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Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten? (Gelesen 187369 mal)

Natur und Umwelt erleben und schützen
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Gartenplaner
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Gartenplaner » Antwort #480 am:

Regionales Saatgut ist für manche?viele Natur- und Umweltschützer eminent wichtig bei Maßnahmen in der freien Landschaft, um verloren gegangene oder stark geschädigte Biotope wieder zu beleben.
Da fängt dann an, das Thema "Florenverfälschung", das Waldmeisterin so umtreibt, eine Rolle zu spielen, weil es zwischen weit auseinanderliegenden Populationen der gleichen Art doch genetische Unterschiede geben kann.

Das ist noch keine "neue" Art, aber eine regionale Variante, die es so nur da gibt, so in die Richtung endemisch.
Bringt man nun Saatgut von einem 300km (oder wie weit auch immer) entfernten Standort dort aus, hat dies erstens nicht die genetische Besonderheit der Lokalrasse und kann zweitens diese Besonderheit durch gegenseitige Befruchtung sogar auslöschen.
Wenn ein Biotop mit seltenen Arten wiederhergestellt werden soll, werden deshalb dann aufwändige Maßnahmen der Saatgutgewinnung aus der nahen Umgebung angestrebt.

Auf die Schnelle hab ich diese Seite dazu gefunden.
Da werden auch die unterschiedlichen Methoden der regionalen Saatgutgewinnung aufgeführt.

Wo der akademische Diskurs zu diesem Thema gerade steht, weiß ich nicht, lerchenzorn könnte dazu wahrscheinlich eher was schreiben.

Wie ich schon weiter oben schrieb, finde ich persönlich das Thema für einen Garten nicht ganz so vorrangig.
Es wäre wahrscheinlich auch schwierig für einen Gartenbesitzer mit Wiese, außer durch die einfache Methode von Waldmeisterin, Mediterraneus... bei Spaziergängen ein paar Saatstände zu ernten, überhaupt so eine kleine Menge regionales Saatgut von einem der großen, auf Naturschutzmaßnahmen spezialisierten, Betriebe zu einem erschwinglichen Preis zu bekommen.
Da die meisten Wiesenblumen ihren Samen auch nicht weit verbreiten können und die Windvermehrer eh weite Strecken zurücklegen können, seh ich z.B. bei meiner Wiese keine Gefahr, in der Dorfumgebung eine Wiesenblume anzusiedeln, die ursprünglich aus Bayern stammt.
(Außer vielleicht ausgerechnet bei meiner kleinen Leidenschaft, den Wiesenorchideen.
Orchideen haben staubfeine Samen, die insofern auch über weite Strecken vom Wind transportiert werden können wie Löwenzahn oder Wiesenpippau.
Andererseits sind Orchideen genetisch sehr variabel, bilden keine Massenpopulationen - daß sich besondere Lokalsippen bilden ist wahrscheinlicher als bei Löwenzahn und Wiesenpippau, würd ich mal sagen.
Und der Samen könnte auch recht leicht aus meinem Garten in die weitere Umgebung verpustet werden.
Sorge ich dadurch für eine genetische Vermengung von der lokalen südluxemburgischen Sippe mit einer deutschen Gartensippe unbekannter Herkunft?)
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!

Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber

“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
neo

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

neo » Antwort #481 am:

Gartenplaner hat geschrieben: 1. Dez 2017, 14:32
Regionales Saatgut ist für manche?viele Natur- und Umweltschützer eminent wichtig bei Maßnahmen in der freien Landschaft, um verloren gegangene oder stark geschädigte Biotope wieder zu beleben.

Wie ich schon weiter oben schrieb, finde ich persönlich das Thema für einen Garten nicht ganz so vorrangig.


Ich habe ja lediglich einen Garten. Wenn er auch ein Biotop ist mit möglichst vielfältigen Lebensmöglichkeiten für Pflanze und Tier, ist mein persönliches Ziel eigentlich erreicht und hat der Garten für mich einen guten Sinn.
Natürlich ist das Thema viel komplexer, wenn es denn um freie Landschaften geht. Erkennt man ja auch an deinen Ausführungen, danke, und ich habe diesbezüglich wenig Ahnung.
Mir ist noch kurz durch den Kopf gehuscht; da war mal ein kurzer Artikel in der GP. Es ging um Arnika (montana) und dass kleine und isolierte Vorkommen genetisch verarmen und somit Genmaterial von aussen auch lebenserhaltend sein kann. Fand ich interessant, wird sicher nicht bei allen Wildpflanzen so sein, aber ist ein Beweis, dass es sich lohnt in verschiedene Richtungen zu denken und auch zu lenken.
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Waldmeisterin
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Waldmeisterin » Antwort #482 am:

Der Vollständigkeit halber:
wie erwartet ist meine Moospopulation keine exklusive Gesellschaft, sondern ein Versammlung der schlimmsten Unkräuter unter den Moosen :-\
Brachythecium rutabulum, Eurhynchium praelongum und Calliergonella cuspidata ::)
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Staudo
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Staudo » Antwort #483 am:

Stelle eine pseudojapanische Steinlaterne hin und mache einen Moosgarten daraus. Innerhalb kürzester Zeit wird das Moos verschwinden. Die Natur ist so boshaft.
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Waldmeisterin
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Waldmeisterin » Antwort #484 am:

um diese Idee auf die Spitze zu treiben, könnte ich auch einfach ein Buch schreiben, "Der moderne Moosgarten", für alle, die die Schotterfläche vor ihrem Haus nicht mehr sehen können. Das Moos dafür gibt es natürlich bei mir zu kaufen, in vier verschiedenen Sorten :D
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pearl
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

pearl » Antwort #486 am:

den Zusammenhang verstehe ich nicht.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

bristlecone » Antwort #487 am:

Bisher konnten Kleinbauern das Obst von Streuobstwiesen verschnapsen und den größten Teil des Alkohols zu einem Garantiepreis, der weit über dem Marktpreis lag, an den Staat verkaufen.
Das war ein finanzieller Anreiz, der zukünftig wegfällt. Wie dann wohl auch so manche Streuobstwiese.

(Ich bezweifle, dass sich 1,3 Millionen Unterschriften für den Erhalt von Streuobstwiesen zusammenbekommen lassen. Die werden ja nicht durch Glyphosat gefährdet. :-X )

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pearl
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

pearl » Antwort #488 am:

als ob die Schnapsbrennerei die Streuobstwiesen geschützt hätte!
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

bristlecone » Antwort #489 am:

Das hat sie tatsächlich. Ich weiß aus der hiesigen Gegend von einigen, die das Geld, das sie auf diese Weise verdient haben, gerne mitgenommen haben.
Fällt das weg, werden die meisten Streuobstwiesen zum reinen Kostenfaktor. Damit wächst der Anreiz, die Bäume zu roden und die Wiesen anderweitig zu nutzen.
Z. B. als Pferdekoppeln, das nimmt immer mehr zu, und viele Pferdebesitzer und Reitställe suchen händeringend Flächen.
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pearl
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

pearl » Antwort #490 am:

hier ist die Entwicklung anders. Wir haben eine Apfelsaftfirma und eine Bürgerinitiative und die Streuobstwiesen werden als Schafweide genutzt und 3 Imker haben ihre Bienen da. Andere Wiesen, vor allem Tal- und Nasswiesen, werden von Schottischem Hochland und Hangflächen von Ziegen beweidet.
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Staudo
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Staudo » Antwort #491 am:

Hier waren Streuobstwiesen früher auch weit verbreitet. Es waren oft kleinere Flächen direkt hinter den Gehöften. Diese Obstwiesen verschwanden in den letzten Jahrzehnten und verschwinden immer weiter, weil die wenigsten bereit sind, diese Wiesen aufwändig zu pflegen und finanziell absolut nichts davon zu haben. Natürlich gibt es Initiativen und auch die Möglichkeit, das Obst zu Saft verarbeiten zu lassen. Fertigen Apfelsaft zu kaufen ist billiger.
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pearl
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

pearl » Antwort #492 am:

hier im Heidelberger Raum leben eben Idealisten.
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Krokosmian
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Krokosmian » Antwort #493 am:

Der Chef von [URL=http://www.mayersaft.de/Stuttgarter_Apfelsaft.html]dem da[/url] ist ein schwäbisch-bodenständiger Geschäftsmann, der es nicht machen würden wenns nicht liefe.
bristlecone

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

bristlecone » Antwort #494 am:

Ja, ein paar Ansätze in der Richtung gibt es hier natürlich auch. Bleibt zu hoffen, dass der eine oder andere Besitzer einer Streuobstwiesen nun Gedanken macht, in der Richtung was zu versuchen.
Aber es werden wiederum Streuobstwiesen verschwinden.
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