte von Typen diverser gängiger Sorten. Für Privatleute ist das fast immer entbehrlich, weil die Sorten der Plantagen nicht angebaut werden. Ausnahmen bestehen bei Obst, das früher mal Plantagenobst war, aber im Privatgarten beliebt ist, z.B. Boskoop, Idared, Jonathan.
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

partisanengärtner » Antwort #2 am:

Nicht zu vergessen Erntezeitpunkt.
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Axel
b-hoernchen
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

b-hoernchen » Antwort #3 am:

Erntezeitpunkt! Ganz wichtig - am Baum ausgereift ist was anderes als unreif geerntet.Aber trotzdem - hat noch niemand den Unterschied im Geschmack zwischen den Typen einer Sorte ausprobiert?
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

partisanengärtner » Antwort #4 am:

Ich hatte an einem Boskoop einen Mutantenast. War eine Spontanmutation, die dieser Baum nach dem starken Zurücknehmen der Krone entwickelte..Da waren schon deutliche Unterschiede in Farbe und Geschmack festzustellen. Das ist vermutlich gar nicht so selten.
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Axel
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cydorian
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

cydorian » Antwort #5 am:

Na, sicher schon probiert. Bei Boskoop zum Beispiel. Bäume am ähnlichen Standort. Einmal eine ältere, eher grüne und berostete Mutante und einmal eine rotschaligere, weniger Berostete. Ja, es ist ein Unterschied im Geschmack. Nicht wiewenn es eine andere Sorte wäre aber im direkten Vergleich genau zu unterscheiden.
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

partisanengärtner » Antwort #6 am:

Genau das gleiche bei mir. :D
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Axel
Isatis blau
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

Isatis blau » Antwort #7 am:

Dieselbe Erfahrung habe ich auch gemacht. Ich habe einen alten Boskoopbaum und einen neueren roten Boskoop. Der Rote schmeckt süßer, mir eigentlich besser, der grüne schmeckt erst nach einiger Lagerzeit wie der Rote.
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

partisanengärtner » Antwort #8 am:

Scheinbar fallen da einige Gene leicht um ;D. Bei mir ist das spontan passiert. War eine deutliche Verbesserung. Der rote war kaum berostet.
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Axel
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

hml » Antwort #9 am:

Da gibt es sehr große Unterschiede zb bei Jonagold (Jonica, Jonagored, Red Prince u.a.) oder Elstar: Elswout hat deutlich mehr Säure als Standard. Gerade bei diesen mutantenreichen Sorten ist die Mutantenwahl fast so wichtig wie die Sorte. Wo ich keine Unterschiede festgestellt habe ist bei der Krankheitsempfindlichkeit.Gruß hml
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

b-hoernchen » Antwort #10 am:

Dieselbe Erfahrung habe ich auch gemacht. Ich habe einen alten Boskoopbaum und einen neueren roten Boskoop. Der Rote schmeckt süßer, mir eigentlich besser, der grüne schmeckt erst nach einiger Lagerzeit wie der Rote.
Ja gut, aber roter Boskoop ist doch eine eigene Sorte?
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

partisanengärtner » Antwort #11 am:

Viele eigene Sorten sind Knospenmutationen. Wie zum Beispiel Red Delicious vom Golden Delicious.Scheinbar entsteht diese rote Mutante beim Boskop ziemlich häufig.
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Axel
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hml
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

hml » Antwort #12 am:

Einspruch,Red und Golden Delicious sind 2 unterschiedliche Sorten und nach bisherigen Erkenntnissen nicht verwandt und schon gar keine Knospenmutationen vom jeweilig Anderen.Gruß hml
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

cydorian » Antwort #13 am:

Die Welt des kommerziellen Obstbaus ist etwas komplizierter. Beispielsweise von Boskoop waren rund 35 Mutanten im Anbau, weit mehr wurden geprüft, viele waren nicht stabil oder hatten zu grosse Nachteile. Es gibt nicht "das Gen", das aus einem "grünen" einen "roten" Boskoop macht, sondern eine Vielzahl von Farb- und Berostungsvariationen.Bei einer Boniturprüfung bestehen die meisten Kriterien aus Dingen wie Ertragsvermögen an erster Stelle, dann Deckfarbe, Berostungsneigung etc. - die Inhaltsstoffe sind nur ein Punkt unter vielen.Golden hat hunderte von Mutanten, der weltweit am häufigsten angebaute Apfel Fuji vielleicht noch mehr - wobei nur wenige in Europa angebaut werden. Die Vermarktung von Mutanten lässt sich rechtlich mit einem Markenschutz schützen, manchmal auch mit neuem Sortenschutz. Die meisten Clubsorten sind nichts weiter wie irgendwelche zufällig gefundenen Mutanten von Sorten, deren Sortenschutz längst abgelaufen ist.Wenn ihr in eine Baumschule geht, kauft ihr eine Sorte. Der Baumschuler hat das Edelreis meistens im nächsten Reiserschnittgarten, der von Baumschulen gemeinsam betrieben wird. Dort wird das Edelreis gezogen und virusfrei gemacht. Ob das ein Mutant ist wenns welche gibt, weiss der Baumschuler später oft selbst nicht mehr. Es kann auch sein, dass er seine veredelten Bäume fertig von einem der gigantisch grossen Veredler in Osteuropa kauft oder er kann einen eigenen Reiserschnittgarten für ausgewählte Sorten betreiben. Auf Etiketten für Privatleute steht die Mutante aber nie und Ahnung beim Verkaufspersonal habe ich in den seltensten Fällen erlebt. Man sollte sich also nicht auf eine bestimmte Mutante versteifen.Angesichts hunderter Neuzüchtungen jedes Jahr spielt die Musik eh ganz woanders wie bei Mutanten älterer Sorten. Im Obstbau ist "Elstar" bereits eine alte Sorte. In der Wahnsinnsflut neuer Sorten kann man ertrinken.
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Re:Sortentypen - was macht den Geschmack?

partisanengärtner » Antwort #14 am:

@hmlDu hast recht, die falsche Information über den Red Delicious habe ich in den 60ern mal irgendwo gelesen. Wird jetzt in meiner biologischen Datenbank ausgemuster ;) 8)Danke
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Axel
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