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Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 217844 mal)
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Gastkommentar in der Badischen Zeitung: Darum sollte die Politik das Agrar-Monopoly unterbinden.
Zitat:
"Es ist ein erster Schritt gegen den Trend: Die Landesregierung von Brandenburg hatte den Verkauf riesiger Ackerflächen an den Versicherungskonzern Munich Re bereits genehmigt. Vor einigen Wochen hat sie die Genehmigung wieder zurückgenommen."
Lerchenzorn, kannst du Genaueres zu den Hintergründen sagen?
Zitat:
"Es ist ein erster Schritt gegen den Trend: Die Landesregierung von Brandenburg hatte den Verkauf riesiger Ackerflächen an den Versicherungskonzern Munich Re bereits genehmigt. Vor einigen Wochen hat sie die Genehmigung wieder zurückgenommen."
Lerchenzorn, kannst du Genaueres zu den Hintergründen sagen?
- lerchenzorn
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Zum konkreten Fall kann ich nichts sagen. Die Entwicklung ist aber nicht neu und aktuell vom Thünen-Institut in einem Report zusammengefasst dargestellt:
Überregional aktive Kapitaleigentümer in ostdeutschen Agrarunternehmen: Entwicklungen bis 2017
Für die kleineren Landwirtschaftsbetriebe und die Landschaft ist es übrigens egal, ob sie durch "artfremde Investoren", durch politisch einflussreiche Großagrarbetriebe oder sonstige, überwiegend am (Kapital-)Ertrag orientierte Landsammler ausgequetscht und an den Rand gedrängt werden. Die Ausdehnung einiger weniger Großbetriebe ist in Brandenburg in den letzten Jahren sehr weit vorangeschritten, ohne dass man aus der Landesregierung große Klagen darüber gehört hätte.
Die Großbetriebe können medial ganz romantisch rüberkommen. Kleininteressenten, die dringend ein paar Hektar für ihren Betrieb oder den Nebenerwerb suchen, können regelmäßig zusehen, wie die Großen ihnen das Land vor der Nase wegkaufen, sie, die das Nachsehen haben, aber immer schön die Steuergelder für die auf diesen Flächen kassierten Prämien zahlen dürfen.
Interessant in dem Zusammenhang ist, dass sich Naturschutz-Körperschaften (Stiftungen , Vereine) von hiesigen politischen Entscheidungsträgern schon länger und häufiger den Vorwurf anhören müssen, dass sie den Bauern das Land wegkaufen würden. (Obwohl sie zu den verlässlichsten und durchaus günstigen Verpächtern der von ihnen erworbenen Landwirtschaftsflächen gehören.)
Überregional aktive Kapitaleigentümer in ostdeutschen Agrarunternehmen: Entwicklungen bis 2017
Für die kleineren Landwirtschaftsbetriebe und die Landschaft ist es übrigens egal, ob sie durch "artfremde Investoren", durch politisch einflussreiche Großagrarbetriebe oder sonstige, überwiegend am (Kapital-)Ertrag orientierte Landsammler ausgequetscht und an den Rand gedrängt werden. Die Ausdehnung einiger weniger Großbetriebe ist in Brandenburg in den letzten Jahren sehr weit vorangeschritten, ohne dass man aus der Landesregierung große Klagen darüber gehört hätte.
Die Großbetriebe können medial ganz romantisch rüberkommen. Kleininteressenten, die dringend ein paar Hektar für ihren Betrieb oder den Nebenerwerb suchen, können regelmäßig zusehen, wie die Großen ihnen das Land vor der Nase wegkaufen, sie, die das Nachsehen haben, aber immer schön die Steuergelder für die auf diesen Flächen kassierten Prämien zahlen dürfen.
Interessant in dem Zusammenhang ist, dass sich Naturschutz-Körperschaften (Stiftungen , Vereine) von hiesigen politischen Entscheidungsträgern schon länger und häufiger den Vorwurf anhören müssen, dass sie den Bauern das Land wegkaufen würden. (Obwohl sie zu den verlässlichsten und durchaus günstigen Verpächtern der von ihnen erworbenen Landwirtschaftsflächen gehören.)
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
In der Lausitz kaufen Vereine und Stiftungen vor allem landwirtschaftlich eher uninteressante, arme Standorte in den Bergbaufolgelandschaften auf. Vermutlich wäre manche Fläche trotzdem als Prämienlieferant begehrt.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Wenn ich bei uns ne landwirtschsftliche Fläche kaufen will dann muss das erst mal von dem Landwirtschaftamt genehmigt werden. Und wenn du keine Landwirtschaft hast, kriegt man da kaum ne Genehmigung, wenn ich das noch richtig in Erinnerung hab. Wie kommen dann Versicherungen da dran?
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Die sind die Hintermänner hinter großen Gütern.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Blühwiesen statt Getreide?
Streitgespräch Agrarwende: BUND-Chef Axel Mayer und BLHV-Chef Werner Räpple über Glyphosat, Insektensterben und Bioanbau.
Zitat:
"Räpple: 'Kein Laie kann beurteilen, ob ein Pflanzenschutzmittel gesundheitsgefährdend ist. Wir Landwirte müssen uns auf Zulassungsverfahren verlassen können – beim Pflanzenschutz, beim Dünger, bei zugekauftem Futtermittel. ... Die für die europäische Zulassung verantwortlichen wissenschaftlichen Institute bestätigen, dass Glyphosat nicht krebserregend ist. Deshalb schwenkt man auf das Thema Insektensterben um. Die wenigsten wissen, wie Glyphosat in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Das Mittel ist für unsere Kulturpflanzen unverträglich, es kommt erst auf die Felder, wenn nur noch Stoppeln stehen. Früher wurde Unkraut untergepflügt. Dann wurde aber gesagt, dass das Pflügen Humusabbau und Erosion befördert, Co2 freisetzt, Nitrat auswäscht und somit das Grundwasser belastet. Darum wurde die Bodenbearbeitung etabliert, für die Glyphosat eine wichtige Rolle spielt.'
Mayer: 'Man kann die aktuellen Probleme nicht auf ein Gift zurückführen. Der massenweise Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung ist für die Gesundheit der Menschen viel problematischer, weil dies zu Resistenzen führt. Beim Thema Insektensterben sind die Neonikotinoide entscheidend. Glyphosat ist ein Totalherbizid, das alle Pflanzen tötet, auf die es gespritzt wird. Umfragen sagen, dass 70 Prozent der Bevölkerung gegen Glyphosat sind. Selbst 15 Prozent der konventionellen Landwirte setzen es nicht ein. Die Alternative heißt tatsächlich Pflügen – mit den von Herrn Räpple beschriebenen Folgen. Ich bin gegen Glyphosat wegen der Krebsgefahr und weil es Alternativen gibt. Wenn ein Mittel verboten wird, geht für die Landwirtschaft die Welt nicht unter.'
...
Mayer: Ich verstehe Ihre Sorgen. Neben den Insekten sterben auch die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe. Der BUND setzt sich daher für eine ökologischere Landwirtschaft ein. Ein Problem ist der weltweite Freihandel. Unsere kleinteilige Landwirtschaft in Südbaden muss mit riesigen Agrarfabriken in Kanada konkurrieren, die selbstverständlich auch Gentechnik einsetzen und Druck auf die Preise ausüben.'"
Auch die hiesigen Kleinbauern könnten selbstverständlich Gentechnik einsetzen, und hiesige mittelständische Züchtungsbetriebe könnten mithilfe moderner Methoden wie CRISPR-CAS Pflanzenzucht betreiben.
Wenn die Ökobewegung ihre Widerstände dagegen aufgäbe und sich einer rationaleren Sichtweise zuwenden würde.
So ist das eine ziemliche Heuchelei: Man beklagt, dass Kleinbauern unter den Bedingungen leiden, zu denen man selbst kräftig mit beigetragen hat.
Streitgespräch Agrarwende: BUND-Chef Axel Mayer und BLHV-Chef Werner Räpple über Glyphosat, Insektensterben und Bioanbau.
Zitat:
"Räpple: 'Kein Laie kann beurteilen, ob ein Pflanzenschutzmittel gesundheitsgefährdend ist. Wir Landwirte müssen uns auf Zulassungsverfahren verlassen können – beim Pflanzenschutz, beim Dünger, bei zugekauftem Futtermittel. ... Die für die europäische Zulassung verantwortlichen wissenschaftlichen Institute bestätigen, dass Glyphosat nicht krebserregend ist. Deshalb schwenkt man auf das Thema Insektensterben um. Die wenigsten wissen, wie Glyphosat in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Das Mittel ist für unsere Kulturpflanzen unverträglich, es kommt erst auf die Felder, wenn nur noch Stoppeln stehen. Früher wurde Unkraut untergepflügt. Dann wurde aber gesagt, dass das Pflügen Humusabbau und Erosion befördert, Co2 freisetzt, Nitrat auswäscht und somit das Grundwasser belastet. Darum wurde die Bodenbearbeitung etabliert, für die Glyphosat eine wichtige Rolle spielt.'
Mayer: 'Man kann die aktuellen Probleme nicht auf ein Gift zurückführen. Der massenweise Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung ist für die Gesundheit der Menschen viel problematischer, weil dies zu Resistenzen führt. Beim Thema Insektensterben sind die Neonikotinoide entscheidend. Glyphosat ist ein Totalherbizid, das alle Pflanzen tötet, auf die es gespritzt wird. Umfragen sagen, dass 70 Prozent der Bevölkerung gegen Glyphosat sind. Selbst 15 Prozent der konventionellen Landwirte setzen es nicht ein. Die Alternative heißt tatsächlich Pflügen – mit den von Herrn Räpple beschriebenen Folgen. Ich bin gegen Glyphosat wegen der Krebsgefahr und weil es Alternativen gibt. Wenn ein Mittel verboten wird, geht für die Landwirtschaft die Welt nicht unter.'
...
Mayer: Ich verstehe Ihre Sorgen. Neben den Insekten sterben auch die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe. Der BUND setzt sich daher für eine ökologischere Landwirtschaft ein. Ein Problem ist der weltweite Freihandel. Unsere kleinteilige Landwirtschaft in Südbaden muss mit riesigen Agrarfabriken in Kanada konkurrieren, die selbstverständlich auch Gentechnik einsetzen und Druck auf die Preise ausüben.'"
Auch die hiesigen Kleinbauern könnten selbstverständlich Gentechnik einsetzen, und hiesige mittelständische Züchtungsbetriebe könnten mithilfe moderner Methoden wie CRISPR-CAS Pflanzenzucht betreiben.
Wenn die Ökobewegung ihre Widerstände dagegen aufgäbe und sich einer rationaleren Sichtweise zuwenden würde.
So ist das eine ziemliche Heuchelei: Man beklagt, dass Kleinbauern unter den Bedingungen leiden, zu denen man selbst kräftig mit beigetragen hat.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Wenn man es richtig verkauft, sind bestimmt auch 70% gegen das pflügen. Die 15% die es nicht einsetzen, entweder sie haben die guten flächen oder eine andere Fruchtfolge. Man sollte in diesem Zusammenhang auch sagen, dass die meist nicht vor der Aussaat mit Glyphosat spritzen, sondern eher nach der Aussaat und nochmals nach dem auflaufen der Saat, nicht mit G. sondern mit anderen Herbiziden, eben direkt auf die Kulturpflanzen drauf.bristlecone hat geschrieben: ↑28. Jan 2018, 18:09Umfragen sagen, dass 70 Prozent der Bevölkerung gegen Glyphosat sind. Selbst 15 Prozent der konventionellen Landwirte setzen es nicht ein.
Und wenn die aus was für Gründen auch immer nicht richtig aufläuft und umgebrochen werden mus, dann kann man nur bestimmte Sachen nachpflanzen, nicht uneingeschränkt alles wie bei G.
Wenn man ehrlich sein wollte, sollte man die Umfragen dementsprechend anpassen.
In diesem Zusammenhang kann man dann auch gerne erklären, was der Unterschied zwischen klassischem Pflug und Onland-Pflug ist, was pflügen überhaupt für den Boden und die Umwelt bedeutet und inwieweit pflügen durch grubbern ersetzbar ist. Wenn man dann schon beim Thema ist, kann man auch gleich erklären, was fräsen bedeutet, warum das Fräsen in einem Hobbygarten so weit verbreitet ist und was das für Nachteile hat.
Boden- und Umweltschonende Bodenbearbeitungsverfahren sind im Hobbygemüsegarten leider noch nicht mal in den Kinderschuhen. Die Landwirtschaft ist bei diesem Thema um Generationen umweltfreundlicher.
Landgrabbing, tja, ein sehr großes Übel, die Zinspolitik ist nun aber auch nicht der Brüller.
Unterm Strich bleibt hier die Frage, warum soll ein Landwirt einen Boden verbessern, da rein investieren, mit P, K, Humus, Struktur usw., wenn die Fläche 3 Jahre später der nächste beackert?
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Ackerland als Spekulationsobjekt verspricht derzeit einfach mehr Rendite als andere Geldanlagen. So weit, so gut...
Über Erbschaften, auslaufende Pachtverträge, Zwangsversteigerungen und sonstiges kommt es in den Marktkreislauf.
Probleme die damit einhergehen: Die hiesigen Agrarbetriebe sind auf ausreichende Flächen Pachtland angewiesen, das klappt mit den hiesigen Besitzern auch recht gut. Flächenschwund ist durch Besiedlung, Infrastruktur und Bergbau noch kalkulierbar.
Schwierig wird es mit solchen spekulativen Neubesitzern, da das Land nicht zur Pacht oder Nutzung freigegeben wird (sind meist ganz andere Preise dafür aus ihren Heimatbundesländern gewohnt) oder es ist eben nur geparktes Kapital. Diese Flächen liegen in den Fluren irgendwo mittendrin, werden weder bearbeitet noch sonst gepflegt und müssen bei der Bearbeitung ausgelassen bzw. bei Beweidung ausgekoppelt werden. Das können schnell mal bei 10 oder mehr Hektar sein, die vom Weideland umschlossen mittendrin eingezäunt werden müssen, obwohl sie ungenutzt brachen weil der Besitzer halt außer finanziellen keine Interessen daran hat, aber rechtlich halt nicht mehr mitbeweidet werden können.
Über Erbschaften, auslaufende Pachtverträge, Zwangsversteigerungen und sonstiges kommt es in den Marktkreislauf.
Probleme die damit einhergehen: Die hiesigen Agrarbetriebe sind auf ausreichende Flächen Pachtland angewiesen, das klappt mit den hiesigen Besitzern auch recht gut. Flächenschwund ist durch Besiedlung, Infrastruktur und Bergbau noch kalkulierbar.
Schwierig wird es mit solchen spekulativen Neubesitzern, da das Land nicht zur Pacht oder Nutzung freigegeben wird (sind meist ganz andere Preise dafür aus ihren Heimatbundesländern gewohnt) oder es ist eben nur geparktes Kapital. Diese Flächen liegen in den Fluren irgendwo mittendrin, werden weder bearbeitet noch sonst gepflegt und müssen bei der Bearbeitung ausgelassen bzw. bei Beweidung ausgekoppelt werden. Das können schnell mal bei 10 oder mehr Hektar sein, die vom Weideland umschlossen mittendrin eingezäunt werden müssen, obwohl sie ungenutzt brachen weil der Besitzer halt außer finanziellen keine Interessen daran hat, aber rechtlich halt nicht mehr mitbeweidet werden können.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
bristlecone hat geschrieben: ↑28. Jan 2018, 18:09
Blühwiesen statt Getreide?
Streitgespräch Agrarwende: BUND-Chef Axel Mayer und BLHV-Chef Werner Räpple über Glyphosat, Insektensterben und Bioanbau.
[/quote]
Was mir in dem Interview z. B. aufstößt:
Räpple vom Bauernverband: "Die für Bienen schädlichen Neonicotinoide sind nicht mehr zugelassen. Im Insektizidbereich sind wir sehr eingeschränkt, die verbleibenden Mittel brauchen wir etwa gegen die Kirschessig- und Kirschfruchtfliege."
Im Raps wird nicht mehr bekämpft? Kartoffelkäfer auch nicht usw.? Es ist dieser tendenziöse, die halbe Wahrheit immer schön weg lassende Stil der Diskussion, der mir auf die Nerven geht. Räpple belegt doch hier genau, was seiner Lobby - manchmal zu unrecht - vorgeworfen wird: er verharmlost ...
Räpple: " ... Die Universität Hohenheim mit ihrem Schwerpunkt auf Agrarwissenschaft wird dieses Jahr 200 Jahre alt. Ihre Gründung geht auf Hungersnöte zurück. Damals gab es eine Missernte nach der anderen. Mit modernen Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie Zuchtsorten gehören diese der Vergangenheit an. 2016 hat Pflanzenschutz wegen des Pilzdrucks unsere Ernte gerettet...."
... und übertreibt schamlos. Die Beschwörung des Welthungers ist der nächste Punkt, bei dem ich einen dicken Hals bekomme. Es waren knappe Zeiten für einfache Menschen damals, ja. Von Hungersnöten war man aber normalerweise weit entfernt. Damalige Hungersnöte hatten ihren Grund zum geringsten Teil in den tradierten Nutzungsweisen, viel mehr in Kriegen, Verwerfungen nach herrschaftlichen (politischen) Fehlentscheidungen, singulären Katastrophen. Dass Pilzbefall heute ein zum großen Teil selbstgemachtes Problem ist - kein Wort davon.
Ja, BUND-Mayers Beharren auf der Krebsgefahr passt mir genauso wenig.
Falls so ein Gespräch mal dazu führen würde, dass sich beide Seiten ernsthaft zusammensetzen und überlegen, was mehr und anders ginge als bisher, könnte ich das hinnehmen. Aber nach dem Chef-Gemaule geht es ja immer wieder zur alten Tagesordnung.
Noch was zu den als heilbringend angepriesenen Blühflächen: Die Fokussierung auf diese bunt leuchtenden Zier- und Gründüngungsgemische statt einer konsequenten Förderung von einheimischen Segetalgesellschaften und Rainen schafft eher zusätzliche Probleme für die Artenvielfalt als dass sie Entspannung bringen würde. Sie belegt Mittel und Flächen, die für gefährdete Lebensräume dringend nötig wären, bedient aber eine innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft verbreitete, naive Sicht auf Natur.
[quote]Auch die hiesigen Kleinbauern könnten selbstverständlich Gentechnik einsetzen, und hiesige mittelständische Züchtungsbetriebe könnten mithilfe moderner Methoden wie CRISPR-CAS Pflanzenzucht betreiben.
Wenn die Ökobewegung ihre Widerstände dagegen aufgäbe und sich einer rationaleren Sichtweise zuwenden würde.
Noch einmal die Frage: läuft CRISPR-Cas immer ohne Resistenz-Gene als Marker? Bisher finde ich bei Recherchen Hinweise auf mögliche Verfahren, die ohne Resistenzgene auskommen. Was umgekehrt die Möglichkeit belässt, dass es (überwiegende?) Verfahren gibt, die sie verwenden. Vorbehalte gegen die Freisetzung von künstlich eingebrachten Resistenzgenen empfinde ich nicht als irrational.
- thuja thujon
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Es macht keinen Sinn Resistenzgene bei CRISPR/CAS einzusetzen.
Ob es immer ohne gemacht wird? Keine Ahnung. Gibt es Leben im Weltall?
Interviews: mich würde zuerst die ungekürzte und journalistisch nicht aufbereitete Version interessieren. Ich würde mir gerne nur aus dieser Version ein Bild machen.
Ansonsten: der verklärte Blick auf die Natur ist noch mal was anderes als das was an Zwischensaaten usw gefördert wird, angeblich im Sinne der `verklärt-Modellorganismen´ Natur.
Das sind 2 Baustellen.
Raps nicht mehr bekämpfen: da hat sich selbst der IVA über das nach dem Neonicverbot mehr gewordene (notwendige) gespritze mukiert. Und er bemerkt auch richtig, dass das nicht einer Antiresistenzstrategie förderlich ist mit den wenigen I-Wirkstoffen. Neben den eigentlich verzichtbaren Kollateralschäden werden die Pyrethroide quasi damit verheizt.
Ob es immer ohne gemacht wird? Keine Ahnung. Gibt es Leben im Weltall?
Interviews: mich würde zuerst die ungekürzte und journalistisch nicht aufbereitete Version interessieren. Ich würde mir gerne nur aus dieser Version ein Bild machen.
Ansonsten: der verklärte Blick auf die Natur ist noch mal was anderes als das was an Zwischensaaten usw gefördert wird, angeblich im Sinne der `verklärt-Modellorganismen´ Natur.
Das sind 2 Baustellen.
Raps nicht mehr bekämpfen: da hat sich selbst der IVA über das nach dem Neonicverbot mehr gewordene (notwendige) gespritze mukiert. Und er bemerkt auch richtig, dass das nicht einer Antiresistenzstrategie förderlich ist mit den wenigen I-Wirkstoffen. Neben den eigentlich verzichtbaren Kollateralschäden werden die Pyrethroide quasi damit verheizt.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Noch einmal die Frage: läuft CRISPR-Cas immer ohne Resistenz-Gene als Marker? Bisher finde ich bei Recherchen Hinweise auf mögliche Verfahren, die ohne Resistenzgene auskommen. Was umgekehrt die Möglichkeit belässt, dass es (überwiegende?) Verfahren gibt, die sie verwenden. Vorbehalte gegen die Freisetzung von künstlich eingebrachten Resistenzgenen empfinde ich nicht als irrational.
Erst mal vorneweg: bei der Beurteilung möglicher Risiken durch genmanipulierte Organismen sind pauschale Aussagen, sei es "grundsätzlich harmlos" oder "alle furchtbar gefährlich" aus meiner Sicht Mumpitz. Man muß immer das jeweilige Konstrukt betrachten.
Antibiotika-Resistenzen werden in der Gentechnologie eingesetzt, um die veränderten Organismen von denen, bei denen es nicht geklappt hat, zu unterscheiden. Bei CRISP-Cas werden Plasmide mit Resistenzen als Marker eingesetzt, um das ganze System für die Manipulation zu vermehren, d.h. die spezifische RNA und die Cas-Nuklease, und auch, um es in die zu verändernde Zelle zu bringen.
Oder anders ausgedrückt: wie gut ist Dein Englisch? Hier ist eine Übersicht über die Methode in ihren Varianten; da findest Du die bei Pflanzen eingesetzten Plasmide mit ihren Markern, wie z.B einer Hygromycin-Resistenz. Informationen, ob diese Resistenzen hinterher in den manipulierten Pflanzen sein können, habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Das Plasmid wird ja in den transgenen Pflanzen nicht mehr benötigt, also sollten sie eigentlich nicht resistent gegen ein evt. als Marker verwendetes Antibiotikum sein. Es wäre aber schon denkbar, daß das Resistenzgen gelegentlich mal "springt", vor allem wenn das verwendete Plasmid Palindrom-Sequenzen enthält.
Chlorophyllsüchtig
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Ausschreibung des Umweltbundesamts zu einem Forschungsprojekt: „Integriertes Monitoring in der Agrarlandschaft – Erfassung der ökologischen Auswirkungen des chemischen Pflanzenschutzes“
"Da PSM-Anwendungen nur einen der Hauptfaktoren darstellen, die Auswirkungen auf die Biodiversität in der Agrarlandschaft haben, wird eine besondere Herausforderung darin bestehen, über Korrelationen hinaus auch Kausalitäten für den Zusammenhang „PSM-Einsatz – Rückgang der biologischen Vielfalt“ zu ermitteln."
"Da PSM-Anwendungen nur einen der Hauptfaktoren darstellen, die Auswirkungen auf die Biodiversität in der Agrarlandschaft haben, wird eine besondere Herausforderung darin bestehen, über Korrelationen hinaus auch Kausalitäten für den Zusammenhang „PSM-Einsatz – Rückgang der biologischen Vielfalt“ zu ermitteln."
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Dass Herbizide und Insektizide die Artenvielfalt einschränken, sollte nicht verwundern. Dafür werden sie eingesetzt. Ob man Pflanzenschutz dabei chemisch oder mechanisch oder "biologisch" macht, ist Melde und Blattlaus egal.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Ich denke, darum geht es in dem Projekt nicht oder nicht in erster Linie. Sondern um die Auswirkungen in den nicht direkt behandelten Bereichen.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Robert Habeck über die Digitalisierung der Landwirtschaft: Ein Ei ist nicht mehr gleich Ei.