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Schwacher Leitast bei Jungbaum - Frage zum Schnitt (Gelesen 6568 mal)

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Moderator: cydorian

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dmks
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Re: Schwacher Leitast bei Jungbaum - Frage zum Schnitt

dmks » Antwort #30 am:

Azubi hat geschrieben: 29. Nov 2018, 08:42
@ dmks
Was ist "Verstärkungsholz"?
"Verstärkungs-" oder "Bekleidungsholz" sind schwache Triebe, die an Stamm oder Ästen belassen werden um zusätzliche Assimilationsfläche zu bieten. Sie haben im späteren Baumleben keine Bedeutung und werden irgendwann entfernt. Bis dahin führen sie aber in dem Bereich zu einem verstärkten Wachstum bzw. Stammbildung.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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thuja thujon
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Re: Schwacher Leitast bei Jungbaum - Frage zum Schnitt

thuja thujon » Antwort #31 am:

Azubi hat geschrieben: 29. Nov 2018, 08:42Hast du auch aufgeastet? Wie viel hast du dieses Bäumchen während des Erziehens geschnitten? Wann schneidest du Süßkirschen auf schwachen Unterlagen? Im Winter?
Ich habe 2 Äste aufgeastet, gab direkt Gummifluss und dauerte 3 Jahre bis alles überwallt war. Die hätten nicht so kräftig werden dürfen. Schneiden während des Erziehens hat sich auf jährliches anschneiden der einjährigen Triebe und ausbrechen von Knospen beschränkt. Schnitt immer im Winter, sommers so gut wie nie und wenn dann maximal sehr sehr wenig, keine 3 Ästchen.

An der Stammverlängerung sieht mans ganz gut wie geschnitten wurde. Über den Leitästen das kurze Stück war ein kräftiger Schnitt, deswegen ein kräftiger Mitteltrieb und der schwache Leitast nach links als Reaktion. Danach länger angeschnitten und obere Knospena sugebrochen, ergab die 4 Früchtäste und darunter noch einige andere Spieße, die selbst bei der schnell verkahlenden Burlat noch aktiv sind. Anschließend auch wieder nur wenig angeschnitten und ausgebrochen, wieder 4 Fruchtäste und ein paar Spieße. Darüber das Jahr nicht angeschnitten und ausgebrochen, und schon ist er da der erste Quirl und untendrunter alles kahl, keine Fruchtspieße und die Fruchtäste vom Quirl zu kräftig, so dass die nach 3 Jahren schon abgesetzt werden mussten. Aus den Bukettknospen haben sich zum Glück noch kurze Fruchtspieße gebildet, das heißt da ist jetzt erstmal nix verkahlt.
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thuja thujon
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Re: Schwacher Leitast bei Jungbaum - Frage zum Schnitt

thuja thujon » Antwort #32 am:

Hier nochmal die Krone im Gegenlicht. Obenrum ist fertig mit Triebzuwachs der Leitäste.

Auf dem oberen Bild den Verstärkungstrieb/Bekleidungsholz ganz unten rechts beachten. Der spielt keine Rolle für den Baum, liefert aber zuverlässig ein paar Kirschen in Kleinkindhöhe. Der hält sich nun schon ein paar Jahre und wird nur dem Durchgang angepasst.
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Re: Schwacher Leitast bei Jungbaum - Frage zum Schnitt

Hyla » Antwort #33 am:

Gibt es schon Angaben dazu, wie alt die Bäume auf Gisela-Unterlagen durchschnittlich werden?
Liebe Grüße!


Wenn du denkst es geht nicht mehr,
kommt irgendwo ein Lichtlein her.
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Re: Schwacher Leitast bei Jungbaum - Frage zum Schnitt

thuja thujon » Antwort #34 am:

Hängt von der Pflege ab.
Ich habe im Frühjahr in einem anderen Garten einen ausgegraben, der wurde stiefmütterlich behandelt, der Tod durch Untätigkeit praktisch mutwillig in Kauf genommen. Der Stamm hat einen Durchmesser von geschätzt 28cm, wenn ich ihn aufsäge kann ich mal Jahresringe zählen.

In einem anderen Garten steht eine seit knapp 20 Jahren. Wärs meine hätte ich sie vor 5 Jahren mal verjüngt, sie hat oben nur noch hängendes Holz und kommt nicht weiter, vergreist zunehmend.
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Re: Schwacher Leitast bei Jungbaum - Frage zum Schnitt

Azubi » Antwort #35 am:

thuja hat geschrieben: 30. Nov 2018, 08:28
Schneiden während des Erziehens hat sich auf jährliches anschneiden der einjährigen Triebe und ausbrechen von Knospen beschränkt.

Verstehe ich das richtig, dass der Quirl durch weiteren jährlichen Schnitt nicht entstanden wäre? Heißt das, man muss solch ein Bäumchen jährlich bis es nicht mehr wächst nach der Methode "anschneiden und Knospen ausbrechen" erziehen?
Wie viel schneidest du weg (1/4 der Trieblänge oder weniger)? Nimmst du generell 2 Knospen weg?
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Re: Schwacher Leitast bei Jungbaum - Frage zum Schnitt

thuja thujon » Antwort #36 am:

Wenn mans perfektionieren will oder in der Baumschule sollte man das machen. Bei den üblichen Oeschbergkronen oder anderen Artgerechten Erziehungsformen kann man aber auch mal 2-3 Jahre nix schneiden. Je besser das Grundkonzept der Kronenarchitektur ist desto eher kann man sie auch mal sich selbst organisieren lassen.

Süßkirschen neigen einfach zu quirlen, das macht die Kronen später auch übersichtlich. Hat man aber schnell verkahlende Sorten wie Burlat, hat man beim verjüngen irgendwann möglicherweise keine Äste auf die man verjüngen kann. Dann fängts verstümmeln an.
Viele Apfel- oder Birnensorten wachsen besser verzweigt, also wenigstens aufs oberste Drittel gut verzweigend, danach mehr oder weniger bis zur Basis Fruchtspieße/-knospen. Andere verzweigen eher nur an der Spitze und verkahlen darunter, die muss man dann auch anders behandeln. Das gilt es halt rauszufinden und dieser Sortentypische Wuchs zeigt sich auf den schwachen Unterlagen meist nach den ersten 2-3 stürmischen Jahren. Die Wuchsberuhigten triebe beobachten und ruhig so einen mal als wie dmks schreibt Verstärkungsholz stehen lassen. Das spart unter Umständen 2 Jahre Fehler beim Sortenangepassten Baumschnitt.

Knospen ausbrechen und Anschnittintensität speziell bei der Süßkirsche vom Foto: wird nur gemacht wo die Triebe Holz aufbauen sollen, also nicht primär zum fruchten bestimmt sind. Schwache Triebe bis Handlänge kürze ich garnicht, da stimmt was nicht, die sollte es eher nicht geben wenn dort Holz wachsen soll. Als Fruchtspieß ok, bleiben auch ubehandelt bis sie auf die bis dahin mehrjährigen Bukettknospen möglichst nah innen verjüngt werden um ein vorzeitiges vergreisen und abfallen zu verhindern.
Die besseren Triebe die Holz werden sollen, sagen wir 40cm Länge, kürze ich um etwa ein Drittel bis die Hälfte ein. Das ergibt kräftigen Austrieb und da blende ich dann auch sämtliche störende Knospen weg, bis auf die 8cm unten. Bei vielen Sorten tragen die an den daraufhin enstehenden Verzweigungen im nächsten Jahr dann schon an der Basis besonders große Kirschen, also nicht erst an zweijährigen Bukettknopsen.
Triebe die etwa 60cm oder mehr haben kürze ich etwa um ein Drittel ein, an 3/5 der verbliebenen Länge bleiben die Knospen wo sie sind, die oberen 2/5 werden bis auf die benötigten ausgebrochen. Das hat zur Folge dass an diesen Trieben oft noch recht lange lebende Kurzspieße Richtung Triebbasis entstehen. Diese tragen allerdings potentiell kleinere Kirschen und sollte man ab und an verjüngen. Auf schwachen Böden kann ich mir vorstellen dass die einen Baum sehr schnell altern lassen. Also die sind toll als Wuchsbremse auf gutem Boden mit gutem Wuchs, wenns aber zu Pilzkrankheiten kommt durch zu dichtes Laub oder der Baum nicht mehr wirklich zieht, würde ich die als erstes opfern.

Ist irgendwie doof zu erklären, sowas ist verständlicher am besten direkt vor Ort. Da kann dann auch jeder seine persönlichen Vorlieben und Argumente anbringen. Meinem Bäumchen vom Foto gehört zB dringend mal wieder ein bisschen Vitalität reingeschnitten. Üppige Blüte sollte man nicht nur positiv sehen wenn man die Baumgesundheit im Blick hat.
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