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Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 215819 mal)
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Tja, so unterscheiden sich die Geschmäcker: Ich schätze die Milch mit 1,5 % Fett zum Aufschäumen für Milchkaffee.
Und was frische Milch angeht: In meiner Kindheit kam der Milchmann mit seinem VW-Transporter, darauf ein 1000-l-Stahltank mit frischer Milch, natürlich nicht frisch von der Kuh, aber "nur" pasteurisiert.
Von seinem Start bis zu uns brauchte er etwa zwei Stunden. Man konnte die Dorfstraße etwa einen Kilometer weit überblicken und gucken, ob er in schon in Sichtweite war. Wir sind ihm im Sommer oft mit dem Fahrrad zum Milchholen entgegengefahren, denn bis er bei uns war, hatte die Milch oft schon einen Stich.
Was mir regelmäßig den Appetit auf die frische Milch vergehen ließ, auf die ich mich gefreut hatte.
Mein Vater hingegen freute sich, er aß dann Dickmilch mit Schwarzbrot.
Später, auf Klassenfahrt in der Mittelstufe, erinnere ich mich gut, dass wir immer versuchten, meistens erfolgreich, den Lehrern die für ihren Kaffee bereitgestellte Milch zu stiebitzen. Die bekamen nämlich "abgepackte" Milch, d.h. pasteurisiert und homogenisiert. Wir Schüler "durften" die andere Milch trinken, die in Kannen angeliefert wurde.
Und was frische Milch angeht: In meiner Kindheit kam der Milchmann mit seinem VW-Transporter, darauf ein 1000-l-Stahltank mit frischer Milch, natürlich nicht frisch von der Kuh, aber "nur" pasteurisiert.
Von seinem Start bis zu uns brauchte er etwa zwei Stunden. Man konnte die Dorfstraße etwa einen Kilometer weit überblicken und gucken, ob er in schon in Sichtweite war. Wir sind ihm im Sommer oft mit dem Fahrrad zum Milchholen entgegengefahren, denn bis er bei uns war, hatte die Milch oft schon einen Stich.
Was mir regelmäßig den Appetit auf die frische Milch vergehen ließ, auf die ich mich gefreut hatte.
Mein Vater hingegen freute sich, er aß dann Dickmilch mit Schwarzbrot.
Später, auf Klassenfahrt in der Mittelstufe, erinnere ich mich gut, dass wir immer versuchten, meistens erfolgreich, den Lehrern die für ihren Kaffee bereitgestellte Milch zu stiebitzen. Die bekamen nämlich "abgepackte" Milch, d.h. pasteurisiert und homogenisiert. Wir Schüler "durften" die andere Milch trinken, die in Kannen angeliefert wurde.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Ich las gerade etwas über das Heumilchregulativ der EU.
Diese Milch schmeckt, wie ich finde, deutlich anders als alles andere was angeboten wird.
Das scheinen die meisten Verbraucher aber nicht zu merken oder es interessiert nicht. Es gibt bei uns nur eine Handelskette (und die ist nicht deutschlandweit vertreten) die sowas anbietet.
Dass die "länger haltbare Frischmilch" anders schmeckt, scheint aber durchgedrungen sein.
In vielen Märkten ist die traditionelle, nur pasteurisierte Frischmilch in die Regale zurückgekehrt.
Als Kind kaufte ich die Milch bei "Milchmanns Margrete", die den Milchladen hatte. Die hatte eine Handpumpe, einmal pumpen ergab einen halben Liter in die Kanne.
Die Frau lebt schon lange nicht mehr, ihre Nachkommen tragen immer noch den Dorfnamen "Milchmanns".
Vor dem Haus meiner Großeltern stand einer der Milchböcke, große Holzgestelle, auf die von den Bauern die vollen Kannen gestellt wurden, damit der Milchmann sie leichter auf seinen Wagen laden konnte.
Die Milchböcke waren so groß und stabil, daß man in der Nacht auf den ersten Mai da diverse Kleinwagen (Isetta und Genossen) draufstellen konnte.
So geht mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft auch das ländliche Brauchtum verloren...
Diese Milch schmeckt, wie ich finde, deutlich anders als alles andere was angeboten wird.
Das scheinen die meisten Verbraucher aber nicht zu merken oder es interessiert nicht. Es gibt bei uns nur eine Handelskette (und die ist nicht deutschlandweit vertreten) die sowas anbietet.
Dass die "länger haltbare Frischmilch" anders schmeckt, scheint aber durchgedrungen sein.
In vielen Märkten ist die traditionelle, nur pasteurisierte Frischmilch in die Regale zurückgekehrt.
Als Kind kaufte ich die Milch bei "Milchmanns Margrete", die den Milchladen hatte. Die hatte eine Handpumpe, einmal pumpen ergab einen halben Liter in die Kanne.
Die Frau lebt schon lange nicht mehr, ihre Nachkommen tragen immer noch den Dorfnamen "Milchmanns".
Vor dem Haus meiner Großeltern stand einer der Milchböcke, große Holzgestelle, auf die von den Bauern die vollen Kannen gestellt wurden, damit der Milchmann sie leichter auf seinen Wagen laden konnte.
Die Milchböcke waren so groß und stabil, daß man in der Nacht auf den ersten Mai da diverse Kleinwagen (Isetta und Genossen) draufstellen konnte.
So geht mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft auch das ländliche Brauchtum verloren...
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
toto hat geschrieben: ↑5. Jan 2018, 10:41
quote author=lerchenzorn link=topic=61430.msg3004467#msg3004467 date=1515140681 ;)Callis hat geschrieben: ↑5. Jan 2018, 10:33
Als ich Kind war, wurde die Milch fast ausschließlich vom Bauernhof geholt...
Es war aber auch in der Stadt möglich - und die Milch war in großen Metallbehältern und wurde mit der Kelle abgefüllt in meine Kanne... wie war die denn "haltbar" ??? Mindestens doch vom melken bis in den Laden... ???
Und die wurde eben dick.... MIT Sahnehaut! ...
Also unsere Milch kam damals aus dem beidseits verschweißten Plasteschlauch und wurde doch gute Saure Milch.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Hier, in Frankreich, bekommt man problemlos im Einkaufsmarkt "lait cru", also Rohmilch. Im naechsten Ort befindet sich auch ein Milchautomat wo man seine Milchflasche fuellen kann, ebenfalls mit Rohmilch. Das ist Dirktverkauf vom Bauern und da dieser Automat schon paar Jahre steht, denke ich, er muss sich fuer den Milchproduzenten rentieren. Persoenlich stehe ich auf Kaese aus Rohmilch und hatte noch nie Probleme mit Bakterien??
Ein Garten ohne Baum ist wie ein Haus ohne Dach.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
lerchenzorn hat geschrieben: ↑5. Jan 2018, 12:46
Also unsere Milch kam damals aus dem beidseits verschweißten Plasteschlauch und wurde doch gute Saure Milch.
Die war auch nur drei Tage haltbar und daher wohl noch gut mit allerlei Keimen "belastet".
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Fr hat geschrieben: ↑5. Jan 2018, 12:49
Hier, in Frankreich, bekommt man problemlos im Einkaufsmarkt "lait cru", also Rohmilch. Im naechsten Ort befindet sich auch ein Milchautomat wo man seine Milchflasche fuellen kann, ebenfalls mit Rohmilch. Das ist Dirktverkauf vom Bauern und da dieser Automat schon paar Jahre steht, denke ich, er muss sich fuer den Milchproduzenten rentieren. Persoenlich stehe ich auf Kaese aus Rohmilch und hatte noch nie Probleme mit Bakterien??
Rohmilchkäse esse ich auch sehr gerne.
Was Rohmilch und Vorzugsmilch angeht: http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zum_verzehr_von_rohmilch-197200.html
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
bristlecone hat geschrieben: ↑5. Jan 2018, 13:12
Was Rohmilch und Vorzugsmilch angeht: http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zum_verzehr_von_rohmilch-197200.html
Wir persoenlich moegen keine Milch, selbst nicht im Kaffee, (Kaese aber um so mehr :D)deshalb hab ich nicht aufgepasst, ob auf den Flaschen und Automat eine Warnung zu Rohverzehr steht. Wahrscheinlich schon.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Waldmeisterin hat geschrieben: ↑5. Jan 2018, 08:58
Es gab derer zehn, sie hatten auch alle Namen, standen aber ihr Leben lang angekettet in einem düsteren Stall und haben wahrscheinlich nie die Sonne gesehen. Die Bäuerin war eine herzensgute Frau, sie wäre aber nie auf die Idee gekommen, sich darüber Gedanken zu machen, dass es ziemlich trostlos sein könnte, bei ihr Kuh zu sein :-\
Bist Du sicher? Wenn ich als Kind am frühen Abend unsere volle Milchkanne beim Bauern abholte, standen die Kühe auch angebunden im Stall. Zwischen dem Morgen- und Abendmelken hatten sie den Tag auf der Weide verbracht. Gegen 17 Uhr machten die Kühe sich auf den Weg von der Weide zum Stall. Wenn sich der Bauer verspätete, trotteten sie auch schon mal alleine heimwärts. :D
Bauern, die heutzutage Frischmilch in Automaten anbieten, müssen ein Schild anbringen mit dem Hinweis, dass die Milch vor Verzehr abgekocht werden muss.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
SecretGarden hat geschrieben: ↑5. Jan 2018, 13:35
Wenn ich als Kind am frühen Abend unsere volle Milchkanne beim Bauern abholte, standen die Kühe auch angebunden im Stall. Zwischen dem Morgen- und Abendmelken hatten sie den Tag auf der Weide verbracht. Gegen 17 Uhr machten die Kühe sich auf den Weg von der Weide zum Stall. Wenn sich der Bauer verspätete, trotteten sie auch schon mal alleine heimwärts. :D
Auf den Wiesen nebenan, kann ich es genau so, wie du beschreibst, beobachten. Da stehen etwa eine Haelfte des Jahres 50 Milchkuehe und sie spazieren 2 Mal pro Tag zum Melken. Natuerlich muss das sehr zeitaufwaendig fuer den Bauern sein, denn er wechselt die Weide regelmaessig, muss den Wassertank verstetzen, usw. Glueckliche Kuehe :)
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
SecretGarden hat geschrieben: ↑5. Jan 2018, 13:35
...
Zwischen dem Morgen- und Abendmelken hatten sie den Tag auf der Weide verbracht. Gegen 17 Uhr machten die Kühe sich auf den Weg von der Weide zum Stall.
...
So war es in meiner Kindheit auch den Sommer über in unserem Dorf - heutzutage würde es zum Verkehrskollaps führen ;D
Soweit ich es weiß, blieben die Milchkühe aber den Winter über komplett im Stall.
Führte im Frühling zu begeistertem Galoppieren und Luftsprüngen beim ersten Ausflug auf die Weide direkt am Hof.
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!
Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber
“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
SecretGarden hat geschrieben: ↑5. Jan 2018, 13:35Waldmeisterin hat geschrieben: ↑5. Jan 2018, 08:58
Es gab derer zehn, sie hatten auch alle Namen, standen aber ihr Leben lang angekettet in einem düsteren Stall und haben wahrscheinlich nie die Sonne gesehen. Die Bäuerin war eine herzensgute Frau, sie wäre aber nie auf die Idee gekommen, sich darüber Gedanken zu machen, dass es ziemlich trostlos sein könnte, bei ihr Kuh zu sein :-\
Bist Du sicher?
Ja. Der Bauernhof befand sich mitten im Dorf, die hatten gar keine Weide. Ich war mit der Tochter der Bauern befreundet und habe da sehr viel Zeit verbracht. Diese Kühe kamen definitv nie raus.
Auf den Aussiedlerhöfen war das aber anders, die hatten Weiden direkt am Stall und die Kühe sind pünktlich zum Melken nachhause gekommen.
Patriotismus ist auf Kartografie und Zufall basierende Esoterik.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Was sind "Aussiedlerhöfe"?
Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Bauernhöfe, die sich nicht innerhalb eines Dorfes befinden, sondern in der "freien" Landschaft.
Patriotismus ist auf Kartografie und Zufall basierende Esoterik.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Danke.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Heutzutage läuft die moderne Milchkuh in großen Ställen frei herum, hat Futter- und Liegeplätze sowie Walzen wie in Autowaschanlagen, um sich den Rücken massieren zu lassen. Wenn's im Euter drückt, geht sie selbständig zum Melkstand.
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