Ingeborg hat geschrieben: ↑3. Mär 2018, 13:16ich liebe es, besondere Details an einer Pflanze zu entdecken. das fällt mir leicht wenn diese Pflanze irgendwo (Unkraut, Grünzeug) heraussticht: Besondere Formen und Eigenheiten, Duft etc.. Manchmal lege ich mich auf dem Bauch in den Garten um Cyclamen oder Helleborus anzuschauen.
durch eine Pflanzung hindurchgehen, in Berührung kommen, Texturen erleben, Duft genießen, sich in der Betrachtung von Formen und Farben verlieren. Eine sehr induviduelle Erlebnisqualität. Das genaue Gegenteil von repräsentativen Gärten und Gärten für den Massentourismus.
Letzte Nacht las ich nochmal in Gertrude Jekylls The Gardener's Essential. Zu ihrer Zeit gab es noch die Dominanz der viktorianischen Teppichbeete, der ausladenden Parterre, der repräsentativen formalen Anlagen, die von Fenstern der oberen Stockwerke großer Herrensitze flüchtig betrachtet wurden. Sie wurden als Kulisse gebraucht um die Einladungen und Feste zu umrahmen.
Alles gut und schön, schreibt Gertrude, "
But the great fault of the bedding system when at its height was, that it swept over the country as a tyrannical fashion."
Bedding plants sind Pflanzen für den Wechselflor. Hier eine Auswahl von
Thompson & Morgan. Sie schreibt stattdessen von
beautiful arrangements weniger und sorgfältig ausgesuchter Pflanzen, von Freude, die ihr gelungene Kombinationen machen, von Farbe und Duft, von ihrer mixed Border, in der die Farben delikat abgestimmt sind und ein Farbensemble behutsam in ein anderes übergeht. Sie sagt dazu
contemplation, Pflanzen erfahren und Freude daran haben.
Aus Protest gegen die zunehmende Industrialisierung und aus anderen politischen Gründen gab es um die Jahrhundertwende in ganz Europa einige neue Strömungen hin zu mehr Natur, Sport und Bewegung im Freien und zu ursprünglichen handwerklichen Techniken. Reformbewegungen, Reformsiedlungen, Gartenstädte, Kleingartenvereine, Wandervögel, Jugendstil, Jugenfbewegung, in England
Arts and Crafts.
Die wilden Gärten nach Robinsons Vorbild hatten es zu Anfang schwer. Keine wusste, wie das zu machen sei. Und es wurden in Gertrudes Augen viele Fehler gemacht. "
I have seen woody places that were already perfect with their own simple charm just muddled and spoilt by a reckless planting of garden refuse, and heathy hillsides already sufficiently and beautifully clothed with native vegetation made to look lamentably silly by the planting of a nurseryman's mixed lot of exotic Conifers."
Das Ringen um einen englischen Gartenstil hatte erst begonnen und wurde dann aus politischen Gründen nach den Kriegen zu einer einheitlichen Tradition. Die Grundsteuern waren enorm gestiegen um die Kriegsschulden abzubauen und die großen Güter und Herrenhäuser konnte sich kaum noch jemand leisten. So entstand der National Trust. Das garantiert den Unterhalt und die aufwendige Gestaltung der Gärten, ist aber nicht förderlich für die Vielfalt. Außerdem hemmt es wie jede Institution die Kreativität und die Entwicklung neuer gärtnerischer Ausdrucksformen.
Ausnahme ist Great Dixter, eines der wenigen Güter, die nicht vom Trust geschluckt worden war. Christopher Lloyd war so klug und hat zum Erhalt des Gartens einen eigenen Trust gegründet.
Das Gärtneren nach Lebensbereichen war auch für Christopher Lloyd ein Unfug. Die Korrespondenz mit Beth Chatto gibt da sehr unterhaltsame Aufschlüsse. Er wolle prächtige und exotisch wirkende Pflanzungen. Bananenstauden, Lobelien, alles, was viel Wasser brauch. Beth Chatto war sparsam mit Wasser, dachte an globalen Wassermangel und machte ihre Kiesbeete.
Das Gegensatzpaar zeigt es gut. Die beiden Extreme. Die beiden erfahrenen und besten Gärtner Englands haben sich gegenseitig sehr geschätzt. Trotz ihrer verschiedenen Haltungen in Gartenfragen.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky