Treasure hat geschrieben: ↑26. Jan 2018, 22:13
Die meisten Deiner Aussagen teile ich nicht.
1. Es gibt hier eine ganze Reihe von Menschen, die dieses Verständnis von Garten teilt.
2. "Üblicherweise werden in Gärten Pflanzen kultiviert, die im Freiland ohne menschliche Pflege sofort verschwinden würden (egal ob es sich um einen Nutz- oder einen Ziergarten handelt). "
Dem kann ich überhaupt nicht zustimmen. Es gibt unzählige Gartenpflanzen, die züchterisch nicht oder nur sehr wenig bearbeitet sind, und die man jederzeit wieder in Natur entlassen könnte. Selbstverständlich nicht an jeden beliebigen Standort.
3. Mit der Natur, auch mit der Ästhetik der Natur zu gärtnern, muss keinesfalls zu langweiligen Gärten führen. Die Natur ist so kreativ und ideenreich, davon können wir nur träumen. Auf jedem Spaziergang begeistert mich ein Einfall der Natur. Ich will ja nicht nur lokale Pflanzen verwenden, sondern lediglich einige integrieren, falls möglich.
4. Es geht bei meinem Integrationsverständnis nicht nur um die unmittelbare Umgebung, die in Deinem Fall vielleicht sehr eintönig ist. Mir geht es auch um Verbindungen zur großräumigen Naturlandschaft. Das widerspricht nicht, einer Garten-Situation auch eine besondere Ästhetik und gestalterische Überhöhung abzugewinnen. Die Frage ist, ob ein Garten wie ein Fremdkörper wirkt, oder ob es Schwingungen mit Natur und Landschaft gibt. Aber dafür braucht es auch Feingefühl, Pflanzenwissen und gestalterischen Willen.
Ich kenne diese Philosophie/diesen Trend/diese Mode-Erscheinung zur Genüge und teile sie - wie viele andere Gartenbesitzer (meiner Erfahrung nach die Mehrheit) nicht. Daß viele Gartenpraxis-Autoren und -Leser der Meinung sind, damit die absolute Wahrheit gefunden zu haben, war auch mit ein Grund, mein Abo nach einigen Jahren wieder zu kündigen. Wenn nur eine Art Gartenstil 'akzeptiert' wird und die persönlichen, meist anders lautenden Wünsche der Gartenbesitzer ignoriert werden, kann kein individueller zum Menschen passender Garten realisiert werden.
Gelungene Gärten (die langfristig funktionieren und die Besitzer glücklich machen) sind immer stimmige Anworten auf emotionale Bedürfnisse - wenn Deine so aussehen:
" Mir geht es auch um Verbindungen zur großräumigen Naturlandschaft. Das widerspricht nicht, einer Garten-Situation auch eine besondere Ästhetik und gestalterische Überhöhung abzugewinnen. Die Frage ist, ob ein Garten wie ein Fremdkörper wirkt, oder ob es Schwingungen mit Natur und Landschaft gibt. Aber dafür braucht es auch Feingefühl, Pflanzenwissen und gestalterischen Willen."
wird daraus ein für Dich perfekter Garten.
Wenn Du Dir diese persönliche Wunscherfüllung zugestehst, solltest Du auch allen anderen Gartenbesitzern ihre eigene erlauben.
Nur mal als Kontrast meine Wunschvorstellung: ein Garten soll ein abgehobener Rückzugsort sein, eine eigene bunte Seifenblase, in der man die umgebende monotone Kulturlandschaft und die immer dichter werdenden Verbauung ausblenden kann, um Privatheit, Vielfalt, Fülle und Überraschung zu erleben. Denk mal an die Gärten des Orients, die die Wüste ausgesperrt und drinnen ein Paradies geschaffen haben, vielleicht wird Dir dann der Ansatz verständlicher.
Nach Deinem Konzept würden hier bloß Sommerflieder, Robinien, diverse Disteln, Solidago, ein paar Fetthennen und am Ufer des Kanals massenhaft Springkraut wachsen (das gab es hier, bevor wir gebaut und den Garten angelegt haben) - erfreulicherweise sieht mein Garten völlig anders aus.