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Frage zu Glyphosat (Gelesen 798744 mal)

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Dietmar
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Re: Frage zu Glyphosat

Dietmar » Antwort #3375 am:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Das stimmt nicht. Es gab das Synthesewerk in Schwarzheide und das Stickstoffwerk in Piesteritz und obendrein wurde auch importiert. Sogar Glyphosat war verfügbar.


Zu DDR-Zeiten lief das Patent von Monsanto auf Glyphosat noch. Ich glaube nicht, dass da größere Mengen aus den USA importiert wurden, wo doch die DDR immer klamm bei Devisen war. Nur mit der BRD und Österreich gab es ein großes Handelsvolumen.

Im Synthesewerk Schwarzheide wurde hauptsächlich Polyurethan hergestellt, das Basis für sehr modifizierbare Kunstoffe, Lacke und Schäume war und ist. Es gab auch eine kleine Fertigung von Pflanzenschutzmitteln.

Das Stickstoffwerk in Piesteritz stellte Stickstoffdünger her und macht das heute noch.

Der Einsatz von synthetischen Mineraldüngern und Pflanzenschutzmitteln in der DDR hatte aber bei weitem nicht so einen Umfang (pro ha), wie gegenwärtig.

Kurz nach der Wiedervereinigung wurden ausgewählte landwirtschaftliche Flächen der ehemaligen DDR und der alten Bundesländer auf Belastung durch Pflanzenschutzmittel untersucht. In den nunmehr neuen Bundesländern wurden Proben u.a. in Bitterfeld genommen, in den alten Bundesländern im damals am wenigsten belasteten Gebiet bei Nürnberg. Das Ergebnis überraschte: Selbst das dreckigste Gebiet in den neuen Bundesländern wies eine deutlich geringere Belastung auf als das Sauberste in den alten Bundesländern. Dieses Ergebnis passte der Politik nicht in den Kram. Die Aussage, dass die Landwirtschaft in der DDR praktisch Bio war, stimmt also, da der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nur sehr gering war, von Mineraldünger auch. Außerdem exportierte die DDR alles in den Westen, was nicht niet- und nagelfest war. Ein großer Teil des Sortiments mit der Marke Privileg wurde in der DDR hergestellt. Wertmäßig war aber der Export der Mineralöl- und Grundstoffindustrie höher als alles andere, da sich hier der wachsende Rückstand bezüglich technischem Niveau der Produkte der DDR nicht so stark auswirkte und die DDR-Produkte den gleichen Standard wie im Westen hatten. Für den Erlös einer Westmark musste die DDR 4 bis 6 DDR-Mark bei Konsumgütern aufwenden, dagegen bei Grundstoffen war die sogenannte Devisenrentabilität deutlich besser und außerdem konnte man ein großes Handelsvolumen viel leichter erzielen als bei den vielen kleineren Produkten. So wurde z.B. ein großer Anteil des in der DDR produzierten Benzins und Dieselöls, sowie chemische Grundstoffe bzw. chemische Massengüter in die BRD exportiert. Die Herstellung von Stickstoffdünger in Piesteritz bedeutet also nicht, dass der Löwenanteil auch in der DDR eingesetzt wurde. Dazu kam, dass die Sowjetunion den Erdölpreis an das Weltniveau gekoppelt hat (mit einer zeitlichen Verschiebung), so dass auch zunehmend mehr dorthin exportiert werden musste, um die Rohstoffimporte bezahlen zu können. Die DDR war einer der größten Hersteller von Werkzeugmaschinen weltweit, aber praktisch keine Maschine fand den Weg in DDR-Betriebe. Nahezu alles ging in den Export. So war es in Piesteritz auch.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Gegend um Bitterfeld war aber stark belastet durch Rückstände aus der Chemieproduktion und die Gegend um Freiberg mit Schwermetallen. Umweltschutz war damals kein praktisches Staatsziel.
bristlecone

Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #3376 am:

Ein Artikel im Tagesspiegel:
Meinungsmache bis zur Morddrohung.

"Hoch komplexe Vertragswerke werden auf Chlorhühnchen reduziert, Schlagworte ersetzen sachliche Debatten. Warum? Weil die öffentliche Diskussion immer stärker geprägt wird von Meinungsmachern in Naturschutz-, Umwelt- und sonstigen Aktivistenorganisationen. Die müssen Spenden eintreiben, um zu überleben, und so fahren sie eine Kampagne nach der nächsten. Nach dem Muster: Die Wirtschaft ist gierig, die Politiker sind Marionetten, die Wissenschaftler sind korrupt. Manchmal stimmt das, aber öfter eben nicht. Da zu unterscheiden mag mühselig sein, aber lohnend ist es allemal."


troll13
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Re: Frage zu Glyphosat

troll13 » Antwort #3377 am:

bristlecone hat geschrieben: 2. Dez 2017, 22:01
Ein Artikel im Tagesspiegel:
Meinungsmache bis zur Morddrohung.

"Hoch komplexe Vertragswerke werden auf Chlorhühnchen reduziert, Schlagworte ersetzen sachliche Debatten. Warum? Weil die öffentliche Diskussion immer stärker geprägt wird von Meinungsmachern in Naturschutz-, Umwelt- und sonstigen Aktivistenorganisationen. Die müssen Spenden eintreiben, um zu überleben, und so fahren sie eine Kampagne nach der nächsten. Nach dem Muster: Die Wirtschaft ist gierig, die Politiker sind Marionetten, die Wissenschaftler sind korrupt. Manchmal stimmt das, aber öfter eben nicht. Da zu unterscheiden mag mühselig sein, aber lohnend ist es allemal."


Habe ich gerade auch eben gelesen, aber ich hätte meine "klammheimliche Freude" trotzdem nicht verhehlen können, wenn das Glyphosatverbot durchgesetzt hätte werden können. Und die Art und Weise, wie die Zustimmung zur Verlängerung zustande gekommen ist, bestätigt für mich, das Transparenz politischer Entscheidungen nicht einmal unter den Beteiligten einer (noch) amtieren Regierung mehr möglich zu sein scheint. Was hat den Agrarminister geritten, hier der Verlängerung zuzustimmen?

War es Druck der Industrie/-Agrarlobby oder erhoffte er sich und seine Kumpanen Aufwind für den Wahlkampf in Bayern?

Auch wenn ich in der Glyphosatdiskussion die Krebsverursachungsargumente selbst nicht als besonders stichhaltig ansehe, halte ich die "gute fachliche Praxis" in der Landwirtschaft grundsätzlich für fragwürdig.

Trotzdem gehört dieser Thread langsam für mich endgültig in den Keller. ;)

Edit: Würde mich freuen, wenn sich hier auch andere Purler/innen anschließen würden. Lasst uns endlich wieder zu gartenbezogenen Themen zurückfinden, die mir den kommenden Winter erträglicher machen.

Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
bristlecone

Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #3378 am:

Und warum sollte der Thread in den Keller? ???
troll13
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Re: Frage zu Glyphosat

troll13 » Antwort #3379 am:

Weil die Argumente ausgetauscht sind und sich hier seit Tagen/Wochen/Monaten alles im Kreise dreht.

Und was hat dies alles noch mit "Garten" zu tun?
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Daniel - reloaded
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Re: Frage zu Glyphosat

Daniel - reloaded » Antwort #3380 am:

Erstaunlich finde ich in dem verlinkten Artikel die überwiegend sachlichen Kommentare dazu. :D

Allerdings finde ich nicht, dass dieser Faden kn den Keller gehört, selbst wenn sich das Ganze noch 100 Seiten lang um sich selbst dreht.
Was man über mich sagt(e):
Ich habe den Jargon eines Bauarbeiters, die Abgeklärtheit und Resolutheit einer Puffmutter und den Charme einer Drahtbürste...

(In Erinnerung an die Zeit im Wohnheim der Meisterschule)
bristlecone

Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #3381 am:

"Und was hat dies alles noch mit "Garten" zu tun?"
Genug.

Oder heißt Garten Friede-Freude-Eierkuchen?
Wieso sollte Glyphosat nicht weiter in Gärten eingesetzt werden?

Die Debatte, die dahinter steckt, hat in der Tat eine ziemlich große Dimension angenommen.
Der hiesige Thread spiegelt das wieder.
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lerchenzorn
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Re: Frage zu Glyphosat

lerchenzorn » Antwort #3382 am:

Es gibt Dir Stoff zum nochmaligen Innehalten, bevor Du die Roundup-Flasche zückst. ;D
Nein, es hat nichts mehr mit Garten zu tun. Das aber schon seit Monaten.

thuja hat geschrieben: 2. Dez 2017, 19:14
Argumente ist das Stichwort.

Ich mag mich für niemanden dieser beiden Lager einsetzen.
...
Egal wer was schreibt, alles was ich in den letzten Jahren gelesen habe war nicht das, worauf man hofft, wenn einem was an der Natur liegt. [/quote]

Ja, leider ist das so. Nüchterne und klare Beschreibungen der Situation sind sehr selten, erfordern aber vermutlich auch sehr viel Wissen und Einsicht.
Das Problem ist vielseitig und nicht nur von Borniertheit auf Seiten des Natur- und Umweltschutzes betroffen.

[quote]Bleiben die Bauern ziwschen den Fronten.


Naja, ein paar andere als nur Bauern sicher auch. ;)

Thuja, Dein Bild zeigt irgendeine Cladonia, die Sand-Grasnelke und erste eindringende nitrophile Moose. Und Dietmar muss in einer anderen DDR gelebt haben. :-X
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Re: Frage zu Glyphosat

troll13 » Antwort #3383 am:

Zitat daniel:

Ich schon. ;)

Ich habe meine (politische) Meinung aber sie hat damit nichts zu tun und könnte sie in anderen Foren austoben.

Und ich habe das Gefühl, das wir hier bei pur mit diesem Thread langsam eher abschrecken als das Interesse für eine natur- und umweltgerechte Gartenvision voranbringen.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
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Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #3384 am:

Weil hier nicht das anderswo gebetsmühlenartige "Glyphosat ist ganz ganz schlimm, das weiß man doch" unwidersprochen bleibt?
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Re: Frage zu Glyphosat

troll13 » Antwort #3385 am:

Wenn es um "Garten" geht, warum diskutieren wir nicht darum, wie es nicht nur ohne Glyphosat sondern auch ohne andere Herbizide geht.

Und das sollte man an anderer Stelle auch diskutieren.
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Re: Frage zu Glyphosat

bristlecone » Antwort #3386 am:

troll13 hat geschrieben: 2. Dez 2017, 23:06
warum diskutieren wir nicht darum, wie es ... auch ohne andere Herbizide geht.

Und das sollte man an anderer Stelle auch diskutieren.


Mach. Was hindert dich?
Wir könnten da auch diskutieren, ob es wirklich notwendig und sinnvoll ist, auf Herbizide jedweder Art in jedem Fall und immer zu verzichten.
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Re: Frage zu Glyphosat

troll13 » Antwort #3387 am:

Mich hindert gar nichts daran aber ich bemerke, dass sich die Diskussionen sich hier seit Wochen im Kreise drehen und bei der Forumsübersicht trotzdem bestimmend sind.

Was bringt das?
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
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celli
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Re: Frage zu Glyphosat

celli » Antwort #3388 am:

Dann schreibe doch anstatt hier in anderen Themen. ::) Mag sein, das man sich hier seit Wochen und Monaten im Kreise dreht aber Fakt bleibt doch, das es ein Gartenthema ist und damit nichts im Keller zu suchen hat.
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zwerggarten
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Re: Frage zu Glyphosat

zwerggarten » Antwort #3389 am:

thuja hat geschrieben: 2. Dez 2017, 20:47
Ja, danke für alle Beiträge. Auch die doofen. ...


>:(

8) ;D
pro luto esse

moin

"(…) die abstrakten worte, deren sich doch die zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches urteil an den tag zu geben, zerfielen mir im munde wie modrige pilze." hugo von hofmannsthal – der brief des lord chandos
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