Katrin hat geschrieben: ↑6. Mär 2018, 09:10Das ist doch nur dein persönlicher Geschmack! Mir gefällt ein vertrocknetes Staudegerippe, es ist für mich perfekt. Wohingegen Plastersteine, Mauern, Skulpture, Dekoelemente, Schnitthecken und Immergrüne für mich (!) Störelemente sind, wenig funktionale Stolpersteine und erzwungener Blickfang; dazu oft auch geschmacklos und unharmonisch, die Pflanzen optisch erschlagend und "Ich!"-brüllend in den Vordergrund drängend.
Für die englischen Gärten, die wir gesehen haben, trifft dies definitiv nicht zu. Den Eindruck, dass die Hecken die Pflanzen erschlagen, hatte ich nirgendwo. Alte Gartenmauern haben eine intensive Ausstrahlung. Pflasterwege könne sehr schön sein und einen willkommenen Kontrast bieten. usw.
Pumpot erwähnt die unglaubliche Pflanzenvielfalt englischer Gärten. Diese ist natürlich auch in den Rabatten zu finden, die sich mit dieser Vielfalt mit Leichtigkeit gegen die Hecken behaupten. Ungeachtet dessen, dass diese Vielfalt natürlich dem Klima geschuldet ist, lässt sich daraus sehr viel für die eigene Pflanzenverwendung lernen, sebst dann, wenn man ein völliger Verächter des "klassischen englischen Gartenstils" ist.
Geschmacklosigkeit und Disharmonie in einem Garten (bzw. jeder Gestaltung) rühren ja daher, dass Ordnungsprinzipien eben nicht gekannt und verstanden werden oder oberflächlich, vordergründig "gestaltend" (Apoldaer Beispiel z.B) umgesetzt werden.
Wesentlich erscheint mir Folgendes: Tom Stuart Smith hat es für seinen Garten sehr schön auf den Punkt gebracht (nachzulesen in der aktuellen Gartenpraxis), dieser ist für ihn: "ein Spielplatz, auf dem ich spontane Entscheidungen treffen kann, nichts planen muss, Fehler machen darf, herumwühlen und unorganisiert sein kann"...
Ungeachtet dessen gliedert sich sein Garten ganz selbstverständlich anlehnend an englische Gartentradition z.B. in Rasen, Wiese, Hainbuchenhecke, Süd-Ostrabatte, Gemüsegarten usw. und dazu kommt ein Prairiebereich - die Frage ist docht: Was kann man daraus machen, aus solchen Grundprinzipien? Das täte ich mir im Falle T.S.S. gern in natura ansehen und erinnere mich an eine Rabatte in Wisley mit Gräserfluten und Astern, völlig anders als in Coton Manor- aber beides:"very british"... ;)
Zur Ordnung: ohne ein Prinzip der Gestaltung (welche ich als Ordnung verstehe) geht gar nichts.
Die Ausgangspunkte können aber ganz unterschiedlich sein: bei Tom Stuart Smith sind es gepflanzte Hecken, die ihn an sein Kinderzeit in den Gärten der Gegend (Hertfordshire) erinnern, in Waldschrats Garten (den ich nicht kenne) sind es die Kiefern, die den Ordnungspunkt bilden, von dem agiert wird (korrigiere mich bitte, wenn ich das falsch sehe!!!), im Innenhof eines historischen Vierseitenhofes der Verwandschaft wird die durch die Bebauung vorgegebene Ordnung durch einen Nussbaum in der Mitte und sehr viele Pflanzenkübel an einigen Stellen, in Gruppe oder Reihen, in einen Garten verwandelt (hat mir sehr gefallen.) Raumbildung also.
Es ist dabei völlig unerheblich, ob die Kenntnisse zur Gestaltung durch Lesen, Studium, Betrachtung anderer Gärten oder das Inhalieren überkommener (Bauern) Gartenformen in der Kinderzeit zustande kommen. Wichtig ist doch, was daraus gemacht - "gespielt"- wird.
Spielen und Experimentieren - das ist doch das Eigentliche!!!
Bedenklich wird es, wenn die Lust am Spielen in und mit der Natur völlig verloren geht (z.B. dadurch, dass sie nie erfahren wurde), ein Garten als nutzloses Anhängsel an ein Haus betrachtet wird, der von anderen in ein "pflegeleichtes" Etwas verwandelt werden muss ohne dass irgendeine eigene Beziehung dazu entsteht.
In England hat mich die
Lust an Pflanzen beeindruckt, die Lust in kleinsten Töpfchen vor dem Haus ein schönes Arrangement zu zaubern, ein Vorgarteneckchen zu bepflanzen usw. (Englische Normalhäuser und Vorgärtchen sind im Vergleich zu Deutschland geradezu winzig.).
Lust, Leute, nicht sklavisches Nachmachen von irgendwas oder "Gestalten lassen" auf Teufel komm raus. Lustvolles Dasein innerhalb der vorhandene Tradition. Das ging. (Wie auch in Frankreich zu beobachten ist.)
Und das ist das, was uns alle hier verbindet.
(Nebenbei bemerkt sind in der neuen Zeitung "Gärten" gute und einfühlsame Beispiele für Gartengestaltungen zu finden, dies betrifft z.B. einen mit Recht preisgekrönten Garten: "Meisterwerk in Sachen Raumbildung".)