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Mallorca - idyllischer Frühling (Gelesen 5499 mal)

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Ismene
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Mallorca - idyllischer Frühling

Ismene »

Beschaulichkeit, Stille, üppige Flora. Das sind nicht gerade die Merkmale, die den meisten beim Stichwort Mallorca einfallen.Daher nun ein Reisebericht für Leute, die ländliche Idylle und Orte abseits der ausgetretenen Touristenpfade mögen.Tag 1 Morgens früh Ankunft auf dem Flughafen in Palma (PMI), wo im Sommer im Minutentakt gelandet und gestartet wird. Lange Schlangen bei der Autovermietung. (Unsere ersten Reptilien! ;D). Direkt bei der Parkhausausfahrt bekommt Ismene schon Stielaugen: Blütenrausch. Am Straßenrand – auf dem Mittelstreifen – Wiesenblumen, Oleander, wahre Blütenorgien. Der Fahrer bleibt ruhig und murmelt etwas von „gewöhnungsbedürftiger Gangschaltung“. Wenig später staunt er (waschechter Holländer) über die vielen Windmühlen. Die Reise geht ins Binnenland, die Ebene – pla auf mallorquinisch, durch die Gemeinde Algaida (Bevölkerungsdichte laut Wikipedia ca. 50 Einwohner pro km2) zur ältesten Kirche Mallorcas Mare de Déu de la Pau de Castellitx . Nur Spanier unterwegs, vor allem auf Rennrädern. Wie überall auf der Insel boomt der Radtourismus. Meine erste Begegnung tagsüber mit einem Gecko. :D Sonst bisher nur nachts getroffen. Schwarzer Gecko Nähe Castellitx Und was da alles auf und in den Ritzen der Steinmauern wächst, wie zum Beispiel diese schicke panaschierte Kletterpflanze. Castellitx Kletterpflanze Oder diese vor Gesundheit strotzende Staude, deren Namen ich eigentlich kennen müsste.FettpflanzeEin gelungener Hintergrund für ein pfiffiges Säulenkapitell am Eingang der Kirche. Castellitx Mare de Déu de la Pau Während der Fahrer ein Nickerchen machte, kann ich mich trotz beinahe durchwachter Nacht in der lieblich hügeligen Gegend wieder aufladen. Einfach auf einem Stein sitzen, die verschiedenen Grüntöne auf sich einwirken lassen, dem Gesang der Singvögel (ähnlich Mönchsgrasmücke) lauschen. Ab und zu in der Ferne das Keuchen und Ächzen der Radler… ;DÜber Llucmajor, wo wir den Markttag knapp verpassen, weiter auf dem alten Weg (camì vell) nach Cala Pi.Cami Vell a Cala PiImmer an kunstvoll geschichteten Steinmauern entlang und Feldern mit rotbrauner Erde, wo Mandelbäume, Johannisbrot- und Olivenbäume gedeihen. Mein Herz geht auf, als ich Schweine in dieser friedlichen Landschaft zufrieden grasen sehe. :D Cami Vell a Cala Pi - Schweine Keine Gequieke, kein Gewühle, sondern ruhige, gleichmäßige Futteraufnahme.Glückliche SchweineIn der Gegend und auch um Vallgornera herum gibt es Landschildkröten. Leider habe ich aber keine gesehen. Cala Pi im Süden Mallorcas ist ein zwar ein reiner Feriensiedlung, also eher nichts gewachsenes, aber doch recht geschmackvoll angelegt. Villen mit viel Grün drumherum. Die Bucht heißt ebenfalls Cala Pi. Pi mallorquinisch oft fälschlich mit Pinie übersetzt, es handelt sich aber um die Aleppokiefer Pinus halepensis , die dort, wie ich grad erst lese in der Unterart ceciliae vorkommen soll. Habe ein Kiefernfoto, weiß aber nicht, ob es diese endemische Subspezies ceciliae ist. Pinus halepensis Jetzt in der Nebensaison ist die Cala Pi mit ihrem türkisfarbenen Wasser ein reizvolles Ausflugsziel. Cala Pi Sie liegt tief eingeschnitten im Land, beinahe fjordartig und da gibt’s am Strand und in der Schlucht einiges an interessanter Vegetation zu entdecken. Wie zum Beispiel diese gelbe Mohnpflanze hier:Unbekannter Mohn Cala PiEine Kleinigkeit gegessen in einem lauschigen Lokal, deren Pergola u.a. eine mächtige Solandra maxima (Goldkelchwein) zierte. Manche Blüten bis zu 10 cm groß und angenehm duftend. Als Kübelpflanze für meine Verhältnisse wohl eher schwierig. Solandra maxima Pittosporum tobira wird auf Mallorca - wie in Deutschland Liguster - oft als Hecke benutzt und blüht mit betörenden Duft. (Kommt auf die Einkaufsliste Kübelpflanzen).Pittisporum tobiraAm Abend dann im Fischerdorf Cala Figuera bei Santanyi im Südosten werden die müden Häupter gebettet. Zur Begrüßung eine Flasche mallorquinischen Ökowein Beni Butilausi. Gegenüber auf einer brachliegenden Fläche wächst Zahnlavendel Lavendula dentata . Ein paar Zweiglein rasch ins Kissen gestopft. Bona nit! ¡Buenas noches! Fortsetzung folgt.
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Frank
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Re:Mallorca - idyllischer Frühling

Frank » Antwort #1 am:

@Ismene: Herrlich, Dein Reisebericht - ich bin auf mehr gespannt und fange doch noch an die Insel zu lieben ... .LG Frank
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Nina
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Re:Mallorca - idyllischer Frühling

Nina » Antwort #2 am:

Man möchte sofort die Tasche packen! :P Vielen Dank für diesen schönen Reisebericht Ismene! :D Ich freue mich auf die Fortsetzung. :)
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thomas
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Re:Mallorca - idyllischer Frühling

thomas » Antwort #3 am:

Sehr 'appetitanregender' Bericht mit schönen Bildern! Bitte mehr, wenn du Zeit hast!Liebe GrüßeThomas
Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.
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fips
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Re:Mallorca - idyllischer Frühling

fips » Antwort #4 am:

Sehr schöne Reisebilder.Könnte die Kletterpflanze 'Smilax' sein ?
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Phalaina
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Re:Mallorca - idyllischer Frühling

Phalaina » Antwort #5 am:

Wunderschöne Impressionen vom mediterranen Frühling hast Du da für uns mitgebracht, Ismene! :D Vielen Dank! :) Ismene, der von Dir fotografierte Vertreter der Crassulaceae ist Umbilicus rupestris, der Venusnabel. Die Kletterpflanze ist, wie fips schon richtig bemerkte, eine Stechwinde, und zwar eine Form von Smilax aspera. ;)
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Ismene
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Re:Mallorca - idyllischer Frühling

Ismene » Antwort #6 am:

Vielen lieben Dank für Eure motivierenden Rückmeldungen. Daher mache ich jetzt ganz erfreut weiter.Tag 2 Cabrera_Sant Jordi_9Uhr30.jpgVon Colonia Sant Jordi aus gibt es ein Ausflugsboot zum einzigen Nationalpark (parque nacional) der Balearen auf der Inselgruppe Cabrera. Ich hoffe die im Reiseführer von Thomas Schröder erwähnten Delphine, Wale oder Meeresschildkröten zu sehen:Ausflugsboot nach CabreraMöwen sind so herrlich freie Vögel: intelligent, anpassungsfähig, Flugartisten, Schwimmer, keine Angst vorm Menschen. Weißkopfmöwen (Larus cachinnans) begleiten das Boot: Weißkopfmöwe Die seltenen Audouinmöwen (Larus audouinii) sehe ich leider nicht. Dafür aber die Baleareneidechse (Podarcis lilfordi?) mit einem merkwürdigen Farbton: anthrazit mit türkisen Sprenkeln:Balearen-EidechseWeitere nicht gesichtete Besonderheiten: Balearen-Sturmtaucher, viel Brutpaare Eleonorenfalken und Ginsterkatzen.Bei einem Rundgang über die Insel fällt mir besonders das aromatische Teucrium capaitatum:Teucrium capitatumRiesenfenchel (canyaferla - Ferula communis) schiebt seine dicken Stengel aus der Erde und „Spiegelei-Zistrosen“ und Mastixsträucher säumen die Pfade der Insel. Am Strand sah ich noch eine sehr attraktive Staude. Könnte eventuell Ammi visnaga sein?Ammi visnagaMenschenleere Strände kann man auf einer Insel mit kontrollierter Besucherzahlen natürlich oft finden. Dies war nicht immer so, denn auf Cabrera hat sich von 1808-1814 ein unfassbar tragisches Ereignis abgespielt: 9000 französische Kriegsgefangene wurden auf der ca. 10 km2 großen Insel „vergessen“. Nach der verlorenen Schlacht im Spanischen Unabhängigkeitskrieg wurde sie dorthin, wo es kein Trinkwasser gibt und normalerweise nur ca. 60 Menschen lebten, verbannt und keiner kümmerte sich um sie. Nach 6 Jahren fanden ihre Landsleute nur noch 3000 Gefangene vor, der Rest fiel dem entsetzlichen Hunger oder Krankheiten zum Opfer!Cabrera CalaIn Colonia Sant Jordi wieder von Bord gehen, einen zumo de naranjas natural trinken und dann am Abend weiter zur Cala Mondrago, auch ein Naturschutzgebiet, wo der Affodil (zahlreich auf der Insel) im Abendlicht besonders schimmert.AffodilAuch blühen momentan recht viele Zierlauchsorten auf Mallorca, diesen hier finde ich im Abendlicht besonders wirkungsvoll und so einen großen (ca. 6cm breit) rosafarbenen Allium kannte ich noch nicht. Ob es Allium roseum ist? Allium roseum Tag 3 Zu jedem Urlaub gehört für mich ein Besuch auf dem Friedhof, wo Gefühle, Geschichte, Kunsthandwerk und Symbolik in ganz konzentrierter Form vorhanden sind. Der cementiri von Cala Figuera ist sehr abwechslungsreich gestaltet. Ungewöhnlich finde ich die großen Beete zwischen den Gräberreihen mit massenweise 1-jährigen Rittersporn, der eine kühle Frische verbreitet. Friedhof Cala FigueraDie Fotos auf den Emailleschildern geben auch Anlass zu Vermutungen. Cosme und Catalina hatten scheinbar ein arbeitsreiches Leben an frischer Luft und aufgrund ihrer Sterbejahre wohl nicht viel vom Tourismus mitbekommen. Cosme_Catalina Eine andere Familie hat sich einen Grabwächter auserkoren, der mir auch gefallen würde:Cala Figuera KatzeÜber Felanitx und Manacor ging es weiter nach Artà, wo etwas außerhalb Richtung Capdepera das Restaurant der Finca Es Serral liegt. Finca Es Serral Arta Dort dürfen wir einen Tisch unter den Maulbeerbaum stellen, trinken vollmundigen Rotwein aus Tonbechern trinken und einfache, aber köstliche Gerichte essen. Finca Es Serral Hier ist so idyllisch und ruhig. Insekten summen, Vogelgezwitscher, Schmetterlinge. An einer Mauer ist ein zierliches Wespennest. Aber das Brummen kommt von einer schwarzen Biene.Schwarze BieneSehr interessant fand ich auch die“Wurzelsperre“ in Form der Pflastersteine für den Bambus. Wahrscheinlich ein Phyllostachys bissetii, der seine Wurzel und Ausläufer nach oben schiebt.Es Serral PhyllostachysNach einem kurzen Rundgang durch Artà, wo einheimisches, nicht touristisches, Leben im Vordergrund steht, fahren wir zu dem Talayotikum (taialot) Ses Païsses. Es handelt sich die Ausgrabungsstätte einer Siedlung in zyklopischer Bauweise, die im Zeitraum von ca. 1300 v. Chr bis 1. Jhrdt v. Chr. angelegt wurde.Ses PaissesEine beinahe heitere, meditative Stimmung herrscht hier jetzt am frühen Abend. Die Steine wirken irgendwie vertraut und wie selbstverständlich siedeln sich zierliche Pflänzchen auf ihnen an: Ses Paisses unbekannte Staude Vögel zwitschern im Gebüsch und Steineichenhain, der eine wunderbare Kulisse bildet für diesen verzauberten Ort:Ses Paisses Steineiche Danach geht es weiter nach Alcudia, nicht Port d’Alcudia, wo der Bär tobt. Alcudia wird zwar tagsüber von ziemlich vielen Ausflüglern besucht, aber abends wird es beschaulich und man bekommt das Leben der Mallorquiner mit. Ein besonders faszinierender Alleenbaum ist jedoch Melia azedarach. Wunderbarer frisch-süßer Duft, entzückende Blüten, interessante Samenstände. Melia azedarachErst zu Hause (im Kübelpflanzenbuch) entdeckte ich, um wen es sich handelt Melia azedarach, Paternosterbaum. http://herbarivirtual.uib.es/cat/especie/4488.html Auf Spanisch auch arbol de rosarios (Rosenkranzbaum), kommt ursprünglich aus dem Himalaya und soll sogar bis Zone 7 winterhart sein und kommt somit auf meine Wunschliste. Noch zwei andere Alleenbäume habe ich im Arboretum gepostet.http://forum.garten-pur.de/Arboretum-19 ... 297271Beim nächsten Mal gehts weiter mit Birdwatching, den Gärten von Alfabia, Schnitt einer Dattelpalme und Museum in Sa Pobla.
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fips
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Re:Mallorca - idyllischer Frühling

fips » Antwort #7 am:

die Staude ist evtl. Centranthus, auf jeden Fall mit Baldrian verwandt...
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