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Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 218706 mal)

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thuja thujon
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #750 am:

Demletzt an der Edeka-Theke: da lacht mich das vakuumierte Stückchen Fleisch mit dem Etikett an, dass ich 3 Tage vorher bei Metro gesehen habe.
Metro kauft billig ein, Argentinien, Fettmaserung usw, Edeka kauft mit oder nach, schlägt was drauf, erzählt was im Prospekt, die lieben Lebensmittel, deutlicher Preisaufschlag im Vergleich zu Metro.
Wie viel besser sind sie doch die Vollsortimenter als die Discounter.

Das man dieses tote Pferd noch reitet, ich habe Mühe das zu verstehen.
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Waldmeisterin
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Waldmeisterin » Antwort #751 am:

dmks hat geschrieben: 21. Aug 2018, 23:17
Wer einfach nur billig Hackfleisch kauft muß sich nicht wundern wenn die Tiere auch genau so gehalten werden!

Der Preis an der Theke bestimmt wie die arme Sau zu leben hat.
Klerinbetriebe, wo das Viech noch 'nen Namen hat sind längst ein Auslaufmodell.


Das ist zu einfach. Ich habe hier fußläufig (was durchaus auch zwanzig Minuten bedeutet) zwei Fleischer und ich habe keine Ahnung, ob die ihr Hackfleisch nicht auch nur beim Großmarkt kaufen. Dennoch ist dort Schlangestehen angesagt und das ganz sicher nicht wegen Dumpingpreisen. Es gibt auch einen Direktvermarkter mit angeblich vertretbaren Haltungbedingungen. Um da hin zu kommen, muss ich allerdings das Auto nehmen, 45 Minuten Fahrrad fahren für ein Pfund Hackfleisch, dazu bin ich zu faul. Deshalb kaufe ich da nur ein, wenn ich eh mit dem Auto unterwegs bin. Auch dort (und nicht bio!) ein voller Laden.

Es gibt sicherlich die "Hauptsache billig" Fraktion, aber so, dass "alle immer billig kaufen wollen" ist es ganz und gar nicht. Vielmehr ist es für einen Städter sogar schwierig, an Fleisch heranzukommen, dass er vertreten kann. Etwa meine Mutter, mittlerweile ziemlich fußlahm ohne Auto, mit sehr bescheidener Rente, würde ihre ca 5kg Fleisch, die sie pro Jahr verbraucht, aus tierschützerisch vertretbaren Quellen beziehen, ohne beim Aldi blind ins Bioregal zu greifen.
Etwas mehr Initiative (und ich sehe ja, dass das hier oftmals klappt) der Bauern wäre durchaus erfolgversprechend. Also nicht über den Preis jammern, den die Discounter zahlen, sondern andere Wege gehen.
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dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #752 am:

Dein Wort in Gottes Ohr!
Natürlich gibt es nicht nur Hackfleischkäufer. Und nicht nur Jammerer unter den Bauern.

...und die Realität dazwischen.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Waldmeisterin
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Waldmeisterin » Antwort #753 am:

womöglich wäre das hier eine Plattform, wo nicht smoothiesaufende Städter, die die mit Kinderwagen durch den Görlitzer Park joggen und gefühlskalte Bauern, die ihr Vieh knöcheltief in der Gülle stehen lassen und über Milchpreise jammern sich gegenseitig bezecken, sondern man einen vernünftigen Mittelweg findet.
Wie gesagt, meiner Erfahrung nach kann das funktionieren ;)
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #754 am:

Ich bin wohl einer mit der Realität dazwischen. Ich mag den Quoller beim anbraten nicht von diversen Hackfleischquellen.
Billigtürke und Edeka liefert was halbwegs vernünftiges aus kochtechnischer Sicht. Ich weigere mich daran zu glauben, über den Endverbraucherabgabepreis könne man was bewegen.
Die entscheidenden Preise ein oder zwei Ebenen darunter haben doch viel mehr Effekt.
Ausweichen fällt mir schwer. Wein wäre eher zu bekommen.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Waldmeisterin » Antwort #755 am:

ja, aber genau das ist doch das Problem. Dass ein Städter (und davon gibt es ja zum Glück ganz viele, nicht auszudenken, wenn die alle ein Eigenheim mit 1000qm drum auf dem Dorf haben wollten) sich eben nicht ein Schwein beim Bauern aussuchen kann, dass dann in Hausschlachlachtung zu köstlicher Wurst verarbeitet wird.
Ich denke auch, das funktioniert nicht über den Preis, eher über Transparenz (die dann freilich bezahlt werden will).
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #756 am:

Wenn die Leute/Städter selbst schlachten dürften wie früher, gäbe es wohl ähnlich viel Vegetarier wie in Indien.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Waldmeisterin » Antwort #757 am:

ach was, der wäre bei den Landeiern genauso. Also ich schlachte wirklich nicht gerne, mach's aber für ein Hühnchen im Topf. Und ich bin überzeugte Städterin ;)
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Staudo
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #758 am:

Hier wird es für die Landwirtschaft eng. Auf den Wiesen ist nur ein Aufwuchs gewachsen und danach nur noch Sauerampfer. Der Mais war ein Reinfall, wobei die Erträge hier fast nie hoch sind. Die Kühe werden mit Heu gefüttert. Unser Bauer hatte zum Glück letztes Jahr so viel Heu gemacht, dass er schon ausgelacht wurde. Viele Flächen wurden nach der Ernte unverzüglich umgebrochen und mit Zwischenfrüchten bestellt. Allerdings keimt im Staub nichts. Vor hundert Jahren hätte so ein Sommer eine Hungersnot bedeutet, vor 50 Jahren stark steigende Preise. Dank der Globalisierung werden wir Endverbraucher von der Dürre weder im Supermarkt noch im Portemonnaie davon etwas bemerken. Evlt. wird die Butter zwanzig Cent teurer.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #759 am:

Dort wo Beregnung liegt wurde gerade wieder Salat gepflanzt oder Frühlingszwiebeln gesäht, der Lauch wird beregnet, Soja daneben verkahlt zunehmend, Mais ist idR vertrocknet.
Bei den Zwiebeln hats Herbizid wegen der Hitze im Frühjahr nichts gebracht, dort steht Gänsefuß oder Melde und etliche vertrocknete Gräser. Die Minizwiebeln muss man aus dem Betonlehm hacken, keinerlei Wachstum mehr.

Bin auf den Raps gespannt, was da als Alternative reinkommt wenns weiter so staubig ist.

Ein Physalisfeld aus dem Auto geknipst ist immernoch grün:
Bild
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toto
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

toto » Antwort #760 am:

Um mal etwas freudiges zu berichten - und wenn alle mitmachen und jeder einen kleinen, ihm möglichen Beitrag leistet und man fragt und man Hilfe (hier im Forum!!!) bekommt:

Könnt Ihr Euch erinnern - an das vermatschte Maisfeld im letzten Jahr? (kleines Bild zur Erinnerung) Das Jammern um Insektensterben und, und, und?

So schnell lässt sich etwas ändern - unfassbar! Hier die Wiese, wie sie heute aussieht. Deutlich erkennbar die Feuchtstellen - trotz extremer Dürre!!!
Natürlich ist es nun, nachdem der Boden aufgerissen, zerstört und eine "Wiesen"(?)-Mischung gesät wurde, keine feuchte Wiese mehr für Frösche und Lurche, nach diesem Sommer wäre es ohnehin schwieriger gewesen. Dennoch zeigt das Grün den deutlichen Unterschied zum Umkreis.
Dafür aber gibt es jetzt eine unzählige Menge von Insekten. Auch 4 Bienenkästen standen bis vor kurzem am Waldrand.
Neben den fotografierten Insekten und Schmetterlingen gibt es noch extrem viele Großlibellen, leider alle im Flug und sehr schnell. Einen einzelnen Schwalbenschwanz sah ich, natürlich Wildbienen ohne Zahl und eine Menge anderer kleinerer und kleinster Flieger. Es summt unüberhörbar - es ist richtiges Leben erwacht!

Danke für den Rat hier im Forum. Ob ich ohne den Rat hier die richtigen Ansprechpartner gefunden hätte, sei mal dahin gestellt. Ich hoffe für die Zukunft, dass diese Wiese erhalten bleibt, als Brache oder Wiese... oder vlt. sogar zur Feuchtwiese ausgewiesen wird.

Bilder:
2017
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2018/August
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

mavi » Antwort #761 am:

Das ist wirklich eine gute Nachricht, toto. Ich kann mich noch dunkel an die Lage letztes Jahr erinnern. Schön zu lesen, dass auch mal etwas eine positive Entwicklung nimmt, selbst wenn es zwischendurch nicht so aussah.
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dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #762 am:

toto hat geschrieben: 29. Aug 2018, 15:24
Natürlich ist es nun, nachdem der Boden aufgerissen, zerstört und eine "Wiesen"(?)-Mischung gesät wurde, keine feuchte Wiese mehr für Frösche und Lurche, nach diesem Sommer wäre es ohnehin schwieriger gewesen. Dennoch zeigt das Grün den deutlichen Unterschied zum Umkreis.
Dafür aber gibt es jetzt eine unzählige Menge von Insekten.


Von diesen Bienen/Insekten unterstützenden Grünmischungen gibt es zahlreiche Varianten. Haben alle kommerziellen Saatgutanbieter im Programm, je nach Standort oder Aussaatzeit passend.
Egal - Ich gratuliere! :D Die Senke ist gerettet, der Landwirt hat sich da auch echt Mühe gegeben (ob aus Einsicht oder Auflage sei dahingestellt) und wenn ihr es jetzt noch hinkriegt Euch auf Augenhöhe zu grüßen kriegt ihr beide 'nen Orden!
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Morgen - sehen wir dann.
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toto
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

toto » Antwort #763 am:

Das mit grüßen wird wohl eher nix. Wer seine Leute derart kontrolliert und beobachtet... wie er das macht... ich weiß nicht... Zeugt nicht grad von guter Arbeitsatmosphäre. Außerdem ist das der, dessen kaputten Feldstreifen ich hinterm Haus hier mal zeigte. Mittlerweile nutzen sie das totgespritzte Stück, wo kaum/kein Korn wuchs - als Zwischenparkplatz für ihre Maschinen, ... ohne Worte.

Die Wiese wurde nur mit Auflage gesät - ob das so bleibt... bleibt zu hoffen. Wenn ich mal wieder Langeweile habe ( ;D ;D ;Dwann??? ;D ;D ;D) werde ich einen Antrag bei irgendeiner Naturschutzbehörde stellen... auf Feuchtwiese, vlt. klappt das ja ;-)
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dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #764 am:

toto hat geschrieben: 31. Aug 2018, 23:07
Das mit grüßen wird wohl eher nix. Wer seine Leute derart kontrolliert und beobachtet... wie er das macht... ich weiß nicht... Zeugt nicht grad von guter Arbeitsatmosphäre.


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