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Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck? (Gelesen 14615 mal)

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Moderator: thomas

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toto

Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

toto » Antwort #120 am:

Öhm Brigitte ... da kann ich nun gar nichts mit abnfangen ... sorry.Und toto: Nicht immer so bewerten, und einrasten ... Läuft irgendwie blöd, oder? Gute NachtThomas
@ THOMAS :::: Bitte um Erklärung - worauf beziehst Du das schon wieder? Einrasten - häää??????? Verstehe ich nicht, ehrlich nicht. Nicht mal das Wort.... ---- warum eigentlich ich schon wieder ???? Lies einfach mal meine letzten posts - war NUR NETT.... manomann, wat is dat hier nur.... es nervt.
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fars
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

fars » Antwort #121 am:

Was Kunst ist, kann ich nicht allgemeingültig definieren. Will es auch nicht. Jeder hat aber ein sehr subjektives Kunstempfinden. Fotografien sind für mich wohl deshalb keine Kunst, weil sie lediglich Vorhandenes ablichten, auch wenn dies im Nachhinein durch ausgefeilte Technik verändert wird. Die von Brigitte angeführten Beispiele verwenden Fotografien für eine künstlerische Aussage. Wäre zu fragen, ob hier noch die Fotografie im Vordergrund steht.@ pocolocoDeine gewählten Beispiele berührt nicht den Kern meiner Aussage. Selbstverständlich sind Reproduktionen, egal in welcher Vervielfältigungstechnik, nicht das Original, selbst wenn der Künstler die Auflage limitiert und sogar signiert hat, auch wenn der Kunsthandel sog. „Originalgrafiken“ anders einstuft (als Ausdruck des künstlerischen Gedankens, vielleicht aber eher aus kommerziellen Gründen?). Wobei mir gerade der Gedanke kommt, dass ja kein Druck so ist wie der andere und in Nuancen abweicht. Selbst wenn man zu diesem Teilaspekt anderer Meinung sein kann und wohl ist: Wir diskutierten über Skizzen des Künstlers. Originaler und sogar origineller geht es ja wohl nicht. Gerade bei Rembrandt (und anderen Größen) sind die eigenen Werke oft sehr schwer von ihren Werkstattarbeiten zu unterscheiden (interessant: kann bei Fotografien eigentlich gar nicht gelingen), Skizzen und Studienblätter hingegen tragen eine eindeutige „Handschrift“ im wörtlichsten Sinn. Dein Hinweis auf das Gedicht verstehe ich nun gar nicht. Es könnte zweifellos einer anderen Kunstform dienen, wenn ein Aktionskünstler über Nacht den gesamten Ku-Damm rauf und runter Heinz-Erhard-Gedichte auf die Hauswände pinselt. @totoIst eine Verwechselung ;)
pocoloco
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

pocoloco » Antwort #122 am:

hier geraten nunmehr mehrere Dinge durcheinander:
... einen Fotografen, der sich als Künstler sieht. Früher „verschoss“ er zig Filme mit mehreren hundert Aufnahmen. Die wurden dann durchsucht nach „gelungenen“ Bildern.
Fars, ich bezog mich mit den Skizzen auf die von Dir zitierte Arbeitsweise und nicht auf den von Dir eingeführten Originalitätsanspruch. Natürlich muß ein Fotograf sein Handwerk genauso üben, wie jeder andere bildende Künstler und dabei kommt er um Studien und Mengen verschlissenen Materials nicht umhin. Die Intention hinter dem jeweiligen Handeln macht die Kunst, nichts anderes habe ich gesagt.
Das Wesen der Fotografie ist eben die beliebige Wiederholbarkeit und heute auch noch die fast beliebige Korrigierbarkeit. Ich kann als Betrachter somit auch hier nicht zweifelsfrei entscheiden, ob das gezeigte Bild das Wollen und Können des Fotografen wiedergibt oder lediglich ein Zufallsprodukt ist.
Der von Dir geforderte Originalitätsanspruch ist ja etwas vollkommen anderes, er hat mit dem Medium und nicht mit der Arbeitsweise zu tun. Und zu diesem Einzigartigkeitsanspruch habe ich unter anderem mit Duchamps Urinal geantwortet, daß es sicherlich 10.000 fach gegeben hat, nur nicht in diesem Kontext. Selbst, wenn das Wesen der Fotografie, wie Du sagst, beliebige Widerholbarkeit wäre (dann versuch doch bitte mal, ein gegebenes Foto 100%ig nachzubauen, Du wirst in den meisten Fällen scheitern,) reicht dieses nicht, um Deinen Zweifel an der Kunsttauglichkeit zu begründen. Die Frage ist vielmehr, hat der Autor (um den Begriff Künstler nicht überzustrapazieren) etwas relevantes zu sagen und hat er die geeigneten Mittel dazu, was für den Dokumentarcharakter übrigens im gleichen Maße gilt. Und dafür ist doch gerade die Kontrollierbarkeit der (Bild-)Sprache hilfreich und sinnvoll.
Wer Rechtschreibefehler findet, darf sie gerne behalten.
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fars
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

fars » Antwort #123 am:

Die Intention hinter dem jeweiligen Handeln macht die Kunst, nichts anderes habe ich gesagt.
Da folge ich dir. Aber gerade da habe ich meine Zweifel. Lassen wir mal einige berühmte Namen weg: Da "schießt" der Fotograf, nehmen wir mal den Portraitisten, einige zig Aufnahmen und dann erst wählt aus. Man könnte schon von Zufallsfunden sprechen. Selbst der "Röhrende Hirsch" besitzt da mehr Originalität und mehr Intention.Über das Handwerkliche brauchen wir nicht zu dikutieren. Das zweifle ich weder bei dem einen noch bei dem anderen an.
mara
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

mara » Antwort #124 am:

Meiner Meinung nach ist Fotografie erst mal nur ein Medium , so wie Film oder Sprache, nichts weiter. (Und eine Technik ist sie auch ...)Man kann sie künstlerisch einsetzen ... z.B. Bechers oder Man Ray, oder man kann sie dokumentarisch einsetzen (erkennungsdienstliche Erfassung, Passbilder, Versicherungsschäden ...), oder man benutzt sie als Kommunikationsmittel, um etwas zu zeigen, was man gesehen und erlebt hat. Letzteres kommt meiner persönlichen Auffassung am nächsten.
(Hervorhebungen von mir). Wie du richtig schreibst, die Photographie ist ein Medium, also ein Kommunikationsmittel. Somit bringt der Hinweis auf ihre Verwendung als Kommunikationsmittel keine weitere Klärung. Die Kernfrage ist wohl, was wird kommuniziert. Ich kann auch keine Kunstdefinition liefern, meine aber, Kunst unterscheidet sich von sachlicher Kommunikation auf jeden Fall auch durch das, was mitgeteilt wird oder werden soll.
Kunst hat für mich mehr mit dem (Er-)Schaffen zu tun, in der Moderne zunehmend mit dem Erschaffens- und auch Rezeptions-Prozess. D.h. es interessiert daran das Konzeptionelle, alternativ u.a. auch das Gestische ...Mancher mag das anders sehen.
Das tue ich vermutlich. Wie auch immer, sollte der Umriss einer Definition von Kunst wenigstens in der Lage sein, die großen Werke zumindest der abendländischen Kunst irgendwie einzubeziehen. Ob deine das tut?An den Photographien von Cartier-Bresson erkennt man keine Spuren des "Erschaffensprozesses", keine Beschäftigung mit dem Medium als zentralem Inhalt des Werkes, etc. Dennoch sind seine Bilder (in meinen Augen) Kunstwerke, sogar hervorragende. Was sie transportieren, kommunizieren ist eine Vision, ein Erkenntnis. Sie zeigen etwas von der menschlichen Situation, das bedeutsam zu sein scheint. Das haben seine Bilder mit vielen großen Gemälden gemeinsam. Und wie einem Maler, ist es dem Photographen gelungen, seine Vision zu objektivieren, d.h. so festzuhalten, dass sie für andere sichtbar wird.Wenn ich richtig verstanden haben, dann ist deine (Thomas) und fars Auffassung von Kunst eher formaler Art. Sozusagen: Kunst ist, wenn einer viel gemacht und getan hat, und man sieht's.@fars: du meinst, ein Photo lässt sich wiederholen. Um wieder das Beispiel von Cartier-Bresson zu bemühen - warum gibt es ihn nur einmal? Warum sind die Werke von Nachahmern nicht so gut? Wenn ich (oder sonst wer auch immer) ihn auf seine Reisen begleitet hätte und mit ihm photographiert hätte, warum wären meine Photos nicht so wie seine (auch dann nicht, wenn ich meine Kamera besser beherrschte ;)? Die Individualität eines Werkes sollte man nicht so buchstäblich als Handschrift sehen.Weiter: auch der Zeichner "sucht" die richtige Form. Der Vorgang ist anders als das, was der Photograph mit seinen Abzügen tut, das Prinzip aber sehr ähnlich. Manchmal hat der Zeichner Glück und die Linie sitzt auf Anhieb. Manchmal muss er wiederholt ansetzen, die Spuren seiner Fehler verwischen, bis er die Form findet, die das aussagt, was seine Vorstellung diktiert.
toto

Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

toto » Antwort #125 am:

Etwas OT: Man kann Photografie nicht beliebig wiederholen - das ist schon deshalb nicht möglich, weil Tageslicht, Lampenlicht (Strom ) ect. ständig wechseln sowie auch die Bedingungen der Verarbeitung.Davon einmal abgesehen, ist die Wiederholbarkeit eines „Konstruktes“ keinesfalls ein Kriterium, wonach entschieden werden kann: Kunst oder nicht Kunst.Ein paar beliebige Bildbeispiele herausgesucht, die nicht mein Urteil über Kunst/nicht Kunst widerspiegeln, die aber durchaus zu künstlerischer Photografie gerechnet werden können.abcdefSchwer vorstellbar, daß diese Photografien beliebig wiederholbar sind von jedem. Es gibt eine Studienrichtung Photografie und die wird zumeist in Kunsthochschulen gelehrt.Wikipedia äußert sich wie folgt über Kunst ( wie auch andere Duden ect. ) : Der Begriff Kunst hat im Laufe der Geschichte und in verschiedenen Kulturen seine Bedeutung stets verändert und tut es noch. Er wird von Künstlern, Kunsttheoretikern, Historikern, Philosophen, Soziologen und der Öffentlichkeit intensiv diskutiert. Oft wird der Begriff Kunst auch mit der Bedeutung "Werk der Bildenden Kunst" verwendet. Kunst ist ein Kulturprodukt, eine Hervorbringung von Menschen, das Ergebnis eines kreativen Prozesses, an dessen Ende entweder das "Kunstwerk" steht oder auch - wie seit der Moderne - der Prozess selbst als Ergebnis gewertet wird. Jede Kultur hat demnach Kunst hervorgebracht.Wenn wir also Kunst für etwas höheres halten, als sie tatsächlich ist.... und so scheint es hier für manchen - dann ist das unser Problem, was sicherlich nicht unwesentlich kommerziell belastet ist. Desweiteren hat auch hierfür Kunst oder Nicht-Kunst betrifft Photografie das stets bemühte ( es eben allgemein verständlich ohne große Umwege.... ) wikipedia eine für meine Bgriffe eindeutige Aussage gefunden:Fotografie wurde bereits früh als Kunst betrieben (Julia Margaret Cameron, Lewis Carroll und Oscar Gustave Rejlander in den 1860ern). Erstmals trat die Fotografie in Deutschland in der Werkbund-Ausstellung 1929 in Stuttgart in beachtenswertem Umfang an die Öffentlichkeit, auch schon mit internationalen Künstlern wie Edward Weston, Imogen Cunningham und Man Ray; spätestens seit den MoMa-Ausstellungen von Edward Steichen (The Family of Man, 1955) und John Szarkowski (1960er) ist Fotografie als Kunst allgemein anerkannt.Heute ist Fotografie als vollwertige Kunstform akzeptiert: Indikatoren dafür sind die wachsende Anzahl von Museen, Sammlungen und Forschungseinrichtungen für Fotografie, die Zunahme der Professuren für Fotografie sowie nicht zuletzt der gestiegene Wert von Fotografien in Kunstauktionen und Sammlerkreisen.Nebenbei und OT: Diese Diskussion wurde bereits im vorletzten Jahrhundert kurz nach der Entdeckung/Entstehung der Photografie - vermutlich noch viel heißer und existentieller - geführt als wir das heute tun.
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riesenweib
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

riesenweib » Antwort #126 am:

....Und wie einem Maler, ist es dem Photographen gelungen, seine Vision zu objektivieren, d.h. so festzuhalten, dass sie für andere sichtbar wird.....
hervorhebung durch mich.eine selten schöne und prägnante definition von kunst.:D, brigitte
will bitte jemand meine tippfehler? Verschenke sie in mengen. danke ;-)
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thomas
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

thomas » Antwort #127 am:

Komme erst jetzt dazu, wieder hier hereinzuschauen. Viele interessante neue und auch einige bereits bekannte Aspekte sind hinzugekommen ... ;) Zunächst @toto: Entschuldige bitte, das war eine Verwechslung.
@fars: Wenn ich eine Bildidee habe und dann eine Serie schieße, um daraus das beste Foto auszuwählen, sehe ich daran nichts Kritikwürdiges. - Wenn aber jemand, wie du wiederholt einbringst, sozusagen planlos drauflosfotografiert, dann unter viel Ausschuss ein paar gute Zufallstreffer findet, dann ist dies in der Tat nicht viel anders als mein Beispiel von den tippenden Affen. - Das hat aber mit der Fotografie als solcher in meinen Augen nichts zu tun. - Über den Wert der Skizzen 'großer' Künstler ließe sich viel sagen, was aber die Debatte hier m.E. nicht weiterbringt. Ich behaupte aber, dass Fotos guter Fotografen genau so eine 'Hanschrift' verraten wie Bilder und Skizzen z.B. großer Maler.
@pocoloco: Dem, was du in #122 formulierst, kann ich weitgehend zustimmen. Im Zusammenhang mit Fotografie finde ich genau dieses Zwiespältige interessant: Einerseits bildet sie etwas ab, was ist. Andererseits sind wir uns ja einig, dass dabei verändernder Einfluss vom Fotografen ausgeht. Dieser Einfluss des Fotografen, d.h. die konkrete und intendierte Art der Anwendung der Fotografie, ist das, was sie in einen dokumentarischen oder künstlerischen Zusammenhang stellt.Und klar ist auch: Der eine Fotograf kann es besser, der andere schlechter. Dies betrifft nicht nur die Technik, sondern vor allem den Blick ... s. drittnächster Absatz zu Cartier-Bresson.
@Mara: Du beziehst dich auf eine Aussage von mir und hebst hervor:
Somit bringt der Hinweis auf ihre Verwendung als Kommunikationsmittel keine weitere Klärung.
Ich schrieb:
... benutzt sie als Kommunikationsmittel, um etwas zu zeigen, was man gesehen und erlebt hat
mit der von mir markierten Hauptaussage. ;)Ich finde im Übrigen meinen Aspekt, dass Kunst etwas Erschaffenes ist, eben ein Arte-Faktum, durchaus sehr tragfähig nicht nur für abendländische Kunst ... wenn auch weder hinreichend noch erschöpfend.Henri Cartier-Bresson, den ich sehr verehre, sah seine Fotos nicht als Kunst:
„Die Fotografie ist ein Handwerk. Viele wollen daraus eine Kunst machen, aber wir sind einfach Handwerker, die ihre Arbeit gut machen müssen.“
Quelle: Wikipedia (Ja, ich weiß, auch im Wikipedia-Artikel steht, dass Fotografie als Kunstform akzeptiert sei.)Ferner finde ich, dass dein Satz
Und wie einem Maler, ist es dem Photographen gelungen, seine Vision zu objektivieren, d.h. so festzuhalten, dass sie für andere sichtbar wird.
nicht gut zu Cartier-Bresson passt. Denn er machte oft Schnappschüsse, und es ging ihm bei seinen Bildern stets um den 'richtigen Augenblick'. Ich reklamiere ihn eigentlich für meine Auffassung: Das zu zeigen was ist. So gut und so klar wie möglich.Noch ein schönes Zitat dazu, wie er Bilder machte:
„Man nähert sich auf leisen Sohlen, auch wenn es sich um ein Stilleben handelt. Auf Samtpfoten muss man gehen und ein scharfes Auge haben. (...) Kein Blitzlicht, das versteht sich wohl, aus Rücksicht vor dem Licht, selbst wenn es dunkel ist. Andernfalls wird der Photograph unerträglich aggressiv. Das Handwerk hängt stark von den Beziehungen ab, die man mit den Menschen herstellen kann. Ein Wort kann alles verderben, alle verkrampfen und machen dicht.“
Wikipedia zu Cartier-Bresson Du sagst:
Wenn ich richtig verstanden haben, dann ist deine (Thomas) und fars Auffassung von Kunst eher formaler Art. Sozusagen: Kunst ist, wenn einer viel gemacht und getan hat, und man sieht's.
Sorry, darin finde ich von meinem Standpunkt nichts wieder.
toto, deine Bildbeispiele kommen mir sehr gelegen. Denn sie zeigen eine Art von Fotografie, die ich persönlich ablehne - wobei mir sehr klar ist, dass viele Menschen genau diese Art von Fotografie als künstlerisch bezeichnen. Grund meiner Ablehnung: Es handelt sich bei den meisten dieser Bilder um Inszenierungen, d.h. es wird etwas abgebildet, was es so von sich aus nicht gibt. Entweder sind bereits die Objekte inszeniert, oder sie sind drapiert, oder mit Schärfenebene etc. wird akzentuiert (der Fisch ...). Für mich ist so etwas vielleicht gutes Fotodesign (eine Form des Kunsthandwerks) oder ein gut fotografiertes Arrangement; vielleicht auch ein gutes Plakat- oder Postermotiv, aber keine Kunst.Es ist dies in meinen Augen ein häufig anzutreffendes, merkwürdiges Missverständnis: Als seien gestellte Fotos schon Kunst, weil es sich dabei um die Umsetzung einer Idee handelt.Nun müsste man aber in solchen Fällen den Kunst-Wert, meinethalben die Originalität, in dem Arrangement suchen, und nicht in dem Medium, in dem jemand das dokumentiert (oder von mir aus auch verändert/verfälscht darstellt). Bestenfalls wäre die Originalität in der Verbindung von Idee (Arrangements- plus Umsetzungsidee) sowie in der konkreten Umsetzung zu suchen. Und das ist das, was z.B. Man Ray gemacht hat.Ich kann das vielleicht nicht so gut erklären ... :P Und hoffentlich habe ich mit diesem und meinen anderen Posts nicht jemandem auf den Schlips getreten.Liebe GrüßeThomas
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

riesenweib » Antwort #128 am:

...Und hoffentlich habe ich mit diesem und meinen anderen Posts nicht jemandem auf den Schlips getreten....
wofür sind schlipse (wenn sie schon schlips heissen und nicht krawatte 8)) denn sonst gut heutzutage?im ernst, totos bildbeispiele kommen mir 'outriert' vor, also überkandidelt. wenn kunst über können definiert wird, war Cartier-Bresson sicher ein künstler. nach totos definition auch. nach seiner nicht, aber wie viele mittelalterliche maler haben wohl ihr handwerk als kunst in unserem sinne gesehen (gabs den begriff denn damals schon?)....also: fotografie kann je nach definition kunst sein, auch dokumentation, aber nicht objektive dokumentation, weil es objektiv eigentlich gar net gibt? simma grad dort?lg, brigitte
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toto

Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

toto » Antwort #129 am:

Henri Cartier Bresson hatte ich schon - genau diesen ersten Satz - zitiert ( zu Anfang im thread... niemand reflektiert, niemand gelesen, ok ).Die Form der Wiedergabe spielt m.E. keine große Rolle, auch nicht die absolute Einzigartigkeit - siehe niederländische Meister, die zu hauf Blumenbilder z.B. ( nur ein Beispiel! ) gemalt haben - die wir heute als Kunst verehren und das nicht umsonst. Sollte das vielleicht "Kunsthandwerk" sein? Nur weil es "eben nur Blumen abbildet" ohne "scheinbar tiefere Idee" und weil sie perfektes Handwerk waren ???Nach wie vor: Kunst ist ein Kulturprodukt.... ect., ect. - also ein künstliches Produkt - ob inszeniert oder nicht ( waren die Blumenstilleben nicht auch inszeniert? Und die Madonna ? Oder wollte Leonardo nur ein Abbild seiner "ach so langweiligen Umwelt" schaffen ausgerechnet mit der Mona Lisa? Wenn Fotografie inszeniert ist - warum nicht. Auch Dok-Filme sind inszeniert - ja, ja, doch auch... und vieles andere ist inszeniert: in Szene gesetzt. Warum nicht ??? @riesenweib: genau - Dokument ja, objektiv nein.So nahe wie möglich dran ja, der Macher nimmt sich soweit wie möglich zurück ( übrigens weil es SEINE Idee ist... und nicht nur mal eben so... ) - ja. Oder er rückt sich in den Vordergrund als " seine Handschrift"... warum nicht. Objektiv ist ein Objektiv - und nicht mal das....
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

riesenweib » Antwort #130 am:

OT oder auch nicht
...Auch Dok-Filme sind inszeniert - ja, ja, doch auch...
was die aufführen ist das beispiel für 'heiss'. 'cool' ist des nimmer.lg, brigitte
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

toto » Antwort #131 am:

Allerdings - und ob sie bleiben oder nicht und später als "Kunst" noch zu sehen sind.... wer weiß das schon.Und auch das wird schwierig für später - sozusagen zum Aufheben oder beurteilen.... : .....wie seit der Moderne - der Prozess selbst als Ergebnis gewertet wird.
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

riesenweib » Antwort #132 am:

das Cartier-Bresson-zitat von toto auf seite eins:
"Fotografieren bedeutet gleichzeitig und innerhalb von Sekundenbruchteilen zu erkennen - einen Sachverhalt selbst und die strenge Anordnung der visuellen wahrnehmbaren Formen, die ihm seine Bedeutung geben. Es bringt Verstand, Auge und Herz auf eine Linie."
ganz eindeutig ein künstler nach Deinem massstab. mit Deinen blumenstillleben, toto, bringst Du das schon rauf ins (früh)barock, den handwerklichen ansatz von kunst. und obwohl wir es heute nicht so sehen, da die aabgebildeten blumen nicht gleichzeitig blühenkonnten, waren diese bilder auch ein dokument des garten'inhalts' des auftragsgebers oder auch des künstlers. wichtig in einer zeit dauernder neueinführungen.lg, brigitte
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

thomas » Antwort #133 am:

also: fotografie kann je nach definition kunst sein, auch dokumentation, aber nicht objektive dokumentation, weil es objektiv eigentlich gar net gibt? simma grad dort?
Bin fast mit dir einig ... nenn mich Erbsenzähler. - Meiner Meinung nach kann Fotografie künstlerisch eingesetzt werden, oder dokumentarisch. Jedenfalls ist die Kunst daran nicht sozusagen dem Medium Fotografie immanent, sondern seiner konzeptuellen Anwendung. Wobei Konzept mehr ist als Intention.@toto: Hätt' ich jetzt den C.B.-Satz nicht nochmal zitieren dürfen, weil du das schon getan hast? - Und was du aufzählst von Niederländern bis Dokumentarfilme hat mit dem, was ich geschrieben habe, in meinen Augen nichts zu tun, sorry. Aber auf alles das einzugehen, würde diesen Rahmen hier endgültig sprengen ... nur eines: Die Stilleben z.B. der Niederländer sind meist als 'Memento mori' zu verstehen, also eben nicht einfach nur Inszenierungen.Liebe GrüßeThomas
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

mara » Antwort #134 am:

Thomas, könntest du als Moderator vielleicht totos Links verpacken, damit die Seite nicht mehr so breit läuft?Brigitte ist mir zuvorgekommen. Ich wollte auch gerade schreiben, dass Giotto die Frage, ob er Künstler sei, wohl auch verneint hätte - wenn er sie überhaupt verstanden hätte. Ich glaube, man kann C-Bs Bemerkung cum grano salis nehmen bzw als Koketterie abtun. Denn Handwerk ist das ganz gewiss nicht - Handwerk dient schließlich einem praktischen Zweck. Wozu sind seine Photos gut, außer zum Ankucken.Ansonsten habe ich das Gefühl, Thomas, dass wir am Ende fast dasselbe meinen.
... benutzt sie als Kommunikationsmittel, um etwas zu zeigen, was man gesehen und erlebt hat.... Cartier-Bresson... Denn er machte oft Schnappschüsse, und es ging ihm bei seinen Bildern stets um den 'richtigen Augenblick'. Ich reklamiere ihn eigentlich für meine Auffassung: Das zu zeigen was ist. So gut und so klar wie möglich.
Der "richtige Augenblick" war das Bild (C-B hat oft aus einer Fülle von Schnapschüssen ausgewählt), in dem das Wesentliche einer Situation aufgehoben war. Das Bild, das das Bedeutsame der Situation sichtbar machte. Das Bedeutsame war das, was Cartier-Bresson dazu bewegt hat, seine Kamera zu zucken.Du photographierst auch nicht alles, was ist. Die von Cartier-Bresson verworfenen Bilder haben nicht weniger als das ausgewählte das abgebildet, was ist. Ich kann ihn nicht zitieren, rate aber, dass er über sie so etwas meinen würde wie: sie haben über die Abbildung einer zufälligen Situation hinaus keinen Sinn. Oder vielleicht: sie erfassen das Wesen der Situation nicht.Dass "Erschaffenes" nicht als Kunstdefinition taugt, ist wohl klar. Da sind wir uns sicher auch einig.Die Photos in totos Links würde ich ebenfalls ablehnen bzw in die Ecke Gebrauchsgraphik schieben. Bestensfalls als schlechte Kunst bewerten, weil im großen und ganzen ziemlich abgedroschen. Allerdings fand ich, dass diejenigen von einer gewissen Petra irgendwas schon einen ästhetischen Reiz haben, was sie auf alle Fälle in meinen Augen wenigstens kunstverwandt macht.Nachtrag, nachdem ich die zwischendurch geposteten Beiträge gelesen habe: Danke toto für das Cartier-Bresson Zitat. Er hat es so viel besser gesagt - aber genau auf so etwas wollte ich hinaus... Det iss Kunst!
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