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Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten? (Gelesen 187841 mal)
- Cryptomeria
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Die Mufflonbestände, die in meiner alten Heimat in Mittelhessen lebten ( dort auch im letzten Jhrdt. ausgesetzt) waren alle krank und hatten Klauenpilz, denn sie lebten viel weniger auf trockenem , nackten Fels als im Wald auf feuchtem Laubboden.
VG Wolfgang
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
In Deutschland üblich war und ist noch, aber leider seltener, (Wander)Hutung mit Schäfer/Hirt und meist zwei Hütehunden. Ganz sicher eine historische Entwicklung, als "Anomalie"(bezogen auf die Abwesenheit von Schutzhunden) sehe ich dies nicht. Schutz für die Herde gab der Hirte, der hatte Raubzeug zu vertreiben.
Viele Grüße von
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Cryptomeria hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 12:20
Die Mufflonbestände, die in meiner alten Heimat in Mittelhessen lebten ( dort auch im letzten Jhrdt. ausgesetzt) waren alle krank und hatten Klauenpilz, denn sie lebten viel weniger auf trockenem , nackten Fels als im Wald auf feuchtem Laubboden.
VG Wolfgang
Klauenpilz gibt es hier sicher zuweilen auch, allerdings ist es hier generell trockener als in Hessen und im Bodetal und anderswo schön felsig, das passt ganz gut. Zu Schäden infolge der Beweidung durch Muffelwild im Bodetal habe ich nichts gefunden auf die Schnelle(im Managementplan des Landes für das Bodetal, unter Wildschäden).
Viele Grüße von
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Muffel sind Neozoen ganz klar. Meist aus jagdlichen Gründen eingeführt oder aus Gehegen ausgebrochen und die Jäger drum rum haben die ausgebrochenen Muffel nicht geschossen sondern geschont. Die gehören ganz klar in Felslandschaften und nicht in Wälder.
Nur wenig bekannt ist das ein Vorkommen in Norddeutschland noch eines der wenigen weltweiten reinblütigen Muffelvorkommen ist. In ihrem Herkunftsland sind Muffel stark mit anderen Ziegenarten vermischt. Da wird erwogen das die zur Arterhaltung gegattert werden.
Ansonsten werden sind Muffel recht schnell nach dem eintreffen des Wolfes ausgelöscht. Ob man das als Verlust empfindet ist jedem überlassen. Ich brauch sie nicht...
Nur wenig bekannt ist das ein Vorkommen in Norddeutschland noch eines der wenigen weltweiten reinblütigen Muffelvorkommen ist. In ihrem Herkunftsland sind Muffel stark mit anderen Ziegenarten vermischt. Da wird erwogen das die zur Arterhaltung gegattert werden.
Ansonsten werden sind Muffel recht schnell nach dem eintreffen des Wolfes ausgelöscht. Ob man das als Verlust empfindet ist jedem überlassen. Ich brauch sie nicht...
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
alun hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 12:18lerchenzorn hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 11:41
Nein, wie beschrieben. Die Haltung der Herdenschutzhunde ist Folge, nicht Ursache des Raubtierbestandes.
Die Abwesenheit von Herdenschutzhunden in Deutschland ist eine historische Anomalie innerhalb der Jahrzehntausende der Interaktion Mensch-Haustier-Raubtier, die aufrechtzuerhalten unserern Ökosystemen wie unseren Stoffkreisläufen immensen Schaden zufügt.
Das erschlägt mir das Problem ein bisschen zu pauschal. Der Zusammenhang von Wolf und Stickstoffkreislauf erschließt sich mir nicht. Ich kann mir da höchstens untergeordnete Effekte vorstellen.
Ich kann aber auch nicht der indirekten Sichtweise folgen, dass arme Gesellschaften sich den Wolf leisten können und reiche Gesellschaften das nur sehr eingeschränkt dürfen. Eine "regionale Begrenzung" des Wolfes führt an den Rändern der "Reservationen" zu genau den Problemen, die man nicht haben möchte, insbesondere zu immer wieder neuen Hybridisierungen mit Haushunden. Wie weit soll man die für den Wolf zugelassenen Gebiete denn kleinreden? Am Ende würde, aus gesamteuropäischer Sicht, wohl nur die Arktis außerhalb der Rentierzucht-Gebiete bleiben, mit ein paar Schneehasen als Nahrungsbasis.
Um dem Mythos von den unendlichen, dünn besiedelten Gebieten mit bester Wolfseignung mal den Zahn zu ziehen: "In der europäisch-sibirischen Taiga fehlte der Wolf offenbar gänzlich." (Bibikow: Der Wolf; über Verbreitung und Häufigkeit des Wolfes in Eurasien in den vergangenen 1000 Jahren.)
Die natürlichen Verbreitungsgebiete des Wolfes in Eurasien sind heute fast sämtlich vom Menschen besiedelt und mit Ansprüchen überzogen, die überall eine "Rechtfertigung" für ein Zurückdrängen liefern.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
alun hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 12:18lerchenzorn hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 11:41
Nein, wie beschrieben. Die Haltung der Herdenschutzhunde ist Folge, nicht Ursache des Raubtierbestandes.
Die Abwesenheit von Herdenschutzhunden in Deutschland ist eine historische Anomalie innerhalb der Jahrzehntausende der Interaktion Mensch-Haustier-Raubtier, die aufrechtzuerhalten unserern Ökosystemen wie unseren Stoffkreisläufen immensen Schaden zufügt.
Das sind ja schon ein bisschen weit hergeholte Dinge die da Schäden angerichtet haben sollen.
1. war der Beginn von Ackerbau und auch Nutztierhaltung in D vo ca. 7000-7500 Jahren. Meines Wissens gibt es keinen Hinweis das die davor existierenden Jäger und Sammlerkulturen Tierhaltung von Huftieren hatten. Die Langhäuser der ersten sesshaften Bauern boten Unterkunft für Mensch und Tier. Herdenschutz war da nicht nötig.
2. D war schon im frühen Mittelalter recht dicht besiedelt und überzogen mit Dörfern mit festem Grundbesitz (wenn auch überwiegend auf Lehensbasis). D. h viel Platz für umherziehende Herden gab es allenfalls in den Mittelgebirgen und unfruchtbaren Gegenden Daher war der Bedarf an solchen Hunden eher gering
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
lerchenzorn, ich möchte weder etwas erschlagen (auch keine Wölfe), noch steht bei mir was von Stickstoff (der bekanntlich ein vergleichsweise volatiles Element ist).
Ich möchte im Gegenteil den Blick auf größere Zusammenhänge nicht verlieren und auf unsere de-facto-Entscheidung, bei der Tierhaltung, ob im Stall oder draussen, dasselbe Intensivmast-Modell anzuwenden, bei dem von möglichst vielen Umwelteinflüssen abgeschirmten Weidetieren auf vergleichsweise engstem Raum GM-Soja aus Argentinien als der Weisheit letzter Schluß eingetrichtert wird.
Daß "Offenheit" in diesem Zusammrnhang sehr viele Formen haben kann, ob im Kopf oder in der Praxis der Weidehaltung, wie auch in der (Um)gestaltung hin zu einem Weidetier wieder angemesseneren - und dabei produktiven - Lebensräumen, ist klar.
Ich möchte im Gegenteil den Blick auf größere Zusammenhänge nicht verlieren und auf unsere de-facto-Entscheidung, bei der Tierhaltung, ob im Stall oder draussen, dasselbe Intensivmast-Modell anzuwenden, bei dem von möglichst vielen Umwelteinflüssen abgeschirmten Weidetieren auf vergleichsweise engstem Raum GM-Soja aus Argentinien als der Weisheit letzter Schluß eingetrichtert wird.
Daß "Offenheit" in diesem Zusammrnhang sehr viele Formen haben kann, ob im Kopf oder in der Praxis der Weidehaltung, wie auch in der (Um)gestaltung hin zu einem Weidetier wieder angemesseneren - und dabei produktiven - Lebensräumen, ist klar.
Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Ganz abgesehen davon sind Hunde Fleischfresser und billiges Dosenfutter aus Schlachtabfällen gab es meines Wissens im Mittelalter nicht. Außerdem gab es kaum Schlachtabfälle, weil die Nutztiere nahezu komplett verwertet wurden. Das Muffel ist in der Lausitz mittlerweile übrigens so gut wie ausgestorben. Bleibt immer noch das Problem mit dem "Rosenthaler Rudel", was sehr gewitzt die Herdenschutzmaßnahmen überwindet. Ich halte ein Jagdrecht mit ganzjähriger Schonzeit nach wie vor für einen guten Kompromiss. Damit wird man den Wolf nicht ausrotten, hat aber eine praktikable Handhabe gegen Einzeltiere vorzugehen.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Diese Handhabe gibt es außerhalb der revierjagdlichen Tätigkeit in besserer Weise und sie ist schon jetzt gegeben. Die Schwere der einzelnen Entscheidungen wird durch eine Aufnahme ins Jagdrecht in keiner Weise vermindert.
@Alun
Den Stickstoff nehm ich zurück. Dass die allgemeinen stofflichen Belastungen der Landschaft aus der Intensivmast viel mit dem Wolf zu tun haben, kann ich aber ebenso wenig erkennen. Diese Verhältnisse wird die Entscheidung "Wolf oder nicht" kaum beeinflussen.
@Alun
Den Stickstoff nehm ich zurück. Dass die allgemeinen stofflichen Belastungen der Landschaft aus der Intensivmast viel mit dem Wolf zu tun haben, kann ich aber ebenso wenig erkennen. Diese Verhältnisse wird die Entscheidung "Wolf oder nicht" kaum beeinflussen.
Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Ihr könnt selbstverständlich die deutsche Kleinstaaterei des Mittelalters zum Maß der Dinge erheben; ob diese shifting baseline zur Beurteilung der Zusammenhänge taugt, ist eine andere Frage.
Und daß der Hund als Tier, dessen 'Schutz für' und 'Schutz gegen' so wichtig war, daß das Chappi immer pünktlich geliefert wurde, seit Jahrzehntausenden den Menschen begleitet, ist wohl unbestritten.
Und daß der Hund als Tier, dessen 'Schutz für' und 'Schutz gegen' so wichtig war, daß das Chappi immer pünktlich geliefert wurde, seit Jahrzehntausenden den Menschen begleitet, ist wohl unbestritten.
Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
lerchenzorn hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 11:41
Mufflons sorgen in mitteldeutschen Felsrevieren dafür, dass endemische Streifenfarne komplett zu verschwinden drohen. Eine Einzelerscheinung, mag sein.
Eine ähnliche Situation besteht durch die eingeführten Steinböcke am Belchen im Schwarzwald. Allerdings sind die für Wölfe keine leichte Beute und werden mit dem Wolf jedenfalls am Belchen gut zurechtkommen, sollte der dort auftauchen.
Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
lerchenzorn hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 13:16
Diese Handhabe gibt es außerhalb der revierjagdlichen Tätigkeit in besserer Weise und sie ist schon jetzt vorhanden.
Der Bautzener Landrat hat mehrfach den Abschuss eines Tiers beantragt. Als dem Antrag endlich von Seiten des Umweltminsteriums stattgegeben wurde, kamen Klagen von Seiten der Naturschutzverbände, weshalb das Rudel weiter sein Unwesen treiben darf. Was daran besser ist als eine Anweisung von Seiten der Kreisbehörden erschließt sich mir nicht.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
@lerchenzorn
Nja, die Entscheidung für oder gegen den Wolf ist halt ein Symptom, und so lange sich alle auf dieses eine Streitobjekt konzentrieren, bläst man das Thema ganz ungesund auf.
Es ist grundsätzlich eine Entscheidung vor längerem gefallen, welche Landschaft man haben will, und welche Teile der bisherigen dafür ausgelöscht werden müssen.
Srlbst die Sprache ist in Gleichschritt gefallen:
Wer weiß noch, was hierzulande einst 'Wald' war?
Nja, die Entscheidung für oder gegen den Wolf ist halt ein Symptom, und so lange sich alle auf dieses eine Streitobjekt konzentrieren, bläst man das Thema ganz ungesund auf.
Es ist grundsätzlich eine Entscheidung vor längerem gefallen, welche Landschaft man haben will, und welche Teile der bisherigen dafür ausgelöscht werden müssen.
Srlbst die Sprache ist in Gleichschritt gefallen:
Wer weiß noch, was hierzulande einst 'Wald' war?
Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
bristlecone hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 13:20
Eine ähnliche Situation besteht durch die eingeführten Steinböcke am Belchen im Schwarzwald. Allerdings sind die für Wölfe keine leichte Beute und werden mit dem Wolf jedenfalls am Belchen gut zurechtkommen, sollte der dort auftauchen.
Hast du Infos darüber, Steinböcke im Schwarzwald?
Grün ist die Hoffnung
Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Nein, Blödsinn: Ich meinte natürlich Gemsen/Gämsen. :-[
Auch die wurden allerdings dort eingeführt und wirken sich auf die Vegetation am Belchen örtlich sehr negativ aus:
Heilige Kuh Gemse - Ein Problemtier mit Migrationshintergrund
Sehr lesenswert, wenn auf frustrierend.
Auszug:
"Wie rasch und artenreich sich bei Abwesenheit der Gemsen die Belchennordseite wieder bewalden würde, demonstrierte am Pirschpfad bis unlängst noch ein kleiner Kontrollzaun auf halber Höhe des Steilhangs. Doch der war dem zuständigen Jagdpächter ein Dorn im Auge. Er intervenierte so ausdauernd bei der Freiburger Forstdirektion, bis der Zaun ersatzlos beseitigt wurde – begründet mit dem wenig überzeugenden Hilfsargument des Auerwildschutzes. Als ob man den Waldhühnern zuliebe den Maschendraht nicht auch hätte «verblenden» oder durch Holzhürden ersetzen können, wie dies in Auerwildgebieten gängige Praxis ist. Aus dem Auge, aus dem Sinn: Nun muss man sich die Wiederbewaldung des Steilhangs anderswie ausmalen, denn von der vormals eingezäunten Vegetation (darunter auch Weißtannen- und Buntlaubholz-Naturverjüngung) sind nur Fichten und Pioniergehölz übriggeblieben, die bereits deutlich über die Äserhöhe der Gemsen hinaus gewachsen war."
Auch die wurden allerdings dort eingeführt und wirken sich auf die Vegetation am Belchen örtlich sehr negativ aus:
Heilige Kuh Gemse - Ein Problemtier mit Migrationshintergrund
Sehr lesenswert, wenn auf frustrierend.
Auszug:
"Wie rasch und artenreich sich bei Abwesenheit der Gemsen die Belchennordseite wieder bewalden würde, demonstrierte am Pirschpfad bis unlängst noch ein kleiner Kontrollzaun auf halber Höhe des Steilhangs. Doch der war dem zuständigen Jagdpächter ein Dorn im Auge. Er intervenierte so ausdauernd bei der Freiburger Forstdirektion, bis der Zaun ersatzlos beseitigt wurde – begründet mit dem wenig überzeugenden Hilfsargument des Auerwildschutzes. Als ob man den Waldhühnern zuliebe den Maschendraht nicht auch hätte «verblenden» oder durch Holzhürden ersetzen können, wie dies in Auerwildgebieten gängige Praxis ist. Aus dem Auge, aus dem Sinn: Nun muss man sich die Wiederbewaldung des Steilhangs anderswie ausmalen, denn von der vormals eingezäunten Vegetation (darunter auch Weißtannen- und Buntlaubholz-Naturverjüngung) sind nur Fichten und Pioniergehölz übriggeblieben, die bereits deutlich über die Äserhöhe der Gemsen hinaus gewachsen war."