blommorvan hat geschrieben: ↑22. Jan 2018, 19:11 Das dachte ich während des Studiums auch. Nun stehen hier ein paar Regalmeter bedrucktes Papier rum. ::)
"....Ich kann mir so etwas halt nicht leisten...."
Das mit dem "nicht leisten" mag in Einzelfällen zutreffen.
Meist ist es eine Frage der Wertigkeit. Alles was beim Auto über einen gebrauchten Fiat Panda etc. hinausgeht ist purer Luxus. Und die Kiste nimmt im Wert rapide ab, während sich ein Leberblümchen im Wert von 100€ ab und an verdoppelt, das kriegt keine Aktie hin!!!!
Ich habe siebzehn Bücher von Karl Foerster antiquarisch gekauft, und die waren auch nicht gerade billig. Aber es hat sich über mehr als drei0ig Jahre erstreckt, und damit waren sie doch nicht zu teuer. Und der ideelle Wert ist sowieso immer subjektiv.
raiSCH hat geschrieben: ↑22. Jan 2018, 21:30 Ich habe siebzehn Bücher von Karl Foerster antiquarisch gekauft, ...
1943 schrieb Foerster an Robert Zander, dass er bereits 14 Bücher geschrieben hat und noch weitere 10 folgen sollen. Ich weiß gar nicht, wie viele es am Ende geworden sind.
Veröffentlicht wurden 33 Titel , 9 blieben unveröffentlicht (u. a. hätte mich natürlich "Rosen aus dem Vollen - Entdornung der Rosenfreude" sehr interessiert!
"(…) die abstrakten worte, deren sich doch die zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches urteil an den tag zu geben, zerfielen mir im munde wie modrige pilze." hugo von hofmannsthal – der brief des lord chandos
@zwerggarten, ich weiß es nicht. Im Phlox-Abschnitt wird einführend betont, wie sehr der Stauden-Phlox Dieter Gaißmayer am Herzen liegt. Im Vorwort des Buches ist von der Bewahrung alter Staudenschätze die Rede.*
Was die Darstellung der Geschichte der Phloxzüchtung betrifft, so werden nur Pfitzer, Arends und Foerster genannt, deren Züchtungsarbeit ausländische Wegbereiter hat. Lena und ich haben das in dem einleitenden Text der Checklist für die Hohen Stauden-Phloxe ausgeführt. Dem Stauden-Phlox wurden im Buch zusätzlich zwei Seiten Raum gegeben für historische Sorten. Und da ich mich hier am besten auskenne: Die Angaben für die vorgestellten Sorten sind bis auf wenige Ausnahmen unnötig fehlerhaft. So hat Foerster (der übrigens nie wirklich studierte - nach einem Semester war Schluss) angeblich Phlox paniculata 'Gräfin von Schwerin' aus Schwerin mitgebracht - das war demnach spätestens 1891 zu Ende seiner Lehrzeit dort. Von 1903 bis 1907 wurde seine Staudengärtnerei in Berlin-Westend aufgebaut, der erste Katalog erschien 1907. Er hat diesen Phlox zu keiner Zeit angeboten, nicht erwähnt und auch niemals abgebildet. Seine Vorlieben und Zuchtziele waren andere, eigene Phloxe gab er ab 1931 in den Handel. Der Phloxzüchter Buchner hat diese von ihm erzielte Sorte nach der Frau (Anna) seines Kollegen Fritz von Schwerin (Wendisch-Wilmersdorf) benannt. 'Le Mahdi' ist eine Züchtung des berühmten Victor Lemoine aus dem Jahr 1897 (s. Kat. Lemoine). Goos & Koenemann haben damit nur insofern zu tun, dass sie diesen Phlox später verkauft haben, wie andere Staudengärtnereien auch. Ihren eigenen Züchtungen gaben sie Namen nordischer Mythengestalten oder solche mit Regionalbezug. (Das Foto zeigt augenscheinlich nicht den echten 'Le Mahdi'.) Der alte weiße Phlox heißt 'Freifräulein von Laßberg' (s. GP 7/2015), und bis auf Gaißmayer selbst kolportiert meines Wissens niemand in diesem Zusammenhang die Geschichte von Goethe und der Ertrunkenen in der Ilm (auch Krausch nicht!). 'Rembrandt' ist keine Züchtung von Bonne Ruys und erst nach 1945 zu datieren (s. Zandera 1/2016 + Checklist), 'Eclaireur' wird heutzutage vermutlich nicht mehr echt angeboten und stammt aus dem Jahr 1889, 'Rijnstroom' ist 1910 eingeführt worden, und der Züchter von 'Border Gem' schreibt sich Fairbairn.
Ähnliche kleine Mängel sind mir an anderer Stelle im Buch ebenfalls aufgefallen, doch ich hoffe, dass sie nicht durchgängig vorkommen. Hauptsächlich ist die Einführung der Stauden Thema. Zur Geschichte der Gartenblumen hat Krausch (2003) hervorragende Arbeit geleistet, dieser Literaturhinweis, wie auch der auf Brickell, findet sich im Anhang. Die einzelnen Pflanzenkapitel sind lehrreich und interessant. Die Behandlung der eigentlichen Staudenzüchtung ist dürftig geraten. Friedrich Meyer hatte 1951 begonnen, es folgten Swantje Duthweiler (2011) mit ausgewählten Gattungen und C.A. Wimmer (2014) innerhalb der Pflanzenverwendung in der Gartenkunst. Eine umfassende Bearbeitung steht nach wie vor aus. Die deutschen Pflanzennamen als Überschriften sollen wohl ein breites Publikum ansprechen, die Sortierung erfolgt allerdings nach den wissenschaftlichen Namen, was irritiert. Sorten als Ergebnis züchterischer Arbeit werden in den wenigsten Fällen ausführlich besprochen. Angefügt sind Texte zur allgemeinen Verwendung von Stauden mit einem Exkurs zum New German Style.
Das Buch ist sehr schön gestaltet und liegt gut in der Hand, es hat einen Schutzumschlag, die Fotos sind toll. Der Titel "Alte Staudenschätze" lässt viel erwarten. Wer weniger an Sorten interessiert ist, wird sicher nicht enttäuscht sein, da zahlreiche alte Staudenarten behandelt werden. Schließlich ist es eine prachtvolle und aufwändige Ausgabe zum Ulmer-Jubiläum. Bitte lasst Euch von meiner Krittelei nicht abhalten, es zu lesen!
*(Anmerkung: Der Verkauf u.a. echter historischer Phloxsorten in der Illertissener Gärtnerei, die ein zweifellos bemerkenswertes Phlox-Sortiment führt, sollte also Chefsache sein. Es geht um 'Europa', 'Kirmesländler', 'Frau Alfred von Mauthner' und 'Le Mahdi', aber auch um die richtige Etikettierung von Sorten wie 'Molodost', die nach wie vor irrtümlich als 'Nachodka' von Gaganov angeboten wird. 'David' (1987!) gehört zur Phlox paniculata Group, und die fragliche Phlox-amplifolia-Sache muss aufgeklärt werden.)
Inken hat geschrieben: ↑25. Jan 2018, 09:23 ... Der Phloxzüchter Buchner hat diese von ihm erzielte Sorte nach der Frau (Anna) seines Kollegen Fritz von Schwerin (Wendisch-Wilmersdorf) benannt. ...
Wie soll einer so weit im Süden auch wissen, dass "Schwerin" ein in Nordostdeutschland nicht allzu seltener Orts- und Landschaftsname ist. ;) Dass aber Graf von Schwerin in Wendisch Wilmersdorf langjähriger Vorsitzender der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft war und ein Sortenname sich eher auf dessen Verwandtschaft beziehen dürfte als auf die niemals von Grafen und Gräfinnen regierte mecklenburgische Residenzstadt, das könnte man wissen.
Ist vielleicht auch ein wenig die Frage für wen es geschrieben wurde...
Sammler und Kenner erwarten sicherlich das Angemahnte, für die in früherer Zeit hier immer so gerne genannten "Lieschen Müllers" ;D ist halt irgendwelches historisch anmutendes (!) einfaches Zeugs besser geeignet, als eben bspw. Anemone x lesseri oder definitiv nicht pflegearme gefüllte Campanula persicifolia. Und mir ganz persönlich rollt es bei der Nennung von Iris barbata im Zusammenhang mit Sorten genauso die Fußnägel hoch wie bei Iris germanica.
blommorvan hat geschrieben: ↑28. Jan 2018, 18:44 Danke für den Hinweis :D